„Viele wünschen sich eine Alternative“
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SALTO: Frau Foppa, was sagen Sie zu Ihrem Wahlergebnis?
Brigitte Foppa: Phänomenal, unglaublich, überwältigend. Ich habe es in den letzten Tagen gespürt, dass ich von vielen Menschen Unterstützung erhalten habe.
„Es ist ein sensationelles, lokales Ergebnis, was richtig zeigt, dass die Menschen Lust auf eine zweite Vertretung in Brüssel gehabt hätten.“
Sie haben über 29.500 Vorzugsstimmen erhalten, weniger als Listenführerin Cristina Guarda mit knapp 32.000 Stimmen im Wahlkreis Nord-Ost. Laut Hochrechnung der italienischen Grünen haben Sie den Einzug ins EU-Parlament also knapp verpasst.
Ich gehe davon aus, dass es ganz knapp nicht gereicht hat. Es ist ein sensationelles, lokales Ergebnis, was richtig zeigt, dass die Menschen Lust auf eine zweite Vertretung in Brüssel gehabt hätten.
Wären die Chancen höher gewesen, wenn das Team K und die Grünen sich auf eine Kandidatur für die EU-Wahl geeinigt hätten?
Ja und Nein. Wir haben einen kooperativen und fairen Wahlkampf geführt, was den Leuten gut gefallen hat. Es gibt immer Leute, die nie Grün wählen würden, aber dafür Team K und umgekehrt. Wir haben das Möglichste herausgeholt, um eine Alternative zu bieten. Die SVP sichert sich durch ein Wahlgesetz die Alleinvertretung in der EU, ich weiß nicht, wie lange das noch allgemein gutgeheißen wird. Gerade dieses Wahlergebnis zeigt, dass sich viele Menschen in Südtirol eine Alternative wünschen und das hier noch großes Potential besteht. In Bozen haben die Grünen mehr Stimmen als die SVP und der PD erhalten – das ist eine Ansage für die Gemeindewahlen nächstes Jahr.
Also wäre ein Grüner Bürgermeister oder eine Grüne Bürgermeisterin in Bozen denkbar?
Man könnte es vom Wahlergebnis ableiten.
„Man kann nicht nur den Populisten die Schuld geben.“
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Wie sieht es bei den anderen Gemeinden in Südtirol aus?
25 Prozent in St. Ulrich, auch in meiner Heimatgemeinde Montan habe ich so viele Stimmen wie noch nie erhalten, 22 Prozent in Bruneck, 20 Prozent in Brixen, 19 Prozent in Meran, auch in kleineren Gemeinden ist der Prozentsatz hoch. Das ist für mich eine Ernte meiner Arbeit, das muss ich einfach auch sagen.
Der zu erwartende Rechtsruck auf EU-Ebene ist eingetreten.
Das wurde vorhergesagt, ist aber deshalb nicht weniger schlimm. Die Ergebnisse in Deutschland, Österreich und Frankreich sind unsäglich. Dass dieses solide Mitteleuropa so nach rechts driftet, ist äußerst bedenklich. Mit diesen Parteien im EU-Parlament eine Mehrheit zu bilden, wird nicht einfach, vielleicht kommen die Grünen also doch wieder ins Spiel.
„Wir haben bei unserem Wahlkampf gemerkt, dass sehr viele Menschen äußerst politikmüde sind.“
Wo sehen Sie die Ursachen für diesen Rechtsruck?
Ich denke, dass der Grund in Ängsten zu suchen ist. Ängste, die einerseits real sind und andererseits konstruiert werden. Die realen Ängste betreffen vor allem die Angst vor sozialem Abstieg, Verarmung, Statusverlust und Veränderung. Diese Ängste schwelen schon lange in unserer Gesellschaft. Sie wurden von progressiven Kräften in der Mitte zu wenig bearbeitet. Sie wurden unterschätzt und verniedlicht. Ich sehe diese Kräfte in der Verantwortung, weil diese Ängste nicht wirklich Eingang in die politische Agenda gefunden haben und die Menschen so nach rechts getrieben wurden. Man kann nicht nur den Populisten die Schuld geben.
Wie beurteilen Sie die geringe Wahlbeteiligung von 49,6 Prozent in Südtirol?
Ich mag es überhaupt nicht, wenn Politiker nach den Wahlen zu dem Thema Krokodilstränen vergießen. Wir haben bei unserem Wahlkampf gemerkt, dass sehr viele Menschen äußerst politikmüde sind. Sie machen keine Unterschiede und sagen, dass keinem Politiker vertraut werden kann. Diese pauschalisierende Ablehnung habe ich auch selbst gespürt. Um diesem Trend gegenzusteuern, braucht es eine zugänglichere Art von Politik. Es geht um die direkte Kommunikation mit den Menschen, nicht nur über die Medien und TikTok.
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