Familienfreundliches Südtirol?
Andreas Pöder hat es bereits am Beispiel der Therme Meran aufgezeigt: Die Preise für Familien sind hoch. Preisliche Unterschiede sind aber auch im Bereich der Skipässe nicht zu unterschätzen. Folgende Ausführungen lassen Pistenkilometer und Anzahl der Aufstiegsanlagen außer acht, zeigt aber dennoch auf, wie teuer Wintertourismus in Südtirol für Familien geworden ist. Für die Beispielrechnung dienen die Tageskarten für eine vierköpfige Familie, zwei Erwachsene, zwei Kinder (zwischen 10 und 14).
Meran-Burggrafenamt
Im Skigebiet Meran 2000 gibt es Familienkarten: 31,50 Euro kostet diese bei drei Familienmitgliedern. Die vierte Person muss den Normalpreis zahlen, das heißt noch einmal 29,50 Euro (wenn man die vierte Person als Kind rechnet). Summa summarum ergibt das 61,00 Euro für die vierköpfige Familie. In Pfelders im Passeier gibt es keine Familienermäßigungen. Für einen Familienskitag ab 9.00 Uhr zahlt die Musterfamilie insgesamt 108,00 Euro. Auf der Tourismus-Seite burggrafenamt.com steht explizit: „Auch das Passeiertal hat mit Pfelders ein Skigebiet zu bieten, das besonders für Familien geeignet ist.“ Auch im Skigebiet Schwemmalm im Ultental sind auf der Homepage keine Familienpreise angegeben. 120,00 Euro zahlt Familie Muster hier für ihren Skitag ab neun Uhr. In einer anderen Liga spielt das Vigiljoch oberhalb von Lana. 48,00 Euro kosten die Tageskarten für die vier Personen im kleinen, aber feinen Skigebiet mit insgesamt fünf Pistenkilometern.
Vinschgau
Im Vinschgau gehören insgesamt sechs Skigebiete zur größeren Ortler Skiarena, die insgesamt 140 Pistenkilometer mit 35 Aufstiegsanlagen beinhaltet. Die SkiCard Vinschgau gilt zusätzlich zu den sechs Vinschgauer Skigebieten auch für das benachbarte Val Müstair in der Schweiz. Die SkiCard kann für minimal zwei Tage erworben werden – Familienermäßigungen sind nicht vorgesehen. Daraus ergeben sich für die vierköpfige Familie für zwei Tage Kosten von 244,00 Euro für zwei Tage, heruntergebrochen auf einen Tag also 122,00 Euro für insgesamt sieben Skigebiete. Nachdem das Skigebiet Maseben im Winter 2014/15 geschlossen bleibt, sind hier nur die anderen fünf Gebiete auf italienischem Territorium angeführt.
In den Skigebieten Haideralm und Schöneben gibt es Familienermäßigungen, jedoch nur auf Mehrtagestickets. In beiden Fällen zahlt eine Vier-Personen-Familie in der Hauptsaison 127,00 Euro – exklusive Pfand für die KeyCard, die an den Aufstiegsanlagen von Lesegeräten durch die Kleidung hindurch kontrolliert wird. In Sulden wiederum gelten die Familienermäßigungen auch für Eintageskarten. Im Fall einer vierköpfigen Familie erhalten beide Eltern den Senioren-Preis. Das bedeutet im Klartext Ausgaben von 120,00 Euro für einen Skitag. In Trafoi zahlt als Familienermäßigung ein Erwachsener den Senioren- und damit nicht den vollen Preis. Er ergeben sich daraus 91,00 Euro. Das Skigebiet Watles führt auf seiner Homepage eine einheitliche Familientageskarte an: 101,00 Euro kostet diese für zwei Erwachsene und die eigenen Kinder. Es ist damit das einzige in ganz Südtirol!
Bozen und Umgebung
Südtirol wäre nicht Südtirol, wenn es nicht auch im Süden des Landes das Winter-Ski-Karrussel-Klischee erfüllen würde. Mit sechs Skigebieten ist auch das Gebiet um die Provinzhauptstadt attraktiv für den Wintertourismus. Ob sich das auch in familienfreundlichen Preisen niederschlägt, ist eine andere Frage.
Im Skigebiet Jochgrimm zahlen Erwachsene 16,00, Kinder 12,00 Euro – zusammengefasst ergiebt das eine Summe von 56,00 Euro für sieben Pistenkilometer und vier Aufstiegsanlagen. Latemar-Obereggen steht im Vergleich dazu in einer anderen Preisklasse: Berechnet man die 30% Ermäßigung für die nach 1998 geborenen Familienmitglieder ein, beträgt der Gesamtpreis für die Musterfamilie immer noch 157,8 Euro. Als „sonnigstes und familienfreundlichstes Skigebiet Südtirols“ deklariert sich hingegen das Skigebiet Karersee. Jeweils ein Kind erhält einen Gratisskipass, wenn es von einem Erwachsenen begleitet wird, der für denselben Zeitraum einen Skipass – die Tageskarte für Erwachsene kostet derzeit 39,00 Euro – kauft. Allerdings gilt dies nur für Kinder bis zu 8 Jahren. Geht man davon aus, dass die beiden Kinder von Familie Muster älter sind, kostet der Skitag immerhin stolze 132,00 Euro. Das Prinzip des Gratis-Skipasses für Kinder gilt auch auf der Seiser Alm – ebenfalls nur für Unter-8-Jährige. Für 60 Pistenkilometer und 23 Bergbahnen zahlt die vierköpfige Familie 180,00 Euro.
Das Skigebiet Gröden nimmt aufgrund seiner Komplexität eine Sonderstellung ein: Durch die Anbindung an den Dolomiti Superski und die allen Aufstiegsanlagen der Dolomiten rund um den Sellastock, handelt es sich hierbei um insgesamt 1220 Pistenkilometern. Mit dem „normalen“ Grödner Skipass können immerhin 175 Pistenkilometer mit 79 Aufstiegsanlagen genutzt werden. 168,00 Euro muss eine vierköpfige Familie für den Tag im Skigebiet Gröden zahlen – ohne Dolomiten Superski oder andere Extras. Unter-8-Jährige erhalten auch hier einen Gratis-Skipass, wenn ein Erwachsener einen Skipass für denselben Zeitraum kauft. Kaum billiger ist Alta Badia: 164,00 Euro zahlt die genannte Familie dort für einen Skitag.
Eisacktal
Skitechnisch machte das Eisacktal zuletzt wohl wegen der im Referendum abgelehnten Plose-Seilbahn von sich reden. Im Skigebiet Plose zahlt die vierköpfige Familie – wiederum mit Kindern über 8 Jahren – 142,00 Euro. Im benachbarten Gebiet Gitschberg-Jochtal mit immerhin 44 Pistenkilometern sind die Preise identisch – der erworbene Skipass gilt aber immer nur in dem Skigebiet, in dem er gekauft wurde.
Wipptal
Nachdem selbst im nördlichen Südtirol der Schnee heuer auf sich warten ließ, stehen auch die kleineren Skigebiete im Wipptal vor neuen Herausforderungen. Dass die Gleichung „Weniger Schnee heißt schlechte Pistenverhältnisse heißt günstigere Preise“ nicht aufgeht, hat sich bereits gezeigt. Aber wo liegen die Preise in den drei Wipptaler Skigebieten?
In Ratschings-Jaufen, mit 25 Pistenkilometern sicher eines der kleineren Skigebiete, kostet ein Skitag mit der ganzen Familie – vier Personen – insgesamt 140,00 Euro. Großes Plus: ein Preisrechner auf der Homepage, der aber natürlich nicht über den hohen Preis hinwegtäuschen kann. In Ladurns-Rosskopf gilt grundsätzlich: zwei Skigebiete, ein Skipass. Insgesamt 30 Pistenkilometer verschiedenster Schwierigkeitsgrade werden angepriesen. Der Preis für die vier Personen beträgt immerhin 122,00 Euro. Gratis fahren Kinder (nach 2007 geboren) sowie Kinder, die nach 1999 geboren sind bei Kauf eines 6-Tage-Skipasses.
Pustertal
Im Pustertal dreht sich schon seit mehreren Jahren alles um Brunecks Hausberg, den Kronplatz. Doch daneben gibt es noch eine Fülle an kleinen Skigebieten, die sich definitiv in anderen Preisklassen bewegen. 136,00 Euro zahlt man am Klausberg im Ahrntal für zwei Erwachsene und zwei Kinder (unter 16). Auch hier lässt sich der Preis vorher auf der Homepage kontrollieren. Nur unwesentlich billiger ist es für dieselben Personen am Speikboden, nämlich 134,00 Euro. Einziger Unterschied: Am Speikboden ist noch eine Kaution von 5,00 Euro pro Person zu zahlen.
Mit 116 Pistenkilometern und 31 Aufstiegsanlagen ist der Kronplatz das unbestrittene Skikarussell im Pustertal. Stolze 170,00 Euro zahlt die vierköpfige Familie.
Als durchaus reizvolles Angebot hat sich mittlerweile auch das Skigebiet Hochpustertal etabliert: Verschiedene Pisten bei Haunold, Kreuzbergpass, Prags, Toblach und Waldheim und die gute Zuganbindung komplettieren ein buntes – in der Regel schneereiches – Bild. 129,00 Euro lässt es sich die Musterfamilie kosten.
Die Skipass-Preise in Südtirol sind so vielfältig wie die Skigebiete selbst in ihren Angeboten, ihren landschaftlichen Besonderheiten und in ihrer gegenwärtigen Situation. Die in Südtirol großgeschriebene Familienfreundlichkeit schlägt sich in den Preisen wohl kaum nieder: Alle oben angegebenen Zahlen beinhalten weder Kosten für die Fahrt oder Verpflegung, sondern ausschließlich jene für den Skipass.
Danke, dass das endlich
Danke, dass das endlich einmal aufgezeigt wird! Noch offensichtlicher werden die Spesen, wenn man bedenkt, dass kleinere Kinder kaum einen ganzen Tag auf den Schiern durchhalten. Auf der Suche nach Stunden- und (Vormittags-)Halbtageskarten trennt sich die Spreu vom Weizen noch mehr. Es wäre einmal an der Zeit, die diversen Ein-Lift-Gebiete (z.B. Deutschnofen) zu würdigen. Sie sind es, die den Nachwuchs sichern. Nicht etwa die tollen Skiarenen. Ab welchem Alter weiß ein Kind denn die Anzahl der Lifte und Pisten zu schätzen?
Ja. Bravo. Sehr nützliche
Ja. Bravo. Sehr nützliche Informationen.
Interessantes Thema. Werde
Interessantes Thema. Werde den Artikel im neuen Jahr hoffentlich lesen ;-)
Es wäre auch interessant eine Liste für andere Familienwintersportarten zu sehen (Schlittschuhlaufen, Rodeln, etc.)