Gesellschaft | Klimawandel

„Egal ob links oder rechts“

Die Fridays und Oldies For Future sind wütend: Sie befürchten, dass der mit Spannung erwartete zweite Teil des Südtiroler Klimaplans keinen Fortschritt bringt.
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Foto: Seehauser Foto
Es ist ein Frühlingstag (4. Mai) mit zögerlich warmen Temperaturen, auf dem Waltherplatz in Bozen tummeln sich Tourist*innen und die Gäste der Cafés genießen im Freien die Sonne. Vor der Marmorstatue des deutschsprachigen Lyrikers Walther von der Vogelweide stehen mehrere Personen mit einem großen Plakat. „We demand a proper climate action plan“, ist darauf in großen Lettern zu lesen. „Wir fordern einen echten Klimaaktionsplan“, lautet die Ansage ins Deutsche übersetzt.
Es ist eine spontane Aktion der Südtiroler Fridays For Future (FFF) Bewegung, die von den Oldies for Future unterstützt wird. Sie wollen der Landesregierung signalisieren, dass der für Juni angekündigte zweite Teil des Klimaplans von ihnen genau überprüft werden wird. Im September letzten Jahres hat die Landesregierung den ersten Teil des Klimaplans vorgestellt, dessen Ziele FFF sehr begrüßt.
„Wir fordern, dass in dem Plan konkrete und mutige Maßnahmen vor allem in den Bereichen öffentlicher Verkehr, Energie und Landwirtschaft beschlossen werden. Es muss die Ernsthaftigkeit der Klimakrise erkannt werden, um den notwendigen Systemwandel umzusetzen“, erklärt Moritz Holzinger von FFF.
 

Zweiter Teil des Klimaplans

 
Im ersten Teil des Südtiroler Klimaplanes hat die Landesregierung beschlossen, bis 2040 klimaneutral zu werden. Die CO2-Emissionen sollen gegenüber dem Stand von 2019 bis 2030 um 55 Prozent und bis 2037 um 70 Prozent reduziert werden. Der Weg dorthin ist allerdings alles andere als klar, da die im ersten Teil enthaltenen Maßnahmen nur als Beispiele dienen und leider noch keinen verbindlichen Charakter haben.
„Welche Budgets braucht es? Wie viel CO2 wird damit eingespart? Bis wann müssen die Maßnahmen per Gesetz umgesetzt werden? Der Entwurf des zweiten Teils ist noch sehr vage diesbezüglich und das, obwohl er schon in einem Monat beschlossen werden soll. Außerdem muss klar sein, dass der Klimaplan prioritär behandelt werden muss und über alle anderen Pläne, wie etwa den für Mobilität, steht“, sagt Holzinger. Vor zwei Wochen hat die Landesregierung den Entwurf des zweiten Teils mit wichtigen Stakeholdern wie dem HGV, dem Bauernbund, dem HDS, Gewerkschaften und dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz besprochen. Fridays For Future South Tyrol war nicht eingeladen worden.
 
 
„Die Landesregierung hat in der Vergangenheit mit uns einen guten Dialog geführt. Dass wir aber bei diesem Treffen als wichtigste Klimaschutzorganisation des Landes nicht eingeladen wurden, irritiert“, sagt der Klimaschutzaktivist. Nun gehe es der Bewegung darum, genügend Druck aufzubauen, damit die Landespolitik einen mutigen Maßnahmenkatalog für Klimaschutz auf die Beine stellt.  
 

Landtagswahl im Herbst

 
Im Hinblick auf die anstehenden Landtagswahlen am 22. Oktober hofft Holzinger auf einen politischen Richtungswechsel: „Meine persönliche Meinung ist, dass die aktuelle Landesregierung uns in den letzten Jahren gezeigt hat, dass sie es nicht hinkriegen. Deshalb hoffe ich auf eine andere Regierung. Egal ob links oder rechts – es ist wichtig, dass jetzt etwas passiert. Das Klima betrifft alle.“
Wem Klimaschutz ein Anliegen ist, sei vor der Wahlentscheidung im Herbst geraten, sich gut zu informieren. „Die aktuelle Südtiroler Regierung betreibt leider relativ viel Greenwashing, etwa was die Wasserstoff-Busse betrifft. Diese sind extrem ineffizient, es wäre viel sinnvoller auf Oberleitungsbusse oder auf Trams zu setzen. Wasserstoff ist eines der vielen Greenwashing-Projekte. Deshalb müssen wir auf eine Regierung setzen, die wirklich für einen Systemwandel steht, um der Klimakrise irgendwie entgegenzuwirken“, sagt Holzinger.
 
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kurt duschek Do., 04.05.2023 - 15:57

....bis die Wirtschaftsverbände, wie HGV. Bauernbund usw., diesem Vorhaben zustimmen, da wird es noch seine Zeit brauchen!

Do., 04.05.2023 - 15:57 Permalink
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Martin Daniel Do., 04.05.2023 - 18:25

"Egal ob links oder rechts – es ist wichtig, dass jetzt etwas passiert" - dem kann man nur uneingeschränkt zustimmen. Das Dilemma ist, dass bisher außer den Grünen keine Partei bereit ist, effektive Maßnahmen zur Abmilderung des Klimawandels zu beschließen. Und die sind für viele Menschen aus unterschiedlichsten Gründen, die mit Klimapolitik nichts zu tun haben, nicht keine Option. Wie kommen wir da raus?

Do., 04.05.2023 - 18:25 Permalink
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Herta Abram Do., 04.05.2023 - 19:03

Mögliches Zukunftsszenario 2030, wenn diese Regierung so weitermacht, bzw. weiterhin nichts macht:
Die Politik ist auch 2030, auf Landesebene vielfach von wirtschaftlichen Interessensverbänden beeinflusst, während die direkte Kooperation mit den Gemeinden, Zivilgesellschaft sowie BürgerInnen sekundär ist.
Die Umwelt und ihre Bedeutung für eine funktionierende Gesellschaft werden bereits seit Jahren vernachlässigt. Die (internationalen) Umwelt-und Klimaschutzabkommen bestehen zwar weiterhin, werden aber nur halbherzig verfolgt. Der Individualverkehr im Vergleich zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel hat stark zugenommen. Konsum- und Produktionsmuster haben sich in den letzten 7 Jahren nur wenig verändert. Soziale und ökologische Kosten der vorherrschenden Lebensweise werden nach wie vor ausgelagert (auf zukünftige Generationen, Menschen in anderen Ländern und die nicht-menschliche Natur). Dadurch steigt der Ressourcenverbrauch weiter an. Agrarflächen werden ausgeweitet, während grüner unbebauter Lebensraum weiter reduziert wird. Durch die steigenden Temperaturen verlagert und erweitert sich der touristische Ausbau mit Hotels, Tourismusresorts, Luxusalmhütten, Seilbahnen und Zufahrten usw. in höhere Lagen. Die Folgen des sich abzeichnenden Klimawandels sind bereits deutlich zu spüren. Extremwetterereignisse (z.B.: Starkniederschläge, Stürme) und deren Folgen (z.B.: Überschwemmungen, Murenabgänge, Waldschäden, Ernteverluste) häufen sich und fallen stärker als gewohnt aus. Aufgrund der trockenen Sommer hat der Wasserbedarf für Intensivkulturen (Obst- Weinbau) zugenommen. Durch die geringere Wasserverfügbarkeit, die auf die schrumpfenden Gletscher und weniger Schnee zurückzuführen ist, zeichnen sich innerhalb des Landes und der Regionen Nutzungskonflikte ab (zwischen intensiver Landwirtschaft, Tourismuswirtschaft und Energieproduktion)....
Angelehnt an „Denkanstoß Covid-19/ Zukunftsszenarien für ein nachhaltiges Südtirol 2030“
https://webassets.eurac.edu/31538/1618827820-covid-19szenarienweb.pdf

Do., 04.05.2023 - 19:03 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Do., 04.05.2023 - 20:46

Heute hat Deutschland seine Ressourcen für dieses Jahr verbraucht, bei uns wird es nicht viel besser sein.
Diese Aktionen sollten europaweit gelten und der Handel mit Staaten, die sich nicht an Vereinbarungen halten, sollte unterbunden werden. Soweit das Wunschdenken. In Wirklichkeit ist China bei der Förderung der erneuerbaren Energie schon weiter als Europa und auch bei den E-Autos. Die müssen allerdings auch nicht jeden Bürger befragen, ob er vom Lärm des Windrades Kopfweh bekommt. In Europa regiert wie in den USA das Geld, und deswegen ändert sich auch nicht viel.

Do., 04.05.2023 - 20:46 Permalink
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Josef Fulterer Do., 04.05.2023 - 21:50

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Die Politiker sind der irrigen Ansicht, "dass mit Geld alle Probleme gelöst werden können." Für das KLIMA ist Geld GIFTIG!
Ohne Rückstrahlung aus dem Klima-Schirm würde die Welt-Durchschnitts-Temparatur nur minus 18° erreichen.
Da seit rund 50 Jahre zuviel fossile Brennstoffen (Kohle - Öl - Gas) verfeuert, im ausufernden Verkehr verfahren, für das Umwelt-störende-Plastik-Material verbraten, in Kälte- und Klima-Anlagen verprasst wird, wird das Zusammenspiel der Klima + Wetter-bestimmenden-Elemente durch die zu hohe Rückstrahlung aus dem Klima-Schirm erheblich gestört.

Do., 04.05.2023 - 21:50 Permalink