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Als Vorbild für die anderen

Jedes Projekt braucht seine Pioniere, so auch das Nachhaltigkeitslabel Südtirol. Zwei Pilot-Destinationen zum bisherigen Verlauf und den Zielen für die Zukunft.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Alex Moling

Das Nachhaltigkeitslabel Südtirol: Von IDM initiiert, prämiert es Tourismusbetriebe in Südtirol, welche besonders nachhaltig sind. Direkter Nutzer des Angebots sind Südtirols Tourismusverbände, diese sollen ihr Wissen nach dem Erreichen des Labels an ihre Betriebe weitervermitteln. Wie jedes Projekt brauchte auch das Nachhaltigkeitslabel Südtirol seine Pioniere: 2021 suchte IDM so fünf Pilot-Destinationen aus, welche den Vorgang des Südtiroler Nachhaltigkeitslabels erstmals durchschritten. Über Herausforderungen, den aktuellen Stand und die Pläne für die Zukunft sprechen die Direktoren zweier Pilot-Destinationen: Werner Zanotti von Tourismus Brixen und Verena Festi von Tourismus Eggental.

Eggental – Verena Festi

Verena Festi
Verena Festi bei der Auszeichnung Eggentals mit dem Nachhaltigkeitslabel Südtirol, neben ihr Brigitte Zelger, Verwaltungsratsmitglied von Eggental Tourismus und Landesrat Schuler. Hinten von links nach rechts: HGV-Präsident Pinzger, IDM-Präsident Pichler und IDM-Direktor Hinteregger. (Foto: LPA/Fabio Brucculeri)

Salto.bz: Wieso ist Ihrer Meinung nach das Südtirol Nachhaltigkeitslabel wichtig?

Verena Festi: Meiner Meinung nach sind solche Labels wichtig, um messbare, glaubwürdige Veränderungen zu erreichen. So kann man sehen, was schon gut funktioniert und was noch Verbesserungspotenzial hat. Für unseren Nachhaltigkeitsprozess ist diese Label ein Etappenziel, wir haben uns auf den Weg gemacht, aber es ist noch viel zu erreichen.

Was hat Tourismus Eggental dazu bewegt, sich als Pilot-Destination zu melden?

Wir waren und sind der Überzeugung, dass nachhaltiger Tourismus der einzige Weg für eine enkeltaugliche Zukunft ist. Wir müssen als Touristiker die Verantwortung für unser Tun übernehmen. 2021 hatten wir bereits unseren Strategieprozess „Eggental 2030“ am Laufen, dessen Ziel unter anderem auch das Erreichen des GSTC-Labels war. Somit hatten wir bereits eine gute Basis für das Erreichen des Südtiroler Nachhaltigkeitslabel geschaffen.

In welcher Situation sind Sie beim „Nachhaltigkeitslabel Südtirol“ jetzt angelangt?

Wir haben das ganze letzte Jahr daran gearbeitet, die Zertifizierung abzuschließen. Im Oktober war es dann soweit, wir haben das GSTC-Zertifizierung bekommen und jetzt vor Kurzem auch das Nachhaltigkeitslabel Südtirol. Jetzt versuchen wir, das Ganze umzusetzen und zu implementieren. Das äußert sich in Form von verschiedenen Projekten, es gibt eine ganze Liste von Sachen, die wir abhaken müssen und wollen.

Was sind solche Maßnahmen?

Ein großer Teil der Arbeit, die wir leisten, ist Sensibilisierungsarbeit, also das Informieren der Tourismusbetriebe, der Gäste und auch der Einheimischen, da arbeiten wir mit allen möglichen Methoden, von der Informationstafel bis zur Blog-Geschichte. Ein Thema, auf das wir zum Beispiel hinweisen, ist unser Wasser: Wir möchten den Gästen klarmachen, dass unser Trinkwasser eine hohe Qualität aufweist und man sich keine Flasche aus dem Supermarkt kaufen muss. So bleibt die Plastikflasche erspart. Weiteres Beispiel für eine konkrete Maßnahme wäre die Umsetzung von regionalen Kreisläufen.

Was sind regionale Kreisläufe?

Wie können wir die Produkte unserer Bauern direkt zu den Hotels und Restaurants im Tal bringen? Bislang haben wir 11 Bauern und 30 Hotels, die sich beteiligen: Die Bauern pflanzen genau das an, was die Betriebe im Laufe der Saison benötigen.

Was für Maßnahmen haben Sie bei der Thematik Mobilität ergriffen?

Hier versuchen wir seit zwei Jahren zusammen mit der Provinz, die Buslinien zu potenzieren. Das Reduzieren des Verkehrs liegt nicht in unserer Hand, so motivieren wir uns Gäste über andere Wege, das Auto stehen zu lassen oder gar ohne Auto anzureisen. Wir haben etwa ein Gewinnspiel für Gäste ausgearbeitet, die mit dem Zug anreisen. Gewonnen werden können verschiedene Preise wie Eggentaler Produkte oder sogar eine Übernachtung in einem Hotel. Weiters bieten wir jetzt auch E-Bikes an, da machen fünf Verleihe mit, deren Räder kann man online buchen. So erhoffen wir uns, dass mehr Leute E-Bikes als alternatives Verkehrsmittel im Eggental benutzen.

Wir waren und sind der Überzeugung, dass nachhaltiger Tourismus der einzige Weg für eine enkeltaugliche Zukunft ist. Wir müssen als Touristiker die Verantwortung für unser Tun übernehmen.

Verena Festi, Eggental

Was passiert mit dem Hotspot Karersee?

Für den Karersee haben wir eine eigene Arbeitsgruppe zusammen mit IDM gegründet. Hier versuchen wir einerseits, die bestehende Parksituation zu verbessern, andererseits den Verkehr zu reduzieren. Da steht noch viel Arbeit vor uns. Geplant ist ein neues Parkleitsystem mit online buchbaren Parkplätzen, auf der anderen Seite versuchen wir, die Touristen verstärkt mit alternativen Verkehrsmitteln zum Karersee zu lotsen. Eine weitere Neuigkeit werden erste autofreie Tage im Eggental sein.

Inwiefern?

Gesperrt wird vorerst die Landesstraße (LS 65), welche von St. Zyprian zum Nigerpass führt und weiter bis zur Franzinalm. Plan ist es aber, mehrere autofreie Tage in der ganzen Zone zu etablieren. Man muss immer klein anfangen, um dann nachhaltig größer zu werden.

Was kommt als nächstes?

Wir haben noch viel vor uns. Als nächstes werden Daten erhoben, also Wasserverbrauch, Energiebedarf und CO₂-Ausstoß. Nach der Erhebung kommt die Reduktion, das wird die große Herausforderung der nächsten Jahre, aber wir sind da stark dahinter. Wir wollen in die richtige Richtung gehen und auch unseren Enkelkindern eine gute Zukunft ermöglichen. Ganz Südtirol muss das machen und die ganze Welt, damit die nächsten Generationen die Erde so erleben dürfen, wie wir es konnten und noch können.

Werner Zanotti – Tourismus Brixen

Werner Zanotti
Werner Zanotti, Direktor vom Tourismus-Verband Brixen (Foto: Werner Zanotti)

Salto.bz: Inwiefern hat IDM Sie beim Erlangen des Nachhaltigkeitslabels unterstützt?

Werner Zanotti: Beim Projekt gibt es sehr viele Umfragen, Statistiken, Auswertungen und weitere bürokratische Angelegenheiten. Wir haben da sehr von IDM profitiert, das sind Leute mit „Know How“, sie haben diese Prozesse effizient und korrekt gelöst. Es gab etwa eine Datenerhebung zur Frage, wie viele ArbeitnehmerInnen es im Tourismus-Bereich in Brixen und Umgebung gibt. Diese Umfrage hat IDM für uns gemacht. Mithilfe von IDM konnten wir im März schließlich das Audit bestehen und das Nachhaltigkeitslabel Südtirol erhalten.

Was waren die Schritte zum Nachhaltigkeitslabel Südtirol?

Als erstes haben wir eine große Datenerfassung durchgeführt, um zu erkennen, wo wir stehen, was wir gut machen und was weniger. Aus den erfassten Daten haben wir einen Maßnahmenkatalog erstellt, diesen haben wir auf zehn konkrete Punkte heruntergebrochen, die wir nun befolgen. So unterstützen wir in Zukunft etwa nur noch Veranstaltungen, die eine Green-Event-Zertifizierung haben. Das Erreichen des Nachhaltigkeitslabels als Tourismusorganisation ist nur der Anfang, eigentlich sind wir ja nur die Summe unserer Mitglieder.

Was ist als Destination also Ihr Ziel?

Unsere Aufgabe ist es, die Betriebe in unserer Zone anzuspornen, nachhaltiger zu werden. Wir müssen imstande sein, all unsere Mitglieder mitzunehmen, von der kleinsten Herberge bis zum größten Hotel, von der kleinsten Bar bis zum größten Restaurant. Mit dem Erreichen des Nachhaltigkeitslabels haben wir den ersten Schritt gesetzt, jetzt gilt es, unsere Betriebe mitzunehmen.

Was ist der Nutzen des Nachhaltigkeitslabels Südtirol für einen wirtschaftlichen Betrieb?

Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick nicht profitabel wirkt: Man kommt heutzutage nicht mehr drum herum, in die Nachhaltigkeit zu investieren. Jeder Mensch, jeder Betrieb, jede Organisation muss künftig seine Hausaufgaben erledigen. Wir als Tourismusverband Brixen sind Wegbereiter für unsere Betriebe und sind deshalb auch verantwortlich dafür, ihnen beim positiven Wirtschaften zu helfen. Dessen sind wir uns bewusst und wir werden auch Hilfe leisten, damit unsere Mitglieder den Prozess in Richtung Nachhaltigkeit meistern können.

Das Erreichen des Nachhaltigkeitslabels als Tourismus-Verband ist nur der Anfang, eigentlich sind wir ja nur die Summe unserer Mitglieder.

Werner Zanotti

Wieso kommen Betriebe nicht mehr drumherum, in die Nachhaltigkeit zu investieren?

Momentan ist zwar noch wenig Druck auf dem Markt vorhanden, aber dieser Druck wird schnell steigen. Konkretes Beispiel: Banken geben Kredite aufgrund der wirtschaftlichen Situation eines Betriebes. Es wird nicht lange dauern, bis die Banken Nachhaltigkeitszertifikate verlangen werden. Weiteres Beispiel: Online-Reiseunternehmer werden früher wie später offizielle Nachhaltigkeitszertifikate verlangen, um den Betrieb auf der Seite als „grün“ darzustellen. Diese Betriebe finden sich dann höher gelistet, besser bewertet, schneller auffindbar usw. Momentan ist Nachhaltigkeit also vielleicht noch eine Option, aber bald wird es zum Muss für jedes Unternehmen.

Was waren die Herausforderungen beim Erreichen des Südtiroler Nachhaltigkeitslabels?

Die größte Herausforderung war, eine Art Vorleistung zu geben, also eine Zeit -und Geldinvestition zu tätigen, dessen Nutzen man nicht gleich erkennen konnte. Bei uns war das zum Beispiel in Form einer neuen Vollzeit-Mitarbeiterstelle, die sich ausschließlich mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst. Es hat einen Moment gebraucht, zu verstehen, wie wichtig diese Aufgabe ist, dass sie, plakativ ausgedrückt, gleich wichtig wie etwa die Organisation des Weihnachtsmarktes ist.

Wie wichtig ist ein personeller Ressourcenaufwand im Bereich Nachhaltigkeit?

Meines Erachtens sind Fachleute für den Bereich Nachhaltigkeit essenziell. Eine nachhaltige Strategie wird in Zukunft gleich wichtig sein wie irgendeine Marketing-Kampagne. Ich erwarte mir künftig noch mehr Fokus auf die Nachhaltigkeit. Wir dürfen keine Angst davor haben, personelle Ressourcen einzusetzen und Vorleistungen zu treffen. Das ist ein wichtiger Appell, den ich an alle richte. Die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit wird kommen, schneller als wir alle meinen.

Was kommt als nächstes?

Wir haben verschiedene Hilfeleistungen, die wir unseren Mitgliedern anbieten. Zum Beispiel bei einer Selbsterhebung der CO₂-Bilanz, der Müllproduktion und des Wasserverbrauchs. Wir haben 400 Mitglieder und es ist unser Ziel, in den nächsten 24 Monaten den Ist-Zustand aller zu messen, auch wenn es eine Sache der Freiwilligkeit ist. Nach dieser Bestandsaufnahme kommt die nächste Phase, es müssen Ziele gesetzt werden. Heute 1000 Kilo Müll, morgen nur noch 700, heute x-Tonnen CO₂-Verbrauch, morgen 20-30% weniger. Wir hoffen, in 24 Monaten die Datenerhebung abgeschlossen zu haben, aber man muss realistisch bleiben: Nicht alle Betriebe haben die nötigen Ressourcen, um sofort Zeit und Geld zu investieren. Wir werden versuchen, unsere Mitglieder mit allen verfügbaren Mitteln dabei zu unterstützen.

Ein Beitrag von Nathanael Peterlini
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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer So., 04.06.2023 - 06:44

HOTELLERIE + NACH-HALTIGKEIT ...??? ...,
wenn alle 5 Jahre oder öfter ein - zwei Baukräne + Abfall-Container vor der Hütte stehen,
in Tourismus-Gemeinden die ganzen verfügbaren Investitions-Mittel für den Fremdenverkehr gebunden werden,
die im Tourismus - Mitarbeitenden ihrer Arbeit nicht 12 Monate leben können,
die Landschaft bis in den letzten Winkel touristisch verwertet wird
und die Dörfer außerhalb der Saison v e r l a s s s e n wirken.

So., 04.06.2023 - 06:44 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser So., 04.06.2023 - 12:24

"Jetzt versuchen wir, das Ganze umzusetzen und zu implementieren. Das äußert sich in Form von verschiedenen Projekten, es gibt eine ganze Liste von Sachen, die wir abhaken müssen und wollen." Also wird erst das Label vergeben, und danach wird umgesetzt. Das wäre dann so, als würde ich erstmal mit dem Pkw fahren, und dann irgendwann den Führerschein machen.

So., 04.06.2023 - 12:24 Permalink
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Kurt Resch Do., 15.06.2023 - 15:52

Antwort auf von Manfred Gasser

war das früher bei den ersten Autos nicht auch so, dass es zuerst die Autos gab und dann den Führerschein... ein Anfang ist gemacht, jetzt muss sich alles entwickeln, so wie bei den Autos. Bald kommt der Sicherheitsgut, ABS, Gesetze, Regelungen usw. auch wenn wir keine Zeit haben, es wird seine Zeit brauchen. Bei uns im Betrieb hat das Jahrzehnte gedauert. Aber der Weg ist der Richtige, von anderen Branchen hört man leider nichts.

Do., 15.06.2023 - 15:52 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Do., 15.06.2023 - 19:12

Antwort auf von Kurt Resch

Lieber Kurt, es gibt sie schon, die Regeln(oder den Führerschein) , das weisst du sicher auch. Meine Sorge gilt genau dem, was du mit deinem Betrieb schon freiwillig und ohne IDM-Label gemacht hast, der Umsetzung. Denn wer es nicht mit Überzeugung macht, ist erstmal mit dem Label zufrieden.

Do., 15.06.2023 - 19:12 Permalink
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Profil für Benutzer IDM Südtirol - Alto Adige
IDM Südtirol -… Fr., 16.06.2023 - 12:42

Antwort auf von Manfred Gasser

Geschätzer Herr Gasser,
vielen Dank für Ihr Feedback. Gerne möchten wir Sie an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Entwicklung der Destination im Programm verschiedene Aufgaben beinhaltet. Neben dem Dokumentieren und Erfassen von Daten, muss eine Destination bereits vor dem Audit verschiedene Maßnahmen entwickeln und auch umsetzen. Dies geschieht gemeinsam und in Absprache mit verschiedenen Partnern vor Ort. Nachhaltigkeit kann jedoch nicht von heute auf morgen erreicht werden. Demnach sind die Bemühungen der Destinationen auch ein langfristig angelegtes Projekt, mit kurz-, mittel- und langfristigen Projekten.
Das Audit und die damit verbundene Zertifizierung, erfolgt über eine externe Zertifizierungseinrichtung, die von GSTC dazu befugt wurde.
Demnach erfolgen alle Kontrollen sowie der Abschlussreport über diese Einrichtung. Derzeit gibt es zwei Zertifizierungseinrichtungen, namentlich Green Destinations und Vireo, die den Südtirol Standard zertifizieren.

Wenn Sie mehr über das Projekt erfahren möchten, so stehen wir auch für ein persönliches Gespräch jederzeit gerne zur Verfügung.

Fr., 16.06.2023 - 12:42 Permalink
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Stefan S Fr., 16.06.2023 - 19:13

Antwort auf von IDM Südtirol -…

""ein Betrieb bekommt, wenn er alle benötigten Dokumente abgibt das höchste Label, egal ob er 3 kg CO2 pro Übernachtung ausstoßt oder 15 kg CO2 ausstoßt."
=
"Demnach sind die Bemühungen der Destinationen auch ein langfristig angelegtes Projekt, mit kurz-, mittel- und langfristigen Projekten."
Beispiel für rhetorisches Greenwashing
Ein Label darf erst vergeben werden wenn zertifizierte Maßnahmen "NACHWEISLICH" umgesetzt wurden. Eine Absichtserklärung ist nutzlos.

Fr., 16.06.2023 - 19:13 Permalink
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Michael Bockhorni So., 18.06.2023 - 10:05

Antwort auf von IDM Südtirol -…

ein audit wird zumeist für ein (standardisiertes) Managementverfahren zu einem bestimmten Thema z.B. Umwelt, Qualität, Hygiene etc. vergeben, unabhängig davon wie gut oder schlecht der Betrieb dabei ist. Das zeigt ein Qualitätssiegel wie z.B. das österreichische Umweltzeichen für Tourismus https://tourismus.umweltzeichen.at das ja auch schon einige Südtiroler Betriebe tragen. Beides hat seine Berechtigung, soll aber nicht verwechselt werden

So., 18.06.2023 - 10:05 Permalink
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Profil für Benutzer Stefan S
Stefan S So., 18.06.2023 - 11:08

Antwort auf von Michael Bockhorni

"ein audit wird zumeist für ein (standardisiertes) Management Verfahren"
Einspruch :-)
Bei Audits aus der Industrie handelt es sich meist um ISO Zertikate welche einen gewissen Standard im Produktionprozess garantieren und somit vorallem der Produkthaftung und Qualität dienen. Bei dem hier genannten Zertikat wird lediglich die Absichtserklärung der Teilnehmer zertifiziert, ist das gleiche Procedere wie alle paar Jahre auf der Klimakonferenz stattfindet, man vereinbart NICHT verpflichtend CO2 Reduzierungen welche regelmäßig verfehlt werden. Und für diese Verfehlung gibt's dann auch noch ein Zertikat.

So., 18.06.2023 - 11:08 Permalink
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Thomas Benedikter Do., 15.06.2023 - 09:23

Die Selbsterhebung der CO2-Bilanz, der Müllproduktion und des Wasserbrauchs - wie von Zanotti zuletzt angesprochen - wären schon ein wichtiger Schritt. Besser allerdings amtlich bzw. von neutraler Instanz geprüft. Vor allem mit den CO2-Bilanzen wird zuviel geschummelt, werden Begriffe und Parameter sehr dehnbar. Z.B. die Messung der Mobilität der Touristen. Einige E-Bikes und Bahnfahrten mehr mag schon recht sein, doch liegt das Kernproblem in der Gesamtmenge touristischer An- und Rückreisen per motorisiertem Individualverkehr. Die Crux liegt auch beim IDM: mit seinem Millionenbudget vermarktet diese Agentur tagtäglich die "Destination" Südtirol gnadenlos und treibt die Anreisen jährlich nach oben; auf der anderen Seite wirbt dieselbe Agentur mit "Nachhaltigkeitslabels" (eine stark abgespeckte Version des GSTC-Codes), die auch noch selbst auditiert werden. Hinsichtlich Klimaschutz ist das ein seltsames doppeltes Spiel.

Do., 15.06.2023 - 09:23 Permalink
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Kurt Resch Do., 15.06.2023 - 16:28

Antwort auf von Thomas Benedikter

Wer bisher die CO2 Bilanz freiwillig gemacht hat, der wird die CO2 Bilanz gewissenhaft berechnet haben. Die Betriebe, die sich jetzt einen Vorteil durch das Südtirol Label erhoffen, die werden es sicher nicht so genau nehmen. Da wird es bald ein Kontrollorgan brauchen, Thomas da stimme ich dir absolut zu.
Was die Anfahrt der Touristen betrifft, so liegt die CO2 Erfassung beim Touristen, denn er kann entscheiden, mit welchem Verkehrsmittel er anreisen kann. Auch wir Südtirol sind Touristen, wenn wir verreisen und ich bezweifle, dass der Südtiroler anders reist, als alle anderen Touristen.
Die IDM muss ich hier einmal in Schutz nehmen, denn dort wird sehr viel in Richtung Nachhaltigkeit unternommen. Das wird leider zu wenig kommuniziert und wenn etwas kommuniziert wird, dann wird einfach zu viel kritisiert. Ich bin in einer IDM-Arbeitsgruppe, wo wir Beispiele für Abfallvermeidung, Wassereinsparungen, Lebensmittelverarbeitung, Energieoptimierung usw. suchen. Wenn man keinen Einblick hinter die Kulissen der IDM hat, kann man das natürlich nicht wissen. Die IDM Mitarbeiter sind wirklich sehr motiviert und haben viele Daten auf die sie zurück greifen können.
Werner Zanotti hat das schon recht gut beschrieben, ganz wichtig war es Nachaltigkeitsbeauftragte in den Tourismusorganisationen einzustellen, denn sie kümmern sich um das Thema Nachhaltigkeit und sind untereinander gut vernetzt. Es tut sich sehr viel und den Leuten ist auch Bewusst, dass es um unsere Umwelt geht und nicht um mehr Touristen. Wir Touristiker ticken nicht alle so wie Pinzger und die 4S und 5S Liga!
Das Nachhaltigkeitslabel muss sich jedoch in den nächsten Jahren stark weiterentwickeln, denn heute ist es nur eine Erfassung von Daten und das hat einen großen Nachteil: ein Betrieb bekommt, wenn er alle benötigten Dokumente abgibt das höchste Label, egal ob er 3 kg CO2 pro Übernachtung ausstoßt oder 15 kg CO2 ausstoßt.
Es ist ein Anfang gemacht und ich kenne keine andere Tourismusdestination, die so etwas ähnliches auf die Beine gestellt hat. Wichtig ist, dass viele Betriebe mitmachen, denn der erste Schritt ist die CO2 Erfassung, erst dann kann man schauen, wo man reduzieren kann und welche Maßnahmen man ergreifen muss.
Als nächstes muss man sich bei der IDM Gedanken machen, wie man die Betriebe dazu bringt den CO2 Ausstoß zu senken. Ich bin mir sicher, dass daran schon gearbeitet wird!

Do., 15.06.2023 - 16:28 Permalink
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Peter Gasser Fr., 16.06.2023 - 14:03

Antwort auf von Kurt Resch

Zitat: „ein Betrieb bekommt, wenn er alle benötigten Dokumente abgibt das höchste Label, egal ob er 3 kg CO2 pro Übernachtung ausstoßt oder 15 kg CO2 ausstoßt“:
Die Dokumentation des status quo ist wohl die Grundlage für „Nachhaltigkeit“.
Wenn ein Betrieb „das höchste Label“ allein für die Dokumentation erhält, sagt dieses Label 0,00 über Nachhaltigkeit aus.

Fr., 16.06.2023 - 14:03 Permalink
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Am Pere Fr., 16.06.2023 - 14:51

Antwort auf von Kurt Resch

Herr Resch, die größten Klimakiller lauten wie folgt:
1) Konsum
2) Mobilität
3) Ernährung
4) Heizen
5) Strom
Nennen Sie mir bitte wo Sie, Ihre Arbeitsgruppe oder die IDM selbst mit oder ohne Nachhaltigkeitslabel (sprich Grennwashing-Verfahren) TATSÄCHLICH Maßnahmen unternimmt um "Nachhaltig" (ich kann den Begriff fast nicht mehr hören) zu wirtschaften. Danke vielmals.

Fr., 16.06.2023 - 14:51 Permalink
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Kurt Resch Mo., 26.06.2023 - 23:16

Antwort auf von Am Pere

öcha, jetzt war ich einige Tage nicht da, ja auch ein Hotelier muss arbeiten, dann wird man hier schon voll angegriffen. Eigentlich mag ich Menschen nicht, die nicht die grolln haben um mit ihrem richtigen Namen zu schreiben, aber was solls...
Muss ich mich hier wirklich outen, was ich alles für Nachhaltigkeit tue?? so im Detail? machen wir dann sowas wie mein Konsum - dein Konsum und der Gewinner zahlt eine Pizza und ein Bier? Dann bin ich dabei AM PERE, sollen wir?? kommt dann halt total Angeberisch rüber, so wie in der Werbung.
Wen es interessiert, der findet auf unserer Webseite genug Infos. Um es aber ganz klar auszudrücken: ich tue immer noch zu wenig um nachhaltig zu wirtschaften, aber ich arbeite mit meiner Familie und allen Mitarbeitern dran. Die Ideen gehen uns nicht aus, Verbesserungen gibt es Jahr für Jahr.
In der Arbeitsgruppe suchen wir nach Lösungen für viele Probleme die in der Lebensmittelindustrie und Hotels auftreten, dabei geht es um Food waste: x Tonnen Kaffeepulver in den Hotels, x Tonnen Apfelschalen beim Apfelverwerter fallen an. Welche sinnvollen Lebensmittel könnte man daraus machen, ohne sie in die Biogasanlage oder Biotonne zu kippen. Wie könnte man Schwimmbadwasser, das beim Rückspülen in den Abfluss fließt, wieder aufarbeiten, was kann man aus den Schalen vom Gemüse machen: fermentieren, trocknen usw. Wie kriegen wir das Thema Food waste in den Unterricht in den Schulen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Wir treffen uns seit dem letzten Jahr freiwillig und unentgeltlich ca. alle 4 Monate, erste Projekte sind in Ausarbeitung. Damit retten wir nicht die Welt, aber wir tun etwas!
Die IDM kann hier selbst auf deine Frage antworten, ich bin ja nur in zwei Arbeitsgruppen und könnte dir die Maßnahmen nicht im Detail schildern.
Zum Begriff Nachhaltigkeit: wenn es ein anderes Wort geben würde, dann würde man das auch verwenden, daher bleibt es erstmal bei Nachhaltigkeit.

Mo., 26.06.2023 - 23:16 Permalink
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Profil für Benutzer Am Pere
Am Pere Mo., 26.06.2023 - 23:42

Antwort auf von Kurt Resch

Gerne spielen wir das Spiel „dein Konsum - mein Konsum“ - das ich mit Sicherheit gewinne, da ich nämlich zu den Menschen gehöre, die kein Hotel besitzen, bei welchem sie mit der IDM nachdenken können wie man Konsum so umschreibt, dass er wie Nachhaltigkeit klingt. Ich habe auch kein Schwimmbad, also verwende ich weniger Wasser als der nachhaltige Herr Hotelier, der mir seine Rückspültheorie erklärt. Ich esse sparsam, nehme extrem viel aus meinem Garten und meine Menge an Eiern können gar vom Bauer im Ort gestellt werden. Bei Ihnen auch?
Kaffee macht mich nervös, wird zu oft durch Kinderhände geerntet und Äpfel aus dem Vinschgau…ach, Sie wissen schon. Dort wo ich zur Schule gegangen bin, entspricht selbstverständlich nicht Ihrem Niveau; bei uns durfte man Verschwender noch als solche betiteln. Damals gab es auch noch keine IDM, aber irgendwie war in Südtirol weniger Verkehr, die Wohnungspreise waren günstiger, das Wort Kaufkraft hatte noch Sinn und ja, Nachhaltigkeit war noch kein Modethema. Und Flughafen für Ihre nachhaltigen Touristen hatten wir auch noch keinen; die SVP hatte noch gefühlte 100%, weil sie für die Menschen da war und nicht nur für die Hoteliers.
Ich glaube kaum, dass Sie die Frage beantworten mögen, aber kommen Ihre Bike-Touristen mit dem Fahrrad oder mit dem SUV, der das Fahrrad transportiert? Wenn Sie keine Antwort finden, fragen Sie die IDM - die hat auf alles eine Antwort. Eine nachhaltige.

Mo., 26.06.2023 - 23:42 Permalink
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Profil für Benutzer Stefan S
Stefan S Di., 27.06.2023 - 09:28

Antwort auf von Am Pere

"das ich mit Sicherheit gewinne, da ich nämlich zu den Menschen gehöre, die kein Hotel besitzen,"
Schwieriger Vergleich aber nun gut, Auto, Haus, Energieversorgung, Weg zum Arbeitsplatz, Beschaffung Lebensmittel, Freizeitgestaltung usw. weil diese Aussage ist bezüglich Transparenz noch dünner als das IDM Label - >
" Ich esse sparsam, nehme extrem viel aus meinem Garten und meine Menge an Eiern können gar vom Bauer im Ort gestellt werden."

Di., 27.06.2023 - 09:28 Permalink
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Profil für Benutzer Kurt Resch
Kurt Resch Di., 27.06.2023 - 23:58

Antwort auf von Am Pere

Also ich sehe schon, Busenfreunde werden wir wohl nicht werden... auch wenn wir nicht einer Meinung sind, dann sollten wir stets höflich zueinander sein, das bedeutet Netiquette.
Der Vergleich Hotelbesitzer gegen Einzelperson ist mehr als unfair. Auf der WWF Seite gibt es einen Klimarechner. Den kann jeder hier einmal ausfüllen: https://www.wwf.de/themen-projekte/klima-energie/wwf-klimarechner/
Dort komme ich auf 4,15 Tonnen, mein Vorteil: die vegane Ernährung und da ich in den 7,5 Monaten Saison ohne freien Tag durcharbeite, so wie meine Frau und Tochter auch, gebe ich in der Zeit auch nichts aus.
Auch sonst würde ich sagen sind wir bei uns im Hotel sehr effizient, was den CO2 Verbrauch angeht, das sind 3,36 kg pro Übernachtung (ca. 30-40 kg hat ein konventionelles Hotel und 300 kg eine Schiffsreise) dazu kommen noch 2,6 kg pro Übernachtung für die Verpflegung, die wird international nicht mitgerechnet, weil es viele Hotels gibt wo man nur übernachtet. Die Daten stammen aus unserer CO2 Bilanz, die wir seit 2017 erheben. Ob die Daten stimmen ist eine berechtigte Frage, aber alle die mich hier kennen, werden mir hoffentlich vertrauen. Bei der Kompensierung verdoppeln wir sogar das vorgegebene Budget und fördern soziale Projekte in der 3. Welt.
Beim Wasserverbrauch liegen wir bei 199 Liter pro Übernachtung, auch ein guter Wert, trotz Schwimmbad (Jahrgang 1974, zwischendurch mal aufgehübscht), wo das Wasser, seit 1995, fast ausschließlich von der Solaranlage erwärmt wird. 1995 gab es übrigens schon das Umweltsiegel Tirol-Südtirol von der SMG und Tirol Werbung, damals begann unser Weg in Richtung Nachhaltigkeit. Daher kann ich aus Erfahrung sagen, dass es Jahrzehnte braucht um einen Betrieb richtig nachhaltig umzustellen.
Und weil du hier über die Rückspültheorie spottest: Rückspülen ist bei einem Schwimmbad dringend notwendig, damit der Filter gespült wird und Frischwasser dem Becken zugeführt wird. Rückspülwasser ist sauberes Wasser, das in die Kanalisation rinnt und das macht bei uns fast 40% vom Wasser aus, das wir für das Schwimmbad benötigen. Hochgerechnet auf alle Schwimmbäder in Südtirol ergibt sich schon eine gewaltige Wassermenge, die man einsparen kann. Die Schwimmbäder sind nun einmal da und warum sollte man sich da nicht Gedanken machen, wie man dieses Wasser sinnvoll verwenden kann.
Strom müssten wir seit diesem Jahr mehr produzieren als wir verbrauchen. Da wir die Anlage erst erweitert haben, fehlen mir dazu noch die genauen Daten.
Bei den Eiern muss ich leider passen, weil es keine Bio Eier in Steinegg gibt! und da wir ein Bio Hotel sind, müssen (dürfen/wollen) wir 100% aller Lebensmittel in Bioqualität einkaufen. Einige bekomme ich von meiner Tochter vom Biohof Oberwerkstatt in Eggen, sie ist auch unser größter Fleisch Lieferant. Die restlichen Bioeier kommen aus Südtirol, wobei es keinen Unterscheid macht woher die Eier kommen, das Tierleid bleibt gleich.
Trotzdem kann ich bei den Eiern auch etwas sehr Positives berichten: da wir im Hotel vorwiegend vegan kochen, Fleisch gibt es als Wahl zur Hauptspeise und Wurstwaren gibt es beim Frühstück, der Rest ist vegan. Daher konnten wir die Eier deutlich reduzieren und zwar von 3 Eiern pro Übernachtung auf 1 Ei (Frühstück). Rechnet man diese Zahlen auf die 34 Mio. Nächtigungen Südtirols hoch, dann ergibt das 102 Mio. Eier gegen 34 Mio. Eier und hier zeigt sich: vegan zu kochen ist günstig, der CO2 Abdruck ist deutlich reduziert und unnötiges Tierleid wird vermieden.
Da jeder Mensch laut WWF ca. 2.000 m² Fläche für die Ernährung braucht, 75% für die Tierproduktion, denke ich, dass der Garten etwas klein ist für die Selbstversorgung, so wie bei uns. Wir holen einige 100 Kilo Obst, Gemüse und Kräuter aus unserem Garten, das reicht aber bei weitem nicht. Ich finde es aber schön im Garten zu werkeln, das beruhigt und als Koch bin ich mit den vielen Kräutern eh mehr als happy!!
Das mit den Äpfeln verstehe ich nicht... machen die dich nervös? sind ja nur 950.000 Tonnen Jährlich. Die anzuliefern und zu verteilen verursachen doch kein Verkehr oder CO2.
Warum war deine Schule unter meinem Niveau? welches Niveau habe ich denn? kann mir das jemand mal erklären und was verschwende ich denn?
Verkehr und Kaufkraft hängen aber auch zusammen, bei der Autodichte die wir in Südtirol haben. Hätten wir in Südtirol die Hälfte der Autos, dann hätten viele Menschen auch mehr Geld in den Taschen. Natürlich gibt es auch viele Menschen denen das Geld nicht reicht, aber oft könnte ein besseres haushalten mit den eigenen Finanzen auch helfen. Es lebe der Konsumwahn, Halleluja. Schon mal etwas von Postwachstumstheorie gehört, auf dem Salto YouTube Kanal gibt es dazu einen Vortrag von Nico Peach, moderiert von Markus Lobis. Sehr lehrreich.
Den Flughafen brauchen wir nicht, war schon immer meine Meinung und was habe ich mit der SVP zu tun??
Die Biketouristen kommen deswegen mit dem Auto, weil es unmöglich ist mit Fahrrad in Öffies anzureisen. Das Auto bleibt dann aber die ganze Woche stehen und wir haben ja auch noch sehr viele Leihbikes die sehr gut gebucht werden. Sonst haben wir eigentlich einen überdurchschnittlichen Anteil an Zugreisenden, bedingt durch unsere Zielgruppen der Biofans und Veganer.
So als Druchschnittshotelier tauge ich leider nicht, so wie einige andere meiner Kollegen, für die Nachhaltigkeit sehr wohl eine Rolle spielt.
Zufrieden mit den Antworten? Jetzt erwarte ich noch deine WWF Auswertung :-)

Di., 27.06.2023 - 23:58 Permalink
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Profil für Benutzer Am Pere
Am Pere Di., 04.07.2023 - 16:52

Antwort auf von Kurt Resch

Sie sind offenbar von IDM und anderen Greenwashing-Agenturen gut geschult. Der von mir postulierte Grundgedanke wird zwar nie Einzug in Ihr Mindset finden, aber ich versuche es trotzdem.
Wie viele Menschen auf der Welt haben Zugang zu einem Schwimmbad? Und 199 Liter/Übernachtung (!) sollten Sie den Menschen aus Chile erklären, die aufgrund der hohen Lithiumförderung sich bald ohne Trinkwasser wiederfinden; Lithium, das übrigens vorwiegend von Ihren Pseudo-Green-Gästen genutzt wird, die im E-SUV tausende Kilometer anreisen um danach mit dem E-Bike ein bisschen die Alpen abzuradeln. Um danach ihren Freunden zu erzählen, dass der Urlaub so-was-grün war.
Strom werden Sie vielleicht in absoluten Zahlen mehr produzieren als Sie benötigen, aber nie und nimmer in Relation zu Ihrem Konsumverhalten (Stichwort PV - Nacht und Winter). Das bedeutet wiederum, dass irgendwo Gas verbrannt werden muss. Das hat Ihnen noch niemand erklärt, nicht wahr?
34 Mio. Übernachtungen für ein Land mit knapp 520.000 Einwohnern; das sind pro Tag (!) 50% der Einwohnerzahl. Dieser Turbokapitalismus wird derart scheitern, da können Ihnen Ihre Beratungsagenturen Ihre Bilanz noch so schönreden. Es wird an Ihnen vorbeigegangen sein, aber unsere Äpfel sind mit chemischen Stoffen derart bearbeitet, dass das Wort "Natur" zur Blasphemie wird. Von der Ausbeutung der Arbeitskräfte, die ähnlich wie zu Zeiten der Sklaverei per Massentransport angekarrt werden, ganz zu schweigen. Das sollten Sie mittels Zettelchen dem Gast aus Hannover mal unter den Teller legen, denn er weiß davon nichts.
Ihrer Theorie vom Verhältnis Autos/Kaufkraft kann ich nicht ganz folgen, aber dass Sie Ihre Nähe zur SVP leugnen, grenzt an Schamlosigkeit. Ist es nicht die Edelweiss-Partei, die über den HGV massiv Hoteliers unterstützt? Das alles zum Schaden der restlichen Bevölkerung, die sich vor Inflation und Kaufkraftverlust immer mehr am Rand der Gesellschaft bewegt. Oder leugnen Sie jetzt auch, dass Sie Mitglied im HGV sind? Petrus lässt grüßen...
Fazit: Sie sind ein relativ großer Konsument von all dem welche die Gründe unserer Klimakrise darstellen und ich bin in Ihren Augen ein unsäglicher Kommunist, der Ihnen weder Erfolg noch Mammon gönnt. Wie formulieren es FFF in Ihren Manifesten? Wir brauchen radikale Einschnitte, ansonsten kriegen wir die Kurve nicht. Und Sie sind nicht bereit diesen radikalen Schnitt zu machen, was für mich an und für sich kein Problem wäre. Was mich jedoch stört, ist, dass Sie sich als grüner Guru aufspielen, der - trotz hohem Konsum - mehr für das Klima macht als Otto Normalverbraucher. Denn das hat Ihnen die IDM im letzten Seminar so erklärt - Kopfschütteln!
Ein letztes Wort zu Herrn Lobis; ein ehemaliger SVPler, der auf dem Weg zum Bürgermeistersessel in Brixen (und vielleicht noch mehr) im Konzert der "Großen" mitgespielt hat, so hat er u.a. die ersten Biathlonveranstaltungen in Antholz organisiert, ganz brav gemäß Konsumwahn in Südtirol (mehr und immer mehr). Als er ausgebootet wurde, ist er ins andere radikale Eck gerutscht und möchte jetzt, dass Sie Ihrem Zimmermann erklären, dass er seine Arbeiten an Ihrem Hotel nur mehr per Lastenrad erledigen darf. Auch hier kann man nur den Kopf schütteln.
Sie haben definitiv die falschen Berater; aber Sie sind glücklich dabei, denn mit ein bisschen Zahlenverdrehung schlafen Sie jeden Abend friedlich ein und träumen von einer grünen Wiese.

Di., 04.07.2023 - 16:52 Permalink
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Kurt Resch So., 09.07.2023 - 14:30

Antwort auf von Am Pere

Mir geht es hier darum, aufzuzeigen, dass man mit einem Betrieb umweltfreundlicher wirtschaften kann, als es die Masse macht. CO2 neutral wirtschaften geht leider nicht, dann müsste ich das Hotel zusperren, über 20 Menschen, die alle in Steinegg und Umgebung wohnen, hätten keine Arbeit. Das ist auch keine Lösung.
Um eines klar zu stellen: alle Angaben von mir, beziehen sich auf unseren Betrieb, mich hier verantwortlich zu machen was andere machen, ist falsch!

Lithium wird laut Statista zu 37% in Batterien verbaut: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/159921/umfrage/verwendun… und davon wird ein Großteil in Handys, Laptops usw. verbaut. Ein Großteil vom Lithium wird in anderen Bereichen eingesetzt, darüber beschwert sich keiner und ja der Lithiumabbau ist so nicht richtig, für mich ist Öl verbrennen aber das größere Übel .
Zum Wasserverbrauch: der Durchschnitts Südtiroler verbraucht laut Astat https://astat.provinz.bz.it/de/aktuelles-publikationen-info.asp?news_ac… 238 Liter Wasser. Kein Südtiroler schämt sich dafür.
Um Mitglied beim HGV zu sein, muss man keiner Partei angehören.
Was wäre denn ein radikaler Schritt, den ich machen soll? Bitte um Vorschläge.
Was machst du denn so Spezielles für Natur, Umwelt, Soziales? Nur andern vorwerfen, was sie falsch machen bringt auch niemanden weiter. Du bist sicher ein Vorbild für alle, also lass uns wissen wie du das machst, damit wir etwas von dir lernen können.

So., 09.07.2023 - 14:30 Permalink
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Johannes Engl So., 09.07.2023 - 21:44

Antwort auf von Am Pere

Ampere, so viel Negativität auf einem Haufen ist selten anzutreffen. Mir schüttelt sich nicht nur der Kopf.
Sie hauen da auf den falschen rein. Ihre Mutmaßungen bezüglich Herrn Resch sind völlig deplatziert. Er gehört zu den ehrlichen, bescheidenen und weiter denkenden Hoteliers, die man in Südtirol vielleicht an einer Hand abzählen kann. Er nimmt das mit dem Weg zu mehr nachhaltigem Tourismus sehr ernst. Resch vom Steineggerhof und Greenwashing? Das geht nicht zusammen. Das können Sie mir glauben.
Nun zum Schluss noch die Frage: womit verdienen Sie eigentlich ihr Brot, dass Sie sich erlauben können, so hoch zu Ross zu reiten?
PS. Ich bin kein Hotelier und mein Name ist echt.

So., 09.07.2023 - 21:44 Permalink
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Stefan S Fr., 16.06.2023 - 18:54

Antwort auf von Kurt Resch

"Was die Anfahrt der Touristen betrifft, so liegt die CO2 Erfassung beim Touristen, denn er kann entscheiden, mit welchem Verkehrsmittel er anreisen kann."
Angebot und Nachfrage steuert den Markt und wenn man bei der Anreise eine CO2 ärmeres Angebot unterbreitet und vor allem die Infrastruktur dafür bereitstellt ist es auch möglich umweltverträglicheren Tourismus anzubieten. Diese Angebote vermisse ich in Bezug auf Anreise komplett.
"ein Betrieb bekommt, wenn er alle benötigten Dokumente abgibt das höchste Label, egal ob er 3 kg CO2 pro Übernachtung ausstoßt oder 15 kg CO2 ausstoßt."
Danke für die Bestätigung das dieses Label zum jetzigen Zeitpunkt in Bezug auf Umweltverträglichkeit keinen Wert hat außer den Gast in den Glauben zu lassen Klima und Umweltschonend zu verreisen.
Willkommen im Greenwashingclub

Fr., 16.06.2023 - 18:54 Permalink
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Profil für Benutzer Kurt Resch
Kurt Resch Mo., 26.06.2023 - 23:33

Antwort auf von Stefan S

Anfahrt der Touristen: was wäre denn ein CO2 ärmeres Angebot und welche Infrastruktur braucht es, damit die Gäste und auch wir Südtiroler mit weniger CO2 Anreisen. Ich verspreche dir, auf jeden Vorschlag zu schreiben, warum das nicht funktioniert. Wir haben leider noch keine Kultur und auch nicht den Bedarf klimafreundlich zu verreisen. Also der Bedarf wäre schon da, nicht falsch verstehen. Aber den Menschen geht das sowas am A... vorbei!!
Dass das Label keinen Wert hat, möchte ich hier so nicht stehen lassen, dann würde man allen Betrieben, die wirklich nachhaltig wirtschaften, unrecht tun. Aber ja, Verbesserungen braucht es und die werden auch kommen.

Mo., 26.06.2023 - 23:33 Permalink
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Profil für Benutzer IDM Südtirol - Alto Adige
IDM Südtirol -… Mi., 28.06.2023 - 09:40

Antwort auf von Thomas Benedikter

Sehr geehrter Herr Benedikter,

vielen Dank für Ihre Beobachtungen und Anregungen. Gerne möchten wir einige Themen vertiefend erklären.
Der Südtirol Standard ist ein Kriterienkatalog, der auf GSTC aufbaut und von eben dieser internationalen Instanz anerkannt wurde. Es handelt sich dabei nicht um eine abgespeckete Variante. Das drei Stufen Modell ist so konzipiert, dass Destinationen sich Schritt für Schritt dem Thema annähern können. Die dritte Stufe des Südtirol Standard enthält Kriterien, die zum Teil strenger sind, als von GSTC vorgegeben.
Die CO2 Bilanzierung der Destinationen oder des Hotels erfolgt nie über die Organisationen oder den Betrieb selbst, sondern immer über Self Assesment Tools, die dann vonseiten externer Prüfstelle validiert und bescheinigt werden.
IDM Südtirol nimmt keinerlei Zertifizierungen vor, sondern vergibt aufgrund bestehender Zertifikate, die von unabhängigen Zertifizierungseinrichtungen vergeben werden, das Südtirol Label.
Das Thema Mobilität stellt Südtirol vor eine große Herausforderung, Deshalb setzt das Land Südtirol und IDM Südtirol auf Mobilitätskonzepte – auch für Gäste – die die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in den Vordergrund stellt. Man ist bemüht und bestrebt die nachhaltige Anreise über den Zugverkehr durch Kooperationen mit den Bahnanbietern in Deutschland und Italien zu intensivieren. Zusammen mit den touristischen Partnern setzt IDM Südtirol auf die Stärkung der Randsaisonen.

Mi., 28.06.2023 - 09:40 Permalink