Wenn man jene fragt, die es wissen müssen, erhält man eine Standardantwort: „Ach, es ist noch zu früh, um darüber zu reden“.
In Wirklichkeit aber ist es alles andere als zu früh. Denn es sind keine 17 Monate mehr, dann stehen in Südtirol Landtagswahlen an. Seit Monaten werden dafür innerhalb und außerhalb der SVP die Weichen gestellt. Kandidaten und Kandidatinnen bringen sich in Position.
Besonders begehrt sind dabei natürlich die Posten in der Landesregierung. Fragt man Arno Kompatscher, so hat auch der Landeshauptmann eine Standartantwort. „Darüber entscheiden die Wählerstimmen“, sagt der Landeshauptmann seit gut fünf Jahren. Auch das eine Halbwahrheit. Denn auch in der Politik bestimmt das Angebot die Nachfrage. Konkret: Hochkarätige Kandidaten haben nicht nur die besten Chancen unter die Erstgewählten zu kommen, sondern in der SVP gibt es traditionell Wege und Methoden, einen Neu- oder Quereinsteiger direkt in die Landesregierung zu bugsieren.
Angriff auf Kompatscher
Die Ausgangslage ist innerhalb der SVP relativ klar. Eine mächtige Gruppe unterm Edelweiß liebäugelt seit längerem damit, der politischen Karriere von Landeshauptmann Arno Kompatscher einen Dämpfer zu versetzen. Lange schaute es so aus, als könne man einen Gegenkandidaten aus dem Zylinder zaubern, der möglicherweise einen angeschlagenen Kompatscher bei den Landtagswahlen überholt.
Auch der Mann war bereits gefunden: SVP-EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann. Der Eisacktaler Agronom hat nicht nur den richtigen Stallgeruch (Bauernbund), sondern er kann auch als junger, moderner Politiker präsentiert werden. Dorfmann hat zudem in seinen acht Jahren in Brüssel und Straßburg gezeigt, dass er sich auf dem großen politischen Parkett bewegen kann.
Still und leise begann man im vergangenen Herbst innerhalb der SVP die Basis auf Herbert Dorfmann einzuschwören. Eine Gruppe, die quer durch die Partei geht, versuchte Unterstützer für diesen Plan zu gewinnen. Dabei war allen klar, dass Arno Kompatscher aber nur dann zu schlagen sei, wenn er eine echte Niederlage einstecken muss.
Wende mit Referendum
Diese Watschen sollte das Verfassungsreferendum sein. Geplant war, dass Kompatscher und die SVP am 4. Dezember 2016 mit ihrem Ja in Südtirol Schiffbruch erleiden. Es war mehr als auffallend, dass sich Herbert Dorfmann in Sachen Referendum völlig zurückgehalten hat. Er ist auf keiner Parteiveranstaltung aufgetreten und auch sonst hat er sich öffentlich nie in dieser Frage eindeutig positioniert. Die Zurückhaltung war generalstabsmäßig geplant. Nach der Niederlage sollte Dorfmann wie ein Phönix aus der Asche auferstehen und die Trümmer der SVP um sich scharen.
Doch dann wurde das Verfassungsreferendum ein Sieg für Arno Kompatscher. Der Landeshauptmann ging eindeutig gestärkt aus dem Urnengang hervor. Damit war dem Plan „Kompatscher Abschuss“ vorerst der Wind aus den Segeln genommen.
Vor wenigen Wochen versuchte man dann Herbert Dorfmann offensiv als neuen Landeshauptmann und Kompatscher-Gegenkandidaten über den „Alto Adige“ zu lancieren. Chefredakteur Alberto Faustini eröffnete mit einer Sonntags-Analyse unter dem Titel „Governatori, guardatevi dagli amici” den Reigen. Drei Tage lang zog die italienische Ebner-Zeitung das Thema „Herausforderer Dorfmann“ weiter. Bis Herbert Dorfmann dann in einem Interview selbst Entwarnung gab. „Ich trete nicht gegen Arno an“, erklärte der SVP-EU-Parlamentarier dem Alto Adige.
Wechsel nach Bozen
Das Absurde an der Geschichte ist die Tatsache, dass Herbert Dorfmann und Arno Kompatscher persönlich durchaus miteinander können. Deshalb gibt es im Hintergrund längst ein anderes, sehr konkretes Szenario.
Der Landeshauptmann weiß, dass er für seine zweite Amtszeit seine Landesregierung umbauen muss. Eine der offenen Baustellen ist dabei der Bereich Landwirtschaft. Von Anfang war der mächtige Bauernbund mit Landesrat Arnold Schuler alles andere als zufrieden. Schuler selbst hat in den vergangenen dreieinhalb Jahren nicht unbedingt Wunder vollbracht, so dass sich dieser latente Konfliktherd alles andere als entspannt hat.
Vor diesem Hintergrund bahnt sich eine völlig neue Lösung an. Herbert Dorfmann wechselt im Herbst 2018 von Brüssel nach Bozen. Der Eisacktaler EU-Parlamentarier kandidiert bei den Landtagswahlen. Keiner in der Partei zweifelt, dass der smarte Dorfmann nicht unter den Erstgewählten landen wird. Auch weil er als ehemaliger Bauernbund-Direktor den wichtigsten Südtiroler Verband hinter sich hat.
Herbert Dorfmann wird dann im Kabinett Kompatscher II zum neuen Landesrat für Landwirtschaft ernannt. Arnold Schuler, den man bei den Landtagswahlen ebenfalls ein gutes Ergebnis zutraut, würde ebenfalls in der Landesregierung bleiben. Aber mit anderen Agenden: Etwa den Gemeinden.
Der Schritt kommt auch für Herbert Dorfmann zum genau richtigen Zeitpunkt. Die Legislatur im Europaparlament endet im Juni 2019. Nach zehn Jahren in Brüssel dürfte auch ihm eine Luftveränderung durchaus gut tun. Zudem könnte Dorfmann bei seiner Wiederwahl Probleme haben. Denn der SVP-Kandidat fliegt traditionell mit einem PD-Ticket nach Brüssel. Der PD hat bereits signalisiert, dass er Dorfmann wegen seiner demonstrativ passiven Haltung beim Verfassungsreferendum als Kandidat nicht mehr goutiert.
Vor allem aber könnte das Amt des Landwirtschaftslandesrat für den 48jährigen Eisacktaler Politiker das Sprungbrett nach ganz oben sein. Dann, wenn Arno Kompatscher wirklich abdankt.
Ladinische Wachablöse
Herbert Dorfmann wird aber nicht das einzige neue Politkaliber in der Landesregierung sein. Bereits fix ist auch ein Wechsel auf ladinischer Seite. Florian Mussner wird im Herbst 2018 seine Karriere auf Landesebene beenden. Sein logischer Nachfolger: Daniel Alfreider.
Daniel Alfreider gilt als Intimus von Arno Kompatscher. Der Landeshauptmann will Alfreider unbedingt in seine neue Landesregierung holen. Doch der Gadertaler Kammerabgeordnete hatte lange gezaudert. Er hat sich in Rom eine Bühne geschaffen, auf der er sich durchaus geschickt bewegt. Nach Karl Zeller gilt Alfreider als bester Mann der SVP in Rom.
Nach Informationen von Salto.bz ist der Wechsel inzwischen aber fix. Daniel Alfrieder hat bereits zugesagt. Die Möglichkeit, als Landesrat mehrere Ressorts zu verwalten und zu gestalten, scheint durchaus Appetit zu machen. Für den gelernten Bauingenieur ist das Mussner-Ressort zudem wie maßgeschneidert.
Alfreiders Wechsel hat außerdem für einen seiner römischen Kollegen einen mehr als angenehmen Nebeneffekt. Der Kalterer Jurist Manfred Schullian wird damit für die SVP in Rom noch unabkömmlicher.
Um es kurz zu machen, Arno
Um es kurz zu machen, Arno Kompatscher wird ca 60.000 Vorzugsstimmen erhalten. Weitere Postenbesetzungen in der zukünftigen Landesregierung werden nur mit Zustimmung Billigung der 5Sternebewegung erfolgen. Den Landwirten sind Schuler wie Dorfmann gleichermaßen zuwider. Die Führungsriege des Bauernbundes hat schon jetzt an Zustimmung eingebüßt.
So klar wie Franceschini sehe ich den Wahlausgang also nicht!
DIe Wähler lassen sich nicht
Die Wähler lassen sich nicht mehr von Verbänden sagen, wen sie wählen sollen! Und so mancher Favorit der Prognosen (zumal der frühen) ist schon durchgefallen, daher enhalte ich mich der Prognosen! Was Schuler zu den Gemeinden (die er schon hat) dazu bekommt, wenn dem Landwird Land- und Fortswirtschaft genommen wird, ist reine Spekulation!
Bis vor kurzem war es laut
Bis vor kurzem war es laut Presse so gut wie fix, dass Siegfried Rinner neuer Landwirtschaftslandesrat wird....
Wie sagt man so schön: "da
Wie sagt man so schön: "da fliest noch viel Wasser die Etsch hinunter"
Diese Spekulation könnte vielleicht zutreffen aber auch ziemlich daneben liegen.
Auf alle Fälle interessant.
Wenn es nächste Woche regnet dann fliest umso mehr Wasser runter.
"Daniel Alfreider (...) Für
"Daniel Alfreider (...) Für den gelernten Bauingenieur ist das Mussner-Ressort zudem wie maßgeschneidert." Der Autor ist da wohl auch nicht ganz am Laufenden, denn Mussner verwaltet nicht mehr das Bauten-Ressort!! Sondern: Ladinische Bildung und Kultur, Denkmalpflege, Museen, Verkehrsnetz und Mobilität.
Antwort auf "Daniel Alfreider (...) Für von Sepp.Bacher
Sehr geehrter Herr Bacher,
Sehr geehrter Herr Bacher,
zum Verkehrsnetz gehören die Straßen und die Tunnels. Und was tut ein gelernter Bauingenieur lieber als Straßen und Tunnels zu bauen. Vor allem wenn er vor seiner politischen Karriere beruflich mit dem BBT befasst war?
Antwort auf Sehr geehrter Herr Bacher, von Christoph Fran…
Es stimmt, der Bereich
Es stimmt, der Bereich Tiefbau (Straßenbauämter) ist bei Mussner geblieben. Wie ich lese ist Alfreider Bauingenieur ohne Spezialisierung auf Hoch- oder Tiefbau.
Antwort auf "Daniel Alfreider (...) Für von Sepp.Bacher
Verkehrsnetz beinhaltet auch
Verkehrsnetz beinhaltet auch den Tiefbau, also das Bauen von Brücken, Tunnels und Straßen.
Erstaunlich wieviel Leute es
Erstaunlich wieviel Leute es immer gibt die genau wissen ob einer was wird oder nichts wird, was einer macht oder nicht
macht. Mir ist es egal. Diese Figuren sind austauschbar, ihre Aufgabe ist ja nur fuer sich und ihre Freunde an den Futtertrog zu gelangen.