Umwelt | Skigebiete
Dolomiti Superski will nachhaltig sein
Foto: Dolomiti superski
Der Dolomiti Superski-Verbund widmet sich nun auch dem Thema Nachhaltigkeit. Er gilt laut IDM als das weltweit größte Skikarussel mit insgesamt 1.200 Pistenkilometern und 15 Skigebieten in den Dolomiten. In dem Nachhaltigkeitsprojekt „DS Responsibility“ analysierten die 130 angeschlossenen Seilbahnunternehmen in Zusammenarbeit mit dem Terra Institute drei Jahre lang ihren Betrieb. Die Ergebnisse wurden kürzlich in den Räumlichkeiten der Wirtschaftsfakultät der Freien Universität Bozen in Bruneck der Generalversammlung vorgestellt.
Der Südtiroler Heimatpflegeverband begrüßt das Vorhaben von Dolomiti Superski grundsätzlich, allerdings müssten sobald als möglich Reduzierungsmaßnahmen folgen. Für die Datenerfassung haben die Seilbahner eine Checkliste erstellt, auf deren Grundlage Prozesse, Infrastruktur, Maschinen und weitere Parameter erfasst wurden. Diese wurden dann für die erste Berechnung der CO2-Emissionen verwendet. Im nächsten Schritt soll nun die Entwicklung ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Umsetzungpsrojekte folgen.
„Es ist wichtig zu wissen, wo wir stehen, um den Weg in die Zukunft planen zu können“, so Marco Pappalardo, Marketingdirektor von Dolomiti Superski und Leiter des Nachhaltigkeitsprojekts. Das CO2-Berechnungsmodell des Terra Institutes ergab Emissionen von insgesamt 60.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, die auf alle Aktivitäten des Dolomiti Superski-Systems zurückzuführen sind. Hier sind direkte Emissionen wie beispielsweise die Pistenfahrzeuge und den Mitarbeiter*innenverkehr zur und von der Arbeitsstelle, sowie indirekte Emissionen, die beispielsweise mit dem Betrieb der Aufstiegsanlagen, den Beschneiungsanlagen usw. verbunden sind, inbegriffen.
Es sei im Allgemeinen schwierig, Vergleiche anzustellen, aber um die Dimension besser einordnen zu können, wurden die durchschnittlichen CO2-Emissionen pro Einwohner*in der Provinzen Bozen, Trient und Belluno pro Jahr herangezogen. Die Emissionen von Dolomiti Superski würden 0,63 Prozent dieser Gesamtemissionen in den drei Provinzen entsprechen. Dieser Vergleich sei laut Florian Trojer, Geschäftsführer des Heimatpflegeverbands, nicht angemessen: „Sehr problematisch ist aus unserer Sicht, wenn Unternehmen ihre Emissionen für die Produktion eines Luxusgutes, wie es das Schifahren ist, gegen die Emissionen der normalen Bürger*innen für ihre notwendigen Lebensgrundlagen aufrechnen.“ Fraglich sei darüber hinaus, ob auch die grauen Emissionen, also die bei Produktion und Bau der Anlagen ausgestoßenen Treibhausgase, inbegriffen wurden.
„Der CO2-Ausstoss ist außerdem nur ein Aspekt der negativen Auswirkungen von Skigebieten auf Natur, Klima und Landschaft“, so Trojer. „Klimaexpert*innen betonen immer wieder, dass naturbelassene Gebiete von immenser Wichtigkeit einerseits für den Klimaschutz aber andererseits auch für die Resilienz gegenüber den Folgen des Klimawandels sind.“ Aus der Sicht des Heimatpflegeverbandes sei deshalb die Erschließung der Alpen mit Aufstiegsanlagen und Skipisten abgeschlossen, es dürften keine weiteren Erweiterungen und Zusammenschlüsse genehmigt werden. „Dazu müssen vor allem die massiven öffentlichen Beiträge in Südtirol für neue Aufstiegsanlagen in Skigebieten endlich reduziert werden“, sagt Trojer.
Indessen hofft der Präsident von Dolomiti Superski, Andy Varallo, auf ein positiveres Bild der Skigebiete in Südtirols Öffentlichkeit, ausgerechnet in Bezug auf Nachhaltigkeit: „Unsere Seilbahnunternehmer sind seit vielen Jahren um den Respekt vor der Natur und der Umwelt bemüht, die es ihnen ermöglicht, ihre Dienstleistungen anzubieten. Wahrscheinlich sind wir jedoch nicht gut genug darin, dies zu kommunizieren. Denken Sie nur an die kontinuierlichen und beträchtlichen Investitionen in Technologien für Beschneiungs- und Aufstiegsanlagen, die den Wasserverbrauch und den Strombedarf in den letzten 40 Jahren erheblich reduziert haben.“ Neben der Effizienz dieser Gerätschaften dürfte Nachhaltigkeit allerdings weitere Maßnahmen erfordern.
Die nächsten Schritte
An der Generalversammlung von Dolomiti Superski nahmen die Präsidenten der zwölf Seilbahnkonsortien, die “Sustainability Rangers”, Verantwortliche der Tourismusorganisationen der Region und Mitarbeiter*innen der Zentrale von Dolomiti Superski teil. Die “Sustainability Rangers” sind sowohl interne Mitarbeitende als auch externe Personen, die seit Beginn des Projekts Informationen, Ziele und Strategien des Projekts an die Seilbahnunternehmen vermitteln.
In der nächsten Phase ist vorgesehen, dass in jedem Skigebiet ein konkretes Projekt zur Eindämmung des eigenen CO2-Fußabdrucks entwickelt und umgesetzt wird. Am Ende dieser Phase sollten bereits mindestens 12 umgesetzte Projekte vorliegen, einschließlich Erfahrungen und Methoden. Diese werden mit den anderen Seilbahnkonsortien der Dolomiten geteilt, welche dann diese Projekte ebenfalls umsetzen können. Das Ziel sei es, operative Verfahren festzulegen, „bei denen der Respekt vor der natürlichen Umwelt stets an erster Stelle steht“.
„Unser Konzept der glaubwürdigen Nachhaltigkeit ist genau darauf ausgerichtet. Wir möchten absolut transparent sein und unsere Stärken, aber auch unsere kritischen Stellen und die Bereiche, in denen wir gemeinsam noch mehr tun müssen, offenlegen. Der Weg zur Klimaneutralität ist, wie in jeder Branche und Wirtschaft, besonders komplex. Es gibt jedoch auch international anerkannte Kompensationsinstrumente, mit denen wir vorübergehend die Emissionen ausgleichen können“, so Andy Varallo.
Dem Emissionshandel steht der Heimatpflegeverband kritisch gegenüber: „In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass der Emissionshandel für den echten Klimaschutz wenig sinnvoll ist. Deshalb sollte auch Dolomiti Superski davon absehen und vor allem in echten Klima- und Landschaftsschutz investieren, indem sie auf jede zusätzliche Erweiterung ihrer Skigebiete und Potenzierung ihrer Aufstiegsanlagen verzichten.“
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"Das Ziel sei es, operative
"Das Ziel sei es, operative Verfahren festzulegen, „bei denen der Respekt vor der natürlichen Umwelt stets an erster Stelle steht“."
In einem Skigebiet gibt es so gut wie keine "natürliche Umwelt" mehr, denn wo Wassersammler stehen, wird Wasser aus Hochmooren und Feuchtwiesen abgezogen. Wo Pistenplanierungen gemacht werden, wird der natürliche Lebensraum vieler Tiere, unter und ober der Erde, zerstört. Und wo Seilbahn- oder Liftanlagen gebaut werden, gibt es gar keine "natürliche Umwelt" mehr. Wovor als Respekt haben?
Antwort auf "Das Ziel sei es, operative von Manfred Gasser
Vergessen sie bitte nicht die
Vergessen sie bitte nicht die Kolonne Autos, hin zum Skigebiet, zurùck nach hause. Was da green und nachhaltig sein soll ist fùr mich unverstàndlich!
Antwort auf Vergessen sie bitte nicht die von Christian I
Dieses inflationäre Wort
Dieses inflationäre Wort werde ich nie mehr gebrauchen, mir geht es nur um den "Respekt vor der Natur". Und da kann ich bei einem verbauten Skigebiet wirklich nicht viel Respekt finden.
Die genannte Emissionsmenge
Die genannte Emissionsmenge kann nicht stimmen. Die Stromaggregate zur Beleuchtung der Nacht Skirennen während der Alta Badia und Gröden Renntage stossen über 5.000 Tonnen CO² aus. Wurde nicht einberechnet?
Nachhaltige Skigebiete sind
Nachhaltige Skigebiete sind so glaubwürdig wie eine nachhaltige Winterolympiade. Anscheinend wird der Begriff "Nachhaltigkeit" nicht von allen gleich interpretiert.
Die eigenen Emissionen durch
Die eigenen Emissionen durch den Vergleich mit den Emissionen der Gesamtbevölkerung "wegen mangelnder Vergleichswerte" kleinzureden ist absolut unzulässig.
Warum sollte das "weltweit größte Skikarussel" nicht als erstes eine aussagekräftige Vergleichszahl vorlegen? Zum Beispiel: pro ausgegebene Tageskarte, pro Pistenkilometer, pro Öffnungstag des Skikarussells?
Antwort auf Die eigenen Emissionen durch von Johannes Engl
Papalardo wird schon liefern:
Papalardo wird schon liefern: ein paar % weniger da und dort, wo man bisher leichtfertig unsinnig eigenes Geld verbrannt hat, ein Schee-reicher Winter mit weniger Beschneiungs-Kosten, ein paar über-fällige Koordinierungen die Vorteile hinter dem Komma bringen.
Selbstverständlich kan man Instandhaltungen, Ergänzungen, Erweiterungen, Erschließung neuer Gebiete usw. nicht rechnen.