Umwelt | Überetsch

Paradigmenwechsel gefordert

Die Bürgerinitiative und das Bodenverbesserungskonsortium liefern sich weiter einen Schlagabtausch in Kaltern: Die Umweltschützer fordern, dass die Speicherbecken außerhalb des Waldes errichtet werden.
Montiggl
Foto: Karlheinz Sollbauer
  • Die Initiativgruppe „Unser Wald“ reagiert auf die Kritik des Bodenverbesserungskonsortiums 2. Grades aus Kaltern (BVK). Die Vereinigung hat der Initiativgruppe Populismus vorgeworfen. Sie macht derzeit mit Postkarten auf den Bau der sechs Speicherbecken im Altenburger und Montiggler Wald aufmerksam. Dort ist auf einer Landkarte zu sehen, wie groß die geplanten Speicherbecken im Vergleich zu der Dorfgröße Kalterns sind. 

  • Die Aktion: Die Postkarten werden im ganzen Land verteilt. Foto: HPV
  • „Hier wird bewusst populistisch nach Kampagnen-Manier auf unseriöse Art und Weise Angst geschürt. An einer konstruktiven Zusammenarbeit im Rahmen der Arbeitsgruppe der Gemeinde, wo bereits neue Standorte für die Speicherbecken andiskutiert worden sind, besteht offensichtlich kein Interesse“, so das BVK. 

    Die Initiativgruppe weist die Vorwürfe wiederum zurück: „Leider investiert das BVK einen Großteil seiner Ressourcen in die Vermarktung statt in die Optimierung des in vielen Bereichen problematischen Projekts.“ Sie betonen, dass der Wald allen Bürgern gehöre und Erholungsraum für viele sei. Der beanspruchte Wald gehört der Eigenverwaltung bürgerlicher Nutzungsrechte – sie ist somit Eigentum aller wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger in Kaltern. Die Initiativgruppe fordert, dass die Speicherbecken wenn, dann außerhalb des Waldes errichtet werden. 

    „Seither hat sich viel verändert, was eine Überarbeitung des Projekts dringend notwendig macht.“

    Entgegen der Behauptungen des BVK stehe die Initiativgruppe „Unser Wald“ für eine konstruktive Zusammenarbeit bereit. Es seien die Gemeinderäte und die Mitglieder der Arbeitsgruppe mehrfach eingeladen worden, sich vor Ort ein Bild von den betroffenen Standorten zu machen. Die Einladungen seien häufig unbeantwortet geblieben oder wurden kurzfristig abgesagt. 

    Auch die Diskussion innerhalb der Arbeitsgruppe, welche die Gemeinde Kaltern eingerichtet hat, sei schwierig. Den Vorsitz leitet der Landwirtschaftsreferent Stefan Vorhauser, auch Ortsobmann des Bauernbunds in Kaltern. „Es besteht die Sorge, dass die Arbeitsgruppe nur dazu dient, Informationen in minimaler und kontrollierter Weise zu verteilen, um den Widerstand in der Bevölkerung zu unterdrücken“, so die Initiativgruppe. 

  • Begehung im Montiggler Wald: Hier soll eines der Speicherbecken gebaut werden. Foto: Karlheinz Sollbauer

    Sie wirft dem BVK vor, Falschbehauptungen zu verbreiten: Etwa ist es aus Sicherheitsgründen nicht möglich, Bäume auf den Staudämmen zu pflanzen und die Sammlung von Regenwasser sei ein unabhängiges Projekt der Gemeinde. Außerdem sind laut dem Gutachten der Feuerwehr lediglich 1,4 Prozent des geplanten Speicherbeckenvolumens für den Brandschutz notwendig sind. 

    Immer wieder betont das BVK die Bedeutung des Speicherbeckenprojekts für den Zivilschutz und hier vor allem für den Schutz vor Waldbränden. In ihrem Gutachten stellt die Feuerwehr allerdings fest, dass lediglich insgesamt 4.770 Kubikmeter und damit nur ein winziger Bruchteil der geplanten 345.000 Kubikmetern für den Brandschutz zur Verfügung stehen muss. 

    Auch handelt es sich laut Umweltlandesrat Peter Brunner um kein Projekt von Landesinteresse: In der Antwort auf eine Landtagsanfrage am 27.2.2024 antwortet er wie folgt: „Die Bezeichnung ‚von Landesinteresse‘ hat der Autor des Berichts gewählt […] weil es sich um ein übergemeindliches Vorhaben handelt. Allerdings wurde dieser Bezug von behördlicher Seite weder bestätigt noch übernommen und hat somit keine rechtliche Gültigkeit.“ 

    Das Speicherbeckenprojekt beruht auf Studien aus dem Jahr 2011. „Seither hat sich viel verändert, was eine Überarbeitung des Projekts dringend notwendig macht“, erklärt die Initiativgruppe und fordert einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Südtirols Wäldern. 

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Martin Sitzmann Di., 27.08.2024 - 16:25

Da der betroffenen Wald der Eigenverwaltung gehört, also allen Bürger*innen Kalterns, kann es ja wohl nicht sein, dass ein Wirtschaftssektor hergeht und sagt: "Diese Staudenwälder brauchen wir für unsere Speicherbecken...!"
Es geht um wertvollen Buchenwald, um ein äußerst beliebtes Naherholungsgebiet, das monströsen Speicherbecken zum Opfer fallen soll!
Die Kosten soll die Gemeinschaft tragen (Waldverlust, Steuergelder für die Speicherbecken, Lärm, Landschaftsverschandelung), den Nutzen hat - wer? Die Bauern!!!!
Es ist traurig zu sehen, dass die Bauern nicht mehr die Hüter der Natur sind, sondern nur mehr auf Profit und Gewinnmaximierung aus sind.
Und traurig ist es auch zu sehen, dass sie von den zuständigen Politikern noch unterstützt werden!

Di., 27.08.2024 - 16:25 Permalink