Politik | Mobilität

Statt Meran nun Jenesien?

Kurz vor Weihnachten hat der Meraner Gemeinderat das Standseilbahnprojekt versenkt. Für welches Mobilitätsprojekt werden die Förder-Gelder nun verwendet?
Seilbahn Jenesien
Foto: suedtirolmobil.info
  • Über Wochen und Monate haben die Techniker und Ingenieure an der Mobilitätsverbindung Meran-Schenna-Tirol gearbeitet und am Ende wurde das Projekt im Meraner Gemeinderat mit 19 Nein und 13 Ja-Stimmen versenkt. Bereits im Vorfeld hatten sich die italienischen Vertreter der Regierungsparteien, Nerio Zaccaria von der Liste „Alleanza per Merano“ und Andrea Casolari, Chef der Fraktion „La Civica“, gegen das Projekt ausgesprochen. 

  • Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider: Foto: LPA/Fabio Brucculeri

    Bürgermeister Dario Dal Medico (La Civica) war bis zur Abstimmung, in der er mit Nein stimmte, keine eindeutige Antwort zu entlocken. Eine Erklärung für dieses Verhalten lieferte der Meraner Gemeinderat Lukas Gioga von der Fraktion „Ökosoziale Linke Sinistra Ecosociale“. Gioga kritisierte im Rahmen der Gemeinderatssitzung die taktischen Spielchen der regierenden italienischen Bürgerlisten und unterstellte ihnen, dass ihre ablehnende Haltung dem Projekt gegenüber wohl vor dem Hintergrund der Koalitionsverhandlungen zur Bildung der Landesregierung zu verstehen sei. Nachdem diese nicht das „gewünschte“ Ergebnis geliefert hatten – wie es hinter vorgehaltener Hand hieß, sei mit Angelo Gennaccaro (La Civica) wohl der falsche Bürgerlistler in der Landesregierung gelandet – wurde wohl auch im Hinblick auf die kommenden Gemeinderatswahlen und politischen Manövern dem Standseilbahn-Projekt eine Absage erteilt. Landesrat Daniel Alfreider machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung – weder nach der Abstimmung, noch bei der heutigen Pressekonferenz, die im Anschluss an die Sitzung der Landesregierung abgehalten wurde. Unter anderem wurde in dieser Sitzung beschlossen, die beiden PPP-Standseilbahn-Projekte nicht weiter zu verfolgen bzw. zu den Akten zu legen. 

     

    „Wir alle haben gebuckelt und sind sogar bis zu Premier Mario Draghi gelaufen, um die Finanzierung für dieses Projekt zu sichern.“

     

    Zwar betonte Alfreider bei dieser Gelegenheit, dass das Projekt nicht gestorben sei, ob es jemals umgesetzt wird und in welcher Form, das hänge allerdings vom Willen der Gemeinderegierung ab, die nun noch „einige Jahre Staub, Abgase und viel Verkehr genießen dürfe“. „Wir alle haben gebuckelt und sind sogar bis zu Premier Mario Draghi gelaufen, um die Finanzierung für dieses Projekt zu sichern. Wir haben den Ferragosto durchgearbeitet und die positiven Gutachten eingeholt – auch jene der Gemeinde Meran. Es hieß ‚Ja, wollen wir‘ und gemeinsam mit Bürgermeister Dal Medico haben wir das Projekt vorgestellt. Hätten sie uns vorab klar gesagt, dass sie es nicht wollen, hätten wir das Projekt in Rom nicht eingereicht“, so der Mobilitätslandesrat. Was mit den bereits zugesagten Geldern – das Infrastrukturministerium in Rom hat per Dekret 37,5 Millionen für das Vorhaben bereitgestellt – wird sich in den kommenden Wochen entscheiden. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden diese Finanzmittel für den Bau der Seilbahn nach Jenesien verwendet, so Alfreider. Auch die Seilbahnprojekte in Brixen und Meransen wären für eine derartige Finanzierung prädestiniert, allerdings könnten diese Projekte nicht fristgerecht abgegeben werden.