Gesellschaft | Goethe-Schule

„Falsche und gefährliche Behauptungen!“

Seitdem bekannt wurde, dass an der Bozner Goethe-Schule eine Sonderklasse eingerichtet werden soll, reißt die Kritik nicht ab. Nun meldet sich Landesrat Achammer zu Wort.
Philipp Achammer
Foto: Seehauserfoto
  • „In der aktuellen Diskussion um die Klassenbildung der Goethe-Schule in Bozen stehen aufgrund diverser politischer und journalistischer Kommentare und Stellungnahmen einige Dinge im Raum, die ich als zuständiger Landesrat so nicht stehen lassen kann“, erklärt Landesrat Philipp Achammer in seiner Stellungnahme, die er SALTO hat zukommen lassen. Konkret geht es um die Goethe-Schule, wo eine Sonderklasse mit Kindern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, eingerichtet werden sollte. Mehrmals habe ich gelesen, so Achammer, dass „hier endlich etwas getan würde, im Gegensatz zur bisherigen völligen Untätigkeit“. Diese Feststellung sei unkorrekt, ja völlig fehl am Platze, denn sowohl mit Blick auf die den Schulen zugewiesenen Ressourcen als auch mit Blick auf konkrete Unterstützungsangebote gebe es umfassende Maßnahmen. Die Landesschuldirektion weise sprachlich komplexen Schulsprengeln landesweit unter anderem rund 150 Lehrer- und Lehrerinnenstellen zur Sprachunterstützung zu, um gruppenteilig arbeiten und auf den Sprachstand der Kinder auch differenziert eingehen zu können. „Gleichzeitig ersuche ich darum, nicht von gewissen öffentlichen Schlagzeilen abzuleiten, ob jemand arbeitet oder nicht. Das beleidigt die Tätigkeit von vielen Lehrpersonen, die in sprachlich mindestens genauso komplexen Situationen Unterricht leisten. Sehr viele Schulen arbeiten gut, professionell und umsichtig – ohne in der Öffentlichkeit laut sein zu müssen“, so Achammer. 

  • Goethe-Schule in Bozen: Um die Einrichtung einer Sonderklasse sind heftige Debatten entbrannt. Foto: Wikipedia
  • Brandgefährlich!

    Die Zeile aus Goethes Gedicht „Der Zauberlehrling“, in der es heißt „Die ich rief, die Geister werd‘ ich nun nicht los“ sei ihm in den vergangenen Tagen immer wieder in den Sinn gekommen. „Wenn ich lese, dass aufgrund dieser öffentlichen Diskussion nun unter anderem ‚Deutsche Klassen für deutsche Kinder‘ von einigen beschworen wird, dann ist die durch eine Klassenbildung mitunter auch unbewusst ausgelöste Diskussion brandgefährlich“, ist der Schullandesrat überzeugt und betont: „Wir haben keine Alternative zu Inklusion und Integration – alles andere heißt kurz-, mittel- und langfristig gesellschaftlicher und sozialer Unfrieden. Auch wenn Inklusion viel Geld und Mühen kostet, wir können nur darin investieren. Alles andere führt zu Konflikten und Auseinandersetzungen, das hat uns die Geschichte mehr als einmal eindrücklich vorgeführt. Die sprachliche Integration ist eine massive Herausforderung für die Schulen und unsere Lehrpersonen, das steht außer Frage. Unsere Kindergärten und Schulen leben jedoch mit wissenschaftlich fundierten Konzepten und klaren Regeln das Prinzip der Inklusion Tag für Tag, und zwar nicht nur gesetzlich verordnet. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Und vergessen sie abschließend bitte nie: Wir reden hier von Kindern, die alle gleichermaßen verdient haben, gefördert zu werden!“