Chronik | Mobilität

Ramponierter Meilenstein

Die Railjet-Direktverbindung ist teuer und – unzuverlässig. Jeder zehnte Zug fällt aus, meist wegen fehlender Garnituren. Das geht aus eine Anfrage der Grünen hervor.
Railjet Testfahrt Bozen
Foto: Twitter/Helmut Uttenthaler
  • „Es ist dies ein verkehrspolitischer Meilenstein, der von vielen Menschen herbeigesehnt wurde. Studenten, Pendler und Touristen werden gleichermaßen von dieser direkten Railjet-Zugverbindung profitieren, mit der eine echte Alternative zur Straße geschaffen wird“, sagte Sven Knoll, Sprecher der Süd-Tiroler Freiheit, als die Landesregierung im Herbst 2019 beschlossen hat, eine tägliche Zugverbindung zwischen Bozen und Wien einzurichten. Verständlicherweise zeigte sich Knoll hoch erfreut über diese Entscheidung, hatte doch die Süd-Tiroler Freiheit den entsprechenden Antrag in den Landtag eingebracht. 

    Seit dem 16. Dezember 2019 verkehrt ein täglicher Railjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) direkt zwischen Bozen und Wien, wobei Südtirol einen Teil der Finanzierung übernimmt. Ursprünglich war die Verbindung auf ein Jahr befristet. Mit Beschluss Nr. 757 vom 13. Oktober 2020 entschied die Landesregierung, das Projekt fortzuführen. Begründet wurde dies mit dem grenzüberschreitenden Nutzen für Tourismus, Wirtschaft und internationale Anbindung. Der Zug verkehrt einmal täglich pro Richtung – zumindest theoretisch. Was nämlich als „Meilenstein“ propagiert wurde, hat mit Problemen zu kämpfen, nämlich den hohen Ausfallquoten. Wie aus der Antwort auf eine Landtagsanfrage der Grünen hervorgeht, fällt die Verbindung regelmäßig aus – teils mit auffälligen Monatswerten. So wurden 2023 insgesamt 89 von 696 geplanten Fahrten gestrichen, 2024 waren es 74 von 718. Das entspricht einer Ausfallquote von 13 % bzw. 10 %. Auffällig dabei ist, dass der häufigste Grund für die Ausfälle auf fehlendes italientaugliches Rollmaterial zurückzuführen ist, also Railjet-Garnituren, die für den italienischen Bahnbetrieb zugelassen sind. 2023 war das bei 35 Ausfällen, 2024 bei 30 Ausfällen der Fall – mit Abstand die häufigste Ursache. Hinzu kamen Defekte, Streckensperrungen, Streiks und Unwetter.

  • Wenn der Zug nicht kommt: Ausfälle der Railjet-Verbindung Bozen – Wien. Foto: SALTO/Quelle: Autonome Provinz Bozen
  • Über eine Million Euro jährlich

    Das Land Südtirol bezahlt laut aktueller Abrechnung 1.588,73 Euro netto pro Einzelfahrt – also rund 3.177 Euro für eine Hin- und Rückfahrt. Bei täglicher Verbindung entstehen so jährliche Kosten von über einer Million Euro. Allerdings werden nur jene Leistungen bezahlt, die auf dem Abschnitt Bozen–Brenner tatsächlich gefahren werden, wie aus der Antwort des zuständigen Landesrates Daniel Alfreider hervorgeht. Wird der Zug ganz oder teilweise gestrichen, fallen für das Land keine Kosten an. Aber auch wenn der Schaden finanziell begrenzt bleibt, leidet das Vertrauen in die Zuverlässigkeit des Angebots. Besonders problematisch ist nämlich, dass die hohen Ausfallraten ausgerechnet in reisestarken Monaten auftreten. Im Dezember 2023 etwa lag die Ausfallquote bei 34 %, im Juni 2024 bei 23 %.

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Josef Ruffa Mo., 28.07.2025 - 13:54

Die Wichtigkeit Wiens erkennt man am Engagement der Politik.
Railjet funktioniert nicht.
… Tyrolean Fluglinie … hat auch nicht funktioniert.

Mo., 28.07.2025 - 13:54 Permalink
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Hartmuth Staffler Mo., 28.07.2025 - 14:19

Wenn man die Streiks (in Italien)und die Streckensperrungen (in Deutschland) berücksichtigt, dann ist eine Ausfallquote von zehn Prozent nicht einmal außergewöhnlich. Andererseits: Wenn der Zug nach Rom ausfällt, dann stört mich das nicht wenn der Zug nach Wien ausfällt, dann stört mich das.

Mo., 28.07.2025 - 14:19 Permalink
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Sigmund Kripp Mo., 28.07.2025 - 19:24

Und trotzdem ist er ein sehr bequemer Zug, weil man nicht das Problems des Umstieges in Ibk hat! Dort ist die Verpassquote bei 50%!!
Die Fehler sollten auf keinen Fall zur Demotivierung führen, sondern zu einer Verbesserung der Technik und zum Erfolg dieser Verbindung.
Genauso bräuchte es direkte Verbindungen zwischen München und Meran, weil der Umstieg in Bozen unsicher und unbequem ist.
Das Burggrafenamt macht über 8 Mio Nächtigungen! Wieso hat eine so schwergewichtige Destination noch keinen Direktzug nach München? Dann wäre man aus +/- ganz Deutschland mit nur 2 Zügen in Meran.
Und das hieße: Entlastung der A22 in ungeahntem Ausmaß!

Mo., 28.07.2025 - 19:24 Permalink