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Gesellschaft | kalašnikov&valeriana

Wenn Frau will, steht alles still!

Kalašnikov&valeriana ist zurück, mit einer empfehlenswerten Erfahrung, im Kleinen wie im Großen: „Wenn Frau will, steht alles still!“
  • Es war ein langer und abwechslungsreicher Sommer. Die Anlässe für ein kalašnikov&valeriana waren zahlreich, allein Kommentare zur Olympia-Berichterstattung hätten Seiten gefüllt, ganz zu schweigen von den Versuchen der Rechtsregierung (lokal wie national), Frauenrechte zu untergraben, Abtreibungsgegner:innen zusätzliche Existenzberechtigung einzuräumen und Queere-Phobie zu schüren. Ich habe aber an meinem Vorsatz, eine Sommerpause einzulegen, festgehalten und mich auf mein Privatleben konzentriert. Vor allem auf die Familiendynamiken, die Care Arbeit. Der Mental Load ist derzeit im Wandel und für mich ist der Moment gekommen, ein Zeichen zu setzen und konstruktive Veränderung für meine Familie anzustreben.

    Den Ausschlag hat eine Islandreise gegeben. Zusammen mit der Schweiz und Spanien ist es eines der wenigen europäischen Länder, in dem regelmäßig großflächige Frauenstreike veranstaltet werden. Der erste 1975 mit einer Beteiligung von 90% hat wesentlich zur Gleichstellung der Geschlechter im Inselstaat beigetragen. Beim letzten im Oktober 2023 hat mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung, darunter auch die Premierministerin des Landes, gestreikt. Denn, obwohl Island Spitzenreiter im Gleichstellungsranking des World Economic Forum ist, den höchsten Anteil an erwerbstätigen Frauen hat und als Vorreiter gilt bei geteilter Elternzeit und Frauenquoten, obwohl es dort ein eigenes Ministerium für Gleichberechtigung gibt und sich zahlreiche Männer als Feministen bezeichnen, gibt es nach wie vor Spielraum für Verbesserung. Das ist den isländischen Frauen bewusst, und sie fordern ein Ende ungleicher Bezahlung und geschlechtsspezifischer Gewalt. 

    Selbst mit Einschränkungen gilt Island als Vorbild für Frauenrechte, und in meinem Kleinen halte ich meine Familie grundsätzlich für außerordentlich paritätisch. Aber auch hier gibt es Luft nach oben. Deshalb habe ich mir an den Isländerinnen ein Beispiel genommen und heuer im Sommer auf das altbewährte Kampfmittel zurückgegriffen: gestreikt! Ob ich meinen gesteckten Zielen damit nähergekommen bin, wird sich mit der Zeit zeigen. Eines kann ich aber jetzt schon sagen: An den verkrusteten Mustern wurde ordentlich gerüttelt, Veränderung angestoßen, Bewusstsein geschärft, gemeinsam wurden nachhaltigere Dynamiken angedacht. Und, genau wie es den Isländerinnen ergangen ist, hat sich der Streik ins kollektive Gedächtnis eingebrannt und die Solidarität untereinander gefördert. 

    Kalašnikov&valeriana ist also zurück, mit einer empfehlenswerten Erfahrung, im Kleinen wie im Großen: „Wenn Frau will, steht alles still!“

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Salto User
Oliver Hopfgartner Do., 12.09.2024 - 07:28

Du hast einen wesentlichen Punkt erkannt.

Viele sogenannte Feministen behaupten, Frauen seien Opfer eines sogenannten Patriarchats.

Die Wahrheit ist aber: sie sind Opfer ihrer eigenen Vorurteile.
Wer glaubt keine Macht zu haben, hat auch keine Macht.

Niemand zwingt Frauen dazu, gratis "Care-Arbeit" zu leisten. Niemand zwingt Frauen dazu, sich Achseln, Intimbereich und Beine zu rasieren. Niemand zwingt Frauen dazu, Binden oder Tampons zu kaufen.

Diese Zwänge legen sich Frauen letztlich selbst auf, weil sie glauben, sie müssten erfundenen Vorstellungen entsprechen.

Wenn es tatsächlich ein Patriarchat gibt, so ist es in den Köfpen der Frauen entstanden.

Jeder Mensch, unabhängig ob Männlein oder Weiblein, sollte sich folgende Frage stellen:
Wem willst du gefallen? Oder: für wen machst du das? Für Andere oder für dich selbst?

Man könnte zu sehr vielen Dingen nein sagen, wenn es einem nicht so wichtig wäre, "konform" zu sein.

Mein Geschichte- und Philosophielehrer pflegte zu sagen: "ist der Ruf mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert."
Wenn man aufhört, sich um die Meining Anderer zu kümmern, lösen sich viele scheinbare Probleme in Luft auf.

Das ist aber ein schwieriger Schritt. Leichter ist es, sich als Opfer eines angeblichen Systems zu sehen, als sich einzugestehen, dass man sein eigener Gefängniswärter ist und eigentlich selbst das Problem ist.

Do., 12.09.2024 - 07:28 Permalink
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K V Do., 12.09.2024 - 07:47

"Wenn es tatsächlich ein Patriarchat gibt, so ist es in den Köfpen der Frauen entstanden."

Heute schießt du wieder mal den Vogel ab, sorry Oliver...kopfschüttel

Do., 12.09.2024 - 07:47 Permalink
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K V Fr., 13.09.2024 - 12:57

Antwort auf von Oliver Hopfgartner

Die Welt endet bekanntlich nicht an den europäischen Grenzen, doch auch in Europa gibts es strukturelle Diskriminierung von Frauen allen voran in der katholischen Kirche. Und im Süden Europas gibt es meines Wissens auch noch genug Luft nach oben hin zur Gleichberechtigung. Aber wenn sogar einige Frauen das nicht so schlimm empfinden bzw. das Problem in den eigenen Köpfen sehen, wirds wohl so sein.

Fr., 13.09.2024 - 12:57 Permalink
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Herta Abram Fr., 13.09.2024 - 14:06

Antwort auf von K V

Sie sprechen da etwas Wesentliches an KV:
Das verinnerlichte Patriarchat - ein blinder Fleck- , bei vielen Männern und auch Frauen.
Forschungsergebnisse über die Strukturen weiblicher Diskriminierung gibt es genug. Und meist stehen am Anfang Erkenntnisse über die Muster männlicher Herrschaft.

Was uns weiterbringen kann:
Männer sind aufgefordert ihre Perspektive auf die Welt, wo das Männliche als stillschweigende Norm gesetzt ist, zu hinterfragen.
Und wo haben wir Frauen männliche Dominanzstrukturen über Jahrtausende so verinnerlicht, dass wir sie mit unserem individuellen Verhalten fortdauernd unterstützen? Und so zu ihrem Überleben beitragen. Und wo und wieso machen wir uns so zu Komplizinnen eines Systems, das uns abwertet.
Wir Frauen müssen erkennen wo wir immer noch in das männliche Herrschaftsgefüge verstrickt sind. Bei allem, was wir an Gleichberechtigung in den vergangenen Jahrzehnten erreicht haben – wir hätten schon längst weiter sein können, weiter sein müssen.

Fr., 13.09.2024 - 14:06 Permalink
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Salto User
Oliver Hopfgartner Di., 17.09.2024 - 10:11

Antwort auf von K V

Es geht um Verhältnismäßigkeiten. Wenn es um Frauen geht, die gegen ihren Willen beschnitten werden, die gesteinigt werden wenn sie gegen gesellschaftliche Vorstellungen verstoßen oder auch einfach Verboten ausgesetzt sind, brauchen wir nicht diskutieren, dass es sich um Diskriminierung handelt.

Wir reden hier in Europa also von ganz anderen Standards. Meine Aussage ist, dass das, was viele sogenannte Feministen bei uns als Patriarchat kritisieren, letztlich fast ausschließlich rein gefühlte Zwänge sind, aus denen sie sich auch selbst befreien könnten. In Ländern in denen die Scharia gilt, ist das nicht so. Hier muss man auch eine Lanze für den Katholizismus brechen: Es mag zwar sein, dass Frauen im Katholizismus keine Priester werden dürfen, allerdings sind die Zeiten von Hexenverbrennungen u.Ä vorbei. Wir würden ja auch nicht sagen, Frauenclubs oder Frauensaunen seien matriarchale Diskriminierung von Männern. Wir sprechen hier von gated communities auf freiwilliger Basis.

Wenn jemand hergeht und ein konkretes Problem oder einen konkreten Missstand nennt, kann man gezielt an Verbesserungen arbeiten. Viele (nicht alle) Feministen tun das aber nicht, sondern sie verstecken sich mMn hinter Allgemeinplätzen wie dem Patriarchat, dem Gender Pay gap etc, anstatt ins Konkrete zu gehen, wo man auch tatsächlich im realen Leben Verbesserungen schaffen könnte.

Dadurch wird das Ganze auch zu einer selbsterfüllenden Prophezeihung. Insofern halte ich es für nicht zielführend, dass du den von mir genannten Sachverhalt ins Lächerliche ziehst.

Di., 17.09.2024 - 10:11 Permalink
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Herta Abram Fr., 13.09.2024 - 16:28

Antwort auf von Elisabeth Garber

Es gibt patriarchale Prägungen, Muster, Normen und Strukturen, welche Einfluss auf Verhalten von Menschen haben.
Und es gibt vielfältigen Aspekte individueller Persönlichkeit, welche Einfluss auf das Verhalten von Menschen haben.
Fazit: Es ist nicht immer das Patriarchat, manches Verhaltensmuster ist Persönlichkeit. Oft gibt es Verbindungen.
Es ist kompliziert aber wir müssen die Unterschiede erkennen.

Fr., 13.09.2024 - 16:28 Permalink
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Herta Abram Sa., 14.09.2024 - 09:25

Antwort auf von Elisabeth Garber

Noch ein Bild, um Patriarchat zu durchschauen:

Demokratie ist, um in Beziehungsgefügen zu sprechen, das Antimodell von Patriarchat.
Demokratie ist eine Organisation des Rechts, der Teilhabe an gesellschaftlichen und politischen Prozessen. Sie lebt vom Ausgleich, vom Disput, dem Argument, der Korrektur, der Freiheit des Einzelnen. Der autoritäre Staat dagegen schikaniert den Schwächeren, den Anderen, unterbindet die Möglichkeit des Widerspruchs, des freien Willens, der politischen Teilhabe, der Machtkontrolle, der Veränderung. Demokratie ist, um in familiären Bezügen zu bleiben, das Antimodell zur autoritären Familie, an deren Spitze meist ein PatriarchIn waltet, der über Gedeih und Verderb der Familienmitglieder entscheidet.
Faschismus ist die gewaltvollste Form von Patriarchat.

Sa., 14.09.2024 - 09:25 Permalink
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Stefan S Sa., 14.09.2024 - 10:06

Antwort auf von Herta Abram

In Oklahoma führt diese patriarische Politik zu bizarren Auswüchsen.
"Besonders umstritten ist das "Maternal-Neglect"-Gesetz: Wird ein Kind vom Ehemann oder Partner einer Frau misshandelt, kann es passieren, dass die Mutter dafür länger ins Gefängnis wandert als der Gewalttäter selbst – weil sie den Missbrauch nicht verhindert hat"
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/usa-extrem-oklahoma-weiss….

Sa., 14.09.2024 - 10:06 Permalink
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Stefan S Sa., 14.09.2024 - 10:43

Antwort auf von Stefan S

Und wenn jemand meint dies ist zu weit weg und bei uns wäre es besser... nicht wirklich!
https://www.zeit.de/2024/39/gewalt-frauen-femizid-vergewaltigung-partne…
"Während die erfassten Morde in Deutschland 2023 mit 299 Opfern rückläufig sind, wurden im selben Jahr 155 Frauen von ihren (Ex-)Partnern umgebracht, also fast jeden zweiten Tag eine Frau."
Bedeutet, jeder 2 Mord in D ist ein Femizid.
Und hier auch ein ebenfalls bizarrer Fall vor unserer Haustüre
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2024-09/avignon-prozess-…
Ohne Bezahlschranke 😉

Sa., 14.09.2024 - 10:43 Permalink
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K V Fr., 13.09.2024 - 18:00

Antwort auf von Elisabeth Garber

Dem kann ich teilweise zustimmen Fr. Garber, wobei die Manipulationen von beiden Seiten kommen können, Frauen da vielleicht aber etwas raffinierter sind...zumindest meine ich das als Mann ;-). Die Vorherrschaft des Mannes in der Geschichte und auch teilweise noch heute, begründet sich m.E. hauptsächlich auf einer natürlichen Tatsache, nämlich der körperlichen Überlegenheit des Mannes, welche mit Gewalt zur Machtausübung eingesetzt wird. Daraus entwickelt haben sich von Männern dominierte Strukturen, welche zum Glück zumindest bei uns großteils abgebaut wurden. Blickt man jedoch in andere Länder, erscheint mir die Aussage, Patriarchate gebe es nur in den Köpfen der Frauen, einfach nur zynisch.

Fr., 13.09.2024 - 18:00 Permalink
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Peter Gasser Do., 12.09.2024 - 08:45

Zitat: “Wenn es tatsächlich ein Patriarchat gibt, so ist es in den Köfpen der Frauen entstanden”:

Jetzt ist auch klar, warum manche Männer in der Geschichte (und auch heute noch) Frauen haben köpfen lassen:
damit “in deren Köpfen kein Patriarchat entsteht”.

Do., 12.09.2024 - 08:45 Permalink
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Peter Gasser Do., 12.09.2024 - 08:52

Werte ‘Valeria Kalasnikova’, zur Darstellung dieses Ihres Sommers FEHLT in Ihrem Bericht die Erfahrung der männlichen Familienteilnehmer zu “Dynamiken” und “Streik”:
würden Sie diesen Stimmen Raum geben, und auch sie zu uns sprechen lassen, unbeeinflusst und frei?

Gleichberechtigung - oder doch 100% geschlechtlich einseitige Darstellung des Sommers, darf ich es auf diese Weise etwas provokant aber vorsichtig formulieren?

Do., 12.09.2024 - 08:52 Permalink
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Stereo Typ Do., 12.09.2024 - 09:21

"Denn, obwohl Island Spitzenreiter im Gleichstellungsranking des World Economic Forum ist, den höchsten Anteil an erwerbstätigen Frauen hat und als Vorreiter gilt bei geteilter Elternzeit und Frauenquoten, obwohl es dort ein eigenes Ministerium für Gleichberechtigung gibt und sich zahlreiche Männer als Feministen bezeichnen, gibt es nach wie vor Spielraum für Verbesserung."
Da fällt mir das Buch "Wann sind Frauen wirklich zufrieden?" von Martin Schröder ein. Er kommt zum Schluss, dass Frauen (in unserer westlichen Welt) längst leben, wie es ihnen gefällt. Sie wählen ihre Lebensentwürfe selbst und müssen sich dafür vor niemandem rechtfertigen.

Do., 12.09.2024 - 09:21 Permalink
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Herta Abram Do., 12.09.2024 - 09:33

Zum Beispiel, eine Rezensionsnotiz zum Buch "Wann sind Frauen wirklich zufrieden?".(Süddeutsche Zeitung):
Aurelie von Blazekovic - Journalistin, ist schwer enttäuscht vom Buch des Soziologen Martin Schröder. Über die Zufriedenheit der Frauen scheint der Mann alles zu wissen, stellt die Rezensentin verärgert fest. Unverschämt findet sie nicht nur, wie unkritisch sich Schröder auf Statistiken verlässt, um zu beweisen, dass es Frauen super geht, auch Prämissen wie: Der moderne Feminismus stelle Frauen als "chronische Opfer" dar, bringen Blazekovic auf die Palme. Der Autor klärt nicht auf, sondern zeigt sich eher desinteressiert an der komplexen Thematik und manchmal sogar offen misogyn.

Do., 12.09.2024 - 09:33 Permalink
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gorgias Fr., 13.09.2024 - 04:22

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Fr., 13.09.2024 - 04:22 Permalink