Politik | Terrorismus

Sichere Orte

Absolute Sicherheit vor dem Terror gibt es nirgendwo. Am wenigsten in Metropolen wie Paris, Madrid, London und New York. Doch was ist mit Meran?

Seitdem ich von Südtirol weggezogen bin, hegte ich das Vorhaben, in jeder Art von Notfall (Krankheit, Armut, Sicherheit) in meine Heimat zurückzukehren. Dort, so meine Annahme, sei alles besser.  

Mein Aufenthalt in Istanbul hat diese Annahme weiter genährt. Umso mehr hat mich die Nachricht überrascht, dass ausgerechnet in der Herzstadt Tirols, in Meran, eine Jihadisten-Zelle ausgehoben wurde. Wie ist das möglich? Wie können sich diese radikalen, terroristischen Islamisten-Zellen in Meran einnisten und dort unbehelligt leben?  Sind diese Männer niemandem aufgefallen? Sind unsere Südtiroler Behörden so blauäugig, solchen Menschen auch noch Wohnungen zu vermieten?

Meine Arbeit als Journalistin hat mich gelehrt, dass öffentliche Sicherheit ganz eng mit der "Kontrolle des Territoriums" zusammenhängt. Diese Kontrolle üben nicht nur die staatlichen Sicherheitsorgane aus, sondern die Bewohner des jeweiligen Territoriums. In Süditalien hat der Staat die Kontrolle über das Territorium zugunsten der besser "organisierten" Kriminalität verloren. Aber in Südtirol?

Südtirol ist überschaubar. Jeder kennt jeden, es gibt Schützenvereine und die Feuerwehren. Weshalb konnte die islamistische Terrorzelle also ungestört ihr Netzwerk ausweiten und noch dazu angehende Jihadisten auf dem Weg nach Syrien betreuen? Kann es sein, dass auch bei uns die "Einheimischen" vermehrt wegschauen statt sich aktiv einzumischen, so unbequem das auch ist? Wir sollten uns doch einmischen, wenn wir von Straftaten Kenntnis bekommen oder Hinweise darauf wahrnehmen.

Mir ist klar: Oft reagieren die Behörden abweisend. Der Bürger, der einen Vorfall meldet, wird manchmal als hysterisch eingeschätzt. Doch dieser Schein trügt: Denn obwohl die Sicherheitsleute oft apathisch auf Hinweise oder Anzeigen reagieren, ermitteln sie dann weiter. Noch etwas hält viele Bürger davon ab, Vorfälle zu melden, vor allem wenn es sich um Ausländer handelt: Sie werden oft von wohlmeinenden Mitbürgern als Rassisten abgetan.

Natürlich handelt es sich hier um ein sehr gefährliches Terrain: Südtiroler, wie alle Alpenländler, werden gemeinhin als konservativ-reaktionär-rechtsradikal eingeschätzt.  Es gab viele Hitler-Anhänger und Optanten in Südtirol. Daraus darf aber nicht ein Vorurteil werden, wonach jeder, der einen mutmaßlich straffälligen Ausländer anzeigt, ein Nazi ist. 

Andererseits: sind die Südtiroler genauso wachsam, wenn es sich um "Einheimische" handelt? Und warum tun sich viele so schwer, die Misshandlung von Frauen und Kindern aus der Nachbarschaft zu melden, während sie sofort zum Telefon greifen, wenn sie einen Diebstahl bemerken?

Die Bedrohung dessen, was gemeinhin als Sicherheit gilt, hat auch Südtirol erfasst. Denn Südtirol ist wohlhabend. Und das zieht Mafiosi an. Und Südtirol ist ein Tourismus- und ein Transit-Land , in dem prinzipiell jeder Gast willkommen ist. Das wiederum erleichtert es Terroristen, unterzutauchen und unbehelligt zu leben. 

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Lupo Cattivo So., 15.11.2015 - 12:58

Frau Brugger,wie immer bringen sie es auf den Punkt,Südtirol ist keine Insel der Seeligen.Eine Art Dornröschenschlaf herrscht in Südtirol,dazu wird dieser inspiriert von den so genanten wohlmeinenden Mitbürgern.
Skeptische oder Besorgniss erregende aussagen .....da wird man als Spinner und Rassist diffamiert und degradiert. Selbst ein guter Bekannter von mir,der bei uns seit 10 Jahren mit seiner Familie hier lebt,arbeitet und integriert ist,sieht dass es in Europa nicht zum besten steht.

So., 15.11.2015 - 12:58 Permalink
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Lupo Cattivo So., 15.11.2015 - 15:29

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Sag mal,ich glaube du wirst dafür bezahlt andere Menschen zu diffamieren,und als Rassisten hin zu stellen,ohne einen Beweis dafür zu haben.Noch leben wir in einer Demokratie,du tretest diese mit deinen Füssen,es gilt auch noch die Pressefreiheit und Meinungsfreiheit....mir macht das nichts aus,du kannst schreiben und denken was du willst,ich tue das auch...jedoch die Intoleranz spiegelt sich bei denen,die andere kritisieren.

So., 15.11.2015 - 15:29 Permalink
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Mensch Ärgerdi… So., 15.11.2015 - 21:56

Antwort auf von Lupo Cattivo

Immer langsam mit den Vorwürfen, weißt du überhaupt was diffamieren bedeutet? Wo genau hätte ich das getan? Was du hier so an Videos und Artikel postest hat mit Pressefreiheit wenig zu tun, denn meist handelt es sich nicht um Arbeit akkreditierter Journalisten, sondern um recht dubioses Material aus Rechten und Verschwörungstheoretiker Kreisen.
Natürlich bezahlt mich die CIA auf Befehl der Bilderberggruppe für meine Kommentare: 3250€ + iva bekommen ich dafür!

So., 15.11.2015 - 21:56 Permalink
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Waltraud Astner So., 15.11.2015 - 18:03

"Es gibt viele Hitler- Anhänger und Optanten in Südtirol."
Beide in einem Topf oder etwa gar identisch?? Frau Brugger klären Sie uns auf.

So., 15.11.2015 - 18:03 Permalink
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Josef Rohrer So., 15.11.2015 - 18:29

"Schützenvereine und die Feuerwehren" sollen also Ausländer überwachen, um auf diese Weise IS-Sympathisanten zu enttarnen? Ist Frau Brugger noch bei Trost?

So., 15.11.2015 - 18:29 Permalink
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ohne mit So., 15.11.2015 - 19:46

Da spielen ein paar Trottel verrückt, und schon schreit das Volk und Brugger nach Überwachung, Bespitzelung und zum Schluss den starken Mann, mag der Hitler oder Putin heißen. Frau Brugger, Sie haben doch - kritisch - darüber geschrieben, wie ein selbst "verrückt" spielender Staat z.B. das Italien der 80er lenken oder einen Erdogan zum Präsidenten machen kann. Und jetzt, nach den Trotteln in Meran und Paris schreien genau Sie nach Recht und Ordnung im Orvell'schen Sinn. Darin sehe ich die größte Gefahr.

So., 15.11.2015 - 19:46 Permalink
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Harald Knoflach So., 15.11.2015 - 21:58

lösung: sofort die polizei rufen, wenn sich zwei oder mehr männer mit weißen gewändern und langen bärten gemeinsam in eine wohnung begeben. tolle idee, frau brugger.
kennen sie den film: "das leben der anderen"?

So., 15.11.2015 - 21:58 Permalink
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Martin Daniel Di., 17.11.2015 - 18:51

Meines Erachtens erklärt sich die unauffällige Präsenz der Verhafteten aus diversen sachlichen Umständen, die keine Rückschlüsse auf eine "reticenza" der Südtiroler Bevölkerung zulassen:
1. es handelt sich um klassiche "Schläfer", deren Aufgabe rein vorbereitende Aktivitäten im Verborgenen ist, die per Definition nicht erkennbar sein dürfen;
2. diese Leute operieren mittlerweile über digitale Kommunikationswege. Dabei ist Internet nicht einmal der ein einzige oder sicherste (anscheinend haben die belgian-based Helfer von Paris über Play-Stations untereinander kommuniziert) und derlei Tätigkeiten sind von außen (außerhalb der Wohnungen - und wer hat dazu schon Zutritt?) nicht einsehbar;
3. auch in Südtirol leben immer mehr Ausländer und in Städten wie Meran ist die soziale Kontrolle in der Form, wie sie Oktavia Brugger vor Augen hat, schlicht nicht mehr gegeben.

Di., 17.11.2015 - 18:51 Permalink