Politik | Europawahlen

„Hier hört der Spaß auf“

„Wir haben unseren Teil erledigt“, sagt Paul Köllensperger sichtlich enttäuscht über den verpassten Einzug ins EU-Parlament.
Paul Köllensperger
Foto: Seehauserfoto
  • SALTO: Herr Köllensperger, wie lautet Ihr Fazit? Überwiegt die Enttäuschung über den verpassten Einzug ins EU-Parlament oder sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

    Paul Köllensperger: Es war klar, dass es für den Partner „Azione“ sehr knapp werden würde, was das Erreichen der Vier-Prozent-Hürde betrifft. Intern haben wir, so wie bereits vor fünf Jahren, den Kampf um die Vorzugsstimmen aber wieder deutlich gewonnen. Wenn „Azione“ die Vier-Prozent-Hürde überwunden hätte, hätte ich effektiv den Sprung ins Europa-Parlament geschafft. Wir haben also unseren Teil der Arbeit erledigt. Der Partner hat es eben nicht geschafft. Das ist sehr schade. Leider mussten wir in Italien eine starke Polarisierung in ein linkes und rechtes Lager feststellen, wo die Parteien der Mitte im Grunde genommen nicht viel zu melden hatten. 

  • Paul Köllensperger vom Team K: Ich glaube nicht, dass es ein Fehler ist, wenn man sich in der Mitte bewegt. Foto: Andy Odierno

    War Azione im Wahlkampf zu brav bzw. war es ein Fehler, sich in der Mitte zu positionieren und nicht im Kampf zwischen links und rechts mitzumischen?

    Ich glaube nicht, dass es ein Fehler ist, wenn man sich in der Mitte bewegt. Am Ende ist es immer die Politik der Mitte, die die Gesellschaft trägt. Leider fehlt in Italien momentan diese Mitte. Rechts gibt es die Anhänger von Giorgia Meloni und Fratelli d‘Italia, im linken Lager kämpfen der PD und das Bündnis aus Grünen und Kommunisten um die Wählerstimmen. Letztere konnten einen Achtungserfolg einfahren. Was sich effektiv als Fehler herausgestellt hat, war die Tatsache, dass die beiden liberalen Parteien, sprich Azione und +Europa, sich im Vorfeld zerstritten hatten. Wären sie gemeinsam angetreten, hätten sie wahrscheinlich sechs bis sieben Prozent Stimmenanteil erreichen können. 

  • Das wäre dann auch Ihr Ticket nach Straßburg gewesen? 

    Ja, das wäre mein Ticket gewesen. Im Vergleich zu den Vorzugsstimmen der anderen Mitbewerber auf den Listen von Azione und +Europa hätte es locker gereicht. 

     

    „Das erste große Problem für uns war, dass das Team K nicht mit einem eigenen Symbol auf dem Wahlzettel vertreten war.“

     

    Brigitte Foppa konnte mehr als doppelt so viele Vorzugsstimmen einheimsen als Sie. Woran machen Sie das fest?

    Brigitte Foppa ist auch mit einer Partei angetreten, die mehr als doppelt so viele Stimmen erhalten hat als „Azione“. Das erste große Problem für uns war, dass das Team K nicht mit einem eigenen Symbol auf dem Wahlzettel vertreten war. Auch aus den Rückmeldungen, die ich erhalten habe, geht hervor, dass man mich schlichtweg nicht der Partei Azione zuordnen konnte, sprich dass sie mich nicht auf dem Wahlzettel gefunden haben. Weiters glaube ich, dass es aufgrund der angesprochenen Polarisierung ein klarer Nachteil war, wenn man sich nicht zu bestimmten Themen wie dem Green Deal klar geäußert hat. 

    Europa rückt nach rechts. Was sagen Sie als Vertreter der liberalen Politik grundsätzlich zum Ausgang der Wahlen? 

    Den schlimmsten Rechtsruck mussten wir in Frankreich beobachten. Laut Ergebnissen in ganz Europa kommt es jedoch nicht zu den ganz großen Verschiebungen. Was mich sehr bedenklich stimmt, ist allerdings, dass die AfD zur zweitstärksten Kraft in der Bundesrepublik Deutschland aufgerückt und die FPÖ zur stärksten Kraft in Österreich geworden ist. Hier geht es nicht um rechts-konservative Politiker, sondern um rechtsextreme Kräfte. Und da hört sich eigentlich der Spaß drauf. 

     

    „All jene, die gehofft hatten, dass ich mich nach Europa verabschieden werde, werden sich noch einige Jahre mit mir auseinandersetzen müssen.“

     

    Im Vorfeld zu den Wahlen haben Sie klar gegen rechts Position bezogen. Wie geht es nun weiter?

    Ich möchte mich nicht gegen rechts positionieren, sondern gegen die Souveränisten, Identitären und alle jene, die Europa am liebsten abschaffen wollen. Dazu stehe ich natürlich weiterhin. Aber insgesamt, es war klar, dass es für uns ein Husaren-Ritt wird - das zeigt sich auch am Wahlausgang. 

    Aber das Ganze hat auch eine gute Seite: All jene, die gehofft hatten, dass ich mich nach Europa verabschieden werde, werden sich noch einige Jahre mit mir auseinandersetzen müssen. 

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Hartmuth Staffler Di., 11.06.2024 - 22:44

Mit Beliebigkeitspolitik kann man auf Dauer keinen Erfolg haben. Vergeudet waren die Stimmen für ihn trotzdem nicht, ebenso wie die vielen weißen und ungültigen Stimmen. Das war ein klarer Protest nicht gegen Europa, sondern gegen ein unsinniges Wahlgesetz.

Di., 11.06.2024 - 22:44 Permalink