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Preisbindung löst Wohnungsnot nicht

In Schlanders wird das erste Bauprojekt mit Preisbindung für Eigentumswohnungen umgesetzt. Das alleine wird nicht reichen, um leistbaren Wohnraum zu schaffen.
Schlanders
Foto: Schlanders Marketing
  • Die Gemeinde Schlanders will ein erstes Projekt für Wohnungen mit Preisbindung umsetzen. Diese neue Förderschiene ist vom Landesgesetz für Raum und Landschaft vorgesehen, um preiswerten Wohnraum zu schaffen. Die nötige Durchführungsbestimmung soll noch im Juni von der Landesregierung beschlossen werden. 

  • Die Baufläche im Marillenanger: Die freie Wohnbaufläche wurde bereits verbaut, nun steht die Umsetzung des geförderten Wohnbaus an. Foto: Arche im KVW
  • Michael Savelli: „Wohnungen mit Preisbindung alleine sind noch kein geeignetes Mittel, um die Wohnungslage zu entschärfen.“ Foto: Arche im KVW

    Das Landesgesetz ermöglicht die Ausweisung von Baufläche unter der Bedingung, dass dort auch konventionierte Wohnungen mit Preisbindung gebaut werden. Der Besitzer muss dann den geförderten Baugrund zum gesetzlich vorgeschriebenen Preis abtreten. Im Fall von Schlanders handelt es sich um den Gemeindesekretär Georg Sagmeister. Das Projekt betrifft den Marillenanger, wo rund 16 Wohneinheiten entstehen sollen. Interessierte Käuferinnen und Käufer können sich bis Ende Juni bei der Arche im KVW melden und den Bedarfserhebungsbogen ausfüllen. 

    Der Informationsabend vorige Woche in der Gemeinde war gut besucht. „Ich gehe davon aus, dass genügend Personen am Kauf einer Wohnung mit Preisbindung in Schlanders interessiert sind“, erklärt Michael Savelli von der Arche. Im weiteren Verlauf wird die finanzielle Lage der Interessierten geprüft und eine Rangliste für die Wohnungen mit Preisbindung erstellt, deren Preis pro Quadratmeter Konventionalfläche im Schnitt nicht 3.550 Euro überschreiten soll.

     „Auch der Bau von Mietwohnungen wird in Zukunft zusätzlich zum Wobi gefördert werden müssen.“

    „Mindestens 60 Prozent der Interessierten müssen die Kriterien für den geförderten Wohnbau erfüllen, die restlichen 40 Prozent können auch von Ansässigen gekauft werden“, so Savelli. Im Anschluss wird das vorliegende Projekt von Pohl Immobilien an die Bedürfnisse der zukünftigen Eigentümerinnen und Eigentümer angepasst. 

    „Ziel dieses Projektes ist es, Eigentumswohnungen anbieten zu können, die mindestens 20 Prozent günstiger sind als vergleichbare Neubauwohnungen am Markt“, erklärt die Gemeinde Schlanders auf ihrer Webseite. Tatsächlich gibt es im oberen Vinschgau auch neue Eigentumswohnungen in einer ähnlichen Preiskategorie auf dem Markt. Laut Branchenkennern hänge der Quadratmeterpreis hier von vielen Faktoren ab, etwa Lage oder Ausstattung. 

    Raumordnungslandesrat Peter Brunner hat sich das Ziel gesetzt, dass Wohnen um 20 bis 25 Prozent günstiger wird, wie er im Interview mit SALTO Anfang Mai angekündigt hat. „Wohnungen mit Preisbindung alleine sind noch kein geeignetes Mittel, um die Wohnungslage zu entschärfen. Auch der Bau von Mietwohnungen wird in Zukunft zusätzlich zum Wohnbauinstitut (Wobi) gefördert werden müssen. In den nächsten Jahren muss dringend an vielen Stellen angesetzt werden, um leistbaren Wohnraum zu schaffen“, fordert Savelli von der Arche. 

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Josef Fulterer Sa., 22.06.2024 - 06:20

Statt von der in Südtirol schrecklich beliebten "Förderung zu reden," die eine Wertvernichtung von 3 € zu 1 € bedeutet, könnte man statt dem bei den Landesräten "sehr beliebten Nikolaus-Spielen," von den Baufirmen aber auch von Arbeitnehmern weniger Steuern + allerlei Abgaben einheben ...
Statt der 40 % "die auf dem so genannten freien Markt landen dürfen, um die Spekulation + allerlei Tricks zu befeuern (die besten + größeren Wohnungen im 40 %-Bereich auf der Schokoladen-Seite + die 60 %-Wohnungen irgendwo dazwischen gequetscht)," sollten Bauvorhaben dieser Art "zu 100 % den Erst-Wohnungs-Suchenden vorbehalten werden!"

Sa., 22.06.2024 - 06:20 Permalink
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Stefan S Sa., 22.06.2024 - 09:27

Antwort auf von Robert Zagler

Ein Durchschnittspreis für ganz D ist wenig aussagekräftig. Auf die Ballungsräume bezogen sind die 3000 gerade noch für das östliche Ruhrgebiet und Hannover ausreichend. Alle anderen Ballungsräume sind bei 5000 - 9000 €
Insbesondere hat der Preisdruck im Alpenvorland und den Küsten zugenommen. Weiße Flecken, also leistbarer Wohnraum für Ottonormalverbraucher nur noch im Niemandsland als kleiner dünner Streifen der ehemals Zonenrandgebiete
https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-05/immobilienmarkt-deutschland-entw…
Es braucht dringend Maßnahmen wie z. B.
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ferienwohnungen-barcelona-100…

Sa., 22.06.2024 - 09:27 Permalink
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Klemens Riegler Sa., 22.06.2024 - 16:23

Leider dauert es noch einwenig. Aber das Problem löst sich in den nächsten 20 Jahren ganz von alleine. Wer sich den demographischen Wandel vor Augen führt, sollte eigentlich verstehen, dass die Preise wieder fallen werden, weil die Nachfrage auf ganz natürliche Weise zurück gehen wird. Hochsegment im Spekulationsbereich wird (mit Dämpfern) bleiben, aber die Masse wird wohl Wohnraum genug haben.
Gesetzliche Voraussetzungen bräuchte es gar nicht viele:
1. Verbot des Verkaufs an Nichtansässige, Touristen ... Zweitwohnsitze
2. Verbot der Vermietung / Nutzung von "Wohnraum" für andere Zwecke.
3. Erhöhung der Erbschaftssteuer für Erben die bereits Mehrfachbesitzer sind (noch höher wenn keine Kinder, also Erben, vorhanden sind.) ... & steuerliche Umschichtung (über Wohnbau-Förderung für Erstwohnungskäufer).
p.s.; schon die ANGST, dass die Nachfrage bereits bei der nächsten Wohn-Generation sinken wird, sollte den Immobilienhaien zu denken geben. ... mit der Spekulation aufzuhören.

Sa., 22.06.2024 - 16:23 Permalink
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Salto User
Oliver Hopfgartner Sa., 22.06.2024 - 17:07

Man muss doch nur ein Geschichtsbuch aufschlagen, um zu erkennen, dass Preisbindungen nicht funktionieren. Wenn schon, muss man Anreize dafür schaffen, günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, z.B. Lockerung der Bauvorschriften, Stärkung der Position von Vermietern, steuerliche Vorteile für Leute, die Wohnraum in Dauervermietung zur Verfügung stellen, etc.

Sa., 22.06.2024 - 17:07 Permalink
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K V Sa., 22.06.2024 - 17:51

"Preis pro Quadratmeter Konventionalfläche im Schnitt nicht 3.550 Euro überschreiten soll"
D.h. eine durchschnittliche 4-Zimmerwohnung wird dann immer noch ca. 500Tsd Euro kosten.

Sa., 22.06.2024 - 17:51 Permalink
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Reinhard Bauer Sa., 22.06.2024 - 22:17

Wir arbeiten in Meran auch in diese Richtung. Diesbezüglich gibt es bald schon News.
Wohnungen mit Preisbindung sind sicher eine interessante Lösung aber nicht die eierlegende Wollmilchsau. Diesen Anspruch sollte kein neues Konzept haben müssen. Dennoch sind sie ein wichtiger Baustein zur Lösung des Wohn-Problems.

Preisgebundene Wohnungen lassen sich nicht pauschal bewerten. Das hat mit den verschiedenen Voraussetzungen zu tun. Je nachdem ob ein Grund der Gemeinde ausgewiesen, ein privater umgewidmet wird, usw.
Daher ist eine differenzierte Sichtweise notwendig. Trotzdem gilt es für die Politik: dranbleiben und umsetzen! 🙂

Sa., 22.06.2024 - 22:17 Permalink