Auch Umweltlandesräte sind nicht heilig

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Andreas Colli versteht die Aufregung um Umweltlandesrat Peter Brunner von der Südtiroler Volkspartei (SVP) nicht. Der freie Landtagsabgeordnete und ehemalige Bürgermeister der SVP in Kastelruth verteidigt das Bauprojekt des Landesrats in Lüsen. „Dass der betroffene Bauer eine Hütte seines geschlossenen Hofes gegen eine andere ausgetauscht hat, ändert nichts am Flächenverbrauch. Für mich ist die Aufregung in der Öffentlichkeit vor allem eine Neiddebatte“, sagt Colli.
„Das ist frustrierend, weil Gesetze so gebogen werden, damit sie auf einzelne Projekte passen.“
Wie die Tageszeitung berichtete, lässt Brunner in Lüsen eine Almhütte errrichten. Die Genehmigung für das Projekt erhielt im Vorfeld der vorige Besitzer und Lüsner Bauer Franz Josef Daporta. Grünes Licht gab dafür gemäß gesetzlichen Vorschriften die örtliche Höfekommission, da die Fläche samt Hütte aus dem geschlossenen Hof entfernt und anstatt ihr eine andere der vier Kochhütten eingegliedert wurde. Für Colli ist der Verkauf an Brunner das geringere Übel, um einen landwirtschaftlichen Betrieb zu erhalten.
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Der Verkauf von Almhütten ist auch in seiner Heimatgemeinde Kastelruth Thema: Bis zu zwei Millionen Euro werden auf der Seiser Alm für eine solche Immobilie auf den Tisch gelegt, etwa von deutschen Urlaubsgästen. Gesetzlich geregelt ist die Handhabe im landschaftlichen Gebietsplan der Seiser Alm, genehmigt im Jahr 1992. „Für die Überarbeitung des Plans sind im diesjährigen Landeshaushalt Gelder vorgesehen, weil auch bei uns Spekulationen betrieben werden“, erklärt Colli. Denn die Bauordnung des Gebietsplans (Art. 4) sieht vor, dass die Errichtung und Erweiterung von Kochhütten für Höfe mit mindestens drei Hektar zusammenhängender Almfläche erlaubt ist. In der Praxis wurde so erst eine Kochhütte gebaut und dann ein Teil der Almfläche an den benachbarten Bauern verkauft, der damit ebenfalls genügend Hektar für ein Bauprojekt vorweisen konnte. „Diese und weitere Bestimmungen müssen angepasst werden. Grundsätzlich sollten aber auch Bauern vom Tourismus profitieren dürfen“, erklärt der freie Landtagsabgeordnete.
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Bauen im Grün
Colli begrüßt außerdem die umstrittene Gesetzesänderung als Teil der Wohnbaureform, womit unterirdische Kubatur bei Almhütten nicht mehr als Nutzfläche zählt und damit problemlos gebaut werden kann. „Die meisten Almen sind nicht sehr groß. Wenn für Mäharbeiten die Gerätschaft in einem Keller gelagert werden kann, erleichtert das die landwirtschaftliche Arbeit und führt zu keinem zusätzlichen Bodenverbrauch“, erklärt Colli. Die Grüne Landtagsabgeordnete Madeleine Rohrer kritisiert die Neuregelung hingegen scharf: „Dieser Artikel hat nichts mit der Wohnungsnot zu tun und erlaubt unterirdisches Bauen, obwohl im alpinen Grün eigentlich ein absolutes Bauverbot gilt.“
„Grundsätzlich sollten aber auch Bauern vom Tourismus profitieren dürfen.“
Zuständig für diese Fragen ist nun der neue Abteilungsdirektor für Natur, Landschaft und Raumentwicklung, Florian Zerzer – ausgerechnet jene Person, die als Ressortdirektor gemeinsam mit dem ehemaligen Landesrat Richard Theiner das neue Raumordnungsgesetz auf den Tisch gelegt hat. „Die Versprechungen dieses Gesetzes werden ausgehöhlt. Das ist frustrierend, weil Gesetze so gebogen werden, damit sie auf einzelne Projekte passen. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens darüber, ob wir mehr Ferienhäuser auf der Alm wollen oder die traditionelle Landwirtschaft weiterführen“, sagt Rohrer.
Auch in Kreisen der Landesverwaltung sind längst nicht alle mit dem Landesgesetz für Raum und Landschaft aus dem Jahr 2018 zufrieden. Vor allem das Ziel der Rechtssicherheit sei verfehlt worden, erklärt ein Beamter, der seinen Namen nicht in der Öffentlichkeit lesen möchte. Während Anträge wie der Bau eines Vordachs auf einer Almhütte abgelehnt werden, würden Gesetzesänderungen wie das unterirdische Bauen im alpinen Grün die eigentliche Zielsetzung des Landschaftsschutzes untergraben.
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Seit das Landesgesetz gilt, ist der Bodenverbrauch in Südtirol tatsächlich weiter gestiegen. Laut dem Monitoring von Eurac Research beträgt der Anstieg im Zeitraum von 2006 bis 2023 in absoluten Zahlen 1.210 Hektar – das sind auf die Landesfläche gerechnet 0,16 Prozent mehr. Insgesamt hat Südtirol bis dahin 2,73 Prozent der Landesfläche versiegelt, wobei auch nur rund 5,5 Prozent davon als Dauersiedlungsgebiet zur Verfügung stehen. Der Rest sind laut Eurac Gletscher-, Gebirgs-, Wald-, Wasser und Schutzflächen – zumindest theoretisch. Etwa hat die Landesregierung eine 900 Quadratmeter große Fläche des Unesco Weltnaturerbes Rosengarten im Jahr 2019 für etwas mehr als 27.000 Euro an private Betreiber verkauft, damit diese die Santner-Pass-Hütte vergrößern können.
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„,Grundsätzlich sollten aber…
„,Grundsätzlich sollten aber auch Bauern vom Tourismus profitieren dürfen.“'
Und auch Private, die ihre Zweitwohnung kurzzeitig vermieten wollen. Gleiches Recht für alle.
Antwort auf „,Grundsätzlich sollten aber… von Stereo Typ
Richtig! ...gleiches Recht…
Richtig!
...gleiches Recht für alle!
Aber das ständige Herumgemurckse an diesem halbgaren Bürokratiemonstrum Raumordnungsgesetz
hinterlässt einen Wust an Ausnahmeregelugen, das selbst den Experten den Schweiß hervortreibt!
Ich würde den Bau von…
Ich würde den Bau von Brunners Almhütte begrüßen, wenn der Herr Brunner seine Karriere als Politiker beenden und sein Lebens als Almhirte auf der Lüsner Alm beenden wollte. Platz ist zwar (für ein glücklich Paar) auch in der kleinsten Hütte, aber für den Herrn Brunner sollte die Hütte selbstverständlich etwas größer sein. Dass er in dieser Hütte auch ein paar Almfacken halten will, halte ich allerdings für Facken-News.
Hat sich nicht Mair für…
Hat sich nicht Mair für diese Wohnbaureform stark eingesetzt und dafür gesorgt das diese genehmigt wird. Wer schlimmes denk kommt zu einem klaren Gedanken.
Jetzt wären nur noch…
Jetzt wären nur noch Kontrollen in der Gemeinde Brixen für die Zeit in der Brunner Bürgermeister war notwendig.Unregelmässigkeiten gehören aufgeklärt und die Bevölkerung sollte informiert werden.
Herr Brunner,Achtung sie…
Herr Brunner,Achtung sie sind zu weit gegangen,und Herr Colli sie haben schon gezeigt,was sie sind!!!
BRUNNERs-edle-WOCHENEND…
BRUNNERs-edle-WOCHENEND-VILLA in Lüsen "bietet ihm die dringend notwendige Erholung, von seiner Tätigkeit zum Wohl der S......... + Betonierer, besonders aber wegen der vielen frechen ... Anfeindungen, die er wegen der ZERZER-Ernennung durch stehen muss! (... natürlich ganz+ gar unschuldig, weil er den Zerzer für sein SEGENs-r e i c h e s- Wirken sehr dringend zur Pflege seiner edlen ... Freunde braucht)
Hans Heiss beschreibt einen…
Hans Heiss beschreibt einen Grundtrend in Südtirol, im " Der Bruch": Die Tendenz, den Schlauen zu spielen, den eigenen Vorteil zu sehen, sich um die Rechte anderer wenig zu kümmern. Dieser Grundtrend wird andere Südtiroler Tugenden überschatten: Leistungsbereitschaft, Einsatz, Solidarität werden das Nachsehen haben.
...Mit dieser Haltung beschädigt die Partei nicht nur die eigene Glaubwürdigkeit, sie beschädigt auch Südtirol.
https://salto.bz/de/article/05122023/der-bruch
solange Hinterfotzigkeit, Intrige, LügeBauernschläue, um auf-Jemandens Kosten Geschäfte machen zukönnen gesellschaftlich, als besondere Stärke und besonders"männlich" anerkannt wird, wird dies nicht aufhören!
Brunner und Colli fliegen…
Brunner und Colli fliegen nächstes Mal beide in hohem Bogen aus dem Landtag, so wie der Vallazza Manfred letztes Mal.
Wen wundert's, dass das…
Wen wundert's, dass das Vertrauen in Politikern, Politikerinnen und in Institutionen immer mehr schwindet.
LH Arno Kompatscher sollte wohl auch diese Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt mal benennen und bekämpfen.
Es geht ja keineswegs um eine Neid-Debatte (vgl. Colli u.a.) , sondern vielmehr solche Fehlentwicklungen, wo z.B erst eine Kochhütte gebaut und dann ein Teil der Almfläche an den benachbarten Bauern verkauft, der damit ebenfalls genügend Hektar für ein Bauprojekt vorweisen konnte. Oder auch hier, wo ohne allerlei legale Trickserei erst gar nicht die Kochhütte verlegt … und gebaut werden hätte können.
Locher u.a. Bauernvertreter sollten die Frage beantworten, welche landwirtschaftlichen Maschinen über eine enge Küchentreppe in einen Keller dort einlagert werden können bzw. wie Missbrauch hier verhindert werden kann nachdem ja schon so viel Wissen über allerlei mögliche legale Tricksereien bei den Verantwortlichen besteht.
Der Anspruch an Politik beinhaltet letztlich doch nach bestem Wissen und Gewissen ausschließlich im Interesse des Allgemeinwohl zu handeln und Schaden abzuwenden.
Das gilt es wohl wieder an erster Stelle zu stellen.
"Neid-Debatte ...," sieht…
"Neid-Debatte ...," sieht der COLLI im Fall beim schrägen Trick mit BRUNNERs-Wochenend-Villa in Lüsen.
Gut verständlich ...! hat er doch als Bürgermeister neben Anderen, "seinem ...??? Jagd-Freund SCHWEIGKOFLER gleich zu 3 Wochenend-Villen unter dem Hotel ICARO verholfen, die statt der winzigen einfachen Kochhütte von 4 x 5 m die Landschaft zu ... ...???"