Sport | Analyse

Matchplan aufgegangen - 3 Punkte

Der FC Südtirol holt auswärts gegen Sampdoria 3 wichtige Punkte (1:0). In einem anstrengenden Spiel setzten sich die Südtiroler mühelos durch.
Fabian Tait Torjubel
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Genua. Was für eine Stadt. Reich an Geschichte und Tradition. Fußballtradition nicht zuletzt. In den 1990er Jahren war Sampdoria regelmäßig Teilnehmer bei internationalen Pokalen. Beim Pokal der Landesmeister 1991/92 schafften es die Genuesen sogar bis ins Finale. All das ist längst vorbei, "Samp" kämpft inzwischen um den Wiederaufstieg in die Serie A, das ist zumindest der Anspruch der Vereinsbosse - ein zu hoher Anspruch. Denn gleichwohl mit Andrea Pirlo ein großer Name als Trainer gewonnen werden konnte, zu mehr als Serie-B-Durchschnitt reicht es nicht mehr. Na ja. Und dann kam heute der FC Südtirol nach Genua: Die Südtiroler haben sich längst wieder gefangen nach den Turbulenzen Ende der Vorrunde. Jetzt gilt es den Klassenerhalt auch rechnerisch klarzumachen, danach darf wieder geträumt werden.

  • Zum Spiel

    Südtirol hatte ein Ziel für das Gastspiel in Genua: Um jeden Preis punkten! Denn das bedeutete einen weiteren Schritt Richtung Klassenerhalt und dann...wer weiß, wohin die Reise noch gehen kann? Beide Mannschaften formierten sich ähnlich, mit Ball in einer 3er-Abwehrkette, die in den Defensivphasen zur 5er-Kette wurde. Davor ein 3er-Mittelfeld, Südtirol wie gewohnt mit zwei vorgezogenen "Halbspielern", Tait und Casiraghi, die Odogwu unterstützen sollten. Es trat das ein, was geschulte Beobachter angesichts dieser Beschreibung schon vermuten werden: Beide Teams neutralisierten sich weitestgehend.

  • Südtirol im Pressing: Der Querpass des Sampdoria-Innenverteidigers wird abgewartet bzw. provoziert. Dadurch wird das Pressing ausgelöst, Casiraghi läuft den Passempfänger an (weiß), Odogwu schirmt sowohl den Rückpass, als auch das Anspiel auf den Mittelfeldspieler ab (gelb). Foto: SALTO
  • Südtirol hatte zu Beginn zwar eine kurze Phase höheren Pressings, die Gäste zogen sich dann aber brav ins Mittelfeld zurück und warteten ab. Sie warteten, bis ein Querpass eines Innenverteidigers Genuas auf den Anderen erfolgte. Das war dann der "Pressingauslöser", d. h. das Signal für alle, die Gegenspieler anzulaufen. Das klappte ganz gut - denn wenngleich nicht immer ein gefährlicher Konter daraus resultierte, so wurde zumindest der Spielaufbau der Gastgeber gestört oder unterbrochen. Sampdoria wechselte dann seinen Spielansatz. Pirlos Mannschaft überließ jetzt vermehrt Südtirol den Ball und wollte dann selbst Fehler beim Gegner erzwigen und Konterangriffe starten. Das klappte...nicht so gut. Na ja. das Erste schon, Konterangriffe gab es aber nur wenige. 

  • Südtirol mit Ball: Auch gegen Sampdoria war das Spiel mit dem Ball eine Schwachstelle. Entscheidende Zonen (10er Raum, gelb markiert) wurden nicht besetzt, Überzahlsituationen nicht richtig ausgespielt. Foto: SALTO
  • Ballbesitz und Zwischenlinienraum - the perfect match

    Dass der FC Südtirol Probleme mit dem Spielaufbau hat, ist ja bekannt. Gegen Sampdoria zeigten sich diese Schwächen wieder deutlich. Wie im Bild oben gut zu sehen, bewegten sich die zentralen Mittelfeldspieler, Kurtic und Arrigoni, oft zu viel, sodass die Passwege sehr, sehr kurz - zu kurz - wurden, um Raumgewinne erzielen zu können. Erschwerend kam hinzu, dass wichtige Zonen oft nicht besetzt wurden, so beispielsweise der 10er-Raum in der obigen Abbildung. Einmal, ein einziges Mal, gelang es dann doch, den 10er-Raum zu besetzen und zu bespielen - und just fiel das 1:0. 

  • Casiraghi im 10er-Raum: Das Bespielen des Zwischenlinienraums führte sogleich zum Führungstreffer durch Tait. Und am Ende zum Sieg. Foto: SALTO
  • Der FCS konnte nun ganz einfach seinen Spielplan weiterverfolgen. Wenn möglich: Ball halten. Und verteidigen. Einen kleinen Dreh gab es dann aber doch noch von Valente: Immer wieder streuten die Gäste höhere Pressingphasen ein, um Genua aus dem Rhythmus zu kriegen. Das war sehr gut, sehr erfolgreich und noch dazu bei diesen Temperaturen. Bravo! Mein Reden!

  • Hohes Pressing Südtirols: In der zweiten Halbzeit streuten die Südtiroler immer wieder kürzere Phasen hohen Pressings ein. Foto: SALTO
  • Qualität setzt sich durch - auch auf der Trainerbank

    Die Führung war folglich nie ernsthaft in Gefahr, Südtirol spielte das Ganze relativ risikoarm zu Ende, die Anpassungen Valentes trugen das Ihrige dazu bei. Gegen den Ball hat er seine Mannschaft merklich weiterentwickelt, das bekam heute auch Andrea Pirlo zu spüren, der selbst wenig Ideen zeigte, das Spiel noch zu drehen. Ein großer Name reicht halt nicht. Zum Glück.

Bild
Profil für Benutzer Johann Bellutti
Johann Bellutti Sa., 13.04.2024 - 21:07

("Samp" kämpft seit mehreren Jahren um den Aufstieg in die Serie A)
Herr Hofer bitte mehr fußballerisches Fachwissen,
die Spielanalyse gegen Parma sowie heute gegen Sampdoria, na ja.

Sa., 13.04.2024 - 21:07 Permalink