Die Angst der Männer
Wahlzeit ist Überraschungszeit, den Poker in der Hand haben nach den abgeschlossenen Basiswahlen derzeit die EdeweißInnen, denn 1/3 der 35 Plätze, also 12, sind den Frauen vorbehalten. Nicht mehr so frei wie gewohnt kann der SVP-Parteiausschuss in seinen Nominierungen vorgehen, bindet ihn doch die Frauenquote, die er selbst beschlossen hatte. SVP-Landesfrauenreferentin Angelika Margesin sagt dazu: „Das haben die Männer selbst so gewollt und entschieden. Sie haben wohl nur die Folgen ihrer Entscheidung nicht wahrhaben wollen.“ Nach Planlosigkeit schaut es wirklich aus, so als wäre das Konzept der Basiswahl und Frauenquote plötzlich kein theoretisches Konstrukt mehr, sondern Wirklichkeit.
Vier Frauen fix
In einem knappen Monat, am 18. Mai, stehen 32 der 35 LandtagskandidatInnen der SVP fest. Durch die Basiswahl im Pustertal (mit Frauenquote) und im Eisacktal (ohne Frauenquote) sind als Fixstarterinnen Martha Stocker, Maria Hochgruber-Kuenzer und Magdalena Amhof dabei. Aus dem Bezirk Bozen stößt Walburga Kössler Thaler dazu. Aus dem Bezirk Burggrafenamt, wo am 16. Mai gewählt wird, haben drei Frauen bereits abgewinkt: Angelika Margesin „Doppelbelastung als Freiberuflerin und Stadträtin hatte ich schon“, Julia Unterberger „die Leidenschaft ist weg“ und Martina Ladurner: „Zum einen war ich auf der Kandidatenliste nicht nominiert und meine Lebensplanung ist überhaupt nicht auf eine Kandidatur ausgerichtet. Und jetzt Frauen so aus dem Ärmel zu zaubern, das ist für mich einfach untragbar“, sagt Ladurner. Das Wipptal hat keine Frau aufgestellt, im Vinschgau wird es zu einem Stechen zwischen Roselinde Gunsch-Koch und Sepp Noggler kommen.
Acht fehlen
Sichere Nachnominierungschancen sieht man für Waltraud Deeg, 4. gewählte im Bezirk Pustertal und Silvia Hofer aus dem Bezirk Bozen. Sie ist als erst gewählte Frau im Bezirk nachnominierungspflichtig, da der Bezirk Bozen die Quote bei der Basiswahl nicht erfüllt hab. Ladurner ist mit dem Wahlmodus höchst unzufrieden, hier drückt der Schuh, meint sie: „In einigen Bezirken gibt es Vorwahlen, in anderen wird über die Stimmrechte der Ortsgruppen gewählt. Dann die verschiedenen Wahltermine“, alles sehr undurchsichtig und verwirrend. Eingetreten ist genau das, was schon im Vorfeld der Wahl für Bedenken gesorgt hatte: der Widerspruch zwischen Quotenregelung und Basisentscheid. Denn, auch wenn Frauen über die Quote auf die Liste gesetzt werden, heißt es ja noch lange nicht, dass sich die Basis auch für sie entscheidet. SVP-Landesfrauenreferentin Angelika Margesin, selbst überzeugte Quotenfrau bringt es auf den Punkt: „Die Polemik um die Quote taucht jetzt auf, weil die Entscheidung nicht konsequent getroffen wurde." Auch in den Bezirken hätte es landesweit eine Quotenregelung gebraucht. Wenn schon Quote, dann richtig, so Margesin.
Die Angst der Männer
Nun liegt es an Parteiobmann Richard Theiner die Suppe auszulöffeln. In Absprache mit Arno Kompatscher wird Theiner dem männlich geprägten Parteiausschuss Nominierungsvorschläge machen. Martina Ladurner ist gespannt mit welchen Frauen SVP-Obmann Theiner konkret sprechen wird: „Die Frage für mich ist: wer sollen diese Frauen sein? Woher nimmt man sie jetzt? Diese Frauen müssen doch eine bestimmte Bekanntheit haben, eine gewisse Attraktivität, um gewählt zu werden.“ Frauen auf die Liste zu kriegen, darüber macht sich Margesin keine Sorgen, „worüber wir reden müssen, ist die Angst der Männer, keinen Platz mehr zu bekommen, aber sie haben es ja selbst so entschieden.“
Wie kommt's???
Vermutlich sind die Frauen schuld an diesem Dilemma, weil sie sich nicht dazu bewegen ließen, zu kandidieren? Was passiert denn, wenn sich keine passenden Kandidatinnen finden? Gehen die vakanten Plätze dann am Ende doch wieder an die Männer? Oder wird die Wahl für ungültig erklärt ;-) ?
Widerspruch Basiswahlen und Quoten...
Hier tritt der Widerspruch Basiswahlen und Quoten hervor; ganz gleich ob es nun Frauenquote, Bezirksquote oder Ständequote ist. Die SVP ist mit den Basiswahlen gut gefahren, hat monatelang die Medien beherrscht und hat sich so auch erneuert; aber für eine durchorganisierte Funktionärspartei mit vielen Organisationen und Bezirken entstehen dadurch auch neue Fragen. Basiswahlen sorgen wie alle Wahlen für Überraschungen und die Wähler halten sich nicht an Quoten, wählen nicht Männlein und Weiblein nach Quote und zudem ist ihnen Stand und Talherkunft auch oft egal. Mit der Quote hat man sich selbst ein Ei gelegt; die Partei 'produziert' noch zuwenige für den Wähler(für der Wählerin) attraktive Frauen als daß man 1/3 der Listenplätze damit füllen könne. Einfach die Plätze aufzufüllen ist die schlechtere Lösung; man hat die (hohe) Quote vorschnell verabschiedet. Wie aus dem guten Artikel hervorgeht winken viele Frauen ab; die zweite Reihe ist nicht 'attraktiv' genug. Setzt man den Wähler gänzlich unbekannt 'Quotenfrauen' vor so macht man der Quote selbst auch keinen Gefallen. Ich bin kein Freund einer dermaßen hohen Quote. Die SVP Frauen sind aber auch selber schuld weil sie sich weder an der Spitzenkandidaten Vorwahl beteiligt haben und nun auch eher zurückstecken wollen. Man kann nicht einerseits eine Quote befürworten und andererseits sich zurückziehen wollen. Una bella palla... ;)
Antwort auf Widerspruch Basiswahlen und Quoten... von Martin Geier
... al piede,
'ste donne ;-) (du). Schiane (Mander-)Wirtschoft :-) (ich). Die mehrheitlichen (ein wichtiger Aspekt in dieser Sache, oder?) Männer bemühen sich wohl nicht recht darum, mehr "attraktive Kandidatinnen zu produzieren", vielleicht aus (unterschwellig oder nicht) Angst um die eigenen Plätze und/oder vor Machtverlust, oder zumindest unterstützen sie fähige Frauen vermutlich eher mäßig. Die fähigen Frauen? Ich könnte mir halt vorstellen, dass es ultimativ frustrierend sein muss für eine Frau, umso mehr für eine tüchtige, die es gewohnt ist, die Dinge voran zu bringen, in die Politik zu gehen, um dann festzustellen, dass sie dort eigentlich nur (ich sag's jetzt überspitzt) als Zierdeckchen dient, weil die Regeln nach wie vor von Männern für Männer geschrieben werden. Deshalb sage ich ja: Unter 50/50 wird sich nie etwas bewegen. In dem Zusammenhang finde ich es übrigens ebenso lustig wie aufschlussreich, dass (wie ich gestern hier auf Salto las) im PD die junge Generation die Hälfte der Listenplätze für die kommenden Landtagswahlen forderte, einfach so, ohne jahrelange Vorbereitungs- und Aufbauphase/n... und sie stante pede bewilligt bekam.