Ein Namenswunsch

Das Zentrum für Regionalgeschichte an der Uni Bozen soll einen Namen bekommen: Claus Gatterer, so der Wunsch.

Die Michael Gaismair Gesellschaft Bozen hat eine klare Vorstellung. Dass das „Zentrums für Regionalgeschichte“ an der Freien Universität Bozen (FUB) nicht namenlos dahinvegetieren soll, ist für Günther Pallaver klar.

Und so möchte der Vorsitzende der Michael Gaismair Gesellschaft die "überragenden Verdienste" eines Südtiroler festgehalten wissen. "Claus Gatterer hat mit seinen historischen Arbeiten, mit seinen gesellschaftskritischen Schriften und Filmen nicht nur einen wesentlichen Beitrag für die Aufarbeitung der Geschichte der Habsburger-Monarchie und seiner Nachfolgestaaten geliefert, sondern ebenso einen wichtigen Beitrag für den Abbau von Vorurteilen unter den ehemaligen Erbfeinden Italien und Österreich geleistet."

Das Zentrum für Regionalgeschichte und der Name Claus Gatterer passen gut zueinander. Am 28. Juni jährt sich der Todestag des Journalisten und Historikers aus Sexten.  "Sein Einsatz für sprachliche und soziale Minderheiten, seine menschliche Neugier und sein Engagement für den Brückenbau zwischen den Sprachgruppen und Nationen machen ihn zu einem Wegbereiter der europäischen Einigung. Historische Forschung war bei Claus Gatterer immer auch verbunden mit einem kritischen Einsatz in der Gegenwart", so Pallaver.

Sexten hat ihn geschnitten, schneidet einen Unbequemen noch heute. Bozen kann ein Zeichen setzen. Namen drücken Haltungen aus. Ein Zentrum für Regionalgeschichte, das den Anspruch hat zu forschen, den Dingen nachzuspüren, Mauern aufzubrechen - eine schöne Vorstellung.

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Willy Pöder Fr., 27.06.2014 - 09:15

Vielleicht sollte man an der UNI eine Umtaufe vornehmen: Die Bibliothek nach Claus Glatterer und die UNI dafür nach 'Lui Durni', den Autobahnhof nach Benko, das Sicherheits-Fahrzentrum in Pfatten nach 'Tom Weidmen' und den neuen Eisenbahnhof nach 'Tom Lok' benennen. Damit wäre ein großer Schritt verso Globalisierung und internationaler Annäherung getan. Für die künftige 'Republic of South Tyrol' ein wesentlicher Baustein.

Fr., 27.06.2014 - 09:15 Permalink
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Joachim Gatterer Sa., 28.06.2014 - 21:31

Die salto-Berichterstattung zur Erinnerung an Claus Gatterer ist lobenswert, bedarf allerdings in einigen wesentlichen Punkten eindeutige Klarstellungen, denn sonst läuft die Debatte Gefahr, ins Absurde abzudriften:
- Von einer vollkommenen Ausblendung Gatterers in Sexten kann - bei allen Kontroversen und Schwierigkeiten - im Grunde überhaupt keine Rede sein. Am Gebäude der Bibliothek prangt seit Jahren in großen Lettern (jeden Tag lesbar) der Name "Claus Gatterer Bibliothek", meines Wissens die einzige Benennung in Südtirol, aber wenn Sie offensichtlich nicht in Bozen (vor der Haustür der Provinzjournalisten) steht, wird sie von diesen nicht wahrgenommen.
- Die Gemeinde Sexten verwaltet in dieser Bibliothek des weiteren den umfangreichen Nachlass Gatterers, der JEDEM für Forschungszwecke zugänglich ist. Genutzt wurde er bis dato bezeichnenderweise weder von Südtiroler Universitätsprofessoren noch von Südtiroler Journalisten, sondern vom einst in Wien situierten Publizistikstudenten Thomas Hanifle für die Erarbeitung einer Biographie und später für die Herausgabe der Gatterer-Tagebücher sowie 2014 für die Gatterer-Filmretrospektive im Stadttheater Bruneck. Letztere Veranstaltung wurde von der Gemeinde Sexten über Monate begleitet. Gemessen an den in Sexten gegebenen Möglichkeiten war es eine absolut vorbildliche Unterstützung der Recherchen auf allen Ebenen, weshalb die Gemeinde Sexten auch auf allen Werbematerialien für jeden ersichtlich als Unterstützerin der Veranstaltung aufgetreten ist. Diese Unterstützung war in Sexten mit Sicherheit kein Geheimnis und ist dort (zumindest öffentlich) von niemandem kritisiert worden. Wohl auch deshalb, weil von den Veranstaltern in Bruneck zu keinem Zeitpunkt daran gedacht wurde, den Sextnern ihre Art der Erinnerung an Claus Gatterer in irgend einer Weise vorzuschreiben.
- Hätte sich die (formale) Geisteselite Südtirols an den Universitäten Innsbruck und Bozen in den vergangenen Jahrzehnten auch nur annähernd ähnlich unkompliziert für die Förderung der Gatterer-Forschung eingesetzt, wie dies das Stadttheater Bruneck, der Österreichische Journalisten Club, die Gemeinde Sexten, die Gemeinde Bruneck, die Südtiroler Landesregierung und eine Reihe privater Sponsoren im Rahmen der Gatterer-Retrospektive getan haben, dann wären wir von den lächerlichen Debatten über die Benennung eines Instituts für Regionalgeschichte (dessen inhaltliche Ausrichtung zumindest mir noch vollkommen unklar ist) schon längst auf die Diskussion von Themen übergegangen. Es genügt ein Blick auf die einschlägigen Publikationslisten um festzustellen, dass es gerade die leitenden Geistes- und Sozialwissenschaftler an den regionalen Universitäten sind, die in den vergangenen Jahren weder zur Person noch zu den Themen Gatterers inhaltliche Weiterentwicklungen, geschweige denn institutionelle Rahmenbedingungen (seriös finanzierte Forschungsprojekte) geschaffen haben. Ein Vorschlag für eine Namensgebung ist in diesem Kontext deshalb keineswegs der rettende Mannaregen, sondern im Grunde nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Joachim Gatterer

Sa., 28.06.2014 - 21:31 Permalink