Umwelt | Wolf & Bär

Es tut sich was in Sachen Wolf

Wird der Schutz-Status für den Wolf auf europäischer Ebene in absehbarer Zukunft gesenkt? Vielleicht sogar noch vor den EU-Wahlen im nächsten Jahr?
PK Wolf Achammer Kompatscher Dorfmann Nov 2023
Foto: SALTO
  • Heute wurden am Partei-Sitz der SVP in der Brennerstraße nicht nur die Koalitionsgespräche fortgesetzt, sondern auch eine Pressekonferenz abgehalten, in deren Rahmen jene Resolution vorgestellt wurde, die von SVP, CSU, ÖVP und PATT erarbeitet und vor Kurzem in der Generalversammlung der Europäischen Volkspartei (EVP) verabschiedet wurde. Ziel dieser Resolution ist eine gezieltere und effektivere Regulierung und Entnahme großer Beutegreifer. 

  • Partei-Obmann Philipp Achammer: „Die Probleme, welche die großen Beutegreifer verursachen, können dabei nur zu einem gewissen Teil von der Politik gelöst werden.“ Foto: SALTO

    Das Thema Wolf ist in Südtirol sehr präsent und wie Partei-Obmann Philipp Achammer betonte, hat es auch den Ausgang der Landtagswahlen in den peripheren Gebieten massgeblich beeinflusst – sprich die SVP hat in den ländlichen Gemeinden starke Stimmenverluste hinnehmen müssen, weil sich die Bevölkerung von den politisch Verantwortlichen nicht mehr verstanden fühlte und sich deshalb dem Populismus zugewandt hat. „Die Probleme, welche die großen Beutegreifer verursachen, können dabei nur zu einem gewissen Teil von der Politik gelöst werden“, stellte Achammer klar. Ein Vorstoß der Landesregierung in dieser Hinsicht stellte das Wolfs-Management-Gesetz dar, das im Juni dieses Jahres im Landtag verabschiedet worden war. Wenige Wochen später hat Landeshauptmann Arno Kompatscher bereits die ersten Entnahmedekrete unterzeichnet, die allerdings vor Gericht angefochten wurden. Die Verhandlungen dazu werden voraussichtlich im Februar kommenden Jahres stattfinden. Um Rechtssicherheit auf europäischer Ebene zu schaffen, haben SVP, CSU, ÖVP und PATT einen Vorstoß gewagt und mit einer Resolution die Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfes gefordert. Der Vorschlag wurde am vergangenen Dienstag in der Generalversammlung der Europäischen Volkspartei (EVP) mehrheitlich angenommen. 

  • EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann: „Wenn wir keine vernünftige Antwort finden, dann treiben wir viele Menschen geradewegs in die Arme der Populisten. Das kann nicht im Sinne dieser Thematik und nicht im Sinne eines vernünftigen Managements sein.“ Foto: SALTO

    Wie Herbert Dorfmann, der aus Brüssel zugeschaltet war, erklärte, habe EU-Präsidentin Ursula von der Leyen im September die Regionen in der Union dazu aufgerufen, über die Situation der Beutegreifer Bericht zu erstatten. Auf diese Aufforderung hin sind rund 20.000 Rückmeldungen eingegangen. Während vor einigen Jahren das Problem als solches noch nicht wahrgenommen wurde, sei die Mehrheit im Parlament mittlerweile zur Überzeugung gelangt, dass der Schutzstatus überdacht werden müsse. Die Population sei heute nicht mehr gefährdet, weshalb ein Schutz in seiner strengen Auslegung keinen Sinne mehr machen würde. Denn laut Erhebung der IUCN Bern Convention ist die Zahl der Wölfe in der EU mittlerweile auf rund 19.000 Tiere angewachsen. Damit sei ein guter Erhaltungszustand gegeben. Nicht zielführend sei es hingegen, einen guten Erhaltungszustand an territorialen Einheiten festzumachen. Wölfe, die innerhalb kürzester Zeit weite Strecken zurücklegen können, halten sich an keine Staats- und Ländergrenzen. Deshalb müsse die Größe der Population per se, wie jene im Alpenraum, berücksichtigt werden. 

  • „Wir wissen, dass wir das nur mit den Menschen machen können und nicht gegen die Menschen, wie manche Ideologen auf der linken Seite des politischen Spektrums glauben.“

  • „Nun braucht es eine konkrete Antwort“, so Dorfmann, der betonte, dass man mit dieser Resolution ein klares politisches Signal setzen wollte: „Wenn wir keine vernünftige Antwort finden, dann treiben wir viele Menschen geradewegs in die Arme der Populisten. Das kann nicht im Sinne dieser Thematik und nicht im Sinne eines vernünftigen Managements sein“, erklärte der EU-Parlamentarier. Deshalb sollte noch möglichst in dieser Legislaturperiode – im Juni 2024 finden die Wahlen zum EU-Parlament statt – eine Entscheidung getroffen werden. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht: Wie Landeshauptmann Kompatscher auf Nachfrage erklärte, zeichne sich laut Peter Van Kemseke, der zum Beraterstab von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gehört, eine Mehrheit ab. 

    Der Vorsitzende der EVP, Manfred Weber, unterstrich, dass die Europäische Volkspartei die einzige Partei gewesen sei, die sich detailliert mit diesem Thema auseinandergesetzt habe. „Wir wissen, dass wir das nur mit den Menschen machen können und nicht gegen die Menschen, wie manche Ideologen auf der linken Seite des politischen Spektrums glauben“, so Weber. Diskutieren müsse man nicht nur über ein Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfes, sondern auch über höhere Kompensationen an Landwirte, die durch Angriffe Schäden erleiden mussten. Dass das Problem im Trentino noch weitaus gravierender ist als in Südtirol und mittlerweile zu einer gesellschaftlichen Spaltung geführt habe, unterstrich Franco Panizza vom PATT. „Die Bevölkerung in den Berggebieten fühlt sich allein gelassen“, erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher, der eine Gefahr für die Demokratie und die europäische Idee verortet. Das verloren gegangene Vertrauen müsse wiedergewonnen werden und es sei höchst an der Zeit, dass Anpassungen in der FFH-Richtlinie und in der Berner Konvention vorgenommen werden, da der Schutzstatus nicht mehr der Realität entsprechen würde. „Der Wolf ist nicht mehr vom Aussterben bedroht“, so Kompatscher. 

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Herta Abram Fr., 17.11.2023 - 18:42

..."Gefahr für die Demokratie, Spaltung, Hetze, Angstmacherei" - Teilergebnisse jahrelanger, vorsätzlicher Verdummung durch BB, Ebnerzeitungen und populistischen politischen Vertretern.

Es wär nun höchst an der Zeit, seriös mit der Wolfsthematik umzugehen. Und den Bauern nichts mehr vormachen zu wollen! Denn
Wölfe werden aus Südtirol nicht mehr verschwinden!

Fakt ist: Auch wenn die Wolfsanzahl verringert wird, braucht es in Zukunft IMMER auch den Herdenschutz!!
Es gibt gut gefüllte Fördertöpfe der EU – die werden von der Landespolitik nicht abgeholt, sondern man setzt lieber auf Abschussfantasien und lässt damit die Betroffenen wirklich im Regen stehen. Das ist schon tragisch.

Ich hoffe der LH übernimmt diese längstfällige Aufklärungs-und umfassende Bildungsarbeit und traut die Realität den Südtirolern zu.
-Beginnend mit einer Aufwertung des HirtenInnenberufs.

Damit würde er sich von den Engagementvortäuschern wohltuend absetzen.

https://wolfcenter.de/ueber-uns-den-wolf/unsere-vision/eruebrigt-wolfsj…

Fr., 17.11.2023 - 18:42 Permalink
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G. P. Fr., 17.11.2023 - 19:19

"Es tut sich was in Sachen Wolf"
Das heißt es doch schon seit mindestens fünf Jahren. Ja haltet ihr die Leute für blöd?

Fr., 17.11.2023 - 19:19 Permalink
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Salto User
Günther Alois … Mo., 20.11.2023 - 07:22

Herr Dorfmann,sie haben keine Ahnung wenn sie von der Wolfsproblematik sprechen,alles nur Theorie!!! Warum sprecht ihr nicht mit den HIRTEN/INNEN,die vor Ort sind! Nehmt euch ein Beispiel vom Plantahof Lanquart in der Schweiz,wenn ihr überhaupt ernsthaft was WISSEN WOLLT! NULL AHNUNG,aber grosse Theorieklappe ohne Erfolge und konkreten Lösungen,ihr VERSAGER! Nach 5 Jahren nutzlosem BLABLA ist nichts konkretes passiert! Für was zahlen wir euch?????

Mo., 20.11.2023 - 07:22 Permalink