Umwelt | Wasserstoff

Nachwuchs für die Luxusbusse

Zufriedene Bilanz des Mobilitätslandesrates in Sachen Wasserstoffbusse: Ab 2017 soll die teuerste Busflotte des Landes laut Florian Mussner erweitert werden.

Neun Millionen Euro für fünf Busse, höhnten Kritiker aller politischen Couleur als Ex-Mobilitätslandesrat Thomas Widmann den Ankauf von Wasserstoffbussen veranlasste. Zu kostspielig, zu wenig zukunftsträchtig, schaffen nicht einmal eine Steigung von sechs Prozent, „der typische Südtiroler Wahnsinn“: All diese Vorbehalte gingen der Inbetriebnahme der blau-silbernen Busse voraus. Gut ein Jahr danach widerspricht  ihnen zumindest Widmanns Nachfolger Florian Mussner. „Die Busse haben sich in diesem Jahr bewährt, sodass wir beim anstehenden Austausch der Linienbusse auf weitere Wasserstoff-Busse setzen werden", erklärt der Mobilitätslandesrat am Montag. Seine Bilanz des ersten Jahres: „Die Wasserstoffbusse sind leise, fahren gänzlich abgasfrei und beschleunigen stetig und ohne jeglichen Ruck." Und: Der Wasserstoff, der neben  Brennstoffzellen zum Antrieb der Busse nötig ist, kommt direkt aus Bozen-Süd, wo er im Wasserstoffzentrum mit Strom aus Südtirols Wasserkraft produziert wird.

Für Mussner Grund genug das Experiment auszudehnen: Er denkt nun daran, weitere Wasserstoffbusse anzukaufen, die künftig nicht nur im städtischen Bereich, sondern auch auf Überland-Strecken eingesetzt werden sollen. "Eine erste Erweiterung unserer H2-Flotte könnte 2017 erfolgen", nimmt er das Wasserstoffbus-Programm voraus, das er im Frühjahr in die Landesregierung bringen will. Trotz all seiner positiven Einschätzungen sieht aber auch der Mobilitätslandesrat einen klaren Nachteil der Wasserstoffbusse: „Null-Emission gibt's leider nicht zum Nulltarif", so sein Statement zum stolzen Preis der Technologie. Zwar seien die Kosten für die Busse dank steigender Nachfrage und neuer technischer Entwicklungen leicht gesunken. Von einem normalen Dieselbus sei man jedoch noch immer weit entfernt. Bei der Finanzierung zählt Mussner deshalb weitere auf eine Ko-Finanzierung durch Brüssel. Von dort kamen schon bisher Zuschüsse. „In den kommenden fünf Jahren stellt die EU fünf Milliarden Euro an Fördergeldern für die Entwicklung der Wasserstoff-Technologie bereit“, erklärt der Mobilitätslandesrat, „und wir werden versuchen, einen Teil davon für Südtirol zu sichern.“

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Mensch Ärgerdi… Mo., 19.01.2015 - 11:30

"Der Wasserstoff, der neben Brennstoffzellen zum Antrieb der Busse nötig ist, kommt direkt aus Bozen-Süd, wo er im Wasserstoffzentrum mit Strom aus Südtirols Wasserkraft produziert wird."
Also praktisch gesehen haben wir diese unnütze, hirnverbrannte, ökologisch komplett bescheuerte Anlage gebaut und nun müssen wir in den sauren Apfel beißen und weiter sinnlose teure Busse ankaufen. Aber bei den Krankenhäusern und im Sozialen müssen wir sparen.
Südtirol ist Italien!

Mo., 19.01.2015 - 11:30 Permalink
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Stefan Troyer Mo., 19.01.2015 - 13:00

Wer behauptet, dass diese Busse mit "Null Emissionen" fahren, weil sie ja mit Wasserstoff fahren, der aus sauberer Wasserkraft aus Südtirol gewonnen wurde, der kann im gleichen Atemzug auch für Atomstromfilter werben.

Südtirols Wasserkraftwerke sind auch ohne direkte Hochspannungs-Verbindung über den Brenner in das europäische Verbundnetz eingebunden und jede Kilowattstunde an Energie, die die Wasserkraftwerke hier einspeisen, muss anderswo nicht produziert werden.

Da im europäischen Strommix nach wie vor grob geschätzt mindestens 400 g CO2 pro produzierter kWh an elektrischer Energie anfallen, entspricht der CO2-Ausstoß der Busse exakt diesem Wert.

Nicht vergessen darf man, dass hierbei nicht die kWh zur Berechnung herangezogen werden darf, die von den Rädern der Busse auf die Straße übertragen wird, sondern jede einzelne kWh, die zur Herstellung, zur Lagerung und zum Abfüllen des H2 verbraucht wird. Der geschätzte Gesamtwirkungsgrad vom Netzanschluss des H2-Zentrums bis auf die Straße: äußerst optimistische 45%. Dies bedeutet, dass die Busse pro kWh wohl an die 1.000 g CO2-Ausstoß verursachen.

Nun kann man das schönrechnen, und die Stromanbieter machen diesen völlig legalen Betrug am Verbraucher vor, aber Fakt ist: Jeder Verbraucher, der in das europäische Verbundnetz eingebunden ist, ist mit seinem Verbrauch direkt an den Schadstoffemissionen beteiligt, die die Stromproduktion in Europa insgesamt verursacht, und daran ändern auch Beteiligungen an Wasserkraftwerken nix.

Mo., 19.01.2015 - 13:00 Permalink