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Bauernwund

Die organisierte Bauernlobby hat in den letzten zehn Jahren überproportional an Arroganz, Macht und Einfluss zugenommen. Diese Entwicklung gefährdet den sozialen Frieden.
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Foto: Othmas Seehauser
Es ist rund 15 Jahre her. Der Autor dieser Zeilen leistete damals seinen „Zivildienst“ ab. Zehn Jahre lang als Mitglied einer grün-alternativen Liste im Gemeinderat Eppan. Auf einer Gemeinderatssitzung sagte ich damals einen Satz, der fast zum Tumult geführt hat. „Es gibt in Südtirol zwei Kategorien von Menschen: Normale Bürger und Bauern“, lautete die Aussage.
Es war offensichtlich eine Provokation, die in den vergangenen Jahren aber doch immer mehr auch der Realität entspricht.
Es bedarf vorweg einer Präzisierung: Ich habe nichts gegen den Bauernstand. Zu meinen engsten Freunden gehören einige Bauern und ich halte 90 Prozent der Südtiroler Bäuerinnen und Bauern und ihre Arbeit für einen Segen für dieses Land.
Es geht hier ausschließlich um die organisierte und mächtige Bauernlobby, allen voran den Südtiroler Bauernbund, die in diesem Land weit mehr zu sagen haben, als ihr Anteil am Südtiroler Bruttosozialprodukt und ihre verhältnismäßige numerische Stärke (ca. 6 Prozent) ausmacht.
Innerhalb der SVP gibt es keine Lobby, keine Organisation, keine Richtung, die mehr Einfluss hat als der Südtiroler Bauernbund. Dieser Zustand gehört zur politischen und sozialen Geschichte dieses Landes.
Diese nachhaltige Achsenverschiebung in der Politik rüttelt am Selbstverständnis der organisierten Bauernlobby.
Doch in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Situation noch einmal deutlich zugespitzt. Zum einen sind die Arroganz und die Präpotenz der organisierten Bauernschaft immer zügelloser geworden und zum anderen schafft es die Politik immer weniger, den teilweise fast schon unmoralischen Forderungen dieser Interessengemeinschaft Einhalt zu gebieten.
Geht diese Entwicklung so weiter, könnte es schon bald zu einem gesellschaftlichen Verteilungskampf kommen, an dessen Ende vor allem Tausende rechtschaffene Bäuerinnen und Bauern die Leidtragenden sein könnten.
 
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Geht diese Entwicklung so weiter, könnte es schon bald zu einem gesellschaftlichen Verteilungskampf kommen, an dessen Ende vor allem Tausende rechtschaffene Bäuerinnen und Bauern die Leidtragenden sein könnten.
Es gibt in diesem Land kaum ein Gesetz, eine Bestimmung oder eine Verordnung, bei denen es für die Bauern nicht eine Ausnahme gibt. Nein, das ist nicht übertrieben. Schauen Sie sich einfach einmal das neue Raumordnungsgesetz an.
Ganz zu schweigen von den Steuern.
Bauern zahlen keine Steuern. Null, nichts, nada!
Hier muss man vorausschicken, dass diese Steuergesetzgebung vom Staat ausgeht. Doch das Land tut alles, um diese Erleichterungen in seinem Bereich zu rezipieren. Siehe GIS.
Allein den Satz, dass Bauern keine Steuern zahlen, darf man in diesem Land erst gar nicht in den Mund nehmen. Der Südtiroler Bauernbund fährt dann mit einer Mannschaft von Experten auf, die wortreich und mit Zahlen und Formel erklären, was ein Bauer an Mehrwertsteuer etc. abführen muss, weil er „die Mehrwertsteuer nicht absetzen kann“.
Doch das Ganze ist eine bewusste Augenauswischerei. Tatsache ist, dass die Steuerordnung es den Bauern erlaubt, an der Mehrwertsteuer sogar zu verdienen – in jedem Fall aber können sie, wie alle anderen Mehrwertsteuerzahlenden auch, die Neutralität der Steuer in Anspruch nehmen.
 
Vor allem aber zahlen Bauern keinen Cent an Einkommenssteuer. Das gilt – und dort dürfte es durchaus verständlich sein – für den kleinen Bergbauer, der im Jahr vielleicht 25.000 Euro verdient, genauso wie für den Großbauern im Tal, der Hunderttausende Euro an Gewinn erwirtschaftet.
In der Landwirtschaft ist brutto netto. Wie es in der Wirklichkeit ausschaut, zeigt mir ein Bekannter transparent auf. Er ist als Angestellter in einer leitenden Position tätig und bearbeitet als Nebenerwerbsbauer rund 10.000 Quadratmeter an Reben. In seinem Beruf verdient er knapp 70.000 Euro brutto im Jahr. Er arbeitet in seiner Freizeit mit Freude und viel Einsatz in seinem Weingut. In guten Jahren erzielt er aus seinen Einbringungen bzw. Verkäufen an die Genossenschaft einen Erlös von 35.000 Euro. Dazu kommen rund 10.000 Euro vom Stromverkauf aus einer Photovoltaikanlage, die er auf einem seiner Schuppen als sogenannte landwirtschaftliche Nebentätigkeit installiert hat. Macht mit Abzug der Kosten rund 40.000 Euro. „Völlig steuerfrei, deshalb ist es am Ende gleich viel, wie ich in meinem Beruf verdiene“, sagt er offen.
 
So läuft es.
 
Welche Perfektion und Perversion dieses System in Südtirol inzwischen erreicht hat, wird am sogenannten „Urlaub auf dem Bauernhof“ deutlich. Es ist eine Einrichtung, die vordergründig als sinnvoller finanzieller Ausgleich für einen Berufsstand gedacht war, der sich schwer tut, zu überleben. Bauern (ursprünglich vor allem Bergbauern) sollen durch einen Nebenerwerb als Tourismusdienstleister über die Runden kommen.
Unter dem Wohlwollen und der Anleitung des Bauernbundes hat man dieses System aber inzwischen völlig pervertiert. Unter dem Signum „Urlaub auf dem Bauernhof“ und dem Label „Roter Hahn“, das sinnigerweise dem Bauernbund gehört, sind Betriebe entstanden, die mit einem Bauernhof so viel zu tun haben wie ein Beichtstuhl mit einem Bordell.
Ich warte nur darauf, dass ein kritischer Geist auf die Idee kommt, in meiner Heimatgemeinde Eppan – vielleicht zusammen mit der Nachbargemeinde Kaltern – ähnlich der Burgen- oder See-Runde eine „Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Runde“ anzubieten. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern würde die Kinnlade herunterfallen, welche Luxustempel offiziell und völlig legal in diese Kategorie fallen.
Die internationale Breitenwirkung einer solchen Aktion käme der publizistischen Schlagkraft der Anti-Pestizid-Aktion des Münchner Umweltinstituts gleich. Und würde Millionen von IDM-Geldern nutzlos werden lassen, die für das authentische Südtirol ausgegeben werden.
„Beim Urlaub auf dem Bauernhof müssen die Bauern aber Steuern zahlen!“ – Ich höre schon den Einwand der Bauernlobby.
Es ist mehr als nur ein Symptom, dass es die mächtige Bauernlobby sogar geschafft hat, dieses perverse System selbst nach dem Bettenstopp aufrecht zu erhalten.
Aber auch das ist zum Großteil eine Chimäre. Beim „Urlaub auf dem Bauernhof“ gibt es für die Betreiber einen Pauschalsteuersatz: Als Einkommen gelten 25 Prozent des deklarierten Umsatzes, und darauf fallen dann die Einkommensteuern an. Wohlgemerkt: 25 Prozent des Umsatzes, den die Bauern selbst angeben.
Wie das in der Realität dann ausschaut, darf ich Ihnen an einem konkreten Beispiel aufzeigen. Ausländische Freunde von mir haben in der Nähe von Bozen „Urlaub auf dem Bauernhof“ gemacht. Sie suchten sich einen Hof aus, der das Bauernbund-Qualitätssiegel „Roter Hahn“ trägt. Am Ende wollten sie per Kreditkarte bezahlen. Ihnen wurde aber höflich und bestimmt erklärt, dass das nicht gehe. Man akzeptiere nur Barzahlungen. Meine Freunde verlangten daraufhin eine Rechnung. Diese wurde ausgestellt. Auf einem Getränkeblock.
 
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Offizielle Rechnung eines „Roten Hahn“-Betriebes: Bauern zahlen keine Steuern.
 
 
Genau das ist aber kein Einzelfall. Denn es gibt kaum Kontrollen in diesen Betrieben.
Dass diese Vorgangsweise zu einer himmelschreienden Ungleichbehandlung gegenüber den Hoteliers führt, weiß man nur zu gut. Aber auch diese – ansonsten fast gleich – mächtige Lobby schweigt dazu. Aus einem einfachen, utilitaristischen Grund: Zu viele Hoteliers „verkleiden“ sich inzwischen als Bauern, um über die „Urlaub auf dem Bauernhof“-Schiene noch einige Suiten oder Zimmer dazu bauen zu können.
 
Und die Landespolitik? Die SVP lässt diese Perversion nicht nur zu, sondern fördert sie auch noch stillschweigend. Auch das lässt sich an einem prominenten Beispiel festmachen.
Waltraud Deeg, Landeshauptmannstellvertreterin und SVP-Vizeobfrau und ihr Ehemann Wilfried Taschler (er ist der Besitzer) haben jahrelang in Niederdorf auf ihrem Hof „Urlaub auf dem Bauernhof“ angeboten. Alles völlig legal.
Sie Juristin und zweithöchste Politikerin in diesem Land, er Gemeindesekretär und öffentlicher Beamter, der vor vielen Jahren das genehmigte Projekt eines Bauernhofes gekauft und den Hof errichtet hat. Als Nebenerwerb des Nebenerwerbs hat man dort Jahre lang „Urlaub auf dem Bauernhof“ angeboten. Erst als SALTO diese Hintergründe öffentlich gemacht hat, hat Wilfried Taschler freiwillig die Lizenz zurückgegeben.
Man braucht kein Einstein zu sein, um zu merken, dass hier etwas nicht stimmt. Und allein dieser Fall macht deutlich, zu welch absurden Auswüchsen dieses System geführt hat.
Dass Waltraud Deeg Soziallandesrätin und eine Spitzenvertreterin der SVP-Arbeitnehmer ist und niemand innerhalb der SVP diese Situation bis heute zum Thema gemacht hat, ist nur ein Zeichen, wie weit die komplizenhafte Omertà in der Sammelpartei inzwischen gediehen ist.
Der Bauernbund ist längst außer Kontrolle geraten. Die Forderungen sind zügellos geworden. Was zählt, sind ausschließlich die eigenen finanziellen und politischen Interessen.
 
Der Bauernbund ist zu einer Partei in der Partei geworden, die Gift gegen alle Schädlinge verspritzt, die ihr im Wege stehen. So kann man es sich erlauben, mit zwei der wichtigsten Regierungsmitgliedern – Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler und Natur- und Raumordnungslandesrätin Maria Hochgruber Kuenzer –, die wohlgemerkt beide Bauern bzw. Bäuerinnen sind, erst gar nicht mehr zu reden und sie regelmäßig bei Versammlungen und in der Öffentlichkeit vorzuführen.
Diese Gangart hat in den Landtagsabgeordneten Franz Locher, Sepp Noggler und dem Bauernbund-Angestellten Manfred Vallazza in der SVP-Fraktion willige Erfüllungsgehilfen, die den Wunschzettel der Bauernlobby im Landtag in Gesetze, Bestimmungen und Ausnahmen gießen.
 
 
 
Es ist dabei in den vergangenen zehn Jahren in der Politik zu einem entscheidenden Paradigmenwechsel gekommen.
Luis Durnwalder stammt aus einer Bauernfamilie, er ist im Bauernbund politisch groß geworden und er kannte als ehemaliger Bauernbund-Direktor jeden Zentimeter des Stalles Südtirol. Durnwalder hat sich Zeit seines Lebens für die Südtiroler Bauern eingesetzt und vieles von dem, was zu den heutigen Missständen geführt hat, ist auf seinem Mist gewachsen.
Gleichzeitig hatte der Langzeitlandeshauptmann aber auch die soziale Kompetenz, die politische Autorität und das Hintergrundwissen, die Stiere des Bauernbundes im Zaum zu halten. Landeshauptmann Durnwalder hat es verstanden, die Forderungen der Bauernlobby still und beharrlich umzusetzen, was den Bauernbund zur glücklichen Vorfeldorganisation der Regierungspartei werden ließ.
 
Mit Arno Kompatscher geht plötzlich aber vieles nicht mehr. Sowohl Kompatscher als auch der amtierende Landesrat für Landwirtschaft Arnold Schuler sind gegen den erklärten Willen des Bauernbundes in ihre politischen Ämter gekommen. Beide lassen sich nicht zu Befehlsempfängern der mächtigen Bauernlobby degradieren. Das macht die Herrenbauern mehr als nur nervös.
Es gibt in diesem Land kaum ein Gesetz, eine Bestimmung oder eine Verordnung, bei denen es für die Bauern nicht eine Ausnahme gibt.
Diese nachhaltige Achsenverschiebung in der Politik rüttelt am Selbstverständnis der organisierten Bauernlobby. Längst schlägt der Bauernbund wie ein angeschossener Bär wild um sich. Das Klima auf den aktuellen Bauernbund-Versammlungen macht das deutlich: Hier wird die amtierende Landesregierung regelrecht hingerichtet, die Bauernschaft applaudiert dazu und die Bauernbundführung lacht sich in Fäustchen. Wissend, dass man in der Monopolpresse immer dann, wenn es gegen das Duo Kompatscher/Schuler geht, breitenwirksame Schützenhilfe zu erwarten hat.
Dabei schießen Siegfried Rinner & Co. mit ihren immer unverschämteren Forderungen so mächtig über das Ziel hinaus, dass die Kollateralschäden weit nachhaltiger sein werden, als heute angenommen. Das Schlimmste aber ist: Sie merken es nicht einmal.
 
 
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Dietmar Nußbaumer Di., 06.06.2023 - 21:25

Brutto = Netto. Wie berechnet dieser Hobbyweinbauer Maschinenkosten, Ausgaben für Spritzmittel und Dünger, Arbeitskosten für Rebschnitt, Schabigen etc. bis zur Ernte inkl. Transport, Erstellungskosten der Rebanlage samt Abschreibungskosten? Der Gewinn ist das, was abgezogen von diesen Spesen, übrigbleibt (kleine und unvollständige Nachhilfe in Buchhaltung). Dazu kommt, dass der Glückliche anscheinend einer Genossenschaft liefert, die gut auszahlt. Genau dieses dumme Geschwätz bedingt u.a. den Neid auf den Bauernstand. Zu der staatlichen Steuerregelung: Wenn Bauern all die Investitionen abschreiben dürften wie andere Betriebe auch, dann würden sie kaum mehr Steuern bezahlen wie jetzt. Herr Franceschini, bitte recherchieren Sie ordentlich und verlassen Sie sich nicht auf ein halbsduseliges Gasthausgeschwätz.

Di., 06.06.2023 - 21:25 Permalink
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Klemens Riegler Di., 06.06.2023 - 22:30

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Herr Nussbaumer, warum nicht die Probe aufs Exempel machen?
Wenn es nicht so wäre wie von Hr. Franceschini dargestellt (also so wie von ihnen), dann könnte der Bauernbund doch sofort die "Gleichstellung" mit allen anderen Wirtschaftstreibenden fordern. Also Traktoren, Maschinen, Anlagen, Immobilien & Klopapier abschreiben. Und wenn was übrig bleibt, eben Steuern darauf zahlen. Auch bei den Förderungen und Subventionen Gleichstellung. Auch bei GIS & Co. Auch bei Vergünstigungen, Erlässen, Erschließungskosten usw. Mal sehen was dann herauskommt? Müsste sich der Franceschini dann ein anderes Opfer suchen ? (:-)
P.s.1; Wie auch von Franceschini geschrieben: der Bauernstand ist eine grundlegende Säule unserer Gesellschaft > WICHTIGST! Allerdings muss er schauen sich mehr an den Kosten der Gesellschaft zu beteiligen (anstatt auf Kosten dieser zu leben / auch EU-Geld ist Steuergeld) ... dort wo es möglich ist, und nicht da OBEN (Bergbauer mit 6 Kühen) wo es nix zu verdienen, und somit auch nichts zu versteuern gibt.
P.s.2; Es gibt neben der Landwirtschaft noch einige wenige weitere legale NO-TAXler ... die meisten von denen gelten als Millionäre, Milliardäre ... Oligarchen (nicht russische) ... sind meist in flacheren Gewässern unterwegs.

Di., 06.06.2023 - 22:30 Permalink
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Martin Tarshito Mo., 19.06.2023 - 18:08

Antwort auf von Klemens Riegler

Herr Riegler, interessanter Vorschlag, das mit der "Gleichstellung" mit allen anderen Wirtschaftstreibenden.

Dazu müssten Sie als Konsument aber erstmal bereit sein, für Ihre Milch, Eier, Äpfel (...) und Gemüse 22% Mehrwertsteuer zu bezahlen, statt nur die von der EU zu Ihren Gunsten als Konsument verordneten 4%.

Eu-Geld, das in der Regel nur dann beim Bauern ankommt, wenn dieser auch direkte Verträge mit der Eu eingehen kann (beispielsweise beim ökologischen Landbau; ansonsten wird es schon mal zweckentfremdet; auch in Südtirol), dient nur als scheinheilger Ausgleich für die von oben herab verordnete Preisgestaltung (4% Mehrwerststeuer).

Von den Eu-Geldern profitieren in der Regel nur die wirklich großen Betriebe, die nicht selten in der Hand von Leuten sind, die auch in der Eu-Agrarpolitik mitmischen. z.B. Schlachtbetriebe, die für einzelne Arbeitsschritte das Vieh eben mal über die Grenze fahren.

Wer die Bauernschaft kritisiert, sollte sich zunächst einfach mal über Realitäten in der EU informieren.

Mo., 19.06.2023 - 18:08 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Di., 06.06.2023 - 22:19

Mich störte die bruttogleichnetto-Rechnung des Hobbyweinbauern ohne Buchhaltungskenntnisse. UaB und Buschenschank, auch Photovoltaikanlagen haben längst nicht alle Bauern. Da ist es wie bei den Hotels: Haben nicht alle einen 5-Sterne-Wellnesstempel.

Di., 06.06.2023 - 22:19 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Di., 06.06.2023 - 22:26

Für Hr. Nicolussi: Wieviel kostet eine PV-Anlage und was bringt sie? Stromrechnung analysieren: Neben den Stromkosten sind da Kosten für Lieferung (Netzbetreiber) und Verwaltung. Vom Kundenstrompreis erhält der PV-Lieferant (u.a. Bauer) ein Drittel. Also nicht wirklich interessant, außer man verbraucht den Strom selber (gilt für alle PV-Stromproduzenten).

Di., 06.06.2023 - 22:26 Permalink
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Klemens Riegler Di., 06.06.2023 - 22:51

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Stimmt! Und wenn der Strompreis weiter sinkt, dauert die Amortisierung eben noch etwas länger. Vorteil des Landwirts: er hat Flächen, Stadel- und Hausdächer auf denen sich PV installieren lasst. In großer Menge und auf Dauer gut für die Umweltbilanz und auch für die Brieftasche. Und notfalls bringt eine PV über Erdbeeren immer noch mehr als die Erdbeeren die darunter wachsen ... sollten.
Und ja, Eigenverbrauch ist die beste Rendite!

Di., 06.06.2023 - 22:51 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Di., 06.06.2023 - 23:06

Nutznießer einer ordentlichen Buchhaltung wären die Wirtschaftsberater, sicher nicht der Steuersäckel. Hr. Riegler, kennen sie sich ein Wenig in Betriebswirtschaft aus? Glauben sie wirklich, dass Betriebe offiziell große Gewinne einfahren, auf die sie Steurn zahlen. Die Steuern zahlen sie v.a. für ihre Angestellten.

Di., 06.06.2023 - 23:06 Permalink
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Josef Fulterer Mi., 07.06.2023 - 08:13

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Bergbauern d ü r f e n von der in Rechnung Milch und Lebendvieh (10 %) 7 %, vom die Bringungskosten nicht deckenden Holz (22 %) fast nichts und vom Fleisch (10 %) 0 % k o m p e s s i e r e n (in die eigene Brieftasche stecken) können, während die Obstbauern die 4 % MWSt. der eigenen Brieftasche zuführen dürfen.
Mit den Wirtschaftsberater*innen / Steuervermeider*innen wird Herr Nussbaumer recht haben, da werden von den Unternehmern am Ende des Jahres - N O T F A L L S - mehr als fragliche Anschaffungen gemacht, um das S T E U E R N - Z A H L E N zu vermeiden.

Mi., 07.06.2023 - 08:13 Permalink
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Klemens Riegler Do., 08.06.2023 - 23:09

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Mit den nutznießenden Wirtschaftsberatern dürften sie Recht haben. Wobei das auch in diesem Fall der SBB übernehmen dürfte. Bei anderen "kleinen" Unternehmen macht das auch LVH, HGV usw. Außer die Millionenschieber ... die brauchen da schon exklusive Hilfe.
Und ja, als selbstständiger Unternehmer mit Angestellten habe ich ansatzweise eine minimale Ahnung von Betriebswirtschaft. Und wer sich die Steuer-Zahlen der Industrie- & Produktionswirtschaft bzw. weiterer Sektoren ansieht, wird feststellen dass diese sich sehr ordentlich an den Kosten der Gesellschaft beteiligen. Selbst die kleinen Pauschalsten und Mini-Part-Iva-isten zahlen zumindest einen reduzierten Steuersatz. Also mehr als die Landwirtschaft.

Do., 08.06.2023 - 23:09 Permalink
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rotaderga Mi., 07.06.2023 - 07:33

Wie schaut das mit den Förderungen aus?
Wird eine neue Maschine mit Förderung gekauft, über eine sogenannte "Agentur" die auch kostet, muss man sich innerhalb eines zeitlichen Fensters online anmelden - numerus clausus-.
Das braucht bestimmte Voraussetzungen und kostet schon mal vorab.
Hat man "Glück" wird man zum Besitzer einer Maschine mit GPS Totalüberwachung- man darf nur auf eigenem Betrieb arbeiten und mit dem Nachbarn nicht zusammenarbeiten- Kommerzieller Preis ca 200.000€ und Kosten für den Bauern inklusive weitere Mitesser ca 50.000€ (Zahlen ohne Gewähr).
Dies sind vielfach kolportierte Infos der Maschinenhändler.
Aber wie schaut es wirklich aus zB bei 150.000 Liter/Jahr Milchabgabe und einen Wert des Maschinenparks von ca 600.000€.
Oft, so glaube ich, weiß es der Bauer selbst nicht. Er hat dazu ja den Bauernbund.

Mi., 07.06.2023 - 07:33 Permalink
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Martin Daniel Mi., 07.06.2023 - 08:26

Es besteht für jeden Landwirt die Möglichkeit, vom steuerbefreiten Pauschalsystem in jenes der anderen Unternehmen zu wechseln und so MwSt.-Guthaben und Betriebskosten geltend zu machen. Das tut nur fast keiner. Das sagt noch so exzellent geführte Argumentationen.

Mi., 07.06.2023 - 08:26 Permalink
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Tobias Platter Sa., 10.06.2023 - 10:22

Antwort auf von Martin Daniel

Wie kommen Sie darauf dass das fast keiner tut? Das würde mich wirklich interessieren oder haben Sie das vielleicht nur angenommen ohne es tatsächlich zu wissen?
Wenn Investitionen getätigt werden, wird fast jeder Bauer der sich mit der Materie beschäftigt zum MwSt Normalsystem wechseln!

Sa., 10.06.2023 - 10:22 Permalink
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Martin Tarshito Mo., 19.06.2023 - 19:08

Antwort auf von Martin Daniel

Stellen Sie sich vor: Sie sind Milchbauer in Steillage.

Um das Heu in ihrer Freizeit, d.h. an Wochenenden oder an jenen Tagen einzubringen, in denen sie als Vollzeit Arbeitnehmer Urlaub nehmen, benötigen Sie einen Geräteträger.

Sagen wir sie kaufen bei Sanoll einen gebrauchten, Baujahr 1994 (sozusagen einen Oldtimer), für das aktuelle Schnäppchen von 33.700 € (zuzüglich 22 % Mehrwertsteuer, also +7.414 €).
Also gehen wir Mal davon aus, dass das Heu sich alleine schneidet, wendet, in Stränge sammelt und auch im Heuschuppen keine Maschine benötigt wird. Und sehen wir mal vom Stall ab, der sich sich alleine baut... ganz ohne Bauer oder Bauarbeiter.

Wieviel Liter Roh-Milch müssen sie verkaufen, bis sie auf die Einnahme von 7.414 € Mehrwertsteuer kommen (die sie dann im Normalsystem absetzen können)?
Z.B. für den Fall sie würden 1 € pro Liter Rohmilch zuzüglich 4% Mehrwertsteuer bekommen?

P.s. Franceshini behauptet in seinem Artikel auch noch, der Bauer würde an der Mehrwertsteuer sogar verdienen. Was? Wie das wohl geht...?

Mo., 19.06.2023 - 19:08 Permalink
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Ein Leser Fr., 09.06.2023 - 12:32

Antwort auf von Manfred Gasser

Konkret für alle, die reich werden und keine Steuern zahlen wollen:
Aus den aktuellen Kleinanzeigen des Südtiroler Landwirt: "Verkaufe meinen geschlossenen Hof in Auer. Zusammenhängende 2,6 ha, biozertifiziert, ohne Haus und ohne Wirtschaftgebäude. Hagelnetz, Überkronen-, Tropfberegnung, Tiefbrunnen und Motor. Tel. 348 1228245" - (https://www.sbb.it/de/suedtiroler-landwirt/kleinanzeiger)

Mit den Einnahmen, wie im Artikel oben, zahlt sich jedes Darlehen von allein - 2,6 ha x 35.000 = 91.000/Jahr, die voll für die Rückzahlung des Darlehens verwenden werden können. :-) Nebenbei kann man ja noch seinem "Brotberuf" nachgehen oder von der Pension, mit der man bis jetzt über die Runden gekommen ist, leben.

Ich wette, der Verkäufer wird sich jetzt von den Anrufen begeisterter Salto Leser nicht mehr erwehren können. :-D

Fr., 09.06.2023 - 12:32 Permalink
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kurt duschek Mi., 07.06.2023 - 09:57

....Herr Franceschini zeigt hier auf, wer hier seiner Meinung nach keine Steuern zahlt, Entsprechend reagieren einige Kommentatoren, und behaupten, dass diese Behauptung nicht stimmt.

Ich wage zu behaupten, dass 2 Kategorien, die Arbeitnehmer und die Rentner mit absoluter Sicherheit STEUERN bezahlen (Lohn und Rente) und auch nur minimale Abschreibemöglichkeiten (Arztkosten, Medikamente) haben.

Kenne die Zahlen nicht, aber ich vermute Arbeitnehmer und Rentner sind ein großer, wenn nicht der größte Teil der Bevölkerung in Südtirol!

NB: Die Hoteliere mit dem HGV sind mindestens die zweitmächtigste Lobby in unserem Landl Südtirol !

Mi., 07.06.2023 - 09:57 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Tarshito
Martin Tarshito Mo., 19.06.2023 - 18:39

Antwort auf von kurt duschek

Eine Frage: Wie würden sie einen Bauern kategorisieren wollen, der mehr als 70 Jahre auf dem Buckel hat, (als Arbeitnehmer ) jahrzehntelang einen Vollzeitjob wahrgenommen, seinen Hof in seiner Freizeit bearbeitet hat und auch mit Eintritt ins Rentenalter weiterhin selbst bearbeitet?
Als Arbeitnehmer bzw. Rentner, der "mit absoluter Sicherheit STEUERN bezahlt"?
Oder als Bauer, der angeblich "null, nichts, nada!" zahlt?
Tja, "Arbeitnehmer und Retner sind ein großer, wenn nicht der größte Teil der Bevölkerung in Südtirol!" Dieser Teil schließt die Bauern aber nicht aus.

Mo., 19.06.2023 - 18:39 Permalink
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Profil für Benutzer △rtim post
△rtim post Mi., 07.06.2023 - 12:10

Legitime Interessenvertretung oder unlautere Schattenpolitik? Diese Frage lässt sich wohl nicht am Beispiel der steuerlichen Behandlung in der Agrarökonomie festmachen, zumal das Steuerrecht in Rom und nicht in Bozen festgelegt wird. Und das besagt: "Nel caso in cui gli imprenditori agricoli nel regime di esonero agricoltura debbano vendere a privati o consumatori finali, non è obbligatoria l’emissione di scontrino o ricevuta fiscale."

Mi., 07.06.2023 - 12:10 Permalink
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Profil für Benutzer Günther Mayr
Günther Mayr Mi., 07.06.2023 - 12:23

hot der bauer a geld - hots die gonze welt!
wie wahr, an jedem euro was dem bauern bleibt haben zuerst alle anderen mitverdient.
überhaupt ist die gleichsetzung einkommen=verdienst stupid.
es geht hier immer um einen BETRIEB! während der privatmann mit 50000ören ein gutes gehalt hat mit bezahltem urlaub&abfertigung&..., muß der bauer einen BETRIEB erhalten und am laufen halten und soll dazu noch innovativ sein. meist kommt da wenns gut geht eine schwarze null heraus.
nur zu, lai probieren!
jedem sein einmaleins: jedoch kann beim besten willen nicht ein privatier mit einem betrieb gleichgestzt werden.
beim erb-teilen sind meist alle froh daß ein tepp übernimmt - dann sind sie letzer als die geier.

Mi., 07.06.2023 - 12:23 Permalink
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Profil für Benutzer Manfred Außerhofer
Manfred Außerhofer Mi., 07.06.2023 - 22:20

Werter Herr Franceschini,
wenn das Bauerndasein schon so dermaßen lukrativ und ein Millionengeschäft ist, wie von ihnen beschrieben - warum versuchen sie sich denn dann nicht selbst mal als Bergbauer? Alternativ könnten sie sich beim Verein für freiwillige Arbeitseinsätze melden und einmal für eine Woche mithelfen. Danach würde dieser Beitrag wohl etwas anders verfasst werden... Wenn sie die Verdienstabrechnung eines solchen Bergbauernhofes einmal einsehen wollen - nur zu, ich stehe sehr gerne zur Verfügung.

Mi., 07.06.2023 - 22:20 Permalink
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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Sa., 10.06.2023 - 07:01

Antwort auf von Klemens Riegler

"Zum Geld-sammeln im Landeshaushalt, in Rom und in Brüssel, werden die wirklichen Bergbauern recht gerne verwendet, die wirklich oft nur 25.000 € Umsatz- >n i c h t V E R D I E S T< im Jahr machen."
Bei der Geldverteilung läuft "das Meiste ganz still und leise zum Obst & Wein." Die spärlichen Gelder die den Weg hinauf auf den Berg schaffen, werden bei der Beschluss-Fassung, bei der Freigabe und bei der Liquidierung recht großherzig in den Medien dargestellt, "um das S A M M E L N ein wenig zu erleichtern."

Sa., 10.06.2023 - 07:01 Permalink
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Profil für Benutzer Tobias Platter
Tobias Platter Sa., 10.06.2023 - 10:12

Genau solche Artikel fördern den sozialen Unfrieden doch noch. Ich möchte zB den überproportionalen Einfluss des Bauernbunds nicht abstreiten. Aber der Absatz zu den Steuern ist zum Teil Fake News und zum Teil billige Meinungsmache
Zum Beispiel das Beispiel mit der falschen Rechnung des Urlaub am Bauernhof Betriebs. Dies ist schlicht Steuerhinterziehung und entspricht nicht den gesetzlichen Vorgaben, darauf auf die Gesamtheit zu schließen ist falsch.
Ich habe leider schon öfters beobachtet dass Artikel zu Wirtschaftsthemen des Autor leider manchmal unvollständig oder fachliche nicht korrekt sind.

Sa., 10.06.2023 - 10:12 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Tarshito
Martin Tarshito Mo., 19.06.2023 - 19:20

Antwort auf von Tobias Platter

"Bauern zahlen keine Steuern. Null, nichts, nada!"
Ja das ist wohl ein offensichtlicher "Fake News".

"Billige Meinungsmache", naja; dazu möchte ich jetzt keinen Kommentar abgeben.

"Ich habe leider schon öfters beobachtet dass Artikel zu Wirtschaftsthemen des Autor leider manchmal unvollständig oder fachliche nicht korrekt sind."
Wie wäre es mit einem Gastautoren für den Faktencheck?

Damit das mit den "Fakten und Meinungen" im Gleichgewicht bleibt.

Mo., 19.06.2023 - 19:20 Permalink
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Profil für Benutzer Simonetta Lucchi
Simonetta Lucchi Sa., 10.06.2023 - 18:00

Gli insegnanti versano obbligatoriamente il 50% del loro stipendio in tasse. Non possono svolgere nessuna altra attività, nemmeno le famose lezioni private o affittare una stanza, senza chiedere il permesso al dirigente scolastico. Che può concederlo o non concederlo a sua discrezione. Con il discorso delle 220 ore -solo qui in provincia, nel resto d' Italia sono massimo 40- ci sono scuole -o insegnanti. - in cui si sta ogni pomeriggio a scuola fino a tardi. Io non ho nulla contro nessuno ma mi sembra ci siano due pesi e due misure.

Sa., 10.06.2023 - 18:00 Permalink
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Profil für Benutzer Livia Minnea
Livia Minnea Fr., 16.06.2023 - 20:17

"Himmelschreiende Ungleichbehandlung": Ja, auch, was die Erbregelung des geschlossenen Hofes betrifft. Die reichen Obstbauern werden damit noch reicher, die weichenden Erben gehen praktisch leer aus. Ein Obstbauer mit 6 ha erbt ein Millionenerbe (wenn er es geschickt anstellt, dann gleich auch mehrere Hofstellen) und die weichenden Erben erhalten nicht einmal den Gegenwert einer Kleinwohnung. Das gibt es nur in Südtirol! Gleichbehandlung ist hier ein völliges Fremdwort.

Fr., 16.06.2023 - 20:17 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Tarshito
Martin Tarshito Mo., 19.06.2023 - 17:55

Voll ins Fettnäpfchen gegriffen, Herr Franceschini:

"Bauern zahlen keine Steuern. Null, nichts, nada!"

Informieren Sie sich lieber Mal bei den Bauern, die sie Ihre Freunde nennen!

Oder hier: https://www.fiscoetasse.com/domande-e-risposte/10004-come-si-determina-…

Zitat: "Gli agricoltori pagano le imposte dirette sui redditi catastali dei terreni e non sui redditi effettivi. [...]
Se il proprietario del terreno (o il titolare di altro diritto reale): svolge direttamente l’attività agricola: gli spetta sia il reddito dominicale sia il reddito agrario; [se] non svolge l’attività agricola perché è esercitata da un’altra persona, il reddito dominicale spetta al proprietario, mentre il reddito agrario spetta a chi svolge l’attività agricola."

Wenn ein Bauer starke Ertragseinbußen hat (meist ohne Selbstverschulden, denn er arbeitet mit den Risiken der Natur) und diese manchmal auch über eine Saison hinaus reichen (man denke an die Bauern in der Emiglia Romagna und Marche, deren Betriebe jüngst von Überflutung betroffen wurden),
dann zahlt er dennoch seine Steuern. Da ist nichts mit "null, nichts, nada!"

Ebenso zahlt der Bauer seine Steuern, wenn zwischen den Betriebskosten und den Verkaufspreisen kaum Gewinn drin steckt (und je nach Preisentwicklungen vielleicht sogar nur Verlust, wie es eine Zeit lang mal dem größten Milchproduzenten Deutschlands ergangen war).

Ein Bauer ist in Sachen gewinnbringendes Produzieren prinzipiell (also von Prinzip wegen) benachteiligt, weil die Verkaufspreise durch die Eu- Agrarpolitik zugunsten der Konsumentinnen künstlich tief gehalten werden. Was natürlich die Monokulturen und industrielle Produktion und damit den "Klimawandel" begünstigt. Denn wie sagt die Betriebswirtschaft: Hohe Betriebskosten durch möglichst hohe Stückzahl verringern, Flure bereinigen, große Maschinen anschaffen usw. usf.. Das kann schneller nach hinten los gehen, als eine Kuh Milch gibt (wie das Beispiel des größten Milchproduzenten Deutschlands zeigte; es reicht, wenn die Preise für Kraftfutter nur einige Cents hoch gehen und der Händler die Auszahlungspreise für den Liter Milch in Cents herunterdrückt).

Hauptgrund für die prinzipielle Benachteiligung ist die verordnete niedrige Mehrwertsteuer (4% bei Obst, Gemüse, Milchprodukte...). Sie macht es vielen kleinen Produzenten unmöglich, im pauschalen Besteuerungssystem zu wirtschaften. Denn die teils enorm hohen Mehrwertsteuerausgaben für Maschinen usw. können mit den geringen Mehrwertsteuereinnahmen nicht gleichermaßen ausgeglichen werden wie es für Hoteliere, Händler, Handwerker durchaus leicht möglich ist. Dem kleinen Bergbauern kostet ein Geräteträger für die Feldwirtschaft allein schon mehr als dem Franceschini (vorausgesetzt er hat einen) ein exklusives Sportauto.

"Null, nichts, nada!" ist daher nichtig.

Im übrigen sind die benannten Steuern auch fällig, falls der Bauer sich dazu entscheiden sollte, sein Feld brach liegen zu lassen oder das Gemüse wieder einzupflügen, weil allein die Erntekosten höher sind, als das, was der Händler für die Ware zu bezahlen bereit ist. Was in Italien schon mal öfters passiert. Und am Ende will der Kunde doch immer nur das kaufen, was billig, frisch, gut aussehend zugleich ist.

Von daher. Wenn Sie schon gegen eine Lobby wettern möchten, Herr Franceschini, dann wettern sie bitte auch gegen die Lobby und nicht gegen die Allgemeinheit der sehr wohl Steuern bezahlenden Bauernschaft.

Wettern sie gerne gegen die 1500 Eu-Betriebe (davon 1200 allein in Deutschland), die sich damals der Agrarreform eines Franz Fischler entgegengestellt hatten, weil sie nicht bereit waren, ihre Eu-Beiträge auf 300.000 Euro deckeln zu lassen.

Wettern sie gegen ihre Partei Kollegin aus Deutschland, Frau Künast, die damals als Agrarministerin der Lobby der deutschen Agrarindustriellen nachgegeben und damit das Scheitern der Reform für ganz Europa maßgeblich mitverschuldet hat.

Wettern Sie meinetwegen gegen Herbert Dorfmann, dem damaligen Direktor des Südtiroler Bauernbundes, der dann für die SVP Karriere in Brüssel gemacht hat. Ein Mann, der damals im "Landwirt" das Scheitern der Reform sogar begrüßte, nur weil die Reform bedeutet hätte, dass in der Summe weniger Geld nach Italien geflossen wäre. Man bedenke wie viele Betriebe in Südtirol wohl jährlich mehr als 300.000 Euro Agrarbeiträge aus der EU bekommen hatten: "Null, nichts, nada!" Da gab es sicherlich keinen einzigen.

Dass aber laut Fischler jeder landwirtschaftliche Betrieb einen Sockelbetrag von 3000 Euro jährlich erhalten hätte bzw. einen weiteren 1000der ab dem dritten Arbeitsplatz, hätte den Südtiroler Bauern und Bäuerinnen sicherlich gut getan. Immerhin bezahlen sie Ihre Steuern immer: Ob der Boden Ertrag abgibt oder nicht bzw. Händler und Konsument zu bezahlen bereit sind oder nicht.

In der Landwirtschaft erledigen sich die Arbeiten eben nicht alleine.
Auch, wenn die restlichen 94% SüdtirolerInnen und die Gäste der Hotelliere gerne von der täglichen Arbeit der Bauern und Bäuerinnen profitieren, wenn es um die gepflegte Landschaft, Land- und Forstwege, Almen usw. geht.

Mo., 19.06.2023 - 17:55 Permalink