Wirtschaft | Studie

Der Wohlfühl-Erfolg

Ein neuer Faktor soll in Zukunft die Bewertungen von alpinen Destinationen beeinflussen: das Wohlbefinden der Gäste. Ausschlaggebend sind dabei Wellness, Kulinarik, Feiern und das gesellige Zusammensein.
Mockup des Fragebogens auf einem Smartphone
Foto: Universität Innsbruck
  • Neue Kennzahlen sollen den alpinen Tourismus aufblühen lassen. Diese erschließen sich aus dem myZillertal Feel-Good Index (FGI). Der neue Evaluierungsprozess wurde von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Innsbruck entwickelt und sieht eine Performance-Messung durch die Erhebung des Wohlbefindens der Gäste vor. Der Fokus auf Ankünfte, Nächtigungen und Umsatzzahlen wird weiterhin relevant sein, jedoch sollen Angebotsqualität und Wohlbefinden zukünftig auch zu den wegweisenden Kriterien gezählt werden.

    Es werden benutzerfreundliche Skalen verwendet, welche flexibel über verschiedene Kanäle wie Apps, E-Mails oder QR-Codes in die Gästeerfahrung integriert werden können. „Diese digitale Neuerung setzt neue Maßstäbe in der Erfolgsmessung von Destinationen und könnte die Zukunft des alpinen Tourismus nachhaltig verändern“, so Bernd Reitsamer.

  • „Unsere Ergebnisse bestätigen zudem, dass der FGI in allen Phasen, allen Saisonen und über alle Studien hinweg ein maßgeblicher Treiber für die Wiederbesuchsbereitschaft und Loyalität der Gäste ist.“

  • Der Index wurde über fünf Saisonen in der Modellregion Mayrhofen-Hippach im Tiroler Zillertal getestet, wobei eine Befragung mit 2.975 Gästen stattfand, um die Destinationsleistung an verschiedenen Kontaktpunkten zu bewerten. Das Wohlbefinden wurde vor und nach dem Aufenthalt markant besser bewertet als während des Aufenthalts. Im Sommer war diese Lücke jedoch geringer als im Winter. Die Monate März und September schnitten am besten ab.

    Gemäß der Studie wären nicht die klassischen Angebote ausschlaggebend, sondern viel mehr Wellness, Kulinarik, Feiern und das gesellige Zusammensein. Sie sind das sprichwörtliche „Salz in der Suppe“, behauptet Andreas Lackner, Geschäftsführer des Tourismusverbands Mayrhofen-Hippach. Mit Weitblick erachten die Projektbeteiligten den Feel-Good-Index auch als Benchmarking-Tool für den Vergleich verschiedener Destinationen. „Unser Ziel ist es, den FGI langfristig als Instrument für die Erfolgsmessung im alpinen Tourismus zu etablieren“, erklärt Bernd Reitsamer.

  • Bernd Reitsamer: „Es geht uns auch darum, neue Destinationspartner zu finden, die bereit sind, sich zu vergleichen. Erst dadurch gewinnt eine Kennzahl wie der FGI an Aussagekraft.“ Foto: Universität Innsbruck

    Auf Nachfrage bot uns Bernd Reitsamer vom Institut für Management und Marketing an der Universität Innsbruck einen tieferen Einblick in das Befragungstool. Dem Konsumenten, als registrierter App-Nutzer des myZillertal-Systems, wurde zu drei verschiedenen Zeitpunkten eine Befragung via Push oder E-Mail zugesandt. Zusätzlich gab es für nicht eingetragene Gäste einen Fragebogen, welcher mittels QR-Codes und Web-Bannern zugänglich war. Nun werden Gespräche mit dem Land angestrebt, um die weitere Entwicklung des Projekts zu ergründen und neue Angebote zu schaffen. Eine Möglichkeit für Betriebe wäre der Erwerb eines ressourcenarmen Pakets, welches die automatisierte Erfassung aller relevanten Daten beinhaltet. „Es geht uns auch darum, neue Destinationspartner zu finden, die bereit sind, sich zu vergleichen. Erst dadurch gewinnt eine Kennzahl wie der FGI an Aussagekraft.“

    Auch andere Branchen könnten von dieser Metrik profitieren, am naheliegendsten seien hierbei Themenparks. In weiterer Folge könne man das Angebot auch auf sämtliche Service-Industrien erweitern. „In der Pharmaindustrie ist es zum Beispiel ein wesentliches Anliegen von vielen Unternehmen, das Wohlbefinden der Patienten mit einer bestimmten Medikation möglichst einfach zu tracken. Auch hier könnte der FGI eingesetzt werden.“

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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer So., 20.10.2024 - 16:13

"Mit dem Wohlfühl-Erfolg" wird es bald aus sein,
wenn die An- + Abreise im Stau erlebt wird,
die sogenannten Hot-Spots nur mehr im Gedränge zu erleben sind,
die Einheimischen sich vor den zuvielen Gästen grausen +
schließlich immer mehr Gastgeber für dürftige Leistungen unverschämte Preise fordern!

So., 20.10.2024 - 16:13 Permalink
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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler So., 20.10.2024 - 16:51

Antwort auf von Josef Fulterer

Für viele Urlauber gehört der Stau einfach dazu, weil er für sie die Bestätigung ist, dass sie am richtigen Weg sind. Wenn so viele Menschen in die gleiche Richtung wollen, dann kann das gar nicht falsch sein. Das gilt dann natürlich auch für die sogenannten Hot-Spots, und Einheimische sind in der Menge der Touristen gar nicht mehr wahrnehmbar und daher auch kaum störend. Bei so einem Urlaubserlebnis darf man nicht knausrig sein, man gönnt sich ja sonst nichts, und das Bürgergeld reicht schon.

So., 20.10.2024 - 16:51 Permalink