Alles unter Kontrolle
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Am vergangenen Freitag, den 26. April fand im Sterzinger Stadttheater die Vollversammlung des Sterzinger Milchhofes statt, bei welcher 181 Mitglieder und 180 Stimmberechtigte anwesend waren. Zu den Gästen zählten unter anderem Landesrat Luis Walcher, Bauernbund-Obmann Daniel Gasser, Sterzings Bürgermeister Peter Volgger sowie ausgewählte Medienvertreter.
Auf der Tagesordnung stand unter anderem der Bericht des Verwaltungsrates, die Verlesung der Bilanz, die Wahl des Obmannes, dessen Stellvertreter sowie des übrigen Verwaltungsrates.
Wie berichtet trat eine Gruppe von Bauern, die vor rund zwei Jahren aus dem Milchhof ausgetreten ist, mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit, in der sie eine lückenlose Aufklärung über Schwindeleien bei den Lafis-Bögen, die für die Einhaltung der flächenbezogenen Milchwirtschaft herangezogen werden, gefordert und erklärt hatten, dass eine Wiederwahl des Obmannes und des Vorstandes unter diesen Bedingungen in Frage stünde. „Der eine oder andere hat es gehört: Wir sind heute durch die Presse gegangen, wir sind aber der Meinung, dass wir nichts falsch gemacht haben“, sagte eingangs Obmann Adalbert Braunhofer und erklärte, dass man eine gute Bilanz und einen guten Milchpreis präsentieren sowie die ganze Angelegenheit nicht groß zum Thema machen werde.
„Wir sind der Meinung, dass wir nichts falsch gemacht haben.“
Von einem wirklich guten Jahr 2023 sprach denn auch Obmann Braunhofer. Man habe gute Verträge mit den Handelsketten abschließen und gute Konditionen aushandeln können. Eine längere Diskussion entspann sich um den Punkt, mit welchem die Geschäftsordnung dahingehend geändert werden sollte, dass Kompetenzen von der Vollversammlung auf den Verwaltungsrat übergehen sollten. Vize-Direktor Luis Wild erklärte, dass beispielsweise gesetzliche Bestimmungen auf diese Weise unbürokratischer umgesetzt werden könnten. Als Beispiel wurde auf die Anliefertemperatur der Milch verwiesen. Während ein Mitglied Bedenken äußerte, wenn die Vollversammlung wichtige Kompetenzen abgibt, beschwichtigte der ehemalige Geschäftsführer Günther Seidner und erklärte, dass die „wichtigen Sachen“ nach wie vor die Vollversammlung beschließen wird. Die Änderung wurde mehrheitlich angenommen.
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Viele kleine Bauern
Bei der Wahl des Obmannes lautete der einzige Vorschlag Adalbert Braunhofer, der bereits bisher diese Aufgabe ausgeübt hatte und per Akklamation einstimmig für die kommenden drei Jahre in diesem Amt wiederbestätigt wurde. Dasselbe galt für dessen Stellvertreter Josef Hochrainer.
Was den Amtstierarzt Heinz Dietmar Kluge betraf, der ebenfalls im offenen Brief der Bauern Erwähnung fand, so freute sich dieser, dass es in Südtirol noch so viele kleine Bauern gebe, anders als in seinem Heimatland Deutschland. „Es wäre mein Wunsch, dass dies auch in Zukunft so bleibt“, so Kluge. Unter Beifall wurde die gute Zusammenarbeit gelobt.
Zum Abschluss bat ein Mitglied um Aufklärung über die im offenen Brief erhobenen Vorwürfe, woraufhin eine Mitteilung verlesen wurde, die auch an die Medien verschickt wurde. Darin heißt es, dass der Milchhof Sterzing alle Vorwürfe und Anschuldigungen auf das Schärfste zurückweist. „Der Milchhof Sterzing hatte mit mehrheitlichem Beschluss der Vollversammlung vom 06.04.2018 die flächenbezogene Milchproduktion mit einer fünfjährigen Übergangsfrist eingeführt, die am 31.12.2023 endete. Alle dazu erforderlichen und im Zuständigkeitsbereich des Milchhofs liegenden Kontrollen wurden und werden regelmäßig auf Basis der behördlich zur Verfügung gestellten Daten aus der Landesviehdatenbank durchgeführt und es wurden keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. Die Einspeisung der Daten in diese Datenbank liegt außerhalb des Einfluss- und Zuständigkeitsbereichs des Milchhofs Sterzing. Seit demselben Jahr 2018 wurde der Milchhof Sterzing von zunächst 21 und späterhin noch sieben Mitgliedern, darunter den meisten Unterzeichnern des ‚Offenen Briefes‘, mit gerichtlichen Klagen in Mailand und Rom sowie mit wiederholten Eingaben bei der italienischen Kartell- und Wettbewerbsbehörde in Rom eingedeckt, mit denen die Einführung und die Umsetzung der flächenbezogenen Milchproduktion verhindert werden sollten. Alle Klagen und Eingaben wurden stets abgewiesen, so zuletzt vom Oberlandesgericht Mailand und vom Verwaltungsgericht Lazio. Alle ergangenen Entscheidungen bescheinigen dem Milchhof Sterzing, stets korrekt gehandelt zu haben“, so das Schreiben. Man überlege sich, rechtliche Schritte wegen Rufschädigung einzuleiten.
Und die Aussteigergruppe, die den offenen Brief verfasst hat? Gerüchten zufolge arbeiten einige Mitglieder im Hintergrund bereits seit geraumer Zeit an einem Wiedereinstieg beim Milchhof. Die Frage wird sein, ob und wie sehr man sich wirtschaftlich gegenseitig braucht, wie hoch der Preis ist und ob dies überhaupt (politisch) gewollt ist – bei einigen zumindest.
Dieser Artikel passt! Den…
Dieser Artikel passt!
Den Vorgängerartikel dazu hätte man sich aus mehreren Gründen sparen können - zumindest in der Form und in dem Wortlaut! (für ein anderes Mal)
Antwort auf Dieser Artikel passt! Den… von bernd
Seriöser Journalismus…
Seriöser Journalismus bedeutet nicht, dass man nur das schreiben darf, was sich gewisse Leser wünschen. Es ist Aufgabe der Journalisten, nicht nur Lobhudelei zu betreiben, sondern auch Kritik zu veröffentlichen.
Antwort auf Seriöser Journalismus… von Hartmuth Staffler
Da stimme ich Ihnen zu Herr…
Da stimme ich Ihnen zu Herr Staffler, DAS habe ich in diesem Fall aber auch nicht bemängelt!
Artikel wie der Vorgängerartikel, auf den ich mich bezog, sind meiner Meinung nach ein Grund dafür, dass Medien mittlerweile teilweise diesen negativen Ruf haben den sie haben. Weil sie eben NICHT seriös, kritisch, neutral und objektiv berichten. Was schade ist...
Mir ist aber auch klar, dass ein Artikel mit anderen Adjektiven in der heutigen Zeit wohl mehr Aufmerksamkeit erreicht. Siehe z.B. eben BILD...