Wasserstoff – Revolution oder Illusion?
-
Das Ziel der Europäischen Union (EU) klingt, wenn nicht größenwahnsinnig, dann zumindest ambitioniert: Bis 2030 sollen innerhalb der EU 10 Millionen Tonnen Wasserstoff mit erneuerbaren Energien hergestellt und weitere 10 Millionen importiert werden. Wie das funktionieren könnte, hat sich der Südtiroler Filmregisseur Andreas Pichler für seine neue Dokumentation genauer angesehen.
Die 90-minütige Koproduktion aus Deutschland, Italien und Norwegen haben unter anderem ARTE und IDM Südtirol mitfinanziert. In der Dokumentation kommen Pioniere zu Wort, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen tauft im Hafen Kopenhagens ein Frachtschiff, das als erstes weltweit mit grünem Methanol betrieben wird, und in Namibia arbeiten deutsche Ingenieure mit lokalen Unternehmen daran, eine Fabrik für grünen Stahl zu bauen. Auch wenn die Energiewende von außen betrachtet quälend langsam vorankommt, passiert also gerade doch einiges. Wasserstoff spielt dabei eine zentrale Rolle – wobei dieser im besten Fall mit erneuerbaren Energien und in einer Übergangsphase auch mit Erdgas produziert werden soll.
Doch nicht überall freuen sich die Menschen auf die Transformation: Stahlarbeiter in Deutschland fürchten um ihren Arbeitsplatz. Rentierzüchter in Norwegen wehren sich gegen den Bau neuer Windkrafträder an der Küste, die ihre Tiere beim Grasen stören. Der Strom aus der Windkraft ist aber für die Produktion von Wasserstoff nötig, den Europa für die Energiewende so dringend braucht. Auch auf größerer Ebene thematisiert der Film Interessenskonflikte: Wird Europa bald nicht mehr von russischem Gas, sondern von afrikanischem Wasserstoff abhängig sein?
-
Wasserstoffbasierte E-Fuels für Flugverkehr, Schifffahrt und Schwertransport und die Umstellung auf umweltfreundliche Technologien mit Wasserstoff in der Schwerindustrie – all das erfordert gigantische Investitionsmittel über einen kurzen Zeitraum, um die Pariser Klimaziele noch irgendwie einhalten zu können. Der Stahlkonzern Thyssen Krupp in Deutschland und der dänische Frachtschiffbetreiber Maersk investieren gerade mit öffentlicher Unterstützung riesige Summen, um ihren schmutzigen Energieverbrauch sauberer zu machen.
Stellenweise erinnert der Film an Science-Fiction, weil die Projekte erst in Planung sind und sich Unternehmen in der Zwischenzeit mit Imagevideos behelfen. Die Bilder werden abgelöst von Hochöfen in der Stahlproduktion oder der weiten Landschaft Namibias, wo schon bald Bauarbeiten starten sollen. Im Gegensatz zu Dokumentationen über die Klimaerwärmung oder das Artensterben zeigt dieser Film konkrete Beispiele auf, wie Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bereits heute Wege aus der Krise finden. Und macht Lust auf Zukunft.
-
Wasserstoff – Revolution oder Illusion?
Die Filmpremiere findet am 15. Jänner um 20 Uhr im Bozner Filmclub statt. Anschließend werden Gäste am Podium über den Einsatz von Wasserstoff in Südtirol diskutieren. Die Podiumsgäste sind Martin Vallazza (Direktor der Landesabteilung Mobilität der Autonomen Provinz), Karl Manfredi (CEO der Firma Hydrocell), Claudio Vitalini (CEO iithydrogen - Wasserstoffzentrum Bozen) und Erwin Mayr (Experte für erneuerbare Energie).
Produktion: Miramonte Film und Eikon Media; Regie/Autor: Andreas Pichler, Kamera: Axel Schneppat, Editor: Torsten Truscheid, Ton: Pascal Capitolin; Musik: Gary Marlow; Finanzielle Unterstützung: ARTE/ RBB, MFG, MBB, IDM Südtirol
-
Weitere Artikel zum Thema
Society | Mobilität„Das ist Greenwashing“
Economy | ErneuerbareKlima Club fordert mehr Elektrobusse
Politics | MobilitätZusammenarbeit zwischen Nord und Süd
Wasserstoff kann im Fahr- +…
Wasserstoff kann im Fahr- + Flug-Betrieb, nur in speziellen teuren Tanks mit hohem Druck gespeichert werden + ist zudem Explosions-gefährlich. (... Arbeiten am System, können nur Explositions-geschützten Werkstätten durchgeführt werden)
Mit E-Fuels betriebene Schiffe + Flugzeuge werden sich nicht dursetzen, weil die Herstellung unwirtschaftlich teuer ist ...
Antwort auf Wasserstoff kann im Fahr- +… von Josef Fulterer
Ja so oder so ähnlich wird…
Ja so oder so ähnlich wird von der fossilen Lobby dies formuliert. Glückwunsch Herr Fulterer.
Grüner Wasserstoff ist…
Grüner Wasserstoff ist sicher ein wichtiger Energiespeicher der Zukunft. Für PKWs ist eh der Akku schon etabliert. Es gibt ja noch genügend weitere Einsatzmöglichkeiten.