Kultur | Gedächtniswanderung

Übergehen - Alpine Peace Crossing

Noch vor einigen Jahren hieß die symbolträchtige Wanderung einfach "Übergehen"; daraus wurde das Alpine Peace Crossing, gewidmet allen Flüchtlingen weltweit

Bereits 1997 organisierte der Ahrntaler Künstler Lois Steger gemeinsam mit anderen das "Übergehen"; von Prettau bzw. Kasern hinauf auf den Krimmler Tauernpass (2.634 mt) und hinunter ins Salzburgische. Diesen Weg gingen einst Tausende Juden im Sommer 1947, eine organisierte Flucht über einen relativ unbewachten Pass der von Österreich nach Venedig führte, und von dort weiter nach Palästina. An dieses Ereignis sollte die Gedächtniswanderung erinnern, und tut es immer noch: heute als "Alpine Peace Crossing" mit Südtiroler und österreichischer Beteiligung.

"Obwohl, von Südtiroler Seite waren wir nur zu viert," erzählt die Boznerin Raffaela Vanzetta, die gemeinsam mit der Filmemacherin Astrid Kofler, dem Kameramann Helmuth Lechthaler und dem Initiator Lois Steger mitgegangen ist. Insgesamt 182 Personen beteiligten sich an der Friedenswanderung. Die Südtiroler Gruppe stieg von Kasern hinauf und holte die Österreicher auf der anderen Seite ab. "Das soll an das Abholen der jüdischen Flüchtlinge erinnern, denn auch diese mussten ja in einer Nacht- und Nebelaktion geführt werden." Einer der damals dabei war, Marco Feingold, trat auch diesmal vor die Menschen und erzählte von den Fluchtaktionen die er mitorganisiert hatte. "Es war sehr berührend und eindrucksvoll, ihm, dem 101-jährigen Zeitzeugen zuzuhören, wie er von den Umständen der Flucht erzählte. Da gab es keine Bergschuhe oder Windjacken, mit kleinen Kindern und dem Nötigsten mussten die Mensche den steilen Bergweg bewältigen."

Das Projekt Alpine Peace Crossing hat die Idee des Ahrntalers Lois Steger und sein Übergehen aufgenommen und eine Gedächtniswanderung mit Symbolcharakter daraus gemacht. Jedes Jahr findet die Wanderung im Rahmen der Krimmler Friedensdialoge statt, Schwerpunkt 2014 war "Syrien und Europa". Mit auf dem Weg waren Flüchtlinge aus aller Welt, aus Afghanistan, Tschetschenien, Mali, Ghana, Gambia, Senegal und Marokko. "Wir sind gewandert und hatten Gelegenheit, mit diesen Flüchtlingen über ihre Geschichten zu reden, sie erzählten uns, wie sie geflohen sind, wie es dazu gekommen ist und was sie jetzt vorhaben." An der Grenze zu Italien war für sie jedoch Schluss, die Asylanträger mussten den Weg wieder zurück gehen. 

Zum 8. Mal fand die Wanderung statt, am Freitag 27. und Samstag, 28. Juni. "Wir sind jeweils 8 Stunden marschiert, mit voller Ausrüstung und Filmkamera, Lois Steger ist sogar barfuß gegangen," erzählt Raffaela Vanzetta. Diesem Beispiel schlossen sich die mitwandernden Afrikaner bald an, "denen haben ihre nagelneuen Bergschuhe sicher weh getan, so haben sie sie einfach auszgezogen und sind ebenfalls barfuß durch den Schnee."

Sämtliche Bilder der Fotogalerie sind aus dem Facebook-Album von Astrid Kofler.