Kühle gegen Herz
Die Stimmung ändert sich schlagartig. Man spürt plötzlich so etwas wie menschliche Wärme im Saal. Eine Lockerheit und wohltuende Erdung, die vorher gefehlt haben.
Josef Pühringer, der vor kurzem als Langzeit-Landeshauptmann von Oberösterreich abgedankt hat, ist als Überraschungsgast geladen, um die Laudatio für Luis Durnwalder zu halten.
Wie ein Hurrikan marschiert Pühringer in den Saal ein, schüttelt den Ehrengästen im Schnelldurchlauf die Hände und stellt sich ans Rednermikrophon. Ansatzlos hält der oberösterreichische Politprofi danach eine Rede, die man als bestes politisches Entertainment bezeichnen kann. Josef Pühringer spricht fast mehr von sich selbst als über den Geehrten. Aber genau das passt zu Luis Durnwalder. Selten wurde auf einer Landesversammlung so ausgiebig und herzlich gelacht.
“Plötzlich stehen kühle Sachlichkeit, geschulte Rhetorik und professionelles Fachwissen einer geballten Ladung an bodenständiger Hemdsärmeligkeit, jahrzehntelanger Erfahrung und einer liebenswürdigen Schlitzohrigkeit gegenüber.”
Es ist eine andere Welt, die hier plötzlich auf der Bühne steht. Eine andere Generation von Politikern, wie es Philipp Achammer, Arno Kompatscher & Co sind. Selten kann man einen augenscheinlichen Unterschied so klar erleben, wie an diesem Tag im Meraner Kursaal.
Hier stehen kühle Sachlichkeit, geschulte Rhetorik und professionelles Fachwissen der amtierenden Politikergenerationen plötzlich einer geballten Ladung an bodenständiger Hemdsärmeligkeit, jahrzehntelanger Erfahrung und einer liebenswürdigen Schlitzohrigkeit der ehemaligen politischen Führungsschicht gegenüber.
Hier steht Kopf gegen Herz. Positionen gegen Emotionen.
Arno Kompatscher & Co können einem Leid tun. Der sachliche Rechenschaftsbericht des Landeshauptmannes mag politische Brisanz haben, schön gedrechselt sind zwischen den Zeilen Botschaften versteckt. Vom Stuhl haut er an diesem Vormittag aber niemanden.
Wenn Luis Durnwalder minutenlang auf der Bühne mit den Tränen ringt, wenn er mit glasigen Augen auf seinem Stuhl im Publikum herumzappelt, dann ist das ein ganz anderer Tobak. Besser könnte man sich einen Werbespot für die Volkspartei kaum vorstellen.
Man merkt es: Es sind heute andere Zeiten. Das ist auch gut so.
Das Edelweiß hat den Kopf nicht verloren. Ein bisschen mehr Bauch würde ihm aber gut tun.
Sehr sentimental. Wenn es
Sehr sentimental. Wenn es nicht so fokusiert auf eine Figur wäre, auch zurecht; wir sind sehr empatielos, kalkulierend und Grundsatzauseinandersetzungsmüde geworden.