Politik | Regionalrat

Wo sind die Bilder?

Wohin sind gut 50 Kunstwerke verschwunden, die der Regionalrat vor Jahrzehnten angekauft hat? Alessandro Urzì und die Bildersuche.

Von Ex-DC-Politiker Remo Feretti bis hin zur Unterberger-Gemäldesammlung: Bilder haben in Südtirols politischer Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Anlass für einen möglichen weiteren Bilderskandal sieht nun Alessandro Urzì von Alto Adige nel Cuore. Der stolperte unlängst im Südtiroler Landtag gewissermaßen über zwei Gemälde, die ohne erkennbaren Zweck in einer Ecke abgestellt waren. Der Landtagsabgeordnete schaute sich die Gemälde, darunter eines des eben verstorbenen ladinischen Künstlers Lois Irsara, genauer an – und entdeckte auf einer rückseitigen Plakette, dass sie Eigentum des Regionalrats sind. Das wiederum weckte neue Fragen, die Urzì in eine Anfrage an Regionalratspräsidenten Diego Moltrer verpackte. Allen voran: Woher kommen diese Bilder – und was machen sie in einer Ecke des Landtags?

Lösen konnte der vielbelastete Regionalratspräsident alle diese Rätsel zwar nicht. Doch zumindest weiß der Landtagsabgeordnete nun, dass sie Teil einer Sammlung sind, die der Regionalrat zwischen den fünfziger und siebziger Jahren angekauft hat. So wie auch andere Institutionen, bei denen die Bilder dann als Zierde von Repräsentationsräumen oder Büros verwendet werden. Wie ein entsprechendes Verzeichnis im Regionalrat belegt, befindet sich ein Teil dieser Werke in Südtirol, ein weiterer im Trentino. „Gut 50 Bilder der Sammlung sind dagegen verschollen“, erzählt Urzì aufgrund der Antwort des Regionalratspräsidenten. „Davon auch jene zwei, die ich im Landtag gefunden habe.“

Landtagspräsident Thomas Widmann muss mitsuchen

Am Montag Nachmittag machte sich der Landtagsabgeordnete daher nach Trient auf, um seinen Fund wieder dem Eigentümer zurückzuerstatten. „Wenn ich sie allerdings eingesteckt hätte, wäre das niemandem aufgefallen“, meint er. Und wirft damit die Frage auf, wie achtsam mit öffentlichem Eigentum umgegangen wird. Laut einer Überschlagsrechnung des Abgeordneten dürfte das verschwundene Bild heute einen Einkaufswert von rund 50.000 Euro haben. „Dabei ist aber noch keineswegs die Entwicklung der Preise auf dem Kunstmarkt berücksichtigt, die bei einigen der Namen in den vergangenen Jahrzehnten zu einer beachtlichen Wertsteigerung geführt haben dürfte.“

Auch deshalb ist die Bildersuche von Alessandro Urzì mit der heutigen Fahrt nach Trient noch lange nicht beendet. Nach seiner Anfrage müssen sich nun die Präsidenten der Landtage von Südtirol und dem Trentino mit den verschwundenen Werken auseinandersetzen. Vor allem will Urzì nun auch den Bilderfundus der Region und des Landes Südtirol genauer unter die Lupe nehmen. „Denn auch sie haben jede Menge Bilder, und es wäre interessant zu wissen, wie viele davon noch dort sind, wo sie hingehören.“

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Oskar Egger Di., 16.09.2014 - 16:56

Soooo schlimm ist das ja nicht: hat doch wenigstens Ing. Unterberger seinen günstigen Falkenacker (sprich den halben Berg bei Labers).

Di., 16.09.2014 - 16:56 Permalink