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"Es braucht mehr partizipative Führung"

Nicht nur in der Politik, auch in Unternehmen wird Partizipation groß geschrieben. Was unternehmensinterne Coachs dazu beitragen können, sagt Anita Hussl-Arnold.

Frau Hussl-Arnold, Unternehmen werden meistens von externen Personen gecoacht. Sie haben nun in Südtirol bereits den zweiten Lehrgang für unternehmensinterne Coachs geleitet. Was ist der Unterschied zum externen Coach?
Anita Hussl-Arnold: Der externe Coach hat einen neutralen Blick und ist in vielen Fällen auch sehr wichtig, vor allem wenn es zum Beispiel um interne Konflikte geht. Gleichzeitig brauchen solche Personen aber auch immer viel Zeit, um die Dynamiken in einem Betrieb zu verstehen. Ein interner Coach kann hier als Angestellter des Betriebs schnell Brücken schlagen, er oder sie braucht viel weniger Briefing-Zeit und versteht die Sprache der MitarbeiterInnen viel schneller.

Wer im Unternehmen kann diese Aufgabe übernehmen?
Die Zielgruppe unserer Ausbildung sind Menschen mit Führungserfahrung. Meist haben sie auch eine Führungsposition innen, oft kommen sie aus Bereichen wie Personal oder dem Qualitäts- und Projektmanagement. Grundsätzlich ist Coaching aber sicherlich eine Erweiterung der Führungskompetenz.

Was sind typische Aufgaben solcher unternehmensinterner Coaches?
Das Aufgabenfeld richtet sich ganz nach Bedarf des Unternehmens. Das kann von der Moderation von Sitzungen bis zur Begleitung von Nachwuchsführungskräften gehen, vom Lösen von Konfliktherden bis zur Evaluierung von Projekten.

Eigentlich ohnehin typische Führungsaufgaben. Warum braucht es dafür einen Coach?
Das hat einerseits damit zu tun, dass heute sehr viele MitarbeiterInnen sehr mündig sind und sich erwarten in einer guten Unternehmenskultur zu arbeiten. Also, in einer Umgebung, in der sie sich wohl fühlen und nicht nur ihr Geld verdienen. Doch das passiert eben nicht von selber, dafür muss etwas getan werden, zu dem Führungskräfte nicht immer imstande sind. Denn andererseits erlebe ich heute viele Menschen am Anschlag ihrer Leistungsfähigkeit, ob Führungskräfte oder MitarbeiterInnnen. Gerade Führungskräfte sind teilweise so im operativen Geschäft gefangen, müssen den Fokus so stark auf dem Markt haben, dass ihnen entgeht, was es dazwischen sonst noch brauchen würde. Hier kann ein unternehmensinterner Coach nach Wegen suchen, wie man die Batterien wieder voll bekommt.

Diese leeren Batterien sind wohl auch Symptom eines Systems. Kann dagegen eine Person etwas ausrichten? 
Einer allein ist natürlich auf verlorenem Posten. Wenn unternehmensinterne Coachs zur Geltung kommen sollen, muss ihre Arbeit in ganz engem Einverständnis mit dem Management und dem Vorstand passieren. Das heißt, man muss sich zusammensetzen, und zum Beispiel vereinbaren, welche konkreten Maßnahmen für die Unternehmenskultur gesetzt werden sollen. 

Ist so etwas nur in großen Unternehmen möglich?
Ich habe noch nie erlebt, dass jemand in einem kleinen Betrieb ausschließlich für das interne Coaching abgestellt wird, was zum Beispiel bei Banken in Österreich durchaus passiert. Doch möglich ist es klarerweise auch für Kleinbetriebe, dann hat die jeweilige Person eben nur einige Stunden dafür zur Verfügung neben andere Aufgaben. Klar ist, dass eine Coachingausbildung der Unternehmenskultur immer zugute kommt,  unabhängig von der Größe des Betriebs.

Weil Führung immer mehr Coachingkompetenz erfordert?
Ja, es reicht heute nicht mehr aus zu sagen, mache das! Wir müssen die  Menschen heute immer mehr motivieren, erkennen, wo ihre Stärken sind und Problemlösungskompetenzen haben. Führung im hierarchischen Stil ist heute nicht mehr gefragt, es braucht viel mehr partezipative Führungsstile, und die haben natürlich Coachingelemente.

Braucht es dafür nicht auch ein neues Denken – gerade für Menschen, die noch in einem hierarchischen System sozialisiert wurden?
Ganz sicher. Da geht es auch um Fragen des Vertrauens. Wie geht ein Coach zum Beispiel mit Kontrolle um, wenn ich nicht nur hierarchisch vorgehe, wie kann ich kontrollieren und Entwicklung ermöglichen ohne zu sanktionieren? Hier ist viel Umlernen nötig. TeilnehmerInnen der Kurse haben mir oft erzählt, dass sie einen Kopfstand machen müssen, das loslassen müssen, was sie bisher gelernt haben. Es geht eben auch ein wenig darum, ein neues Menschenbild zu entwickeln, wenn wir kooperativ arbeiten wollen, es brauchte einen geeigneten Rahmen, damit jeder seine Talente einsetzten kann.

Die Ausbildungen für Unternehmensinternes Coaching werden vom Südtiroler Bildungszentrum in Zusammenarbeit mit dem Trainernetzwerk Future Coaching Academy angeboten. Seit 2009 sind in zwei Lehrgängen bereits 28 unternehmensinterne Coachs ausgebildet worden. Im  Februar 2015 startet der dritte Lehrgang. Infos zur Ausbildung gibt es am heutigen Mittwoch, 24. September um 18.30 Uhr oder am Donnerstag, den  23. Oktober um 15.00 Uhr im Seminarraum des Südtiroler Bildungszentrum in Bozen, Mustergasse 10. 

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Alberto Stenico Do., 25.09.2014 - 06:25

Sehr gut! Es wäre auch höchste Zeit in Südtirol neue Firmen der Mitbestimmung und der wirtschaftlichen Partizipation in Betrieb einzuführen!

Do., 25.09.2014 - 06:25 Permalink