Gesellschaft | LGBT

"Italien, wach auf!"

Die Bemühung um die gesetzliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in Italien geht in die heiße Phase.

"Svegliati Italia": Unter diesem Slogan gehen am heutigen Samstag in fast 100 italienischen Städten Bürgerinnen und Bürger auf die Straße, um für die gesetzliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften zu demonstrieren. „Noch nie gab es ein so großes Event mit einer derart breiten Beteiligung“, schreiben Vertreter von Italiens Homosexuellen-Vereinigungen von einem „epochalen Ereignis für die LGBT-Bewegung“. Auch in Bozen lädt der Verein Centaurus die Südtiroler mit Unterstützung der Gewerkschaften ab 15 Uhr auf den Rathausplatz, um ihre Unterstützung für den Gesetzesentwurf Matteo Renzis zu signalisieren.

Die wird Italiens Premier ab  kommenden Donnerstag auch bitter nötig haben. Dann nämlich beginnt im römischen Senat die Debatte zum Gesetzesentwurf „legge Cirinnà". Was laut dem Verein Centaurus zumindest „eine minimale rechtliche Absicherung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften“ garantieren würde, ruft auch innerhalb Renzis Mehrheit die konservativen Geister auf die Barrikaden. Insgesamt liegen bereits rund 6000 Abänderungsanträge zum Gesetzesentwurf vor, mit dem Italien als letztes westeuropäisches Land eine gesetzliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften erhalten würde. 5000 Anträge kommen von der Lega Nord. Doch auch innerhalb des Partito Democratico gehen katholisch geprägte Senatoren des sogenannten "Cattodem" vor allem gegen die Bestimmungen rund um die Stepchild Adoption vor, also die Adoption von Kindern des gleichgeschlechtlichen Partners unter bestimmten Voraussetzungen. Eine Bestimmung, mit der auch die Südtiroler Volkspartei ihre Probleme hat, wie Senator Hans Berger gegenüber salto.bz erklärte.

Unterstützung erhalten die Gegner des Gesetzes nicht nur am kommenden Samstag, an dem in ganz Italien Veranstaltungen gegen Renzis Vorstoß geplant sind. Auch Papst Franziskus mischte sich nun erstmals in die Diskussion ein und mahnte vor einer Gleichstellung zwischen „von Gott gewollten Familien“ und jeder anderen Art von Partnerschaft. 

„La Chiesa con rinnovato senso di responsabilità continua a proporre il matrimonio, nei suoi elementi essenziali, prole, bene dei coniugi, unità, indissolubilità, sacramentalità, non come un ideale per pochi, nonostante i moderni modelli centrati sull’effimero e sul transitorio, ma come una realtà che, nella grazia di Cristo, può essere vissuta da tutti i fedeli battezzati”.

Ministerpräsident Matteo Renzi verteidigt seinen Gesetzesentwurf dagegen weiterhin als „richtig und wichtig“. Er unterstreicht jedoch auch, dass jede und jeder Abgeordnete in der Frage frei nach dem eigenen Gewissen entscheiden solle.