Wirtschaft | Schweigen zu Mals

unser tägliches Pestizid gib uns heute

Die Verantwortlichen des Landes zeigen sich stur zum Anliegen der Malser, hoffen auf den Gerichtsentscheid über das Pestizidverbot, Unter der Asche aber rührt sich's
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Während sich in Europas Bevölkerung Widerstand regt gegen die bevorstehende Elefantenhochzeit Bayer- Monsanto – zumal die Chemie in der Landwirschaft ein gigantisches Geschäft ist und die Gefahr besteht, dass deren Macht ins Unermeßliche steigt, sind auch einige Schweizer dem Aufruf der kleinen Gemeinde Mals gefolgt und haben eine Initiative gestartet, um auf die täglichen, von der Presse totgeschwiegenen Negativeinwirkungen auf die Volksgesundheit mit einer Volksbefragung zu reagieren.

Unser tägliches Pestizid gib uns heute... eine böswillige Behauptung von mir? Ich wäre froh, wenn die Verantwortlichen unserer Gesundheitsbehörde endlich eine breitangelegte wissenschaftliche Untersuchung darüber in Auftrag gegeben hätten, wenigstens in der realen Situation in Mals, wo besorgte Private länst schon eine Unmenge wissenschaftlicher Messungen erstellen haben lassen, die eindeutig Restbestände von Pestiziden nachwiesen. Warum taten dies „unsere“ Verantwortlichen bisher nicht? Fühlen sie ihre Veranwortung nicht gegenüber der Volksgesundheit, sondern nur den gewaltigen Geschäftsinteressen der Pharma-Chemiekonzerne und ihrer Mitprofiteure in der Bauernlobby gegenüber? Tatsache ist, dass wir Verbraucher darauf angewiesen sind, unsere tägliche „gesunde“ Obst- und Gemüsenahrung ohne Gewährung auf Pestizidfreiheit kaufen zu müssen bzw. mit hoher Wahrscheinlichkeit die „an sich“ gesunden Nahrungsmittel mit einer Vielzahl eingesetzter Pestizide, wenn auch mit jeweils kleiner Dosis, einpacken, kochen und essen - es sei denn wir verwenden nur biologische Nahrungsmittel, was immer mehr sich nicht leisten können und/ oder was nicht immer möglich ist. Nichts in diese Richtung geschieht zugunsten der Volksgesundheit von seiten der Landwirtschaftspolitik bzw. –verwaltung, zugunsten der scheinbar dem Untergang geweihten Bergbauern wird schön von Förderung der „Berglandwirtschaft“ geredet, die Ausrichtung bleibt aber die alte: die industrialisierte Landwirtschaft. Warum wird nicht einfach das Schadensverursacherprinzip als neue Landwirtschaftspolitik eingeläutet, alle Subventionen gestrichen und umgeleitet auf Direktzahlungen für Pestizidverzicht? Und in der Berglandwirtschaft analog auf  Kraftfutterzukaufverzicht zugunsten gesunder Qualitätsmilch von den Südtiroler Bergwiesen?

PAN-International, Greenpeace, Umweltinstitut e.V., Golabl-2000, Campact & Co wie auch der Dachverband für Natur- und Umweltschautz u.a.m. haben uns sachlich informiert und werden das weiterhin tun; da behördlicherseits in Südtirol nichts greifbares geschieht, werden sich alle an der Volksgesundheit orientierten Organisationen zu einem Finanzpool zusammenschließen müssen, um endlich effizient in diese Richtung aufbrechen zu können.

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Klemens Kössler Do., 15.12.2016 - 09:03

"es sei denn wir verwenden nur biologische Nahrungsmittel, was immer mehr sich nicht leisten können "
Genau in diesem Satz liegt die ganze Heuchelei der Gesellschaft.
Agrarlobby, Chemiekonzerne, Mitprofiteure so schöne negativbegriffe und immer sind die anderen Schuld nur nicht der arme Verbraucher.
Der Verbraucher hat es in der Hand wenn er die Welt der Ernährung ändern will so kann er das und zwar an der Ladenkasse, wer Bio fordert muss Bio kaufen und nicht jammern oder gar mit Anzeigen agieren. Bio ist etwas teurer aber für jeden Europäer oder zumindest für 90% der Europäer leistbar.
Mals ist ein Beispiel wie man es nicht machen soll, während viel Zeit und Geld in Pressemitteilungen mit dubiosen Infos investiert wird, hat der Konsum von Bioprodukten aber nicht zugenommen.
In Sachen Bio ist die Gesellschaft also der größte Heuchler.

Do., 15.12.2016 - 09:03 Permalink
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Klaus Griesser Fr., 16.12.2016 - 16:04

Erstmal danke für die Kommentare. Herr Kössler, ich glaube zu erleben, dass die biologischen Produkte in den Kaufhäusern zunehmen, einfach weil die Nachfrage nach Bioprodukten steigt - und damit der Konsum- auch weil die Angst vor den Chemierückständen und den Folgen dazu zunimmt.
Mr. Mut.and.moore: Ihr wohlmeinender Fernsehblick in eine harmonische Zweisamkeit zwischen Bio und Chemo erfolgt mir etwas zu rasch: die Chemie die heute in die Böden gesenkt wird, bleibt nicht innerhalb der Parzellengrenzen des industrialisierten Landwirts kleben:
Erstens verändert sie das über Jahrhunderte entstandene Gleichgewicht verschiedenster Mikroorganismen auch für die danebenliegenden Böden und verschlechtert dadurch das Fruchtbarkeitspotenzial der Böden auf Generationen (das gilt z.B. auch für Kupfervitriol, liebe Bio-Liebhaber!).
Zweitens wandern die Chemikalien mit dem Wasser überallhin und kommen so wieder ins Trinkwasser und in die Lebensmittel.
Drittens spricht sich nicht zufällig auch der Weltagrarbericht für ein Pestizidverbot aus, um dem die Ernährung der Weltbevölkerung bedrohenden Zerstören der Bodenfruchtbarkeit entgegenzuwirken.

Fr., 16.12.2016 - 16:04 Permalink
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Wilfried Meraner Di., 20.12.2016 - 22:20

Und dann können alle Bio kaufen! (Ein anderer Blick in die Zukunft - und eine grundlegende Lösung)
Herr Kössler hat recht damit, dass die Verantwortung zum großen Teil bei den Konsumenten liegt. Trotzdem gibt es noch eine ganz andere grundlegende Verantwortung:
Die Gesellschaft - also WIR! müssen die Regeln für das Wirtschaften ändern. Heute profitieren i.a. jene am meisten, die ohne Rücksicht auf ihre natürliche und menschliche Umwelt wirtschaften, egal ob in der Landwirtschaft oder in der restlichen Wirtschaft.
LOGISCH wäre natürlich, dass wir- die Gesellschaft - die Regeln so gestalten, dass das Wirtschaften für das Gemeinwohl gut ist.
Ja geht denn das? Versuchen wir das nicht ohnehin? Eben NICHT!
Die Gemeinwohl - Ökonomie https://www.ecogood.org/de/
bietet aber diesen Ansatz. Mit der transparenten Gemeinwohl-Bilanz geht das überraschend einfach und umfassend.
Anzustreben: Betriebe, die weniger Gemeinwohl-Punkte haben, zahlen mehr Steuern! Und auf einen Schlag: fertig mit "mehr Profit durch Verantwortungslosigkeit".
Dann wird auch die Bio-Landwirtschaft LOGISCH für alle. (Trotzdem muss noch viel daran verbessert werden)
Zu schön um wahr zu sein? Eben nicht. Wir - die Gesellschaft- müssen es nur wollen. Und wir sind schon auf dem Weg dahin:
Viele Betriebe in Südtirol machen schon mit bei der Gemeinwohl-Ökonomie. http://www.economia-del-bene-comune.it/de
(Unternehmen siehe bei "Bilanz")
Auch der Südtiroler Landtag hat schon in diese Richtung beschlossen: http://www.economia-del-bene-comune.it/de/dl_de/landtagsbeschluss_gwoe-…

Di., 20.12.2016 - 22:20 Permalink
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Profil für Benutzer Klaus Griesser
Klaus Griesser Fr., 23.12.2016 - 18:44

Mr. Mut.and.Moore, ich glaube beileibe nicht, dass BIO die Lösung der Probleme ist, schon gar nicht dass damit die von ihnen aufgelisteten Probleme aufgewogen werden. Meine Vorstellungen gipfeln nicht in landesweit stinkenden Bio-Spritzereien, nein! BIO zeigt momentan die Richtung, doch die Wissenschaft und ihr entsprechende Technologie wird sachlich an das Problem rangehen müssen: wie ernähren wir die Menschheit und zwar gesund. Eine konzerngesteuerte Wissenschaft a la Bayer- Monsanto arbeitet nicht nach diesem Prinzip, sondern in der Hauptsache nach der Frage: mit welcher von ihr entwickelten chemischen Substanz schlägt sie und ihre Kunden, die Bauern, alle Konkurrenten aus dem Feld und steigert sie die Umsätze. Und dazu bestellt sie einseitig „integrierte“ Forschungen zum Zweck, Unschädlichkeit bewiesen haben zu wollen und das Gewissen der gläubigen Bauern zu beruhigen. Das geht in die 180° verkehrte Richtung! Eine nachhaltige Ernährungs-Wissenschaft, arbeitet zwar auch mit chemischen Substanzen, bevor sie diese aber auf die Früchte und deren Konsumenten loslässt, erforscht sie verantwortungsbewusst deren Auswirkungen einzeln und im Zusammenwirken auf eine Riesenzahl lebender Organismen in den Böden, in den Tieren, in den Pflanzen, in den Menschen. In diese Richtung habe ich erst kürzlich in http://oe1.orf.at/player/20161219/454068 gehört, der Ratschlag der Pharmazie, chemisch erzeugte Vitaminpillen einzunehmen, sei in sehr vielen Fällen falsch.
Der ökologischen Ernährungswissenschaft steht eine Sisyphusarbeit bevor, die erst langsam angegangen wird! Diese Wissenschaft wird höchstwahrscheinlich auf die früher angewandten Fruchtfolgen der Landwirtschaft zurückgreifen, um das chemisch-biologische Gleichgewicht zu bewahren, garantiert aber von den Monokulturen abgehen, weil diese Böden und Organismen einseitig belasten und langfristig zerstören. Sie muss aber auch auf gesund ausgerichtet sein, was eine Energieaufwands- ausgerichtete nicht tut.

Fr., 23.12.2016 - 18:44 Permalink
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Profil für Benutzer Klaus Griesser
Klaus Griesser Sa., 24.12.2016 - 15:31

Hoj, Mr.Mut.and.Moore, ich kenne nichts ganzheitliches zur Frage der Ernährung/ Landwirtschaft als den Weltagrarbericht https://de.wikipedia.org/wiki/Weltagrarbericht und zitiere daraus einen Teil der unsere kleinbäuerlichen Familienstrukturen betrifft: "Die besten Garanten für die lokale Ernährungssicherheit sowie die nationale und regionale Ernährungssouveränität sind kleinbäuerliche Strukturen. Ihre Multifunktionalität mit ihren ökologischen und sozialen Leistungen müssen anerkannt und gezielt gefördert werden.". Die Kleinbauern haben historisch bewiesen, dass sie über viel Kreativität und Erfindungsgeist in der kleinteiligen Nutzung der lokalen Gegebenheiten verfügen. Stellen Sie sich vor, dass diese in Zukunft verbunden wird mit nachhaltiger Wissenschaft und Technologie, befreit von der Einfalt der monokulturellen Profitbetriebe! Auf bessere Zeiten!

Sa., 24.12.2016 - 15:31 Permalink