Umwelt | Landwirtschaft

Geplagte Landwirtschaft – lädierter Wald

Klimawandel und Borkenkäfer setzen Südtirols Wäldern zu, die Landwirtschaft ringt mit wachsenden Problemen – das zeigen die neuesten Daten.
Luis Walcher
Foto: LK/SALTO
  • Im Hinterhof des Grießer Weinguts „Schmid Oberrautner“ wurde heute der Agrar- und Forstbericht 2024 vorgestellt. Dabei wurden interessante Details über die Land- und Forstwirtschaft vorgestellt – sowohl positive als auch negative.

  • Sorgenkind Milchwirtschaft

    Über den Obst- und Weinbau sowie die Milch- und Viehwirtschaft gab Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher Auskunft. Dabei erklärte er, dass es erstmals seit Jahren gelungen ist, den anhaltenden Rückgang der Milchmenge zu stoppen und ein stabiles Niveau zu erreichen. Zugleich sei die Anzahl der Milchbetriebe erstmals unter 4.000 gesunken und liegt nun aktuell bei 3.967 – 138 Betriebe haben im vergangenen Jahr die Milchproduktion eingestellt. „Hier wird es Förderungen brauchen“, kommentierte Walcher. Interessant: Der durchschnittliche Milchzahlungspreis ohne Mehrwertsteuer für 100 Kilogramm ist sowohl 2022 (58,15 Euro) als auch 2023 (68,67 Euro) gestiegen. Zwischen 2015 und 2020 hielt sich der Preis bei ungefähr 50 Euro.

    Was die Menge der gehaltenen Tiere in Südtirol angeht, zeichnet sich ein differenziertes Bild ab: Die Zahl der Rinder, Schweine und Schafe nahm zwischen 2010 und 2024 ab. Die Zahl der Ziegen-, Pferde- und Geflügelbestände hingegen nahm zu. Außerdem hat die Zahl der gehaltenen Bienenvölker wieder stark zugenommen.

  • Milchwirtschaft in Südtirol: Die Zahl der Betriebe nimmt ab. Foto: Seehauserfoto
  • Von Herausforderungen geplagt

    Was die Apfelwirtschaft betrifft, zeichne sich eine Veränderung der angebauten Sorten ab. Freie Sorten würden demnach immer weniger angebaut, während Clubsorten einen Zuwachs erleben. „Früher machte die Sorte Golden Delizius 50 Prozent aller Apfelsorten im Land aus, heute sind es noch knapp 24 Prozent“, so Walcher. Der Sektor stehe vor großen Herausforderungen durch neue Krankheiten und Schädlinge, die auch für Südtirol infolge der Klimaveränderung sowie der Globalisierung zu einer Plage würden. Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, müsse Südtirols Apfelproduktion weiterhin stark auf Qualität setzen und die Vermarktung stärken. Positiv sei, so Walcher, dass die Apfelernte trotz der Schwierigkeiten hoch ausgefallen sei.

     

    „Südtirol ist heute ein Weißweinland.“

     

    Eine Veränderung des Sortenspiegels gebe es auch im Weinbau, so der Landesrat. Während Südtirol früher vermehrt auf rote Rebsorten gesetzt habe, hätte der Anbau weißer Sorten mittlerweile die Oberhand gewonnen. „Südtirol ist heute ein Weißweinland. 65 Prozent der angebauten Rebsorten sind weiß – Tendenz steigend“, bekundete Walcher. Im Weinbausektor sehe er die größten Herausforderungen in der Vermarktung. Diese müsse sich nämlich an ein verändertes Konsumverhalten der Kunden anpassen: Zum einen habe der Alkoholkonsum teils abgenommen bzw. werden andere Getränken konsumiert, zum anderen gebe es in Südtirol heute mehr internationalen Tourismus – mit Gästen aus Kulturen, die keinen Alkohol trinken. Zwei Antworten auf diese Marktveränderungen könnten zum einen pilzresistente Sorten sowie alkoholfreie Weine sein.

  • Weinwirtschaft: Auch sie hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Foto: Oswald Stimpfl
  • Borkenkäferplage überwunden?

    Günther Unterthiner, Direktor der Landesabteilung Forstdienst, referierte über die Lage der Wälder in Südtirol: „Unsere Wälder haben noch nie so stark gelitten wie seit 2018.“ Alles habe vor sieben Jahren mit dem Sturm „Vaia“ begonnen. Anschließend sei es 2019 und 2020 zu starken Schäden durch Schneedruck gekommen, ab 2021 habe schließlich die Borkenkäferplage begonnen. Alles zusammen habe Südtirol mehr als 20.000 Hektar Waldfläche gekostet. Beim Thema Borkenkäfer sei jedoch eine Entspannung zu erkennen. 2024 betrug die neu befallene Fläche 2.031 Hektar, 2023 waren es 3.856 Hektar und 2022 sogar 4.113 Hektar. Heuer sei bis dato eine geringere Zahl festgestellt worden. Dies hänge mit dem feuchten Frühling zusammen. „Trotzdem“, so Unterthiner, „darf man sich nicht zu früh freuen. Aus dem Oberpustertal habe ich gehört, dass dort an einem Ort so viele Borkenkäfer wie noch nie in die aufgestellten Pheromonfallen gefangen wurden.“

  • Günther Unterthiner: „Unsere Wälder haben noch nie so stark gelitten wie seit 2018.“ Foto: LK/SALTO
  • Forschung und Entwicklung

    Der Direktor des Versuchszentrums Laimburg, Michael Oberhuber, gab Auskunft über die Tätigkeit des Zentrums und seine derzeit 403 Forschungsprojekte zu Themen wie Wassermanagement, Schädlingen oder Krankheiten. So sprach er zum Beispiel über einen intelligenten Sensor zur Messung des Wasserhaushalts einer Pflanze, mit dessen Hilfe der Wasserbedarf der Pflanze gemessen und dementsprechend bewässert werden kann. Das Ergebnis: die Möglichkeit, Wasser einzusparen. Tanja Mimmo von der Fakultät für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften an der Uni Bozen hingegen berichtete über die Forschungsbereiche der Uni wie zum Beispiel „Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft“ oder „Bergspezifische Technologie“.

  • Michael Oberhuber: Der Direktor des Versuchszentrum Laimburg nannte einige Beispiele der Forschungstätigkeit in Pfatten. Foto: LK/SALTO
  • Bildung und Förderung

    Im Rahmen der Pressekonferenz kamen auch die Fachoberschule für Land- und Hauswirtschaft Salern und die Gärten von Trautmannsdorf zu Wort. Die Vertreter der beiden Institutionen sprachen dabei über die jeweiligen Tätigkeiten im Bereich der Land- und Forstwirtschaft. Martin Unterer von der Fachoberschule Salern bekundete, dass die Schule sich aktuell großer Beliebtheit erfreue und einen Schülerzuwachs von 12 Prozent seit dem Schuljahr 2020/21 verzeichnen konnte. Gabriele Pircher von den Gärten von Schloss Trauttmansdorff in der Agentur Landesdomäne unterstrich, dass es sich bei den Gärten nicht nur um eine Touristen- und Freizeitattraktion handle, sondern dass sie auch didaktische Arbeit leisteten – vor allem für Schulklassen und Lehrkräfte. Außerdem kümmerten sich die Gärten auch um die Stärkung der Pflanzen. Letztlich stellte Raffaella Gelain vom Landesamt für EU-Strukturfonds in der Landwirtschaft einige Leader-Projekte vor: Leader ist das Akronym für „Liaison Entre Actions de Développement de l'Économie Rurale“, ein Förderprogramm der Europäischen Union, das die ländlichen Räume durch innovative Projekte stärken und weiterentwickeln will. Zwischen 2023 und 2027 stehen hier Finanzierungen von circa 2,7 Millionen Euro zur Verfügung.

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Salto User
Josef Fulterer Do., 26.06.2025 - 04:08

Der Unfug mit den KLUB-Sorten, sollte von der EU dringend verboten werden!
"Mit der über-triebenen Förderung" der über-dimensionierten Milch-Bauern-Höfe, "-b e f e u e r t- die Landes-Regierung, das gefürchtete Höfe-Sterben!"
Die Fördermitter sollten als Ausgleichs-Zahlungen für die erschwerte Bewirtschaftung, der Bergbäuerlichen-Familie (mit pünktlichen Auszahlungs-Therminen) zu-gewendet werden, damit die von der Hotellerie (Kosten-los) erwartete Kulisse erhalten bleibt! (Obst-Blüte! ... war vor 50 Jahren, als die Äpfel noch auf hoch-stämmigen Bäumen wachsen durften ... ...)

Do., 26.06.2025 - 04:08 Permalink