Politik | Bozen

Legal und sicher

Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi will sich im italienischen Gemeindenverband für die Legalisierung der Prostitution einsetzen: “Vorteile für alle.”

Zum Teil aus Sicherheitsgründen, zum Teil aus wirtschaftlichen Überlegungen will Bozens Bürgermeister einen Vorstoß wagen. Bei der nächsten Sitzung des italienischen Gemeindenverbandes (Associazione nazionale Comuni italiani, ANCI) will Renzo Caramaschi den Vorschlag unterbreiten, die Prostitution zu legalisieren beziehungsweise den dafür notwendigen Iter einzuleiten. Das hat der Bozner Bürgermeister im Anschluss an die Stadtratssitzung gestern (29. August) angekündigt. “Ich stehe damit nicht alleine”, erklärte Caramaschi am Montag. Europaweit gebe es genügend Beispiele, wie Österreich und Deutschland, wo dank der Legalisierung der Prostitution das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 1,5 Prozent angestiegen sei. Neben den ökonomischen Vorteilen, die sich für den Staatshaushalt ergäben, wenn Prostituierte legal arbeiten und daher Steuern zahlen würden, gehe es aber auch um die Sicherheit, so Caramaschi. Jener der Prostituierten, aber auch jener derer, die ihre Dienste in Anspruch nehmen und der Anrainer. Sein Vorschlag: die Prostituierten von der Straße holen und zum Arbeiten in geeigneten Strukturen unterbringen. Dadurch würden sie einerseits vor Ausbeutung besser geschützt sein und würden auch gesundheitlichen Kontrollen unterzogen werden. “Es würde also eine lange Reihe von Vorteilen für alle geben und ich verstehe nicht, warum es in Italien bis heute keine Gesetze in diese Richtung gibt”, so Caramaschi. Den Bürgermeistern sei dadurch in den allermeisten Fällen die Hände gebunden.

Für seine Ankündigung, den nationalen Gemeindenverband mit dem Thema befassen zu wollen, erntet der Bozner Bürgermeister sowohl aus den Reihen seiner Mehrheit als auch von der Opposition. Als “sicher positiv” bezeichnet die Neo-Vizesekretärin des PD Nadia Mazzardis den Vorschlag, die Prostitution zu reglementieren. Wirft aber ein, dass man zugleich auch gegen den Frauenhandel vorgehen müsse. Ebenso Zustimmung erntet Caramaschi von den Gemeinderäten Maurizio Puglisi Ghizzi und Claudio Della Ratta, der sich eine “Betrachtung des Themas ohne Vorurteile” wünscht: “So tun als ob die Prostitution fast nicht existieren würde und alles in Ordnung sei, hilft niemandem.”