Politik | Mobilität

Fast 700 Verkehrsunfälle in Bozen

Olympia 2026: Die Landesregierung verteidigt die umstrittenen Straßenbauprojekte im Pustertal mit der Verkehrssicherheit. Die Unfallstatistik zeigt, wie absurd das ist.
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Foto: Landesfeuerwehrverband Südtirol / Carlo Vettori
  • „Hauptgrund für die Eingriffe ist die Verkehrssicherheit“, begründet Landeshauptmann Arno Kompatscher die Entscheidung, einen Kreisverkehr mit Unterführung in Richtung Rasen-Antholz und einen planfreien Knoten in Richtung Olang auf der Pustertaler Staatsstraße (SS 49) zu errichten. Das Vorhaben ist Teil der Straßenbauarbeiten für die Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele im Jahr 2026. Das Budget beträgt rund 234 Millionen Euro, 143 Millionen Euro kommen vom Infrastrukturministerium aus Rom, 91 Millionen Euro vom Land. 

    Die Straßenprojekte betreffen die Sicherung der Landesstraße auf den Valparola-Pass, die Beseitigung der Bahnunterführung in Innichen, die Anbindung des Bahnhofs und die Verbesserung des Straßennetzes in Toblach, der Ausbau einiger Abschnitte der Pustertaler Staatsstraße, der Neubau der Brücke in Antholz sowie die Umfahrung von Percha, an der bereits gearbeitet wird, sowie die besagten Kreuzungen von Antholz und Olang. 

  • Foto: SALTO/Alin Sellemond/ACI Bolzano

    Mehrfach kritisierten Umweltverbände, Grüne und Team K die hohen Investitionen für Olympia 2026. Nicht nur der Neubau der Bobbahn in Cortina, sondern auch der Straßenausbau seien heute nicht mehr zu rechtfertigen. Eine Petition gegen den zweistöckigen Kreisverkehr in Olang haben mehr als 2.000 Menschen unterschrieben. 

    Die Landesregierung bleibt dabei: Mit den Projekten sollen Bushaltestellen und Bahnhöfe besser angebunden sowie die Verkehrssicherheit erhöht werden. Laut Daten des Mobilitätsressorts wurden zum Beispiel von 2015 bis 2019 auf dem Straßenabschnitt der Kreuzungen von Olang und Rasen-Antholz zwölf Unfälle mit 25 Verletzten und einem Toten gezählt. Beim Anschluss nach Olang komme es zudem regelmäßig zu langen Staus, was sich auf verschiedene Mobilitätsformen auswirke.

    Werden die Verkehrsunfälle in Südtirols Gemeinden verglichen, fällt auf, dass es vor allem im städtischen Raum zu Verkehrsunfällen kommt. Laut den Daten des Automobile Club Bolzano-Bozen (ACI) ereigneten sich im Jahr 2022 die meisten Verkehrsunfälle in Bozen (659). Es folgen Meran (157), Eppan (48), Kaltern (40), Lana (40), Brixen (36) und Bruneck (36). Würde es also tatsächlich in erster Linie um die Verkehrssicherheit der Bevölkerung gehen, müssten wohl andere Infrastrukturprojekte umgesetzt werden als die sieben Projekte in Vorbereitung auf Olympia. 

     

    Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider hat die Vorwürfe in Vergangenheit ohne Zögern zurückgewiesen: „Es geht um Eingriffe für sichere und gut befahrbare Straßen und die verbesserte Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, die von den Gemeinden schon lange gewünscht und bereits geplant sind und die wir bei dieser Gelegenheit und mit den Olympia-Gelder aus Rom umsetzen können“, erklärte er etwa im Anschluss an die Unterzeichnung mit der öffentlichen Infrastrukturgesellschaft Milano-Cortina 2026 Simico Anfang Februar. Damit können die weiteren Ausschreibungen anlaufen und bereits einige Baustellen eingerichtet werden.

    Wie er mit dieser Strategie seine eigenen Ziele des Landesmobilitätsplans erreichen will, bleibt offen. Eines der Hauptziele ist es, den motorisierten Individualverkehr bis 2035 um rund 26 Prozent zu reduzieren. Doch während die Gelder für den Straßenbau aus Rom bewilligt werden, kommen Infrastrukturprojekte im öffentlichen Nahverkehr nur schleppend voran – ob Ausbau der Zuglinie zwischen Meran und Bozen, Umstellung des Ticketing-Systems oder Modernisierung der Bahnstrecken im Pustertal und Vinschgau. So jedenfalls bleibt die Straße in Südtirol vorerst attraktiver als Bus und Bahn. 

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Hannes Mayr Do., 09.05.2024 - 10:02

Zitat Alfreider aus dem Artikel: "Es geht um Eingriffe [...], die von den Gemeinden schon lange gewünscht und bereits geplant sind".

Vielleicht sollte man da mal bei der Gemeinde Bozen nachfragen, was die sich vom Land für die Verkehrssicherheit wünschen. Die Aussage Alfreiders klingt eher so als hätten sich die Pusterer Gemeindevertreter halt mehr für ihr Anliegen eingesetzt und in Bozen weiß man, zumindest als Außenstehender, gefühlt immer noch nicht wohin man mit der Vekehrspolitik eigentlich will.

Do., 09.05.2024 - 10:02 Permalink
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Josef Fulterer Fr., 10.05.2024 - 05:57

Der verknallte Oberbetonierer Alfreider befeuert mit seinen INSEL-LÖSUNGEN für Gemeinden die sich das besonders wünschen, "den Verkehr + das viel zu schnell FAHREN noch kräftig."
Dabei ist das die Hauptursache "für die sehr schweren Unfälle mit den zuvielen Toten + der SINN-losen Verschwendung fossiler Brennstoffe!"

Fr., 10.05.2024 - 05:57 Permalink
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Manfred Klotz Fr., 10.05.2024 - 07:36

Die Unfälle in Bozen als Argument gegen die Arbeiten zur Entschärfung der Staatsstraße ins Pustertal ins Feld zu führen, ist schon gewaltig lächerlich.

Fr., 10.05.2024 - 07:36 Permalink