Der große Auftritt von 5-Stelle-Leader Beppe Grillo bei Bruno Vespa steht erst am Montag Abend bevor. SEL-Abgeordnetem Florian Kronbichler reichte jedoch offenbar bereits dessen Auftritt am Samstag in Turin, um das Fass zum Überlaufen zu bringen und seinen bisherigen Kurs in Sachen Fünf-Sterne-Bewegung zu ändern. „Widerstand – Resistenza“: Unter diesem Aufruf auf seiner Facebook-Seite verwehrt sich Kronbichler in aller Deutlichkeit gegen die „Verrohung der politischen Diskussion und den Absturz in die Barbarei“, zu der Grillo im EU-Wahlkampf wesentlich beitrage.

Erneutes Futter für den Wahlkampf der Pöbeleien lieferte der 5-Stelle-Anführer am Wochenende: Ob Angela Merkels Hinterteil, das er als Symbol für die Angst der Italiener bezeichnete, vom Schwergewicht Deutschlands erdrückt zu werden, bis hin zu seinen Attacken gegen den Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten Martin Schulz – der „im Parlament immer noch mit einem Hakenkreuz auf der Stirne sitzen würde, wenn Stalin nicht den Krieg gegen die Nazis gewonnen hätte.“  

Äußerungen, die der SEL-Kammerabgeordnete nicht länger kommentarlos hinnehmen will. „Was Grillo in seinem (Anti)-Europawahlkampf von sich gibt, darf nicht länger abgetan werden als Wahlkampf-Rhetorik eines Komikers, es ist Faschismus“, kommentiert er in seinem Post. Entsprechend schwerwiegend wäre es, wenn eine solche Strategie der „(noch verbalen) Gegner-Vernichtung“ bei den Wahlen am Sonntag Erfolg hätte: „Dann ist in diesem Staat die Herrschaft des Hasses und der Respektlosigkeit angebrochen. Dann gelten Menschen mit Manieren nur noch als Hosenscheißer, und Rechtstaatlichkeit wird als Bürokratismus verhöhnt werden“, warnt Florian Kronbichler vor ähnlichen Mechanismen wie sie auch bei den Wutbürgern in Südtirol zu beobachten seien.  Sein Anti-Wahlaufruf: „Grillo ist der Ausdruck aller demokratischen Verwerfungen in diesem Staat, nie und nimmer aber die Rettung davor.“

Köllensperger: "Wir sind eine antifaschistische Bewegung" 

Zumindest zu teilweiser Verteidigung schritt angesichts einer solchen Frontal-Attacke Südtirols Grillino Paul Köllensperger: Er bezeichnete den Faschimus-Vorwurf Kronbichlers auf RAI Südtirol als lächerlich und ohne jeglichen Bezug zur Realität: „Jeder, der den Movimento 5 Stelle und Grillo ein wenig kennt, weiß, dass wir eine antifaschistische Bewegung sind“, erklärte er. Gefallen an den Anspielungen auf Merkels Gesäß oder Grillos Nazi-Kritik findet allerdings auch der Landtagsabgeordnete nicht. Doch wie er meint: Im Fall von Schulz habe Grillo nur mit einer „heftigen Antwort auf eine ebenso heftige Einmischung von Schulz auf den Wahlkampf in Italien reagiert“. Und: Auch Renzi und Berlusconi würden Grillo vom Niveau der Anschuldigungen nichts schuldig bleiben. Höchste Zeit also in der Woche der Wahlen wieder zu den Inhalten zurückzukehren, findet der Südtiroler Fünf-Sterne-Vertreter – und wohl nicht nur er.