„Obstwiesen werden nicht zugepflastert!“
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SALTO: Herr Brunner, die Landesregierung will nun verstärkt auf Agri-Photovoltaik setzen. Was ist konkret geplant?
Peter Brunner: Wir haben bereits im vergangenen Jahr eine Versuchsanlage in der Laimburg genehmigt und werden in Kürze die Richtlinien ausarbeiten, wie und unter welchen Voraussetzungen Agri-Photovoltaik zugelassen werden soll. Zuvor werden wir uns in einem Webinar mit dem Bauernbund austauschen, und kommende Woche findet eine große Tagung zu diesem Thema statt.
Wo und in welchem Ausmaß wird die Produktion von Solarenergie ermöglicht?
Wir versuchen, die Richtlinien sehr einfach zu halten, gleichzeitig aber auch restriktiv, weil wir einen guten Kompromiss zwischen Landschaftsschutz einerseits und der Energiewende andererseits finden wollen. Vor allem wollen wir sicherstellen, dass die landwirtschaftliche Produktion im Fokus steht bzw. der Haupterwerbszweig bleibt. Deshalb sollen Photovoltaik-Anlagen nur auf Apfelwiesen oder anderen Anlagen wie Pflaumen- und Kirschplantagen errichtet werden dürfen, nicht jedoch in Weinbergen, auf Wiesen-, Acker- und Weideflächen.
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Gibt es bereits konkrete Vorstellungen über die Größenordnung solcher Anlagen?
Es werden mit Sicherheit nicht großräumig Flächen zugepflastert. Apfelplantagen mit Hagelschutznetzen verfügen bereits über ein Säulengerüst, das auch für die Anbringung von Solarpaneelen genutzt werden kann – aber auch dort sollen die Module nicht über die gesamte Obstwiese verteilt werden. Eine komplette Überdachung würde nämlich die landwirtschaftliche Produktion beeinträchtigen. Das heißt, wir werden gewisse Margen bzw. Prozentsätze definieren, die dann zum gegebenen Zeitpunkt vorgestellt werden.
Agri-Photovoltaik war ein Riesen-Streitthema zwischen dem Bauernbund, der mehr Möglichkeiten forderte, und Ihrer Vorgängerin, Maria Hochgruber Kuenzer, die dem Landschaftsschutz bzw. dem Landschaftsbild den Vorrang einräumte.
Wir sind bereits an einem sehr guten Punkt. Es gab Gespräche mit Landeshauptmann Arno Kompatscher sowie mit den Dachverbänden, die sich auf der einen Seite natürlich für die Gewinnung von grünem Strom aussprechen, andererseits nur unter gewissen Voraussetzungen. Uns liegt bereits eine Stellungnahme vor, und wir werden versuchen, einen guten Kompromiss zu finden.
Gibt es Bedenken hinsichtlich des Schutzes des Landschaftsbildes?
In Landschaftsschutzzonen und Ensemble-Schutzzonen sollen keine Solar-Module errichtet werden dürfen, auch nicht in Hanglagen – in den Talsohlen hingegen schon.
Apfelplantagen mit Hagelnetzen stehen bereits jetzt in der Kritik …
… gerade hier ist der Impact am geringsten, denn die Hagelnetze gibt es ja bereits.
„Ein gewisser Impact ist natürlich da, aber der bereits Existierende wird ja nur intensiviert.“
Nach dem Motto „schiacherer“ kann's nicht werden?
Das haben Sie jetzt gesagt. Ein gewisser Impact ist natürlich da, aber der bereits Existierende wird ja nur intensiviert, sprich man wird sicher nicht auf unberührten Wiesen solche Anlagen installieren. Da spielt nämlich auch die Kostenfrage eine gewichtige Rolle. In Anlagen mit Hagelschutznetzen ist die Adaptierung der Säulengerüste kostengünstiger als die Errichtung einer komplett neuen Anlage. Finanziell Sinn macht es also nur dort, wo solche Anlagen bereits bestehen.
Wie wird die Stromabnahme geregelt? Bzw. werden die Apfelbauern nun zu „Kraftwerksbetreibern?“
Nein, hier bewegen wir uns im Niedrigspannungsfeld. Im Mittelspannungsfeld sind die Voraussetzungen und Hürden wiederum andere bzw. sind die Kosten höher. Die Anlagenbetreiber müssen für den Anschluss selbst aufkommen – dieser wird nicht von der öffentlichen Hand finanziert werden.
Wie wird die Abnahme geregelt? Über eine Kooperation mit einem Stromanbieter?
Es soll in diese Richtung gehen und wir erwarten uns eine ordentliche Zunahme der Stromgewinnung. Vor allem setzen wir große Hoffnung auf die Bildung von Energiegemeinschaften. Interessant wird es nämlich, wenn man nicht nur die Produktion vor Ort hat, sondern auch den Konsum. Beim reinen Verkauf sind die Gewinne nämlich wieder sehr volatil. Wir werden aber die Voraussetzungen schaffen und dann sehen, wie hoch die Nachfrage ist. Der Bauernbund zeigt sich auf jeden Fall interessiert. Der Start ist im Laufe der nächsten Monate geplant.
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