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Südtirol braucht mehr Partys

Die neu gegründete Interessensgemeinschaft (IG) Freie Kultur will die Club- und Subkultur landesweit stärken: mit weniger Bürokratie, mehr finanziellen Mitteln und einer Nachtbürgermeisterin.
DingsDo Festival 2024
Foto: DingsDo Festival/Mahroots Music/Instagram
  • Gestern wurde in Bozen die Interessensgemeinschaft (IG) Freie Kultur gegründet. Die Initiative vereint über 30 Mitglieder, wie das DingsDo Festival, Gör Collective, Spazio Ama, Riot Club Culture, die BASIS Vinschgau, HOSPIZ, Culture Assault und Teknonstop. „Bezirksübergreifend setzt sich die IG Freie Kultur für bessere Rahmenbedingungen für eine offene, kreative und zugängliche Kulturlandschaft ein“, wird in einer Mitteilung an die Medien erklärt. 

    Da die freie Kultur in Südtirol zunehmend unter Druck stehe, wie aktuelle Herausforderungen beim Ost West Club in Meran und bei den Teknonstop-Veranstaltungen in Altrei und Kaltern zeigen, sei die Gründung notwendig gewesen. Die Interessensgemeinschaft soll eine Plattform und Beratungstelle für zeitgenössische, politisch unabhängige und nichtkommerzielle Kunst- und Kulturarbeit werden: „Im Mittelpunkt stehen dabei die Förderung von Meinungsvielfalt, die Schaffung alternativer Öffentlichkeiten sowie der Fokus auf soziale Interaktion, Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement.“ 

  • Der Beschlussantrag

    Zeno Oberkofler: „In Südtirol stellt die Förderung von Nacht- und Ju gendkultur eine relativ neue Priorität dar.“ Foto: Seehauserfoto

    Die IG Freie Kultur fordert mehr Fördermittel, günstige rechtliche Rahmenbedingungen und den Abbau bürokratischer Hürden. Ein erster Schritt sei ein gemeinsam mit den Grünen erarbeiteter Beschlussantrag, der nächste Woche im Landtag behandelt werden soll. 

    „In Südtirol stellt die Förderung von Nacht- und Jugendkultur eine relativ neue Priorität dar, deren Bewusstsein erst in den letzten Jahren gewachsen ist“, erklärt Ersunterzeichner des Beschlussantrags, Zeno Oberkofler. Ausschlaggebend seien hier die jüngeren Generationen, die im Ausland studieren und arbeiten und ihre Erfahrungen mit nach Südtirol bringen. „Trotz der steigenden Bedeutung dieser Kulturformen ist der politische und wirtschaftliche Stellenwert des Sektors noch unterrepräsentiert“, so Oberkofler.

    Nacht-, Club- und Subkultur würden Begegnungsräume schaffen, wo Werte und Wissen vermittelt und Vorurteile zwischen verschiedenen Identitäten, Professionen, Disziplinen, Kunst- und Kreativformen abgebaut werden können. Deshalb soll die Landesregierung von dem Landtag beauftragt werden, bis 2025 eine Arbeitsgruppe und eine Kampagne für Nachtkultur auf den Weg zu bringen. Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe sollen bürokratische Auflagen im Veranstaltungsbereich überarbeitet werden. 

    Zudem sieht der Beschlussantrag eine Koordinierungsstelle für Nachtkultur vor, die in anderen europäischen Städten Nachtbürgermeister*in genannt wird. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bozen soll in der Landeshauptstadt außerdem ein Clubbetrieb einer unabhängigen Organisation zur Verfügung gestellt werden, nach dem Vorbild der BASIS Vinschgau in Schlanders und dem Ost West Club in Meran. 

  • Die neue Initiative

    Interessierte können sich der IG Freie Kultur anschließen.

    Kontakt: [email protected]

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Hartmuth Staffler Mi., 04.09.2024 - 20:58

Das Problem an dieser sogenannten Nachtkultur ist leider, dass in den meisten Fällen durch übermäßigen Lärm den Menschen, die am nächsten Tag vielleicht arbeiten müssen (auch das gibt es) die Nachtruhe geraubt wird. Privates zivilisiertes Feiern ohne Beeinträchtigung der Mitmenschen war auch während der Nachtstunden immer möglich und ist es weiterhin, aber damit geben sich manche nicht zufrieden, und zwar weil es ihnen entgegen den vollmundigen Behauptungen von "nichtkommerzieller" Kunst in Wirklichkeit nur um das Geldmachen geht.

Mi., 04.09.2024 - 20:58 Permalink
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Salto User
nobody Mi., 04.09.2024 - 21:22

Ich brauche ein funktionierendes öffentliches Gesundheitswesen, eine funktionierende Verwaltung und Schule, funktionierende Infrastrukturen (Straßen, Öffis, etc.) usw.. Doch besser das Wahlalter bei 18 belassen.

Mi., 04.09.2024 - 21:22 Permalink
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Walter Garber Do., 05.09.2024 - 09:17

Der Titel ist irreführend, niemand fordert "mehr Partys"!
Es braucht aber bessere und gerechtere Rahmenbedingungen, auch in Bereichen der Kultur und Subkultur.

Do., 05.09.2024 - 09:17 Permalink
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Josef Fulterer Do., 12.09.2024 - 06:48

In einem Land das "den Genuss von Wein veredelt + sogar mit Steuergeld fördert" besteht die Gefahr, dass Grenzen in Bezug "auf Abhängigkeit, Lärmbelastung für die Mitbürger die zur Nachtzeit ihre Ruhe brauchen" übertreten werden + auch durch das Lenken von Fahrzeugen gefährliche Zustände auf den Straßen entstehen.
Zu früheren Zeiten haben sich "die damals älteren Tipplbrüder" im schlimmsten Fall, den Arm verrenkt / gebrochen, wenn sie beim Nachhaus-torkeln im Straßengraben gelandet sind.

Do., 12.09.2024 - 06:48 Permalink