Gesellschaft | Stadt- und Dorfgespräche

Visionen für Südtirol

Wie wollen wir in Zukunft in unserem Land miteinander leben? Anlässlich der Landtagswahlen laden wir Bürgerinnen und Bürger zu unseren Dorf- und Stadtgesprächen ein. Das Pilotgespräch findet am Montag, 10. Juni in Meran statt.

Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Wieso starten wir diese Initiative?

In der Vorwahlzeit werden die Politiker wieder mit Ihren Programmen und Versprechen um unsere Stimme werben. Was aber bei den Wahlveranstaltungen meistens zu kurz kommt, ist der Kommunikationsfluss in die andere Richtung: Wie können die BürgerInnen den Politikern ihre Vorstellungen, Sorgen und Visionen mitteilen? Nicht alle haben einen direkten Kontakt zu den Kandidaten.

Deshalb wollen wir ein Forum schaffen, in dem sich Bürger aus allen Schichten und Altersgruppen treffen können, um miteinander über ihre Vorstellungen, Sorgen und Visionen zu reden. Eine professionelle Moderation wird dafür sorgen, dass diese Gespräche konstruktiv und kreativ verlaufen. Die Ergebnisse werden dokumentiert und allen im Internet und in der Presse zugänglich gemacht.

Die repräsentative Demokratie funktioniert, wenn die gewählten Politiker ein aktuelles und differenziertes Bild und ein gutes Gespür dafür entwickeln, was die Gemeinschaft wirklich braucht und will. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten.

Wie läuft ein Dorf- oder Stadtgespräch ab?

Die BürgerInnen treffen sich für zweieinhalb Stunden in einem Saal, der mit Stehtischen bestückt ist, sodass sie sich im Sinne der World Cafè Methode in Fünfergruppen zusammenfinden können. Im Raum befinden sich auch mehrere Flipcharts.

- Beim Eintritt markiert jeder auf einer Tafel seine Altersgruppe, Beschäftigung und Geschlecht.

- Der Ablauf des Treffens wird von den ModeratorInnen erläutert und die Regeln erklärt.

- Jede Gruppe benennt die wichtigsten Themen, die sie beschäftigen und schreibt sie auf ein Blatt Papier.

- Nach 15 Minuten werden die Blätter an eine Pinwand geheftet und jeder bezeichnet mit einem roten Punkt die drei Themen, die ihm/ihr am wichtigsten sind.

- Die wichtigsten Themen werden auf je ein Flipchart geheftet und die BürgerInnen gehen zu jenem Thema, zu dem sie etwas beitragen möchten. Für jedes Thema stellt sich ein Verantwortlicher zur Verfügung, um die Vorschläge zu notieren. Die BürgerInnen können frei von einem Thema zum nächsten wechseln. Die Flipchart ist in zwei Spalten geteilt: Probleme / Lösungsvorschläge.

- Nach 45 Minuten können die BürgerInnen sich 15 Minuten lang die Arbeit der Anderen Gruppen ansehen.

- Die Gespräche werden mit 30 Minuten Dialog abgeschlossen.

Wie geht es nach dem Gespräch weiter?

Die Ergebnisse werden gesammelt und im Internet in Zusammenarbeit mit dem Medienportal Salto veröffentlicht. Dort können sie unter Angabe des Namens kommentiert werden. Eine Zusammenfassung wird auch in Zeitschriften veröffentlicht.

Wer steht hinter dieser Aktion?

Die Initiative wird von SysMaCon und blufink als ganzheitliche Beratungsunternehmen als Engagement für eine zeitgemäße und gelebte Demokratie organisiert. Das Amt für Weiterbildung unterstützt das PRojekt im Rahmen der Initiativen für politische B ildung. Als Mitträger der Initiative laden wir alle Parteien, Verbände, Vereine, Gemeinden, Medien und die Bildungsausschüsse aller drei Sprachgruppen ein, die Initiative zu unterstützen. Die wichtigste Unterstützung ist die Bekanntmachung der Initiative und die zur Verfügung Stellung geeigneter Räume.

Wer wird zu den Gesprächen eingeladen?

Die Gespräche sind für alle BürgerInnen offen. Auch PolitikerInnen werden zu den Veranstaltungen eingeladen, allerdings mit der Auflage „nur“ zu zu hören. Jeder spricht in seiner Muttersprache. Es sollten möglichst alle Schichten und Altersgruppen zu Wort kommen, deshalb müssen auch die Räumlichkeiten entsprechend gewählt werden und die verschiedenen Trägerorganisationen sollten alle Bürgerschichten abdecken.

Die Gesprächsregeln:

1.       Sprich von Themen, die Dich persönlich, Deine Familie, Deine Arbeit, Deine Gemeinde direkt betreffen.
2.       Höre zu und lass alle zu Wort kommen.
3.       Respektiere die Meinung anderer, auch wenn Du sie nicht teilst.
4.       Halte Dich von persönlichen Beleidigungen und Anschuldigungen zurück.
5.       Politiker sind als Zuhörer willkommen. Die Gespräche sind für sie eine Gelegenheit, zu hören, was die Bürger bewegt.

Dachte mir schon, oh Gott, wer kommt da schon wieder mit Visionen vor den Wahlen daher, die nach den Wahlen dann zu Delusionen werden, weil der Glaube an Visionen eine Illusion ist. Weit gefehlt.
Nachdem ich den Beitrag gelesen habe, möchte ich fast wie der ungläubige Thomas den Finger in die Wunde legen. Gibt's das in Südtirol wirklich? Eine Gesprächsrunde, professionell organisiert, offen, frei, unabhängig, ohne Lobby, ohne Privatinteressen, ohne ....
ja, ja, wollte es fast schreiben ... ohne Schießbefehl - im Sinne, dass man abgeschossen wird, sobald man den Mund aufmacht-. Kann man das für möglich halten und dabei noch zum Nulltarif, für alle die Lust haben, für alle die es zu schätzen wissen, für alle Demokraten und für unsere Domokratie. Hut ab, kann ich nur sagen und freue mich auf die Premiere in Meran am Montag. Das ist vielleicht ein Auftakt in einem viel zu kühlen Frühling in Hinblick auf einen heißen Herbst!

So., 09.06.2013 - 11:09 Permalink

Ihre Reaktion freut mich natürlich und ich hoffe, dass noch viel mehr Leute so denken.
Ich habe den Eindruck, es tut sich einiges in Südtirol und wir sollten unser Augenmerk viel mehr auf diese neuen Initiativen richten, als auf all das, was überholt und nicht so toll ist. Am Samstag fand z.B. im Raiffeisensaal in Bozen eine Informationsveranstaltung des Netzwerks Partizipation statt. Ich war beeindruckt, wie viele interessante Projekte da vorgestellt wurden.
Wir müssen sicher viele neue Gesprächsräume und Gesprächsgelegenheiten schaffen und erfinden. Social technologies nennen es die Amerikaner und damit sind nicht nur die elektronischen Medien gemeint. Wir müssen vernetzt denken, miteinander denken. Das Denken dürfen wir nicht an die politischen Vertreter delegieren.
Nun, unsere Initiative ist ein bescheidener Versuch und wir hoffen, dass er gute Früchte tragt und Nachahmer findet.

So., 09.06.2013 - 15:54 Permalink

Georg: gute Initiative! Ist das deine Initiative - oder von wem geht die Initiative aus? Habt ihr Geldgeber oder wie finanziert ihr euch? Grüße

So., 09.06.2013 - 12:49 Permalink

Hallo Sepp. In vielen Diskussionen mit Freunden und Berater-KollegInnen haben wir uns immer wieder mit dem Thema beschäftigt, wie wir als Bürgerinnen und Bürger mehr Einfluss auf die Gestaltung unserer Zukunft gewinnen können. Die kommenden Landtagswahlen waren dann der unmittelbare Anstoß, etwas zu versuchen. Ich habe Katharina Erlacher von blufink kennengelernt und dann ist das Konzept in Nu entstanden. Wir hatten auch Glück, im Amt für Weiterbildung offene Ohren zu finden und noch einen Rest an Geldmitteln, die für Initiativen zur politischen Bildung bestimmt sind. Das deckt die Startspesen, wir hoffen nun auch auf die Unterstützung von Vereinen, Verbänden, Parteien und Unternehmen. Wir sind gespannt wie die Pilotveranstaltung am Montag läuft. Ich hoffe, Du bist dabei.

So., 09.06.2013 - 15:44 Permalink

Klingt sehr interessant und in die Zukunft weisend. Sollte nicht vor dem Hintergrund der Landtagswahlen gesehen werden, denn eine Initiative dieser Art braucht jahrelange Übung und Durchhaltevermögen.

Dass die Landesverwaltung das mitfinanziert halte ich für einen potenziell fatalen Geburtsfehler.

So., 09.06.2013 - 18:15 Permalink

dass die Landtagswahlen nur den Anlass geliefert haben, die Gespräche aber (vielleicht auch in anderer Form) weitergehen müssen sehen auch wir so.
Wenn unsere Landesverwaltung solche Initiativen unterstützt, dann sehe ich das als einen Luxus, für den ich sehr dankbar bin. Es ist auch nur eine Starthilfe, wir werden sehen wer dann die weitere Entwicklung unterstützen wird.

So., 09.06.2013 - 18:25 Permalink

@Markus Lobis
Wo ist Dein Problem? Wenn da das Land(das heißt die Allgemeinheit) mitfinanziert dann geht das sehr gut und auch in Ordnung; man sollte immer daran denken(siehe auch Artikel) was so etwas kostet. Schlimm wäre es wenn eine politische Partei dahintersteckt; oder noch schlimmer einer jener Kulturvereine und Traditionsverbände die sich wie politische Parteien gerieren. Daß ein Privater das aus eigener Tasche finanziert wäre erstens höchst ungewöhnlich und zweitens würde mir als Erstes in Sinn kommen was der Zweck wohl ist; bei Firmen oder Konzernen sind das so und anders die ersten Fragen. Wenn ich heute in Südtirol eine neue Initiative sehe dann google ich erst einmal die Personen und die Firmen die dahinter stehen; sowie die die bei dem Ganzen dabei sind. Das ist dann manchmal sehr erhellend. ;)

Das hier scheint mir erst einmal eine interessante Initiative zu sein; mal sehen wohin sich das bewegt.

So., 09.06.2013 - 18:37 Permalink

Zu allererst Kompliment an euch für die Initiative und ich ziehe wieder Mal meinen Hut vor Salto.bz die euch hier aktiv unterstützen.
Eine Bekannte hat mir vorige Woche von der Initiative erzählt und mir vorgeschlagen mitzukommen. Aber ich war skeptisch. Nicht wegen dem Was oder Wie ihr das macht, das finde ich echt super (schließe mich der Meinung von Sebastian an (ist ja nicht oft, gell Sebastian:-)), sondern weil ich ja selbst den politischen Weg eingeschlagen habe und ich es nicht stimmig fand dort selbst die Stimme zu erheben. Ich danke dir Georg (ich bin mal so frei das Salto-Du zu verwenden:-)), dass du diesen Punkt angesprochen hast. Nun kann ich mit ruhigem Gewissen kommen, meine Klappe halten, und einfach nur den Hörsinn benutzen:-)

So., 09.06.2013 - 19:17 Permalink

Lieber Klaus, wenn du's schaffst, bei der Pilotveranstaltung die Klappe zu halten, dann sei dir alles verziehen. Und so oft anderer Meinung warst du nun auch wieder nicht. Bin morgen aber nicht dabei wegen Terminüberschneidung, doch ich hoffe auf Folgeveranstaltungen. Und wir lesen die Ergebnisse ja in salto, das ist wunderbar. Da kann ich dann auch überprüfen, ob du wirklich nur zugehört hast. Aber eine Frage kommt mir in den Sinn: Ist ein Kandidat denn schon Politiker?

So., 09.06.2013 - 21:45 Permalink

Ich werd mir Mühe geben mit dem Klappe halten:-). Und bezüglich Politiker; ich habe bewusst "den politischen Weg eingeschlagen" und nicht "Politiker" geschrieben, da ich auch hier ganz deiner Meinung bin. Ein Kandidat ist noch kein Politiker.

So., 09.06.2013 - 22:24 Permalink