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Umwelt | Stehende LKWs

Stillstand umweltfreundlicher als Fahrt!

Unsinige Berechnungen......
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Stehende LKWs am Brenner
Foto: Sigmund Kripp
  • Bezüglich des LKW-Verkehrs auf der Brennerautobahn und dessen Beschränkungen durch österreichische Gesetze wird oft gesagt: Wenn die vielen LKWs mit laufenden Motoren still stehen, leide die Anwohnerschaft mehr unter den Abgasen, als wenn der Verkehr „fließen“ würde.

    Das habe ich nie ganz geglaubt und so habe ich folgende Berechnung gemacht:

    1. Ein 40-Tonnen-LKW verbraucht ca. 30 Liter Diesel/100 km

    Die Strecke Bozen – Brenner ist 80 km lang, also braucht er dafür 24 Liter Diesel

    1. Derselbe LKW verbraucht im Stillstand bei laufendem Motor ca. 4 Liter Diesel/Stunde
    2. Ein Sattelschlepper  ist ca. 16 Meter lang
    3. Im Stillstand benötigt er also ca. 16 m + 10 m Abstand = 26 Meter Autobahnlänge

    Auf 80 km Autobahn zwischen Bozen und Brenner hätten also im absoluten Stillstand 80.000 m : 26 m = maximal ca. 3.000 LKW Platz.

    Diese LKW würden im Stillstand 3.000 LKW x 4 l/h = 12.000 Liter Diesel verbrauchen.

     

    Im dynamischen Zustand, also bei ungehinderter Fahrt, braucht der LKW einen Sicherheitsabstand von mindestens 50 Metern. Somit benötigt er 16 m + 50 m = 66 m Autobahnlänge.

    Damit hätten auf der Strecke Bozen Brenner nur mehr 80.000 m : 66 m = 1.200 LKW Platz.

    Für die 80 km von Bozen zum Brenner braucht ein LKW etwa 1 Stunde (80km/h) 

    Dabei verbraucht er aber die oben genannten 24 Liter Diesel.

    Multipliziere ich jetzt die 1.200 Lkw, die genau eine Stunde brauchen, mit 24 Litern, ergibt das 28.800 Liter Diesel!

    Das heisst also, der fließende Verkehr verbraucht mehr als zweimal so viel Diesel, wie der stehende. Und das heisst wiederum: Nichts belastet die Anwohnerinnen des Wipp- und Eisacktales so sehr, wie der fahrende LKW-Verkehr!

    Ich gebe zu: Diese Berechnung ist pervers. Aber sie stimmt! Stehende LKWs verschmutzen unser Tirol weniger, als fahrende. Und irgendwann werden die Lasten wohl auf die Bahn umgeladen werden, weil kein Spediteur seine LKWs in den Stau schicken will…

    Falls meine Berechnungen fehlerhaft sein sollten, bitte ich um Korrektur!

     

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Salto User
nobody Do., 04.04.2024 - 22:10

Frage mich, wie viel von diesem Verkehr wirklich notwendig ist. Die EU hat den Ausbau der Schiene verschlafen, die Autolobby ist stark.

Do., 04.04.2024 - 22:10 Permalink
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wartl Sa., 06.04.2024 - 19:47

Den Ausbau der Schiene hat ganz besonders Deutschland verschlafen, weil die ressortzuständigen Minister in den letzten Jahrzehnten immer von der extrem autohörigen CSU gekommen sind. Im Abschnitt München - Rosenheim - Kufstein sind die Voraussetzungen für den Zulauf zum BBT weitgehend unterblieben, trotz der damaligen Vereinbarungen zwischen Italien, Deutschland und Österreich.
Einen Schönheitsfehler haben die Überlegungen zum Artikel schon; sie berücksichtigen nicht, dass die Lkw's nach dem Stand dennoch die Strecke befahren und dabei dann zusätzlich noch die abgeschätzten 28 800 Liter Diesel verbraten (damit weitere ca 80 bis 85 Tonnen CO2 produzieren).

Sa., 06.04.2024 - 19:47 Permalink
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Stefan S So., 07.04.2024 - 09:26

Antwort auf von wartl

"28 800 Liter Diesel verbraten"
+ den Mehrverbrauch für den stop and go im Stau, 40 to Masse zu beschleunigen treibt den Spritverbrauch ordentlich nach oben.
"der Schiene hat ganz besonders Deutschland verschlafen,"
Jein, es liegt vor allem auch an den verschiedenen Betriebssystemen in Europa. Während ein LKW Fahrer jederzeit quer durch Europa gondeln kann sind für den Zug eine Vielzahl an Lok und Personalwechsel angesagt. Und bis heute gibt es keine automatische Kupplungen im Güterverkehr. Ein Armutszeugnis.

So., 07.04.2024 - 09:26 Permalink
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wartl So., 07.04.2024 - 21:33

Antwort auf von Stefan S

Lokwechsel ist nicht mehr erforderlich. Die 1216- Variante der Taurus kann in allen 3 Ländern fahren. In den Grenzbahnhöfen zwischen Ö. und Italien (Tarvis, Brenner) wird nur die eine Oberleitung angehoben und die andere abgesenkt, weil Ö. und D. 16 2/3 Hz Wechselstrom haben , I. Gleichstrom. Gleichzeitig erfolgt ein Lokführerwechsel mit ca 15 Minuten Aufenthalt (selbst mehrfach erlebt bei Fahrten von/ nach Meran oder Verona).
Mit entsprechendem Willen erfolgt der Transport durchaus per Bahn, etwa die in Polen in Lizenz produzierten Kleinwagen des Turiner Autokonzerns. Da sehe ich öfters Güterzüge mit Hunderten derartiger Autos auf der Südbahnstrecke in Richtung Tarvis rollen.

So., 07.04.2024 - 21:33 Permalink
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Salto User
wartl So., 07.04.2024 - 21:46

Antwort auf von wartl

Was allerdings noch ein paar Jahre ein Problem ist, sind die Steigungsstrecken bei den Alpenquerungen. Da brauchen schwere Güterzüge eine zweite Lokomotive. Darum sind ja jetzt der BBT und der SBT (Semmeringbasistunnel) in Bau. Diese kürzen dann außerdem die Fahrzeiten ab und entlasten die historische Strecke über den Semmering von den Abnützungsproblemen, die besonders im Schwerverkehr bei den engen Kurvenradien dort bestehen.

So., 07.04.2024 - 21:46 Permalink
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Stefan S Mo., 08.04.2024 - 09:14

Antwort auf von wartl

"Lokwechsel ist nicht mehr erforderlich. Die 1216- Variante der Taurus kann in allen 3 Ländern fahren." Ist bekannt, ich spreche von ganz Europa inkl. der verschiedenen Zugleitsysteme.
"Da sehe ich öfters Güterzüge mit Hunderten derartiger Autos" Die Autoindustrie in Europa fährt von den großen Produktionsstandorten überwiegend per Bahn. Das sind Ganzzugverkehre wo die Wagengruppen überwiegend beisammen bleiben. Um aber den LKW Transitverkehr zu reduzieren braucht es Infrastruktur für die Einzelwagenverkehre bzw. die kombinierten Verkehre und diese wurden in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurück gebaut. Das Gleiche trifft auch im Personenverkehr für die Autoverladung und Interrail Verkehre zu. Es gibt einfach keine politischen Willen in Europa auf eine umweltfreundlichere Bahn zu investieren.

Mo., 08.04.2024 - 09:14 Permalink
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Sigmund Kripp Mo., 08.04.2024 - 07:22

Antwort auf von wartl

@Wartl: Der Ausgleich des Stillstandes ist nur zum Teil möglich!
Um eine Theorie abzusichern, muss man sie in ihrer Extremvariante durchrechnen:
Stellen Sie sich vor, der Stillstand dauert 364 Tage. Dann ist es am 365. Tag nicht möglich, den Ausgleich zu schaffen.
Wir hätten also 364 Tage mit Minderverbrauch und einen mit hohem Verbrauch.
Ich weiss, das ist jetzt eine Grenzberechnung, aber es würde so sein. (abgesehen davon, dass die LKW Standheizungen haben und der Motor nicht immer laufen muss, wenn es Stillstand gibt.)
Der Effekt von dauerndem oder häufigen Stillstand auf der Brennerstrecke würde auf jeden Fall zu einer Verlagerung des LKW-Verkehrs führen, denn der Verdienst liegt im fahrenden LKW, nicht im still stehenden.
Es würde also zuerst der Umwegverkehr zurück gehen, dann jener mit billiger Volumensware.
Wie gesagt: Auch als 1990 die Kufsteiner Autobahnbrücke abgesackt ist, ist der Warenverkehr weiter gegangen! Aber auf anderen Strecken.

Mo., 08.04.2024 - 07:22 Permalink
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Klemens Riegler Sa., 13.04.2024 - 19:13

Lieber Sigmund!
Die unsinnige, also sinnlose, Berechnung ist interessant, kurios und auch lustig ... oder pervers. Was die Daten anbelangt könnte ergänzt und berichtigt werden:
- Ein 40-Tonner schafft es auch bei "freier Fahrt" nicht in einer Stunde von BZ auf den Brenner
- Von Bozen bis auf den Brenner "verBrennert" ein Sattelzug schnell auch Mal 60 Liter. (beim Herunterfahren braucht er dafür nur 10, ... dafür viel "Bremsbacken")
- Wenn der LKW in Stau steht verbrennt er nicht immer 4 Liter / Stunde. Einige stellen dann auch den Motor ab (wenn nicht zu kalt oder zu warm).
- Sicherheitsabstand? Wenn ich mich nicht irre, müsste der 100 Meter sein. Die eingebauten Sensoren und Kameras der modernen LKW´s können das auch automatisch "regeln". Die technisch-digitale Ausstattung (auch Sicherheit) eines modernen LKWs ist jener eines selbst teueren PKWs überlegen.
- Und was den fließenden Verkehr betrifft: der wäre natürlich sehr wesentlich effizienter! und nicht "verbraucht mehr als zweimal so viel". Weil, um 40 Tonnen 80 Mal von 0 auf 60 bzw. 80 (meist sind es eh mehr) anzuschieben braucht es viel mehr Kraftstoff als eine "Durchfahrt" ohne Stop-And-Go.
- Ganz korrekt wird es erst zum Schluss: "weil kein Spediteur seine LKWs in den Stau schicken will…" Leider machen sie es trotzdem ... sie sind es mittlerweile gewohnt und geben die zusätzlichen Kosten eben an die Kunden ( = mir Teppn, de über Amazon & Co. Hoorspangen, Sunnenkrem, Pariser und Zahnstocher bstelln) weiter.

Sa., 13.04.2024 - 19:13 Permalink