Verschwindende Visionen
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Gestern Abend fiel in Reykjavik die Entscheidungen. Oder richtiger: Es fielen zwei Entscheidungen. Die FIS gab im Rahmen eines Kongresses die Austragungsorte für die Ski-Weltmeisterschaften 2029 sowie 2031 bekannt. Während Gröden zwar nicht den Vorzug für die WM’29 erhielt, so wird die WM’31 aber in Südtirol stattfinden. Zum Missfallen des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz, der die Kandidatur Grödens schon im Vorfeld kritisierte, gemeinsam mit anderen Organisationen.
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Viel zu groß wären die negativen Auswirkungen aufs Land, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung. „Der internationale Schiverband hat anscheinend die Warnrufe der Südtiroler Umweltverbände übernommen und die Weltmeisterschaft 2029 nach Norwegen vergeben,“ so der Geschäftsführer des Dachverbandes Hanspeter Staffler in sarkastischer Anspielung auf die Doppelvergabe.
Was in Anschluss hinter den Kulissen passiert sei, gelte für die einen als gelungener Clou und für die anderen als visionslose Politik.
Großveranstaltungen hätten, so der Dachverband, in der Vergangenheit ihre Berechtigung gehabt, da sie Ortschaften und Täler, wie beispielhaft Gröden, aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst hätten. In Gröden sei das perfekt gelungen, seit der WM im fernen Jahr 1970 habe man dort den „touristischen Turbo“ gezündet.
„Anstatt neue Wege zu beschreiten und echte Visionen zugunsten der Bevölkerung, des Klimas und der Natur zu entwickeln, holt Südtirols Tourismuspolitik ein visionsloses Wachstumsprojekt aus der Mottenkiste und drückt es in Reykjavik – wahrscheinlich mit der Hilfe von stramm wachstumsgläubigen politischen Nothelfern – durch.“
Ferner sei Gröden in der heutigen Zeit eine Tourismushochburg mit luxuriösen Hotels, einer verkabelten und umgepflügten Industrielandschaft, dazu kämen Menschenmassen wie am Corso in Rom und mit unbezahlbarem Wohnraum für viele ansässige Menschen. „Gröden ist satt!“ lautet es in der Aussendung.
„Anstatt neue Wege zu beschreiten und echte Visionen zugunsten der Bevölkerung, des Klimas und der Natur zu entwickeln, holt Südtirols Tourismuspolitik ein visionsloses Wachstumsprojekt aus der Mottenkiste und drückt es in Reykjavik – wahrscheinlich mit der Hilfe von stramm wachstumsgläubigen politischen Nothelfern – durch,“ kritisiert Josef Oberhofer, Präsident des Dachverbandes.
Anders sei die ungewöhnliche Vorgehensweise des Internationalen Schiverbandes FIS nicht erklärbar, nämlich zwei Weltmeisterschaften zur gleichen Zeit zu vergeben.
Auf ein touristisch vollkommen gesättigtes Land noch eine Schi-WM draufzupacken, sei als toxisch zu bewerten. Es würden – wie für die Biathlonwettbewerbe der Olympiade 2026 in Antholz – hunderte Millionen Euro in den Ausbau von Straßen, Seilbahnen und Pisten investiert werden. Die Konsequenz seien gerodete Wälder, während neue Beschneiungsbecken den letzten Tropfen Wasser sammeln würden. Es handle sich um eine Ausbeutung Grödens.
Was bleiben werde, seien soziale und ökologische Probleme: Wohnen werde noch teurer, die Bodenversiegelung nehme zu, natürliche Ruhezonen würden zerschnitten werden. Dabei werde die ansässige Bevölkerung nicht gefragt, ob sie den Rummel um die Weltmeisterschaft überhaupt will.
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