Politik | Energiewende

Ein “1.000 Dächer-Programm” für Südtirol

Eine Arbeitsgruppe der Grünen skizziert, wie die Provinz bis 2040 klimaneutral werden kann. Eckpunkte sind Sanierung, Wärmepumpen und Agri-Photovoltaik.
Grüne Arbeitsgruppe zu Energiewende
Foto: Grüne
  • Energetische Sanierung, Agri-Photovoltaik, Wärmepumpen, lokale Wertschöpfung und Arbeitsplätze: Die Grüne Arbeitsgruppe mit externen und internen Experten um die Kandidaten Vullo, Angelucci, Prenner und Oberkofler stellt gemeinsam mit Listenführerin Sabine Giunta ihre Vorschläge vor.

    Es sei mittlerweile klar, dass die Energiewende ein notwendiger Schritt ist, damit Südtirol bis 2040 klimaneutral werden kann. Mit dem Ziel, “Wissen schaffen, um bessere Entscheidungen zu treffen”, haben die Grünen einen Arbeitstisch mit internen und verschiedenen externen Fachleuten eingerichtet. Zu den internen Fachleuten zählen die Landtagskandidaten Pascal Vullo, Energieexperte des Südtiroler Bauernbundes, Giulio Angelucci, Leiter des Amt für Abfallwirtschaft, und der Geometer und Bauingenieurstudent Gabriel Prenner, gemeinsam mit dem Klimaaktivisten Zeno Oberkofler.

    “Von Anfang an wurden sechs thematische Bereiche festgelegt: Senkung des Energiebedarfs, energetische Sanierung von Gebäuden, Rolle der Institutionen von Land, Gemeinden und Ämtern, Förderungen, Steuern, soziale Fragen, Beteiligung von Bürgern und Interessengruppen, erneuerbare Energiequellen, Fernwärme und das Müllheizkraftwerk sowie Landschaftsschutz”, erklärt Antonio Favari, Perito Industriale und Koordinator der Arbeitsgruppe. “Für jedes Themenfeld wurden in einem spezifischen Workshop Grenzen und Entwicklungsmöglichkeiten ermittelt.”

  • Der Vorschlag: Anreize für erneuerbare Energien und energetische Sanierung für Bauwesen und Landwirtschaft; Foto: Grüne
  • Der Vorschlag

    Bei der Verringerung des Energiebedarfs lag der Schwerpunkt auf der Verringerung von Emissionen des Verkehrs durch nachhaltige Mobilität und auf der energetischen Sanierung von Gebäuden.

    Was die energetische Sanierung von Gebäuden betrifft, so wurde deutlich, dass der Zugang zu Förderungen komplex sei, erklärt Prenner. “Bei Mehrfamilienhäusern sollte bei einer energetischen Sanierung die Möglichkeit einer Senkung des Gemeindeimmobiliensteuer geprüft werden”, so Prenner, “außerdem wäre es sinnvoll, Anreize für partielle energetische Sanierungen zu schaffen, etwa nur für die energetische Sanierung des Daches zusammen mit der Installation einer Photovoltaikanlage in einem '1.000-Dächer-Programm'. Auf diese Weise kann bei leistbaren Investitionskosten in vielen Fällen die Energieklasse des Gebäudes um zwei Klassen verbessert und die Strom- und Heizkostenabrechnung deutlich gesenkt werden.”

    Was erneuerbare Energiequellen anbelangt, so ei eine gesetzliche Neuregelung erforderlich, um die Installation von Agri-Photovoltaikanlagen auf einem kleinen Teil (etwa 3 %) der 18.000 Hektar großen Apfelplantagen in der Provinz zu ermöglichen. “Nur so können die 1.800 Megawatt Photovoltaik erreicht werden, die zur Reduzierung des Energieverbrauchs aus nicht erneuerbaren Energiequellen erforderlich sind. Die Agri-Photovoltaik ermöglicht die Erzeugung großer Mengen erneuerbarer Energie ohne weiteren Flächenverbrauch und mit geringeren Auswirkungen auf die Landschaft als bei konventionellen Freiflächenanlagen. Wenn die Agri-Photovoltaik von Energiegemeinschaften aus Landwirten, Bürgern und Gemeinden umgesetzt wird, kommt diese Technologie außerdem allen zugute”, erklärt Vullo.

    Auch das Bozner Fernwärmenetz war Thema der Treffen. Für die Arbeitsgruppe bestehe kein Zweifel daran, dass die Müllverbrennungsanlage Teil des Bozner Fernwärmekonzepts ist, allerdings reiche sie nicht aus, um den künftigen Bedarf zu decken. Man werde sich vor allem auf Wärmepumpen konzentrieren müssen, so Angelucci.

    “Die Energiewende ist nicht einfach, aber sie ist möglich”, sagt Oberkofler, “die notwendigen Technologien sind bereits vorhanden. Es ist notwendig, sie mit einem Programm finanzieller Unterstützung zu kombinieren, das sie auch sozial für alle zugänglich macht, so schaffen wir außerdem lokale Wertschöpfung und Arbeitsplätze. Die Energiewende muss eine Energiewende von und für die Bürger sein.”


     

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Profil für Benutzer Massimo Mollica
Massimo Mollica Mi., 11.10.2023 - 17:24

Sottoscrivo tutto. E' questa la strada da seguire. Ed è bello che venga da giovani che hanno ancora voglia di vivere e credere in un mondo migliore. Perccato però che una parte costistente del mondo non abbia più voglia di vivere e soprattutto non creda in loro. Quindi come fare a convincere contadini, persone anziane o semplicemente chi non si sforza nemmeno di considerare l'opzione di un'auto elettrica (e non parlo di bici e treno)? Perché la soluzione è niente se non viene attuata, e condivisa da tutti. Come si fa a convincerli? Tecnicamente non si può,finchè non sarà il tempo a fare la sua parte, comunque bisogna provarci lo stesso!

Mi., 11.10.2023 - 17:24 Permalink
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△rtim post Do., 12.10.2023 - 08:52

Klingt nach allerlei Wünschenswertem, das man hier adressiert.
An wen eigentlich konkret? Und reicht das?
Wieso hat es kein (eigenes) Gesamtkonzept, wie sich das "Wünschenswerte" konkret in soziale, technische und ökonomische Strukturen integrieren lässt?
Apropos Bozner Fernwärmenetz. Wieso denkt man nicht auch an Flusswärmepuppen?
Die funktionieren mittlerweile sogar schon im großen Ausmaß. Vgl.: https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-riesige…
Agri-Photovoltaik-Anlagen, so wie es sich in der BRD und zum Teil auch in Italien bereits darstellt, wird man auch durchaus kritisch betrachten müssen.

Do., 12.10.2023 - 08:52 Permalink
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Gianguido Piani Fr., 13.10.2023 - 10:22

Alles schön und gut, aber...
In einer Zeit höher und noch steigender Energiepreisen sind Subventionen und öffentliche Förderungen für Sparmaßnahmen absurd. Zum einen, weil Energieeffizienzmaßnahmen und Erneuerbare-Energie-Anlagen sich selber schneller zahlen, zum anderen, weil Subventionen von allen Bürgern getragen werden müssen (Steuererhöhungen?)
Ich würde die Prioritäten etwas anders setzen. (1) Bürokratieabbau, soweit wie möglich, von der ersten Anträgen bis zu den Meldungen beim Finanzamt und (2) Unterstützung bei der Erteilung langfristiger Kredite durch die Banken. Diese Krediten sollten unbürokratisch sein und an den Zielen gekoppelt werden, d.h., an den angesparten und nicht verbrauchten Energiemengen und nicht, z.B., am Einkommen des Kreditnehmers. Etwa nach dem "Contracting"-Modell.
Praktisches Beispiel: Herr Müller baut ein Solardach, dies wird zu 90%?, 100%? von einer Bank finanziert. Die Bank bekommt direkt vom Netzbetreiber die Vergütungen des erzeugten Stroms, ohne dass Herr Müller auch nur ein einziges Blatt Papier unterschreiben und per PEC an irgendwelche Behörde einreichen muss. Nach einigen Jahren, wenn sich die Anlage zurückbezahlt hat, übergeht der Besitz an Herrn Müller, der mit dem Strom alles macht, was er will. Teilmodelle für Zahlungen, Selbstnutzung usw sollten auch vorgesehen werden.
Eine mögliche Herangehensweise für die Grünen?

Fr., 13.10.2023 - 10:22 Permalink