Gesellschaft | Tag der Autonomie

Drahtseilakt für die Autonomie

Der Tag der Autonomie gibt einen umfassenden Einblick über die Autonomie und Kulturpolitik Südtirols. Was hat jedoch ein Drahtseilakt damit zu tun?
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Foto: Seehauserfoto
Unter dem Titel „Autonomie Real“ fand heute (05. September) der Tag der Autonomie in Bozen statt. Im Mittelpunkt des Programmes standen unterschiedliche Formate und Initiativen, die zur Auseinandersetzung mit Südtirols Kulturgeschichte, Autonomie und Demokratie einluden.
Inmitten des Silvius-Magnago-Platzes führte Martha Stocker durch die Ausstellung zum Tag der Autonomie. Stocker beschrieb, dass die Ausstellung der Frage „Was Autonomie für Südtirol bedeutet“ und „Warum haben wir die Autonomie“ nachgeht. Es sei sehr schwierig gewesen die Ausstellung zu organisieren, da Südtirols Autonomie eine lange und ausführliche Geschichte habe, welche sich nur schwer in einer Ausstellung zusammenfassen lässt, so Stocker.
 
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Martha Stocker: "Die Autonomie Südtirols stützt sich auf mehrere Säulen" (Foto: salto.bz)
 
Am Silvius-Magnago-Platz wurden neun Säulen aufgestellt, jede mit einem Buchstaben des Wortes „Autonomie“. Die Säulen waren hierbei unterschiedlichen Themen zugeordnet und in den drei Landessprachen Deutsch, Italienisch, Ladinisch sowie als auch Englisch beschriftet.

Neun Säulen der Autonomie

Die erste Säule diente als grobe Einführung und Übersicht über Südtirols Autonomie. Gefolgt wurde diese von der zweiten Säule, welche das Leben von Silvius Magnago beschreibt. Sie befasst sich ausführlich mit Magnagos Leben und Werdegang. „Silvius Magnago ist eine wichtige Person, die den Weg zur Autonomie geebnet hat“, so Martha Stocker. Diese sowie die weiteren Säulen sind mit multimedialen Elementen wie Bilder, Audios und Videos gestaltet.
 
Silvius Magnago ist eine wichtige Person, die den Weg zur Autonomie geebnet hat
 
Mit der dritten Säule wird auf die historische Entwicklung der Südtiroler Autonomie eingegangen. Ein markantes Merkmal hier: Die Jahre von 1922 bis 1945 werden symbolisch ausgelassen, um die Zeit des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus zu kennzeichnen. „In dieser Zeit der Unterdrückung gab es keine Fortschritte für die Autonomie Südtirols“, so Martha Stocker.
 
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Die neun Säulen der Autonomie: geben eine Übersicht über die Autonomie Südtirols (Foto: salto.bz)
 
Eine weitere wichtige Säule beschäftigt sich mit der sprachlichen Diversität Südtirols. Hier im Fokus stand vor allem der Ethnische Proporz. Bis in die 1970er waren 90% der öffentlichen Stellen von Italienern besetzt. Mittels der Sprachgruppen Zugehörigkeit konnte eine Grundlage für die Vergabe der öffentlichen Stellen geschaffen werden, da es das „Land“ bis zu jenen Zeitpunkt nicht gab, so Martha Stocker. Eine weitere wichtige Rolle wurde auch den deutschen und italienischen Schulen zugesprochen.
Mit dem Spruch „Geld ist nicht alles, aber es ermöglicht vieles“ wurde die sechse Säule betitelt. Im Wesentlichen beschäftigt sich dieser Teil der Ausstellung mit der finanziellen Freiheit Südtirols. „Mit 90% seiner Steuereinnahmen finanziert das Land viele Bereiche. In einigen Bereichen hat das Land die primäre Zuständigkeit in Gesetzgebung und Verwaltung für andere sekundäre.“ Eine Auswahl der primären Zuständigkeit wäre: Kultur, Ortsnamengebung, Bildungsförderung sowie Wohnbau et al.
Im Zuge der Kultur erwähnt Stocker auch die Identitätsbildung. „Die Kultur ist die Grundlage für die Identität. Sie bildet und formt uns, schränkt aber auch zugleich ein.“
 
Die Kultur ist die Grundlage für die Identität. Sie bildet und formt uns, schränkt aber auch zugleich ein
 
Die letzten beiden Säulen beschäftigen sich mit den Herausforderungen und der Zukunft Südtirols. Hier wurden Fragen und Thematiken aufgeworfen, welche noch nicht beantwortet werden können bzw. welchen man sich in Zukunft stellen muss.

Fotoausstellung und Filmvorführung 

Im Anschluss folgte eine Fotoausstellung im Palais Widmann zu „Momente der Südtiroler Kulturpolitik“. Die Ausstellung zeigt die gelebte Autonomie und die konkrete Umsetzung der unterschiedlichsten Landesgesetzte nach dem zweiten Autonomiestatut, so Barbara Weis, Direktorin des Amts für Film und Medien der deutschen Landeskulturabteilung.
Zu guter Letzt werden bis 19:30 sieben ausgewählte Dokumentarfilme in deutscher, italienischer, ladinischer und englischer Sprache gezeigt.
 
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Palais Widmann: Fotoausstellung und Filmvorführung (Foto: Seehauserfoto) 
 
Den krönenden Abschluss der Veranstaltung lieferte der der siebenfache Slackline-Weltrekordhalter Mich Kemeter, der auf einer Highline den Silvius-Magnago-Platz überquerte. Diese Aktion wurde mit den sehr ausgeschweiften Worten: „Kemeter symbolisiert das, was die Politik trägt: das Gleichgewicht zu suchen, Brücken bauen und Grenzen zu überbinden“ gerechtfertigt. Einen erneuten Akt performt der Steirer um 18:00 Uhr. 
 
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Mich Kemeter: performt auf einer 80m langen Slackline über den Silvius-Magnago-Platz (Seehauserfoto)