Wirtschaft | Inflation

Ein Mindestlohn für Südtirol?

SVP-Landtagskandidat und Ex-SGBCISL-Generalsekretär Dieter Mayr kritisiert die Arbeitgeber: Das geforderte Lohnelement von 150 Euro sei auch für sie vorteilhaft.
Manifestazione sindacati cgil cisl uil asgb
Foto: Othmar Seehauser
Vergangenen Dienstag (6. Juni) versammelten sich Hunderte Menschen auf dem Silvius-Magnago-Platz, um für höhere Löhne zu demonstrieren. In den vergangenen Monaten haben sich die Südtiroler Gewerkschaften für eine bessere Bezahlung wiederholt erfolglos an die Landesregierung gewandt. Diese Woche hatten sie zur Kundgebung aufgerufen, die nicht die letzte gewesen sein soll.
Es sind sich ja alle einig, dass die Löhne zu niedrig sind.
ASGB, CGIL / AGB, SGB / CISL und UIL / SGK fordern konkret 150 Euro mehr bei den Löhnen im Privatsektor. Für dieses sogenannte „territoriale Lohnelement“ sollen rasch Zusatzverträge abgeschlossen werden. Zudem verlangen sie einen Inflationsausgleich im öffentlichen Bereich und bei Landesbeihilfen für Senior*innen.
Nun meldet sich auch der ehemalige SGBCISL- Generalsekretär und Ex-AFI-Präsident Dieter Mayr zu Wort. Der neue SVP-Arbeitnehmer steht für die Landtagswahlen im Herbst auf der Zehner Liste von Spitzenkandidat Arno Kompatscher und Parteiobmann Philipp Achammer.
 
 
Wie viel vom territorialen Lohnelement netto übrig bleibt und wie es finanziert werden soll, ist noch unklar. Dennoch sei es laut Mayr nicht nur für Arbeitnehmer*innen von Vorteil, sondern auch für die Südtiroler Betriebe. Deshalb sei die abwehrende Haltung der Arbeitgeberverbände nicht nachvollziehbar.
„Der Vorschlag aus Arbeitnehmerseite ist eigentlich eine Neuausrichtung der sozialpartnerschaftlichen Regelungen für Südtirol, wobei das geforderte territoriale Lohnelement ein Teil des Ganzen ist. Die Gewerkschaften möchten zudem, unabhängig was auf nationaler Ebene passiert, alle zwei Jahre die lokalen Kollektivverträge verhandeln, und Steuererleichterungen und Beiträge des Landes daran koppeln“, so Mayr.
Davon verspricht sich der SVP-Landtagskandidat eine neue Dynamik in der Sozialpartnerschaft. Da ein fixes territoriales Lohnelement der Einführung eines Mindestlohns gleichkomme, würde Lohndumping verhindert und Unternehmen, die bereits jetzt hohe Gehälter auszahlen, geschützt werden.
 
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Kundgebung der Gewerkschaften vor dem Landtag: Zahlreiche Menschen forderten höhere Löhne ein. (Foto: Seehauserfoto)
 
Dabei würden die Gewerkschaften bereits auf die Arbeitgeberverbände zugehen, in dem sie einen branchenbezogenen Vorschlag zum territorialen Lohnelement unterbreitet haben. Der „de-facto-Mindestlohn“ beeinflusse darüber hinaus auch die Vergabe von öffentlichen Aufträgen, da Billiganbieter nicht mehr zum Zuge kämen.
„Es sind sich ja alle einig, dass die Löhne zu niedrig sind. Um die Situation jedoch systematisch zu verbessern, braucht es eine Neuorientierung der Arbeits- und Gewerkschaftsbeziehungen. Das kann man mit dem Gesamtvorschlag, den die Gewerkschaften eingebracht haben, erreichen“, erklärt Mayr, der aus Gründen der Transparenz und Unabhängigkeit der SGB / CISL nach Verkündung seiner Kandidatur als Generalsekretär der Gewerkschaft zurückgetreten ist.