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Brustkrebs-Screening: Hilfe oder Qual?

Über den Sinn des Früherkennungsprogramms von Brustkrebs scheiden sich schon länger die Geister. Nun zeigen aktuelle Studien: der Schaden kann größer sein als der Nutzen.

Zur Krebsfrüherkennung zu gehen, ist ein Muss. Für sich selbst, den eigenen Körper, für die Familie. Für das Leben. Mehr als 25 Millionen Deutsche glauben an die Massenuntersuchungen.

"Was früh erkannt wird, kann besser geheilt werden", sagt eine Passantin in einer Umfrage der Sendung Plus-Minus. Doch Überdiagnosen und Übertherapien stehen laut Dr. Leonhard Hansen von der Deutschen Krebshilfe auf der Tagesordnung- beim dem Hautkrebsscreening etwa. Und Spiegelonline stellt die Frage: "Verhindern Mammografie-Screenings, die die Deutschen Kassen jährlich 220 Millionen Euro kosten, wirklich, dass Frauen früher an Brustkrebs sterben?"

Kritikern zufolge gibt es viele Gründe, die gegen das Verfahren sprechen: Einerseits ist noch nicht endgültig bewiesen, dass die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu sterben, durch die Früherkennung tatsächlich sinkt. Andererseits führt die Untersuchung immer wieder dazu, dass Ärzte auch bei gesunden Frauen Auffälligkeiten entdecken. So kommt es häufig zu Behandlungen oder Operationen, die gar nicht notwendig gewesen wären. Mehr lesen Sie auf Spiegelonline.de

Eine ernüchternde Erkenntnis macht sich breit. Von 1.000 gescreenten Frauen rettet die Mammographie lediglich einer der Patientinnen das Leben. Ohne Mammographie sterben fünf Frauen an Brustkrebs, mit Mammographie sind es vier. Zeit sich mit dem Schaden zu konfrontieren, der durch unnötige Massenscreenings verursacht wird? Der Schaden, den Frauen bei der Brustuntersuchung und Menschen bei der Hautkrebskontrolle erleiden: Röntgenstrahlen, psychische Belastung bei einem zunächst positiven Befund, der dann revidiert wird.

170 der 1000 Frauen aber bekommen die negativen Auswirkungen des Screenings zu spüren. Bei ihnen liefert die Mammografie zunächst einen auffälligen Befund - für jede Frau eine enorme psychische Belastung. Die Angst, Brustkrebs zu haben, lässt sich erst durch eine weitere Untersuchung ausräumen, bei der sich der Erstbefund als Fehlalarm herausstellt. Für 30 der 1000 Frauen wird es sogar noch belastender. Denn die Auffälligkeiten sind so schwer zu deuten, dass nur eine Biopsie, also die Untersuchung von Gewebeproben, Klarheit darüber bringt, dass die erste Mammografie fälschlicherweise positiv ausfiel. Vier der 1000 Frauen durchlaufen sogar das volle Programm mit all seinen Nebenwirkungen: von der Operation bis hin zu einer möglichen Bestrahlung oder Chemotherapie - und das, obwohl in ihrer Brust kein bösartiger Tumor schlummert.