Gesellschaft | Bildung

Weitere schulpolitische Maßnahmen?

Beim Thema Muttersprachenunterricht gehen zurzeit die Wogen hoch. Nach der SVP-Parteileitung hat sich auch der Koalitionsausschuss damit befasst.
Kompatscher, Koalition, coalizione, Mair, Gennaccaro
Foto: Seehauserfoto
  • Vor einer Woche trat die SVP-Parteileitung zusammen und beriet über die Sondersituationen, mit denen einige deutsche Schulen konfrontiert sind, an denen übermäßig viele Schülerinnen und Schüler eingeschrieben sind, welche die deutsche Sprache nicht beherrschen. Auf der Tagesordnung stand unter anderen die Bildung einer eigenen Arbeitsgruppe, die von Landessekretär Harald Stauder in Absprache mit Bildungslandesrat Philipp Achammer koordiniert und geleitet wird. 

  • Goethe-Schule in Bozen: Hier wurde der Stein ins Rollen gebracht. Foto: Wikipedia

    Den Stein ins Rollen gebracht hatte die Direktion der Goethe-Schule in Bozen, die eine Einführungsklasse für jene Kinder einrichten wollte, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Was folgte war eine Schlammschlacht nicht nur zwischen SVP, den italienischen Koalitionspartnern und den Oppositionsparteien ausgetragen wurde, sondern auch innerhalb der Edelweißpartei, die sich in dieser Frage nicht einig war. Die Freiheitlichen, der deutsche Koalitionspartner der SVP, haben zu diesem Thema lange geschwiegen, sich dann aber dazu entschlossen, den Koalitionsausschuss einzuberufen, der sich gestern (13. September) zu diesem Thema ausgetauscht hatte. Wie aus der im Anschluss an die Sitzung veröffentlichten Pressemitteilung hervorgeht, habe die Regierungskoalition die aktuelle Debatte zum Anlass genommen, schulpolitische Ansätze und sprachdifferenzierte Fördermaßnahmen zu diskutieren. Der Versuch der Einführung einer Klasse mit Erstklässlern ohne Deutschkenntnisse an der Bozner Goetheschule habe viele Reaktionen hervorgerufen, wobei auch das Recht auf muttersprachlichen Unterricht wie auch die Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen Bildung angesprochen worden seien. „Im Koalitionsausschuss stand neben einem allgemeinen Informationsaustausch zu den unterschiedlichen Situationen an den Schulen auch der konstruktive Austausch über mögliche und auch rechtlich haltbare Lösungsansätze im Vordergrund, die den komplexen Situationen an den Schulen, den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dem Minderheitenschutz, aber auch konkret den Schülerinnen und Schülern gerecht werden“, so die Aussendung, in welcher berichtet wird, dass die Ergebnisse der Arbeitsgruppe, welche die SVP bereits auf Parteiebene unter Einbindung von Experten und Betroffenen angekündigt hatte, auch mit den Koalitionspartnern vertieft und reflektiert werden sollen. Auf Koalitionsebene will man in einem nächsten Schritt klären, ob das Regierungsprogramm um zusätzliche schulpolitische Maßnahmen erweitert werden soll.

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△rtim post Sa., 14.09.2024 - 13:10

Mit neuerlichem altbekannten Geschwurbel führt man die seit Jahren bestehenden Probleme auch keiner Lösung zu. Das nennt man Prokrastination.
Andererseits war man sehr wohl schnell bereit, reflexartig gegenüber der eigenen Minderheitenschule vorzugehen, die nicht anderes einführen wollte, als das, was in so vielen Ländern bereits seit langem erprobte Praxis ist: eine "Willkommensklasse" in der Schulanfangsphase, um im Übergang schnellstmöglich nötige Sprachkenntnisse für den weiteren erfolgreichen Verlauf des Bildungsweges zu erwerben.
Wieso traute man so wenig der gepriesenen Autonomie der Schule und der konsens-orientierten Partnerschaft (Schule-Eltern) zum Wohle des Kindes?
Wie kann bei einem so hohen Anteil Integration/Inklusion auf Deutsch überhaupt gelingen?
Werden jetzt in der Folge noch mehr Eltern ihre Kinder aus Klassen mit Deutsch als Bildungsstranfer auf Substandard-Niveau nehmen und tagtäglich bis nach Eppan … bringen (müssen)?
Es gilt die Prioritäten zu kennen. Auch in der Politik.
Es ist doch nicht mehr vermittelbar, insbesondere, wenn anderseits gleichzeitig für eine besondere (elitäre) Zielgruppe ja sogar ein neuer Sonderklassenzug mit der Hauptunterrichtssprache Englisch möglich ist:

https://www.tageszeitung.it/2024/09/06/wertvolle-ergaenzung/

Wieso diese „wertvolle Ergänzung“ (für sehr wenige), wie sonst auf der Welt, nicht auch privat organisiert und getragen werden kann, sollte LR Achammer auch mal erklären.

Sa., 14.09.2024 - 13:10 Permalink
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Elisabeth Garber So., 15.09.2024 - 10:30

Antwort auf von opa1950

Kein Wunder, man hat den Karren längst an die Wand gefahren, indem man viele Jahre so getan hat, als gäbe es diese Sprach-Probleme v.a. in den Städten nicht. Es wurde weiter ,gewurschtelt', gespart und Toleranz geübt. Inzwischen ist die kulturelle Unterwanderung (das kann man interpretieren wie man will) in Ballungszentren so weit fortgeschritten, dass die Alarmglocken läuten. Besser als nichts.

So., 15.09.2024 - 10:30 Permalink
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Re El Sa., 14.09.2024 - 13:54

„Schlammschlacht“ in der svp? Kann man so sehn, in diesem fall finde ich trifft aber das glatte gegenteil zu (bin mir nur nicht sicher ob sich dessen die SVPler bewusst waren :-) Aus einer „machtpolitischen“ perspektive zeigt die sammelpartei (immer aus ihrer sicht) ein sehr cleveres auftreten: zuerst vorpreschen in der causa mit obmann und sekretär, was die konservative flanke zufriednstellt, dann der konter von lh und landesrat um auch die liberale flanke abzudecken: eine echt lehrstunde für opposition und co….wären morgen wahlen, gäbs wohl ein sattes plus!

Sa., 14.09.2024 - 13:54 Permalink
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△rtim post Sa., 14.09.2024 - 16:50

Antwort auf von Re El

Da unterstellen Sie der SVP hier gar strategisches Denken und Handeln. Wer sich die Chronologie im Detail dazu genauer ansieht, kommt wohl zu einem anderen Ergebnis.
Es handelt sich eher um reine Reflexpolitik Achammers, der sich durch den vorher nicht abgestimmten Vorstoß seines „Parteifreundes“ Stauders offenbar gar persönlich angegriffen fühlte und um jene Kompatschers, dem seine it. Brüder wichtiger sind und diesen gar ein Mitspracherecht in der Ausgestaltung der deutschen Minderheitenschule einräumt.

Sa., 14.09.2024 - 16:50 Permalink
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Johannes Engl Sa., 14.09.2024 - 22:44

Alles Interpretationen. Politikgeplänkel eben. Sollte es vielleicht irgendwann einmal um die Kinder gehen? Was für sie die bessere Lösung ist?
Wenn ja, wäre es vielleicht mal gut, die Lehrerinnen und Lehrer zu fragen. Weniger die Schulführungskräfte. Die sind oft zu wenig in der Praxis.
Klarerweise sollte man mit den motivierten Lehrkräften sprechen und nicht solchen, die es bloß "kommod" haben möchten.
Erst dann wird die Diskussion ein Niveau erreichen, auf dem man ernsthaft nach Lösungen suchen kann.

Sa., 14.09.2024 - 22:44 Permalink
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Josef Fulterer So., 15.09.2024 - 06:20

Die "motivierten Lehrer:Innen sind es," die den Kindern die den Kindern helfen, die Unterrichts-Sprache möglichst schnell zu verstehen, indem sie "das Vorgetragene so gestalten," dass die Kinder die beim "Verwerten von Zusammenhängen besonders begabt sind," die Unterrichts-Sprache sehr schnell erfassen.
Das "aufgeregte mehr als überflüssige Gegacker von Achammer, Stauder, SVP & CO., ist dabei Alles eher als hilfreich!!!"

So., 15.09.2024 - 06:20 Permalink
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Peter Gasser So., 15.09.2024 - 09:14

Wenn man schon nicht an die Lehrer und an den Bildungsauftrag denkt, dann wenigstens an die armen Kinder:
zuerst 1 Jahr lang in Sprachkursen mit dafür geschultem Lehrpersonal an der Schule die Sprache lernen, dann in den Regelunterricht.

Sagt eigentlich auch der Hausverstand, gebieten Respekt und Liebe zum Kind.

So., 15.09.2024 - 09:14 Permalink
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Peter Gasser So., 15.09.2024 - 22:35

Antwort auf von Max Benedikter

“Heuchler”???
Sie behaupten und urteilen über meine Person, ich sei ein “Heuchler”?

Sie missachten die Netiquette massiv.
Grad Sie...!

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(Sie lassen jeden zwischenmenschlichen Respekt vermissen. Ein “Heuchler” ist jemand, der eine Meinung oder Einstellung nur vortäuscht, aber nicht wirklich vertritt. Was wissen Sie von mir, oder besser, was wissen Sie NICHT, dass Sie sich ein solches Urteil ad personam erlauben?! - aber ja: Personen lassen sich leichter angreifen, als Fakten!)

So., 15.09.2024 - 22:35 Permalink
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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Mo., 16.09.2024 - 06:21

Als flankierende Maßnahme, wäre die Mitnahme der Eltern mit Mutter-sprachlichen Sprach-Partnern sicher hilfreich.
Die Familien könnten gleichzeitig mit der Kommunikation mit beiden Quellen, die deutsche / italienische Sprache erlernen.

Mo., 16.09.2024 - 06:21 Permalink