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Stolperstein Zweisprachigkeit

Nur die Hälfte der Teilnehmenden schafft die Zweisprachigkeitsprüfung in Südtirol, das zeigt eine Landtagsanfrage der Grünen. Landeshauptmann Arno Kompatscher verteidigt den Test.
Zweisprachigkeitsprüfung
Foto: LPA
  • Die Zweisprachigkeitsprüfung hat in Südtirol nicht ohne Grund einen eher furchterregenden Ruf: Wie die Antwort auf eine Landtagsanfrage zeigt, haben in den letzten fünf Jahren nur knapp 48 Prozent der Teilnehmenden die Prüfung bestanden. Insgesamt haben von 2019 bis 2023 29.661 Personen ihr Glück versucht. Abgesehen von dem Corona-Jahr 2020 waren das pro Jahr mehr als 6.000 Personen. 

    Wie Landeshauptmann Arno Kompatscher mitteilt, will die Landesregierung am strengen Prozedere festhalten. Wer einmal eine Pressekonferenz mit Kompatscher erlebt hat, weiß, wie mühelos er zwischen Italienisch und Deutsch wechseln kann. Dass nicht jede*r ein solches Sprachentalent entwickelt, scheint die SVP nicht zu erweichen. 

  • Der Ablauf

    Foto: Provinz Bozen/SALTO/Alin Sellemond

    Wer sich für die Zweisprachigkeitsprüfung anmeldet, muss mehrere Monate warten, um antreten zu können. In den letzten fünf Jahren waren das bis zu acht Monate während der Corona-Pandemie, am kürzesten sind die Wartezeiten mit 3 Monaten und 4 Tagen im Jahr 2023 für das Sprachniveau A2 gewesen. Die Niveaus A2, B1, B2 und C1 entsprechen je nach Studientitel den Anforderungen für verschiedene Positionen in der Südtiroler Landesverwaltung. 

    Die Grüne Landtagsabgeordnete Brigitte Foppa, die die Landtagsanfrage eingereicht hat, kritisiert die langen Wartezeiten. Diese würden die Bewerbung für eine öffentliche Stelle erschweren. Zudem gebe es weitere Hürden für den Erhalt des begehrten Sprachzertifikats: Zum einen finden die Prüfungen nur in Bozen statt, zum anderen muss die gesamte Prüfung wiederholt werden, auch wenn nur ein Teil der Prüfung, etwa in deutscher oder italienischer Sprache, nicht bestanden wurde. 

    Der Test besteht aus vier Teilen in Deutsch und Italienisch: Hören, Lesen, Schreiben und Sprechen; Foppa schlägt vor, dass diese Kenntnisse künftig im Zuge der Maturaprüfung getestet werden könnten, um den Zugang zum Zertifikat zu erleichtern. Wie Kompatscher mitteilt, plant das die Landesregierung aber nicht, da es sich um eine standardisierte Prüfung handle. 

    Aufgrund der Standardisierung und der benötigten Technik sei es zudem nicht möglich, den Test auch in anderen Landesteilen als Bozen durchzuführen. Außerdem sei die Prüfung so konzipiert, dass die beiden Sprachen nicht getrennt voneinander bewertet werden können. Das betreffe vor allem das Leseverständnis und die mündliche Prüfung. Für alle Interessierten heißt es also, weiter lernen, Augen zu und durch. 

    Wer an Restplätzen interessiert ist, kann an der Restplatzbörse teilnehmen: Wer bereits angemeldet und bereit ist, innerhalb der kommenden drei Tage zur Prüfung anzutreten, kann darauf zugreifen, allerdings nur einmal pro Jahr. Zusätzlich wurde eine sechsmonatige Sperre für unentschuldigtes Fernbleiben eingeführt.