Wirtschaft | Lebensmittel

Wird Kaffee zum Luxusgut?

Der Kaffeemarkt ist weiterhin geplagt, eine baldige Erholung scheint nicht in Sicht. Die Folge: Für Konsumenten wird der beliebte Bohnensud teurer.
Kaffee
Foto: Pexels/Chevanon Photography
  • Ohne sie können viele Menschen nach eigener Aussage morgens gar nicht erst funktionieren: Die Tasse Kaffee nach dem Aufstehen bildet in vielen Haushalten ein tägliches Ritual. Dabei ist längst bekannt, dass die Preise für Kaffee in die Höhe gehen, in Bozen gibt es mit einem Durchschnittspreis von über zwei Euro unlängst den teuersten Cappuccino Italiens und auch der Espresso kostet im Durchschnitt einige Cent mehr als auf restlichem Staatsgebiet. Doch die Kaffeeteuerung ist kein reines Südtiroler Problem. Weltweit haben Röstereien mit hohen Rohstoffpreisen zu kämpfen. Der Grund: der Klimawandel sorgt in Anbauländern wie Brasilien oder Vietnam für starke Ernteeinbußen, die Ware ist somit knapp. Des Weiteren kommen neue Märkte wie China auf, die neben Tee nun auch vermehrt Kaffee konsumieren. Die Preise kennen somit nur eine Tendenz: nach oben. Das spürt natürlich auch der Kunde in der Bar.

  • Kaffeetrinker müssen künftig tiefer in die Tasche greifen

    „Uns bereitet die Kaffeeknappheit große Probleme“, berichtet Josef Gander, Inhaber der Südtiroler Kaffeerösterei „Kuntrawant.“ Die eingangs erwähnten klimatischen Herausforderungen würden dem Kaffeemarkt weiterhin zusetzen, da dadurch weniger Kaffee auf dem Markt zur Verfügung steht. So sei ein Pfund Rohkaffee in Durchschnittsqualität an der Börse mittlerweile mit etwa 4,5 Dollar gelistet. Zum Vergleich: vor den Coronajahren waren es noch circa 2 Dollar. Dies führe auch dazu, dass die Zwischenhändler, die die Bohnen direkt von den Bauern kaufen, nur ungern ihre Lager füllen, da sie im Falle eines Preisfalls gehörig Verlust zu verbuchen hätten. Selbst bei den Produzenten direkt einzukaufen bringe, dem Experten zufolge, wenig, zumal die Preise trotzdem hoch seien und man sich zusätzlich noch um den Transport kümmern müsste. 
    „Vor zwei bis drei Monaten war ich in Hamburg bei einem Kaffeehändler, der mir das Übel prophezeite, da der weltgrößte Kaffeeproduzent Brasilien mit Dürren zu kämpfen hatte.“ In den 13 Jahren seiner Tätigkeit habe Gander noch nie so hohe Preise erlebt, der Preis für die Kaffeebohnen, die Kuntrawant anschließend röstet, habe sich demnach verdoppelt. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Preise zu erhöhen“, so Gander. Dies werde letztlich auch die Konsumenten in den Bars betreffen, da auch die Barbetreiber ihre Preise für Espresso, Cappuccino und Co steigern werden. Ein Ende der Kaffeekrise ist, laut Gander nicht in Sicht, zumal sich die klimatischen Herausforderungen in den Anbaugebiete nicht von heute auf morgen ändern würden. „Das Preisniveau von vor Corona werden wir wohl nicht mehr erreichen“, so der Kaffeeröster abschließend.

  • Kaffeegenuss: Die Herausforderungen der Branche bleiben auf dem Endkonsumenten sitzen. Foto: Louis Hansel / Unsplash
  • Auch in den Südtiroler Weltläden spürt man die Schwierigkeiten des Kaffeemarktes, wenn auch nicht ganz so stark. „Lieferengpässe haben wir derzeit keine, der Einkaufspreis für unseren fairen Kaffee ist aber trotzdem gestiegen“, erklärt Heidi Mair am Tinkhof vom Weltladen Sand in Taufers. So lag der Verkaufspreis vor zwei Jahren je nach Weltladen noch bei circa 9,50 Euro und ist nun auf etwa 11 Euro pro 500 g gestiegen. Gleichzeitig mit dem Anstieg des Preises sei auch die Kaufbereitschaft der Kunden gesunken. Oft sei der Wert des fairen Kaffees nicht offensichtlich. Die Kaffeeherstellung sei aber nicht einfach und mit viel Aufwand und Mühe verbunden: So werde manch fairer Kaffee zum Beispiel in Steilhängen des Hochlandes von Hand gepflückt.

     

    „Lieferengpässe haben wir derzeit keine.“

     

    Die Südtiroler Weltläden beziehen ihren Kaffee von Produzenten rund um den Globus, jedoch immer zu fairen Anbaukonditionen. Viele Produzenten bauen den Kaffee in umweltschonenden, biologischen Mischkulturen oder in immer höheren Lagen an, weswegen sie von den Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, oftmals nicht ganz so stark betroffen sind oder sich besser anpassen können. Trotzdem ist der Preis für fairen Kaffee mit dem Markt und der Börse verbunden, weswegen dem Preisanstieg nicht wirklich auszuweichen ist, auch wenn der Preis für fairen Kaffee generell stabiler ist als jener von normalem Kaffee. Vor allem bei fallenden Preisen bleibt fairer Kaffee stabiler, da den Produzenten stets ein Mindestpreis garantiert wird. Die Weltläden weisen darauf hin, dass höhere Kaffeepreise nicht immer gut für die Produzenten sind. Das liegt daran, dass die Preissteigerung auf Ernteausfälle zurückzuführen sind, die die Existenzgrundlage vieler Bauern in Gefahr brächten. Von höheren Preisen im konventionellen Handel würden die Bauern der Erzeugerländer oft nichts spüren, da dieser Mehrgewinn meist bei den Händlern bleibt und nicht an die Produzenten ausbezahlt wird.

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Josef Fulterer Sa., 08.03.2025 - 06:42

Da sind wohl nur wieder die Spekulanten am Werk die entdeckt haben, dass man den Kaffee auch einmal für die üblen Spielchen missbrauchen könnte!
Als 2008 die Lebensmittel-Rohstoffe an der Reihe waren, musste das Gesindel erst fest stellen, dass anders wie bei Geld, hohe Lagerkosten verursacht werden + der durch die Verteuerungen verursachte geringere Verbrauch, "nur mit starken Preisabschlägen in den Markt hinein gedrückt werden kann, war der Spuck vorüber!"

Sa., 08.03.2025 - 06:42 Permalink
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Stefan S Sa., 08.03.2025 - 11:08

Man sollte zunächst mal akzeptieren dass Kaffee ein Luxusgut ist aber solange die Discounter und deren Großhändler weiter Druck auf die Produzenten machen und dadurch den Billigmarkt weiter aufheizen wird sich auch das Preisniveau weiter erhöhen. Und Wetterereignisse lassen sich nunmal nicht einfach so weg kalkulieren.
1 kg Kaffee kostet mindestens 20 €, alles darunter ist billiger Massenramsch und geht zu lasten der Qualität.

Sa., 08.03.2025 - 11:08 Permalink
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Stefan S Sa., 08.03.2025 - 11:08

Man sollte zunächst mal akzeptieren dass Kaffee ein Luxusgut ist aber solange die Discounter und deren Großhändler weiter Druck auf die Produzenten machen und dadurch den Billigmarkt weiter aufheizen wird sich auch das Preisniveau weiter erhöhen. Und Wetterereignisse lassen sich nunmal nicht einfach so weg kalkulieren.
1 kg Kaffee kostet mindestens 20 €, alles darunter ist billiger Massenramsch und geht zu lasten der Qualität.

Sa., 08.03.2025 - 11:08 Permalink
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Robert Zagler Sa., 08.03.2025 - 12:20

Kaffee war schon vor fünfzig Jahren Luxusgut!
...man hat halt Kaffeersatz, wie Feigenkaffee, Gerstkaffee usw. getrunken, gefärbt mit sogenanntem "Kuchalagg"!

Sa., 08.03.2025 - 12:20 Permalink