Nachhaltiger Wein
Zufall oder Kalkül? Mitten in die neu entflammte Debatte zur Pestizid-Volksbefragung in Mals platzt die Nachricht, dass die Kurtatscher Weinproduzenten den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln abbauen wollen. Als erste Kellerei Südtirols hat sich die Kellerei Kurtatsch mit ihren Mitgliedern auf eine Nachhaltigkeits-Charta geeinigt. Das Ziel: weniger Pflanzenschutzmittel und mehr Biodiversität in den Weinbergen. Dass man damit genau jetzt an die Öffentlichkeit gehe, sei reiner Zufall, sagt Obmann Andreas Kofler. Schließlich arbeite man schon seit Jahren an diesem Projekt, und schließlich gehe es in der Nachhaltigkeits-Charta nicht nur um Pestizide.
Die im Jahr 1900 gegründete Genossenschaft blickt jetzt voraus ins Jahr 2020. Die 25 Seiten starke Charta setzt konkrete Nachhaltigkeits-Ziele fest, die bis dahin erreicht werden sollen. So soll z. B. ab dem nächsten Jahr in der Terroir-Linie, also im oberen Qualitätssegment, gänzlich auf Glyphosat und auf andere Herbizide verzichtet werden. „Wir bereiten uns derzeit mit dem Einsatz verschiedener Mulch-Mischungen darauf vor, um unsere Reben weiterhin ausreichend versorgen zu können“, heißt es aus der Kellerei. Wobei Obmann Kofler hinzufügt: „Im Weinbau kommen Herbizide ohnehin viel weniger stark zum Einsatz als etwa im Ackerbau.“ Denn gespritzt werde immer nur im sogenannten Rebstreifen, also auf dem 30 Zentimeter breiten Streifen, auf dem die Rebstöcke stehen. Herbizide wie das Glyphosat wurden bereits bisher nur einmal im Jahr ausgebracht, entweder im Frühling oder im Herbst. In den Junganlagen und in steilen Weinbergen wird das auch in Zukunft noch erlaubt sein.
Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel soll insgesamt bis 2020 um bis zu 30 Prozent verringert werden. Stattdessen will man auf natürliche Produkte zurückgreifen, etwa die Verwirrungs-Methode, den Bacillus Thuringiensis oder biologisch-organische Pflanzenschutzmittel. Darüber hinaus wird der vollständige Verzicht auf anorganische Düngemittel angepeilt. Ein weiterer Punkt auf dem Kurtatscher Nachhaltigkeits-Programm ist die Förderung der natürlichen Vielfalt. Was den Wasserbezug betrifft, soll weitestgehend auf eigene Wasserquellen zurückgegriffen werden.
Unter den 190 Mitgliedern der Kellerei herrsche Konsens, was das Nachhaltigkeitsprogramm angeht, berichtet der Obmann. „Natürlich ist es bei so vielen Köpfen nicht so einfach, Einigkeit herzustellen. Wir haben uns bemüht, den Weinbauern nicht von oben herab Vorschriften zu machen, sondern sie inhaltlich zu überzeugen.“ Bereits seit längerer Zeit bietet die Kellerei Kurse und Schulungen zur Nachhaltigkeit an. Eine Nachhaltigkeits-Zertifizierung ist in unmittelbarer Zukunft nicht geplant, sagt Kofler. „Zertifizierungen bedeuten viel Papierkram, und den wollen wir den Mitgliedern momentan nicht zumuten.“
Die Bauern machen
Die Bauern machen Nachhaltigkeit eben von sich aus und nicht weil es die schickimicki Wichtigtuer fordern.
ich denke, der Druck vom
ich denke, der Druck vom Markt ist einfach größer geworden, gerade im Weinbau: die Top-Weingüter in Europa - und auch in Sdütirol - sind in hohem Maße schon auf Bio umgestiegen und so gibt es eben eine positive Konkurrenz, diese Produktionsart ebenfalls anzuwenden. Wenns nur anderswo auch so wäre!