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Die Rute des Präsidenten

Im Fischereiverein Eppan gehen die Wogen hoch. Der scheidende Präsident hat dem halben Vereinsvorstand für drei Monate die Fischereikarte entzogen. Eine Vereins-Posse.
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Foto: upi
Wenn sich am kommenden Samstagnachmittag in der Kellerei Brigl in St. Michael/Eppan die rund 250 Mitglieder des Fischereivereins Eppan zu ihrer Vollversammlung treffen, dann wird es spannend werden.
Offiziell stehen Neuwahlen auf der Tagesordnung. Bruno Battisti, seit gut zehn Jahren Präsident des Vereins, wird nicht mehr kandidieren. An diesem Tag soll ein Nachfolger ernannt werden. Zudem gilt es den Stellvertreter und den neunköpfigen Vorstand neu zu wählen.
Schon jetzt aber ist klar, dass an diesem Nachmittag die Wogen hochgehen werden. Denn die Wahlen werden von einem Zwist überschattet, der seit Wochen den Verein in seinen Grundfesten erschüttert. Der Grund dafür: Der scheidende Präsident Bruno Battisti hat sich als eine seiner letzten Amtshandlungen zu einem eklatanten Schritt durchgerungen.
 

Reinigendes Gewitter

 
Auf der Vorstandssitzung am 12. Dezember 2016 redet Bruno Battisti Klartext: Der Präsident weist darauf hin, dass viele Dinge im Verein nicht mehr so laufen, wie von den Vereinsstatuten vorgesehen. Es kommt dann zu einer langen und kontroversen Diskussion, auf der die Verfehlungen einzelner Vereinsmitglieder offen auf den Tisch gelegt werden.
Das Ergebnis ist mehr als durchwachsen. Gegen elf, namentlich genannte Vereinsmitglieder verhängt der Präsident wenig später wegen Verstößen gegen das Vereinsstatut harte Sanktionen. In einem Schreiben an die Betroffenen heißt es:
„In der Hoffnung, dass dieses reinigende Gewitter allseits wieder zur mehr Vernunft und Hausverstand anregen würde, verfügte er (der Präsident – Anm. des Autors) schlussendlich, dass folgende Vereinsmitglieder mit einem dreimonatigen Jahreskartenentzug belegt werden.“
Zum Fischen in den Montiggler Seen, aber auch in allen anderen Gewässern des Eppaner Fischereivereins (etwa in der Etsch) braucht es eine Fischwasser-Jahreskarte. Die elf Vereinsmitglieder werden diese Jahreskarte zwar wie alle anderen zu Saisonbeginn am 11. Februar 2017 erhalten. Doch ihre Karte ist erst ab 1. Mai gültig. Das heißt: Sie sind fast drei Monate lang gesperrt und dürfen nicht zum Fischen gehen.
 

Die Verstöße

 
Salto.bz liegt nicht nur die Namensliste der Bestraften vor, sondern auch ihre Verstöße.
 
  • Verlassen des Angelplatzes: Ein Fischer darf nicht die Angeln auslegen und dann einfach verschwinden. Mehrere der Bestraften taten das. Einer fuhr nachts für zwei Stunden nach Hause. Ein andere ließ die Angeln am Ufer und fuhr mit dem Boot auf den See;
  • Schwindel beim Preisfischen: Alljährlich veranstaltet der Verein ein Preisfischen. Jetzt kam heraus, dass einer geschwindelt hat. Er hat einen Fisch, den ein anderer herausgefischt hatte, unter die seinen gemischt und und ausgerechnet damit das Preisfischen gewonnen;
  • Nichteintragung von Fischgängen: Jeder Fischer darf maximal dreimal in der Woche fischen. Deshalb müssen die Fischgänge eingetragen werden. Hier hat mancher geschlampt;
  • Aufstellen von Rod Pod's (Angelhalter) nachts auf den Stegen. Was laut Statut verboten ist.
     
 
Jeder Fischereiverein hat aber auch eigene Aufseher, die sozusagen überwachen, dass sich die Mitglieder an die Spielregeln halten. Das Absurde ist, dass auch jene, die für die Einhaltung der Regeln zuständig sind, sich jetzt unter den Bestraften finden.
So hat sich der Fischereiverein Eppan seit 2016 die Regel gegeben, dass Angeln oder Köder nicht weiter als 30 Meter vom Angelplatz ausgelegt oder ausgeworfen werden dürfen. Ausgerechnet einer der Aufseher wurde aber bei 75 Metern erwischt.
Zudem haben diese Aufseher eine fixe Park- und Fahrgenehmigung in der Fahrverbotszone der beiden Montiggler Seen. Diese soll einer an andere Fischer weitergegeben haben.
 

Peinliche Situation

 
Was Battistis Schritt aber besonders brisant macht: Unter den elf sanktionierten Mitgliedern befindet sich auch der halbe Vereinsvorstand. So wurde nicht nur der Stellvertreter des Präsidenten für drei Monate gesperrt, sondern auch mehrere Vorstandsmitglieder. Dass Bruno Battisti dabei weder nach rechts noch nach links schaut, zeigt die Tatsache, dass sich auch sein eigener Bruder unter den Gesperrten findet.
Das konsequente Durchgreifen des Präsidenten bringt einige jetzt aber in die Bredouille. Während Bruno Battisti und sein Bruder nicht mehr kandidieren, wollen mehrere der Sanktionierten am Samstag bei den Neuwahlen aber wieder antreten. Entweder für den Vorstand oder auch als Präsident oder Vizepräsident.
Visitenkarte ist eine dreimonatige Sperre dafür aber wohl kaum.