Wirtschaft | Fusion SEL-AEW

Wo bleibt der günstige Strom?

Die Hochzeit des Jahres beschäftigt ab Dienstag den Bozner Gemeinderat. Promemoria in Sachen Strompreise von Rudi Rienzner und Verbraucherzentrale.

Eheschließung zwischen alten KonkurrentenVersöhnung mit dem Erzfeind: In Südtirols Energiesektor scheint nach jahrelangem Kampf Eintracht und Frieden eingekehrt zu sein. Misstöne sind dennoch nicht erst ab Dienstag Abend zu erwarten, an dem mit der Vorstellung des Rahmenabkommens zwischen SEL und Etschwerken im Bozner Gemeinderat die zweitägige Debatte über die Fusion des Gemeindebetriebs mit der Landesgesellschaft beginnt. Rudi Rienzner, Geschäftsführer des Südtiroler Energieverbandes, zeigt bereits im heutigen Corriere dell’Alto Adige, dass seine Vorbehalte gegenüber dem neuen Südtiroler Stromriesen seit dem Herbst nicht ausgeräumt wurden.  Zu klein für das Level der Großen, zu groß, um eine enge Verbindung mit dem lokalen Markt zu halten, ist eines seiner Argumente gegen die Fusion. „Wenn SEL und Etschwerke künftig 75 Prozent Marktanteil haben, werden die Mitglieder des Energieverbandes mit ihren verbleibenden 25 Prozent die Anstrengungen erhöhen müssen, um eine echte Verbindung mit dem Territorium zu garantieren.“ Eines der Themen, das Rienzner dabei im Blick hat, sind die Strompreise. In dem Zusammenhang verweist er auf die Erfahrungen aus den Fusions- und Privatisierungswelle seit Ende der Neunziger Jahre: „Versprochen wurden damals geringere Kosten und effizientere Leistungen“, sagt er. „Tatsächlich sind die Produktionskosten zwar gesunken, die Verbraucherpreise dagegen nicht. Und die Qualität der Dienstleistungen hat sich sogar verschlechtert.“

Mehrwert für wen?

Ähnliche Gedanken macht sich der Vorstand der Südtiroler Verbraucherzentrale. Er ortet bei den aktuellen Fusionsverhandlungen dringenden Handlungsbedarf im Sinne der Konsumenten. „Alle Beteiligten hören nicht auf zu betonen, dass eine Fusion zwischen SEL und Etschwerken einen Mehrwert mit sich bringe. Die Frage, die sich stellt, ist nur: Wer hat den Mehrwert?“, schreiben die Verbraucherschützer. Ihre Forderung: Mit der Bekanntgabe der „Hochzeit“ sollen die Verantwortlichen auch ein finanziell günstiges Angebot neuer Strompreise vorlegen. Dies sei umso dringlicher, da laut dem Vorschlag für das neue gesamtstaatliche Wettbewerbsgesetz bereits im Juni dieses Jahres  der geschützte Markt abgeschafft werden soll. Rund 85 Prozent der Südtiroler Strombezieher müssten sich dann einen Tarif am freien Markt suchen. Gerade weil es dabei generell zu „massiven Irreführungen“ komme, sollte das Hochzeitspaar bereits jetzt ein der Südtiroler Situation angemessen günstiges Tarifmodell vorlegen. „Ohne einen direkten Mehrwert und verstärkten Schutz für die VerbraucherInnen kann die Südtiroler Stromhochzeit mit ihrer beträchtlichen Marktkonzentration schnell zu einer Belastung für die Stromabnehmer führen“, warnt die Verbraucherzentrale.

 

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Sebastian Felderer Do., 05.02.2015 - 07:53

Es gibt eine Liebesehe, eine Zwangsehe, eine Zweckehe, eine Heirat wegen der Aussteuer, wegen der Rentenansprüche, aber auch eine Vergewaltigung. Ja und Heiratsschwindler hat es immer schon gegeben. Von billigerem Strom habe ich noch nie was gelesen. Da wird ein "Kurzer" drinnen sein und deshalb kommen wir immer zu kurz. Ad multos annos !!!!

Do., 05.02.2015 - 07:53 Permalink
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Harald Knoflach Do., 05.02.2015 - 09:30

mir wär lieber, wenn's mal eine standardabsicherung gäbe, die über jene eines entwicklungslandes hinausginge. 3 kw??? WTF?
in nordtirol sind standardanschlüsse mit 6 kw abgesichert, in deutschland meines wissens mit 13 kw. in südtirol fliegt bei backrohr und zwei großen herdplatten die sicherung. super.

Do., 05.02.2015 - 09:30 Permalink