Gesellschaft | Frauenquote

Verrat!

Wer es nicht schafft, in einem (fast) Vierteljahrhundert ein Staatsgesetz umzusetzen, sollte sich vielleicht grundsätzlich in Frage stellen.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Im fernen Jahre 1992 - also vor bald einem Vierteljahrhundert - hatte, so berichtet heute die heimische Neue Tageszeitung (http://www.tageszeitung.it/2015/01/22/magda-gibt-auf/), das römische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das eine verpflichtende Frauenquote für die Gemeindewahlen vorsieht. Immerhin hatte es diese verpflichtende Frauenquote von der Idee zum Gesetz gebracht, schon vor sehr vielen Jahren und in einem Italien, das von manchen so gern als rückständig hingestellt wird, auch heute noch, und keineswegs "nur" in Gleichstellungsbelangen.

Nun zeigt sich aber im Jahre 2015, da schau an, wer in Wahrheit rückständig ist: Denn während sämtliche Regionen dieses „rückständigen“ Italien die staatlichen Vorgaben umgesetzt haben – wäre ja auch gelacht, in all diesen Jahren -, hat nur eine einzige das nicht auf die Reihe gekriegt, und zwar just das moderne Südtirol ganz im Norden, jenes Südtirol, das einen eigenen Flughafen zu brauchen behauptet, um „den Anschluß an die Moderne“ nicht zu verpassen. Jenes Südtirol, von dem einige behaupten, es sei „zu schade für Italien“. Aber hallo.

Nun könnte man, nach allem, was man weiß, vielleicht denken, man begründe hierzulande derartige Schlampereien und Nachlässigkeiten – 1992! - vielleicht damit, dass man ja nicht wirklich zu Italien gehöre, dass man sich sowieso für alles und jedes Extra-Würste ausbedinge, warum also in Sachen Gleichstellung nicht, und dass man ja eh überhaupt besser sei und alles besser mache und wisse als dieses Rest-Italien, und also in diesem fortschrittlichen Südtirol selbstverständlich die Hälfte aller maßgeblichen Posten und Pöstchen an die Frauen ginge, man sei ja modern hier im Norden, und habe gesetzliche Vorgaben nicht wirklich nötig, weil hier, in den Bergen, herrsche schließlich die blanke Vernunft und das schiere Wissen darum, was besser ist, für alle.

Tja. Die Wahrheit sieht leider anders aus, und ich frage mich jetzt mehr denn je: Was sagt sie über uns, diese Wahrheit, über dieses eklatante und eigentlich unverzeihliche Versäumnis, die in der "Begründung" des Präsidenten (!) des Verbandes der Gemeinden (17 Mitglieder, davon 2 Frauen) so wunderbar zum Ausdruck kommt? Denn diese "Begründung" des Herrn Präsidenten lautet (man halte sich fest): „Es kann nicht sein, dass kurz vor den Wahlen in einer Provinz eine diesbezügliche Regelung eingeführt wird“. Er sagt tatsächlich „kurz vor den Wahlen (in 2015)“, und meint „seit 1992“.

Aber das geht noch weiter, denn er sagt auch, der Herr Präsident: „Dadurch würden große Unsicherheiten geschaffen.“ Unsicherheiten? Ja meint er denn, Südtiroler können nicht bis drei zählen? Und nicht unterscheiden, zwischen Männlein und Weiblein? Und dieses Wenige - also 1, 2 oder 3; Männlein/Weiblein - nicht auf einem Wahlzettel unterbringen? Meint er, es brauche hier, in den Bergen, wo man scheinbar noch ein bisschen langsamer ist als im langsamen Rest-Italien - noch einmal ein Vierteljahrhundert, bis diese Südtiroler Menschheit endlich schnallen könnte, wie das geht, mit der doppelten Vorzugsstimme, im Sinne einer tatsächlichen und höchstnotwendigen Gleichstellung der Geschlechter? Für wie beschränkt hält dieser Mann und die, die hinter und über ihm stehen, eigentlich die Südtiroler Bevölkerung?

Nein, ich gehe selbstverständlich nicht davon aus, dass diese Herren gehört haben, was der Papst (ja!) neulich sagte - oder vielleicht haben sie's gehört, aber nicht verstanden,  vielleicht aber auch nur nicht auf die eigenen Verhältnisse bezogen, denn schließlich sprach er, der Papst also, diese Worte auf den Philippinen, und die Philippinen sind erwiesenermaßen nicht Südtirol:

Es gibt nur eine kleine Anzahl Frauen hier, zu wenige". "Frauen haben uns in der heutigen Gesellschaft viel zu sagen. Manchmal sind wir Männer zu sehr Machos. Wir lassen den Frauen keinen Raum, dabei sind Frauen fähig, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel als wir zu sehen. Frauen sind in der Lage, Fragen zu stellen, die wir Männer nicht verstehen können."

Schade, um die Gerechtigkeit und die guten - die besseren - Verhältnisse. Schade auch, dass jetzt niemand "Skandal" ruft und dass offensichtlich von derlei Geringschätzung, Herabsetzung und Schlampereien niemand im Lande sich berührt fühlt – der Volkszorn regt sich nur, wenn’s ums Geld geht.  Staatsgesetze? Nebensache. Gleichstellung? Braucht kein Südtiroler Mann. Ja. Südtirol ist anders. NB: Ich wäre ja dafür, dass Frauen und intelligente Männer die kommenden Gemeindewahlen geschlossen boykottieren. Schade, dass davon wohl - einmal mehr - die Kaste der "weißen alten Männer" profitieren dürfte.

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Sylvia Rier Do., 22.01.2015 - 10:11

ach oliver immer dieselbe leier, kannst du auch mal eine andere platte auflegen? Bitte?! Jo. Gilt für alle, gern auch für Marsmännchen. Grundsätzlich aber meine ich, dass jede "Gruppierung" für sich sprechen kann, und das auch tun sollte. Wo's gemeinsame Berührungspunkte gibt, bitte gern alle zusammen ziehen am Strick.

Do., 22.01.2015 - 10:11 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Do., 22.01.2015 - 12:40

Antwort auf von Sylvia Rier

Meine Güte, wissen Sie wie viele Gesetze, Verordnungen, Masterpläne usw. in Italien und Südtirol nicht umgesetzt geworden sind?
In Südtirol haben wir es dazu auch ohne Quoten geschafft, dass Frauen Spitzenpositionen in den Parteien erreicht haben, wie war das den überhaupt möglich? Diesen Frauen war die Quote meist ein Dorn im Auge, schon mal überlegt ob die Mehrheit der Frauen das gleiche denkt und deswegen für den bevormundenden Feminismus wenig übrig hat?

Do., 22.01.2015 - 12:40 Permalink
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Sylvia Rier Do., 22.01.2015 - 10:19

(und ja, Oliver, deine Mutter verstehe ich gut: Als Pseudo-Lieschen in Männer-Sitzungen herum hocken zu müssen, in denen du vllt nicht einmal sehr willkommen bist, ist wohl nicht sehr sexy. Dreh den Spieß doch mal um, und frag dich, ob du Lust hättest, in einer Häkel-Runde mit lauter ältlichen Damen zu hocken und zu versuchen, deine Vorstellungen von Häkeln einzubringen, von durchsetzen gar nicht zu reden...)

Do., 22.01.2015 - 10:19 Permalink
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Christoph Moar Do., 22.01.2015 - 10:46

Wenn man den derzeitigen Anstieg des Frauenanteils in den Kontrollgremien der größten deutschen Unternehmen als Grundlage nimmt und in die Zukunft weiter rechnet, dann wird es noch exakt 56 Jahre dauern, bis eine paritätische Verteilung zwischen Männern und Frauen erreicht ist.

Liebe Silvia, da tut sich was! Vielleicht färbt das auch auf die Politik ab!

http://www.diw.de/de/diw_01.c.495406.de/themen_nachrichten/managerinnen…

Do., 22.01.2015 - 10:46 Permalink
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Manuel Kasslatter Do., 22.01.2015 - 14:37

Im Landtag diskutiert man gerade über eine Kleiderordnung: für Männer sollen Sacko und Kravatte pflicht werden. Für Männer! Von Frauen keine Rede... ist das nicht diskriminierend?

Do., 22.01.2015 - 14:37 Permalink
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Sylvia Rier Do., 22.01.2015 - 14:58

Antwort auf von Manuel Kasslatter

Hab ich grad gelesen, aber andere Schlüsse daraus gezogen. Diskriminierung? Schwerlich. 1. Ist der Landtragspräsident ein Mann und wird also wohl nicht seinesgleichen diskriminieren. 2. Ist die Mehrheit im Landtag männlich. Ich glaube, dass es technisch gar nicht möglich ist, als Angehöriger einer Mehrheit die eigene Mehrheit zu diskriminieren. Aber vllt irre ich mich ja?

Do., 22.01.2015 - 14:58 Permalink
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Sylvia Rier Do., 22.01.2015 - 18:30

Antwort auf von Manuel Kasslatter

Wissen Sie, ich finde Kleidung nicht SOO wichtig, oder zumindest finde ich wichtiger, dass der Mensch, der in der Kleidung steckt, "ordentlich" ist. Und dieses Anzugs-Ding finde ich eh besonders dämlich, weil so ein billiger, schlecht sitzender Anzug um Längen schlampiger aussieht als eine gut sitzende Jeans und ein schöner Pullover oder ein schönes T-Shirt. Ansonsten glaube ich, ja Sie könnten vielleicht recht haben, aber es ist keineswegs auszuschließen, dass es mich auch ärgern würde, wenn eine Landtagspräsidentin von der andersgeschlechtlichen Minderheit im Landtag Anzug und Krawatte fordern würde, und die eigenen tun ließe, wie sie wollen. Insofern hat der Präsident ja klug gehandelt, finde ich ;) Darüber hinaus plädiere ich schon länger dafür, dass sich Männer auch in Kleiderfragen die Freiheiten nehmen, die Frauen sich schon längst genommen haben. Was hindert sie daran? Männerröcke gibt's doch schon lange :-)

Do., 22.01.2015 - 18:30 Permalink
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Seppi Mayr Fr., 23.01.2015 - 10:54

Ja, was würden die Männer tun, wenn wir Geschlechtergleichheit in den Gremien, Vorständen und Gemeindestuben hätten?
Sie hätten dann endlich auch das Recht, Zeit mit ihren Kindern und ihren Eltern zu verbringen, Zeit zum Kochen und Garteln. Einige Männer würden sich vielleicht zum Kindergärnter ausbilden lassen, einige Frauen zur Traktormechanikerin. Und wer möchte, kann für einige Zeit in den Gemeinderat, um die Dorfgemeinschaft aktiv mitzugestalten.
Warum gehen Männer nicht einfach in eine Häkelrunde und Frauen nicht einfach in die Führungsgremien?
Nicht immer aus mangelndem Interesse. Es ist ok, wenn man keine Lust auf Häkeln oder Politik hat. Viele Frauen aber müssen auf ihre Situation aufmerksam machen, da sie keine Chance haben, in so ein Gremium zu kommen. Man muss als Frau dazu um so viel stärker sein, als ein Mann. Die derzeitige Realität wirkt praktisch als Quote für Männer: Es ist anerkannt, Politik zu machen, man muss sich keinen Vorwurf gefallen lassen man kümmere sich zu wenig um Kinder oder Eltern. Eine Frauenquote ist der einzige Weg, diese Realität zu ändern - zugunsten aller Menschen dieser Gesellschaft.

Fr., 23.01.2015 - 10:54 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 23.01.2015 - 10:58

Was soll ich darauf antworten, Oliver? Pech, dass die anderen nicht so gewählt haben wie du das willst? Es gibt übrigens auch notorische Säufer, die Gesetze gegen Alkohol am Steuer schlecht finden. Also was soll das? Noch einmal, in ganz langsam: Dieses Gesetz wurde so verabschiedet, wie du und alle hier das für völlig richtig haltet, also von frei gewählten Vertretern der Bevölkerung, ohne auch nur den Hauch einer Quote, Frauenquote schon gar nicht, und wurde von ganz Italien von wiederum völlig frei und im demokratischen Sinne nach Oliver und überhaupt mehrheitlich männlich regierten Verwaltungen bestätigt und umgesetzt. Also was wollt ihr jetzt? @"Anmaßung von Wissen" wie oben: Das ist jetzt aber ganz besonders lustig, in Anbetracht der "Argumente" des Herrn Gemeindepräsidenten...

Fr., 23.01.2015 - 10:58 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 23.01.2015 - 13:05

Nein Nein Oliver darum geht's hier nicht sondern darum dass es seit 25 Jahren (!) dieses Gesetz gibt, dass es von ganz Italien umgesetzt wurde und nur von Südtirol nicht. Hast du dafür eine Erklärung? Ich sage nicht, dass eine Altersquote oder Einwandererquote -um bei deinen Beispielen zu bleiben - nicht wichtig sei, habe vielmehr hier schon einmal geschrieben, dass jede Gruppierung das Recht hat, für die eigenen Interessen sich zu engagieren. Von mir kann gern ein Platz aus der Frauenquote von einer Immigrantin eingenommen werden, oder von einer Rollstuhlfahrerin, auch von einer Seniorin. Aber wenn diese "Untergruppen" damit zufrieden sind, ihre Belange an die Männerpolitiker zu delegieren und sich von diesen gut vertreten fühlen, ist das doch auch in Ordnung, oder? Das muss aber deshalb noch lange nicht für Frauen geltn. Und fragt bitte nicht (F. Frick) ob "Gerechtigkeit" herrsche, wenn eine Frauenquote in der Politik zur Regel würde. "Gerechtigkeit" im Ganzen nicht, aber mehr Gerechtigkeit, und ausgezeichnete Chancen, dass alleweil noch mehr Gerechtigkeit herrschen wird. Jawoll.

Fr., 23.01.2015 - 13:05 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Fr., 23.01.2015 - 14:07

Antwort auf von Sylvia Rier

Und woher bitte weisst du, dass die "Untergruppe" Frauen sich nicht von den Männern gut vertreten fühlen? Dass du dich nicht gut vertreten fühlst ist ok, aber was gibt dir das Recht für die ganze "Untergruppe" so eine Feststellung zu machen, ohne es zu wissen?
Kämpfe für dich, kämpfe! Aber bitte nicht im Namen der "Untergruppe" Frauen.

Fr., 23.01.2015 - 14:07 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 23.01.2015 - 18:48

Antwort auf von Manfred Gasser

Ach Manfred :-) ich doch nicht, für mich doch nicht. Ich hol mir schon, was ich will, ganz ohne Quote ;-) Warum du aber Frauen als "Untergruppe" definierst, verstehe ich nicht, denn das ist es doch gerade, was alle anderen Quoten, die Oliver oben auflistet, unwiederbringlich ins Reich der Überflüssigkeiten verbannt: In den Geschlechtern "erschöpft" sich doch letztlich die menschliche Vielfalt, oder auch: Es gibt keine Rothaarige und keinen Schwarzen keine Rollstuhlfahrerin und kein Kind und keine Greisin, die nicht dem einen oder anderen Geschlecht angehört. Wenn ihr jetzt sagt, dann sollten wir aber noch eine dritte Geschlechts-oder Ungeschlechtskategorie definieren, bitte gern. Und was den Rest angeht, gibt es ein Gesetz, das mehrheitlich (!) seinen völlig demokratischem Wege gegangen ist. Und damit sollten also alle die, die sich keine Frauenquoten - auch die Frauen unter ihnen - klar kommen. Denn so ist das, habe ich verstanden, in der Demokratie 51 % Mehrheit rolls over 49 % Minderheit. Aber sicher, eine Volksbefragung, ob die Menschen sich wünschen würden, dass die Politik stärker von Frauen geprägt wird als bisher, oder nicht, das wäre tatsächlich interessant.

Fr., 23.01.2015 - 18:48 Permalink
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Mon Mon So., 25.01.2015 - 09:49

Ich würde mir wünschen (!) wenn mehr Frauen Verantwortung übernehmen würden und in der Poltik mitmachen würden ... dann bräuchte es keine Frauenquote!!!

So., 25.01.2015 - 09:49 Permalink
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Sylvia Rier So., 25.01.2015 - 21:28

Also, ich ziehe dann mal mein vorläufiges Fazit: Die meisten Männer würden sich (nach Norbert Selbstständig, aber keineswegs nur ihm) "wünschen, dass sich mehr Frauen in der Politik engagieren". Die meisten Frauen (davon gehe ich jetzt einfach mal aus) auch. Trotzdem wird das irgendwie nix, und um das zu sehen, brauchen wir nicht einmal Zahlen und/oder Statistiken zu bemühen, so sehr evident ist es, an allen Ecken und Enden. Was also tun? Quote geht gar nicht, scheint mir, schließe ich, aus hier, und anderswo, und nicht einmal dann geht sie, wenn ein Gesetz sie vorsieht, das auf völlig demokratischem Wege zustande gekommen ist. Mah.

Und also habe ich mir neulich so vor mich hin gedacht, ob denn angesichts dieser Widrig- und Unwilligkeiten nicht am besten glatt das päpstliche Konklave nach gorgias zuhilfe genommen werden könnte/sollte? Und die Gemeinden sich verpflichten, für ein 50/50 Ergebnis zu sorgen, gern auch ohne Quote? Und die Wahl ist erst gültig, wenn das Ergebnis im Sinne von 50/50 "stimmt"? Dann würde doch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur "händeringend", sondern auch ernsthaft nach Kandidatinnen gesucht, und nicht erst drei Monate vor der Wahl, der Form halber. Gleichzeitig habe ich mir aber auch gedacht, bei jener Gelegenheit, dass bei dieser Gelegenheit doch eigentlich auch gleich mit dieser Listenplatz-Mauschelei Schluss gemacht werden könnte/müsste, weil sonst wird das wieder nix, wenn womöglich all die Politiker-Männer, die ihre Plätze lieber nicht an Frauen abtreten wollen (denn die soll's geben, ja wirklich) nur halbherzig nach Kandidatinnen suchen, wie oben, und dann sowieso lieber solche, die keine zu laute Stimme haben und sich eher um Dinge kümmern, die die "richtigen" Politiker eh nicht so interessieren, und also habe ich mir gedacht, was wäre, wenn also die 50/50 KandidatInnen auf den jeweiligen Wahllisten nicht mehr von den Parteien (willkürlich) gereiht werden, wie bisher, sondern die Platzierung, ganz sportlich: ausgelost wird?

Ginge das?

So., 25.01.2015 - 21:28 Permalink
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gorgias Mo., 26.01.2015 - 14:03

Antwort auf von Sylvia Rier

Und also habe ich mir neulich so vor mich hin gedacht, ob denn angesichts dieser Widrig- und Unwilligkeiten nicht am besten glatt das päpstliche Konklave nach gorgias zuhilfe genommen werden könnte/sollte? Und die Gemeinden sich verpflichten, für ein 50/50 Ergebnis zu sorgen, gern auch ohne Quote? Und die Wahl ist erst gültig,

Warum wird so einen Stumpfsinn so viel Beachtung gegeben? Von nichts eine Ahnung haben, alles zusammenpanschen und so eine Verbal-Diarröh produzieren. Das ist doch nur noch ätzend!

Mo., 26.01.2015 - 14:03 Permalink
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Mon Mon Mo., 26.01.2015 - 14:28

Antwort auf von Sylvia Rier

Problem ist daß man sich extrem schwer tut überhaupt Frauen zu finden die sich Aufstellen wollen ....
.. aktuell wenn man in einer Liste, Partei nach dem derzeitigen Wahlgesetzt (1/3 weibliche 2/3 männliche Kandidaten) z.B. nur 2 Frauen hat man auch nur 4 Männer antreten dürfen ... das hat aber dann auch nichts mehr mit Demokratie zu tun!!
... und das Los entscheiden und zwingen kann man die weiblichen Mitbürger auch nicht.

Deswegen Mädls nehmt Verantwortung war und meldet euch bei den Listen oder Parteien!

Mo., 26.01.2015 - 14:28 Permalink
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Sylvia Rier Mo., 26.01.2015 - 17:55

Antwort auf von Mon Mon

"Verantwortung übernehmen" finde ich jetzt aber auch lustig, und ein wenig bitter stößt's mir, ehrlich gesagt, auch auf... Wofür sollen denn "die Mädls" Verantwortung übernehmen?///Nein, ich finde es nicht so falsch, wenn "nur 4 Männer antreten dürfen, weil man nur 2 Frauen hat". Wer ist denn mehrheitlich vertreten, in den Parteien? Und wer hat die Zügel in der Hand? "Man" hätte jetzt 5 (! oder gar fast 25!) Jahre Zeit gehabt, Kandidatinnen zu suchen und aufzubauen... 3 Monate vor der Wahl "herumzuplärren" (nach Norbert Selbständig), dass sich Frauen nicht aufstellen lassen wollen, finde ich jetzt doch a bissl schwach, oder?!/// Die Sache mit der Auslosung der Listenplätze gefällt mir nach wie vor gut als Idee, weil ich glaube, dass dann die Parteien mehr Motivation hätten, von der ersten bis zum letzten "gute" Leute zu suchen, zu finden, aufzubauen, und bloße "Listenfüller" kein Thema mehr wären. Profitieren täten mehr die WählerInnen, und weniger die Parteien, und wir wären der viel zitierten freien Wahl schon ein bisschen näher. Was gorgias daran so ätzend findet, sagt er leider nicht.

Mo., 26.01.2015 - 17:55 Permalink
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Mon Mon Mo., 26.01.2015 - 18:17

Antwort auf von Sylvia Rier

Sorry, Wer hier plärrt weiß ich nicht genau ;-)
Aber welche Listenplätze sollen ausgelost werden? Redest du nur von der SVP? Es gibt auch andere Parteien/Listen und dort entscheidet ja am Ende der Wähler wer mehr Stimmen und somit ein Gemeinderatssitz erhält.
Und was wäre, nehmen wir mal an, wenn am Ende auch nur grossteils Männer u.a. auch von Frauen gewählt würden...
Sollte dann der Wählerwillen ignoriert werden und per Zwang die Hälfte der Frauen eingesetzt werden, auch wenn nicht gewählt?
Übrigens mir wäre es nebenbei schon (sehr) recht wenn mehr Frauen in der Politik mitreden/mitentscheiden würden! Ich glaube ich bin da nicht allein ... :-)

Mo., 26.01.2015 - 18:17 Permalink
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Harald Knoflach Mo., 26.01.2015 - 13:06

liebe silvia,

glaubst du, dass man frauenquote und modernität sowie ablehnung einer frauenquote und rückständigkeit einfach so gleichsetzen kann?
(ich spreche hier von einer verpflichtenden quote, nicht von einem tatsächlichen frauenanteil, der wohl in den meisten ländern höher sein könnte). grundsätzlich bin ich persönlich eher ein gegner von proporz-regelungen, da ich glaube, dass sie unterschiede zementieren bzw. unterstreichen. warum sollte die geschlechtliche identität wichtiger sein als die sprachliche, religiöse, ethnische, altersbedingte? müssten wir folgerichtig dann nicht auch quoten für jugendliche, pensionisten, muslime, christen, juden, dunkelhäutige usw. fordern?

ich würde rückständigkeit und modernität übrigens eher an der zielerreichung denn an methoden festmachen. und da sieht es mit dem fortschritt dann im vergleich schon nicht mehr so toll aus. http://www.genderkompetenz.info/w/files/gkompzpdf/laenderstudie_italien…

und es ist einfach statistisch erwiesenes faktum, dass italien in den meisten europaweiten vergleichsrankings (sei es wirtschaftlich oder sozial) rückständig ist. das hat weder mit "italien-bashing" noch mit "rückständig hinstellen" was zu tun. das sind einfach tatsachen, die auch nicht dadurch besser werden, dass südtirol vielleicht in ein zwei kategorien hinterherhinkt.

http://espresso.repubblica.it/inchieste/2014/07/28/news/omofobia-la-map…
http://www.repubblica.it/economia/2014/11/03/news/legatum_prosperity_in…
http://www.rainews.it/dl/rainews/articoli/giornata-mondiale-liberta-di-…
http://www.huffingtonpost.it/2014/12/03/corruzione-italia_n_6259984.html
http://www.leggo.it/NEWS/ITALIA/scuola_per_l_amp_39_ocse_l_amp_39_itali…

Mo., 26.01.2015 - 13:06 Permalink
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Sylvia Rier Mo., 26.01.2015 - 18:50

Antwort auf von Harald Knoflach

Eigentlich, lieber Harald, glaube ich, dass die Anerkennung der Frau und der Notwendigkeit ihrer maßgeblichen (also mit der Möglichkeit, nach weiblichen Vorstellungen nachhaltig mit zu gestalten, und nicht nur, bei den Männerversammlungen "dabei zu sein") Präsenz und Rolle in der Gesellschaft/Politik mit Modernität zusammenhängt, doch, das glaube ich sehr. An der Quote würde ich das jetzt nicht festmachen, nein, da hast du recht, denn noch viel moderner wäre, ich sag's ja, wenn wir gar keine Quote bräuchten und das Ziel eines höheren tatsächlichen Frauenanteils trotzdem erreichten (es sieht leider nicht danach aus). Wenn ich zum Beispiel an die skandinavischen Länder denke, denn nehme ich die insgesamt als sehr modern wahr, ja, und ich glaube, in dieser Wahrnehmung spielt die Frauenfreundlichkeit dieser Gesellschaften eine maßgebliche Rolle. Die verpflichtende Quote sieht, glaube ich, niemand als Ziel: sie ist nur ein Instrument zur Erreichung des Ziels. Und ja, ich bin auch eher eine Gegnerin von Proporz-Regelungen, nur dort, wo's anders kein Weiterkommen gibt - schau hier -, scheinen mir solche Not- und jedenfalls zeitlich begrenzte Lösungen notwendig, legitim, gerechtfertigt. Du weißt besser als ich, wo z. B. die deutsche Südtiroler Sprachgruppe heute wäre, ohne Proporz?///Nein, müssten wir m. E. nicht, weil die meisten von dir genannten "Gruppierungen" das eine oder andere Geschlecht haben und also ihre Interessen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hier oder dort so oder anders vertreten finden. Mehr ist (wäre), glaube ich, kontraproduktiv. Nicht zuletzt: Woran man "rückständig" oder "modern" misst, hängt wohl auch daran, wo der Maßstab angelegt wird: Manche werden, wie oben, Skandinavien als "modern" empfinden, andere Dubai. Und was den Rest angeht: Schon klar. Aber hier trotzdem noch ein Betthupferl für dich, zufleiß, wie der Tiroler zu sagen pflegt: https://www.youtube.com/watch?v=LaXqHU32bm4

Mo., 26.01.2015 - 18:50 Permalink
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Harald Knoflach Di., 27.01.2015 - 09:39

Antwort auf von Sylvia Rier

genau das sage ich ja. nach meinem verständnis (was natürlich subjektiv ist), ist nicht die bloße präsenz, sondern die aktive und gleichberechtige rolle der frau in gesellschaft und politik ein ausdruck von modernität. das mittel der quote jedoch nicht notwendigerweise. in deinem artikel stellst du jedoch nicht nur das ziel sondern auch die methode als modern dar. italien sei nicht rückständig, da es ein gesetz für frauenquoten gibt, so deine "beweisführung".
dein argument, dass es dann keine anderen quoten brauchen würde, kann ich nicht nachvollziehen. du meinst, wenn wir eine frauenquote hätten, würden sich beispielsweise automatisch mehr menschen mit migrationshintergrund (da diese ja entweder weiblich oder männlich sind) an politischen prozessen beteiligen?
wie gesagt "modern" und "rückständig" sind subjektiv. nach meinem (europäischen) verständnis und da es in deinem artikel um eine vordringlich soziale und keine rein wirtschaftliche frage ging, ist dubai rückständig und skandinavien modern, obwohl ersteres wirtschaftlich und technisch durchaus auf weltniveau agiert. in deinem video geht es dann ja auch um meist wirtschaftliche dinge (bis auf die weltkulturerbe - aber davon haben ägypten und china auch viele und die sind trotzdem nicht "modern" nach meinen gesellschaftlichen maßstäben). dass italien (vor allem im norden) in manchen wirtschaftlichen belangen gut ist, steht außer zweifel. sie sind der größte kontrastmittelproduzent und zweiter (als viertgrößtes land) bei den exporten. ok. ich hab mich aber mehr auf gesellschaftliche phänomene denn wirtschaftliche aspekte bezogen, da mir diese wichtiger sind und da diese mehr bezug zu deinem artikel haben.

Di., 27.01.2015 - 09:39 Permalink
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Harald Knoflach Di., 27.01.2015 - 10:02

Antwort auf von Sylvia Rier

und nochwas:
beim südtiroler proporz-system geht es um den zugang zu öffentlichen stellen und um nichts anderes. frauenquoten auf wahllisten tangieren hingegen die grundfesten der demokratie. eingriffe in die freie demokratische entscheidung wollen ganz ganz gut überlegt sein. ist eine wahl, bei der ich z.b. meine vorzugsstimmen zumindest im verhältnis 2:1 an die geschlechter vergeben muss (!) noch frei?

Di., 27.01.2015 - 10:02 Permalink
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Sylvia Rier Mi., 28.01.2015 - 08:08

Antwort auf von Harald Knoflach

ich glaube aber, das instrument proporz, soll(te) sicherstellen, dass die deutschsprachige Gruppe auf dem (eigenen) Territorium nicht ver- und an den Rand gedrängt werden kann, u. a. durch staatliche Willkür und aufgrund ungleicher Machtverhältnisse. Das Instrument scheint Wirkung gezeigt zu haben - oder, noch einmal: Wo stünde vermutlich heute die deutsche Sprachgruppe, ohne Proporz? Er ist übrigens, meine ich, auch ein "Eingriff" in die freie demokratische Entscheidung (eines Arbeitgebers). Zur "freien demokratischen (Wahl-)Entscheidung" bin ich mir, wie gesagt, immer noch nicht ganz sicher, wie frei die tatsächlich ist - stehen doch m. W. lauter (nur) KandidatInnen zur Wahl, die von einer Partei bestimmt werden - nicht von dir und nicht von mir - (also ist die Wahl schon mal heftig eingeschränkt). Das ganze Drumherum scheint mir auch nicht sehr demokratisch. Und überhaupt: Wie oft wird in die freie demokratische Entscheidung eingegriffen, in einer Demokratie? Und keineN kümmert's groß? Nur wenn's um Frauen geht, wird aufgeheult... Mah. Und noch schnell zu deinem anderen Kommentar: Ich möchte hier nicht die Modernität Italiens diskutieren (das fasziniert ja nämlich auch an Italien, wie überaus modern man in einigen Bereichen ist - ich denke z. B. an das Rauchverbot in öffentlichen Lokalen - und wie zügig manches davon umgesetzt wird (auch Rauchverbot. In Österreich ist man noch gar nicht so weit. Dort darf man seine MitmenschInnen ja noch ungestraft räuchern). In diesem Punkt der Quote also ist das mehrheitliche Italien dem mehrheitlichen Südtirol (offensichtlich) voraus, weil es anerkennt, dass dem Faktor Frau in der Politik mehr Gewicht und mehr Platz eingeräumt werden muss, dass das sinnvoll ist, dass aber dieses Ziel ohne Hilfsmittel nicht erreicht werden kann. Und hier noch ein Text für dich, in Sachen "Modernität", oder auch: Andernorts ist auch nicht alles Gold, nur weil's glänzt :-)
http://derstandard.at/2000010662104/Oesterreich-ist-in-puncto-Schule-ei…

@Roland Kofler, in Sachen Holocaust-Trauer: Ich habe hier was für dich, ist zwar nicht Südtirol, aber auch traurig, und sehr heutig. http://www.nzz.ch/panorama/alltagsgeschichten/israelischer-friseur-verk…

Mi., 28.01.2015 - 08:08 Permalink
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Harald Knoflach Mi., 28.01.2015 - 10:09

Antwort auf von Sylvia Rier

stimmt. der proporz war die richtige (weil notwendige) antwort auf ein falsches system. mir wäre lieber, man würde das system ändern.
der proporz betrifft nur die öffentliche hand - und das sind wir alle und wir haben uns diese regeln demokratisch gegeben. ein privater kann im rahmen der gesetze einstellen wen er/sie will.
ich sehe - abgesehen von altersbeschränkungen und unmündigkeiten (die durchaus sinnvoll sind, denn meine 3-monatige tochter kann beim besten willen noch nicht wählen) - keine große einschränkung im wahlsystem.
parteien sind auch aus einer demokratischen logik heraus entstanden. wie soll das gehen, dass wir die kandidaten aufstellen? eine kandidatur ist doch die entscheidung eines jeden einzelnen.
das rauchverbot ist super und da ist italien in der tat vorreiter. die posse in österreich ist nur mehr peinlich. ähnlich wie die diskussion um die schulreform, die ärztearbeitszeit usw. usw. usw.
aber es geht einfach um die summe - und da sind die skandinavischen länder, die benelux-länder aber auch die schweiz, deutschland und österreich einfach in einer anderen liga was mein verständnis von modernität (sozial, wirtschaftlich, technisch, politisch) betrifft. was aber eben nicht heißt, dass es nicht auch dort massig missstände und in italien viel positives gibt.

Mi., 28.01.2015 - 10:09 Permalink
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gorgias Mi., 28.01.2015 - 10:22

Antwort auf von Sylvia Rier

Was ist eine freie demokratische Entscheidung eines Arbeitgeber?
Dass der Begriff demokratisch dehnbar ist war mir schon bewusst, aber sowas ergibt doch keinen Sinn mehr.
Ich glaube hier hat jemand den Begriff Demokratie nicht verstanden.

Mi., 28.01.2015 - 10:22 Permalink
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Profil für Benutzer Roland Kofler
Roland Kofler Di., 27.01.2015 - 22:05

ich such einen Platz fuer meine holocaust trauer, in salto, und find den nicht. also nehm ich mir den in einem artikel von silvia rier, kriegt ja genug platz hier.
Meine Oma checkt noch immer den Ahnenpass, und weiss keinen Unterschied zwischen Hitler und Kompatscher. Mein Opa schimpfte noch "der Jud", er ist schon tot, der Opa. Von der Fluchtgeschichte der Nazis ueber Suedtirol weiss ich alles. Bissl koenntet ihr halt auch mit-machen/ am trauergedenk...

Di., 27.01.2015 - 22:05 Permalink